Macher vs. Macher - ist Kritik an den Kollegen erlaubt?

  • M.G. spricht doch wahre Worte. sinng. "Wo ist denn die ganze Scheiße?".
    Wenn ich mir manche Sachen so durchlese..a war schlecht, b igitt, c Abgründe habe ich gesehen und gehört..Fazit 9 von von 10 Punkten..joo...dann habe ich auch schon alles gelesen, was ich so brauche.

  • Ich möchte Marco Göllner nicht verteidigen (das kann er selber gut genug), aber es scheint mir zumindest bemerkenswert, dass die teils hitzige Diskussion in diesem Thread sich hauptsächlich um die “Prinzipienfrage” dreht, ob Kritik unter Produzenten erlaubt ist oder nicht und sich mit der Kritik selbst inhaltlich kaum bis gar nicht auseinandersetzt. Vielleicht war es ein Fehler, eine konkrete Serie – Die letzten Helden – zu benennen, aber der Macher dieser Serie gibt sich ja auch redlich Mühe, z. B. in diesem Forum im Gespräch zu bleiben, und da bietet man nun mal eine Angriffsfläche, zumal das Produkt selbst eben aus professioneller Sicht durchaus gewisse Schwächen hat.


    Ein Thema, das mir viel wichtiger erscheint, ist allerdings Marcos Frage nach den negativen Kritiken. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen: Natürlich leidet man mit schlechten Kritiken und freut sich über gute, denn letztere streicheln das Ego (und wem gefällt das nicht), aber dann liest man hier und da eine Kritik zu anderen Produkten (in die man selbst natürlich auch reingehört hat) und ist gelinde gesagt erstaunt, wie wenig kritisch die Kritiker sind und wie wenig sie sich – trotz Hunderter Hörspiele, die sie rezensieren – mit dem Handwerk eines gut gemachten Hörspiels auseinandersetzen. Das ist schade, denn es entwertet natürlich auch das Lob am eigenen Produkt. Also sehr ärgerlich. :-)


    Das führt zu einer weiteren Überlegung: Wie kritisch ist der durchschnittliche Hörspielhörer überhaupt? Und tut er der Branche damit einen Gefallen? Es wird ja immer wieder geklagt, dass das Hörspiel eine Nische sei und es schwer habe, sich gegen Mainstream wie Hörbücher oder gar andere Medien durchzusetzen. Ich kenne diese Klagen aus dem Heftromanumfeld, in dem ich viele Jahre tätig war, und dort lautet mein Fazit: Der Heftroman stirbt zurecht aus, weil die Inhalte inzwischen nahezu jede professionelle Messlatte reißen. Und dabei ist das erst in zweiter Linie eine handwerkliche Frage. In erster Linie geht es um Innovationen. Der Heftroman wie auch das Hörspiel stagnieren inhaltlich seit vielen Jahrzehnten (wie Marco rede ich hier vom kommerziellen Hörspiel). Ein Beispiel ist die “Puppenmacher”-Szene aus Dorian Hunter 3. Natürlich war dieser Schockeffekt kalkuliert, aber in jedem Kinofilm oder Knochenbrecher-Gerichtsmediziner-Thriller (die ja zurzeit sehr in Mode sind) hätte Udo Schenks Seufzen nicht mal ein Stirnrunzeln ausgelöst. Die Hörspielwelt hingegen verlor den Glauben an das Gute.


    Ich betone: Dabei geht es nicht darum, Tabus zu brechen, sondern es geht darum, Entwicklungen aufzunehmen, mit anderen Medien, mit gesellschaftlichen Trends im Austausch zu bleiben. Was hat sich in den vergangenen 20 Jahren nicht alles getan! Anspruchsvolle DVD-Serien wie Lost, The Shield oder Sopranos haben den Markt erobert, seit Kurzem gibt es dieselben Ansätze endlich auch im Computerspiel (z. B. Heavy Rain). Da werden Medien erwachsen. Und Hörspiele? Da scheint der Gipfel der Glückseligkeit erreicht, wenn sich endlich jemand der Macabros-Lizenz erbarmt und sie hoffentlich “so ähnlich macht wie damals Douglas Welbat”. Und selbst dieser Plan endet im Desaster.


    Machen wir uns nichts vor: Die Katze beißt sich in den Schwanz. Für ein Feuerwerk an Innovationen fehlt natürlich hier und da schlicht das Geld. Marco und ich gehen bei Dorian Hunter sehr kritisch miteinander um, verwerfen mehrfach Skriptideen, schreiben um, lektorieren etc. Aber an ein Hollywood-Drehbuch mit seinen vierzig Fassungen kommen wir natürlich trotzdem nicht heran, einfach weil dafür die finanziellen Möglichkeiten fehlen. So gibt es in den bisherigen Hunter-Folgen zwangsläufig viele Sequenzen, die man in der Rückschau als Schwachpunkte identifiziert und beim nächsten Mal besser machen möchte. Aber Tatsache ist auch: Für ein gutes Skript (die Grundlage einer guten Geschichte) WILL im Hörspielbereich auch kaum jemand Geld ausgeben. Kein Macher und anscheinend auch kein Hörer. Vom letzteren verlange ich auch nicht unbedingt, die Qualität eines Skripts beurteilen zu können, von einem Kritiker aber schon - und da hapert es in der Branche leider ganz gewaltig. Bezeichnenderweise gibt es ja nicht einmal einen Preis für das beste Hörspielskript, genug Gelegenheiten gäbe es ja bei all den Preisen, die so verliehen werden (Ohrkanus, Hörspiel-Award, Vincent-Preis, Phantastik-Preis etc.).


    Damit komme ich zum zweiten Punkt neben dem Thema Innovation. Dem Handwerk. Ja, es gehört ein solches dazu, um ein gutes Hörspiel zu machen. Es ist ein eigenes Medium, anders als ein Buch, anders als ein Hörbuch und erst recht anders als ein Film. Auch wenn ein Hörspielplot – wie viele gute Geschichten – im großen Rahmen mit dem Handwerkszeug auskommt, das schon Aristoteles entwickelt hat, steckt der Teufel im Detail, in den einzelnen Szenen: Im Roman kann ich einen inneren Monolog erzählen. Im Hörspiel brauche ich (in der Regel) einen Dialogpartner. Im Film kann ich die Figuren nonverbal agieren lassen. Im Hörspiel ist das ungleich schwieriger. Das Hörspielskript verlangt also in weiten Teilen eine ganz eigene Form des Handwerks. Das geht bei der Regie weiter. Eine Hörspielregie ist anders als eine Synchronregie, ein guter Akteur vor dem Mikro eher Schauspieler als Sprecher – aber zugleich wieder mit anderen Mitteln als im Film. Vom aufwendigen Sounddesign ganz zu schweigen. - All diese Dinge werden in vielen Hörspielen überhaupt nicht (!) berücksichtigt. Da wird irgendwo ein bekannter Sprechername gebucht, und damit wird aus einem Amateurskript, bei dem jeder Verlagslektor Augenkrebs bekommen hätte, ein Profihörspiel. So einfach geht das. Skript und Sounddesign übernimmt der “Produzent” aus finanziellen Gründen nämlich selbst, ohne sich jemals professionell mit diesem Handwerk befasst zu haben. Ein Schlag ins Gesicht für jeden Autor und jeden Sounddesigner. Und ein zweiter Schlag kommt hinterher, wenn die Kritiker das einfach durchgehen lassen!


    Ich meine, ganz ehrlich: Das ist, als würde ich mir von einem Architekten ein Haus planen lassen, der als einzige Referenz angeben kann, schon einmal in einem gewohnt zu haben. Was für ein Gedanke. Das Gegenteil ist doch richtig: Es braucht sogar mehrere Fachleute, es braucht gute Autoren, gute Regisseure, gute Sounddesigner, gute Sprecher, gute Grafiker, gute Zeichner – und am besten noch einen im Hintergrund, der gut Fäden in der Hand halten kann. :-) All dies zusammen sehe ich bei den wenigsten Labels. Und da wundern wir uns, dass anspruchsvolle Konsumenten stirnrunzelnd auf unsere Branche herabschauen? Ich glaube, da ist bei uns allen noch jede Menge Luft nach oben!


    Dennis Ehrhardt, Zaubermond Verlag

  • Wow sehr gutes Statement mit vielen Ansatzpunkten für die Zukunft der Hörspielbranche.


    Leider stehen hinter den scheinbar anspruchslosen Kritikern aber genauso anspruchslose Hörer die vieles durchwinken und zum Teil Fehler als Hommage an alte Zeiten sehen. Die mitunter zurecht geäußerte Kriktik wird dann sehr schnell als "Dauernörgeln" oder gar Beleidigung des Produzenten angesehen. Das mag vielleicht seinen Ursprung darin haben, dass wir eben ein so kleiner Markt sind und die Meinung vorherrscht, man dürfe sich nicht noch von Innen heraus schlecht machen. Alles andere als einfach. Innovation und Erneuerung wie ihr und einige andere Label sie einbringen sind aber sicherlich der richtige(re) Weg.

  • Ich kann hier natürlich nur für mich sprechen (und da fürs Skript erstellen):
    Ich finde das Statement von Dennis sehr gut und würde es so auch unterschreiben, bzw. mich selbstverständlich auch an der eigenen Nase packen.


    An vielen wichtigen Ecken, wird aus Kostensicht gespart. Ich kenn das von uns ja auch: Ein professioneller Lektor ist unerschwinglich, also schart man einen Stab an Vertrauten um sich, die dann möglichst ehrlich ein Feedback zum fertigen Skript abgeben, um den ein oder anderen offensichtlichen Fallstrick zu erkennen. Und selbst nach 13 Hörspielskripten die ich verfasst / mitgeschrieben habe, rutscht beim Schreiben so viel durch: Da eine holprige Formulierung, hier ein Logikfehler - Schreiben ist ein permanenter Kampf zwischen Betriebsblindheit und Lernkurve und das ist gut so. Allerdings sollte das fertige Skript davon so wenig wie möglich wiederspiegeln.


    Deshalb ist es aber auch wichtig - gerade als Einsteiger, als der ich mich auch noch sehe - sachliche Kritik zu empfangen und aber vor allem auch kritikfähig zu sein. Man muss offen mit Kritik umgehen können, und soweit diese fundiert ist, diese auch in die eigene Arbeit umsetzen können. Wir haben uns bei sowohl "Experiment Zero", als auch bei "Der Fluch" sehr über das positive Feedback gefreut (wer würde sich nicht darüber freuen), andererseits ist es nicht so leicht daraus etwas zur Verbesserung mit zu nehmen. Ansonsten ist mir aber auch jedes offene Wort eines Kollegen willkommen, bzw. wenn demjenigen an offener Kritik gelegen ist, bekommt er die auch gern von mir (natürlich sachlich und begründet, versteht sich).


    Ich habe auch schon erlebt, das ein Hörspiel mit geteilter Kritik - das also polarisiert - teilweise mehr Wahrnehmung erfährt, als ein nur zum Himmel gelobtes, weil das oft schon ein Standard in vielen Reviews ist. Bitte nicht mißverstehen es gibt natürlich Außnahmen zur Regel und ich möchte ich nicht allen Hörspiel-Kritikern über den großen Zeh fahren :).

  • :applaus: Geb ich jetzt mal einfach an die letzten Posts hier! Da steckt soviel Wahres drin! Danke! Vor allem, was so vom Konsumenten durchgewunken wird...da kräuseln sich mir teilweise echt die Fußnägel hoch...mit ein Grund, warum "kommerzielle Produktionen" es bei mir so schwer haben, überhaupt ans Ohr zu kommen... Irgendwie hat man doch ständig das Gefühl, da ist (wie schon erwähnt wurde) noch ganz viel Luft nach oben und man kann selten sagen: Jau, passt!
  • Macher vs. Macher... Ihr seid gut. ;) Schön plakativ...


    Gebe Dennis Ehrhardt in vielen Argumenten Recht, aber letztendlich entscheidet der Konsument und wenn der eben "Rotz" hören möchte ist das auch so. Das nennt man Geschmack, und über Geschmack lässt sich streiten oder eben auch nicht.


    Es gab genügend Serien die TOP produziert waren, sie scheiterten fast alle. Oder was ist mit E.A.Poe, Perry Rhodan, etc.? Es wurden nicht genügend verkauft. Qualität hin oder her.


    Der Markt hat seine eigenen Gesetze und es setzt sich das durch, was eben offensichtlich den höchsten Unterhaltungswert hat. Und darum geht es schlussendlich: Um Unterhaltung...! Nicht mehr, nicht weniger...


    Und wenn es Morgen vielleicht FAITH, DORIAN HUNTER oder GABRIEL BURNS nicht mehr gibt, ist das halt so.Pech für uns Produzenten und Pech für die Konsumenten, die die Serien mochten. Das Leben geht weiter...

  • Ich stimme Dennis in fast allen Punkten zu. Sehr interessante Ansatzpunkte.


    (1) Ich sehe es auch so, dass vieles einfach nur gekauft wird, da man die Serie angefangen hat und dann im Regal voll haben will. Besonders bei den ??? sehe ich das im Moment so. Das ist auf der einen Seite eine Belohnung fuer die langjaehrige Leistung und die guten Folgen die am Anfang kamen, aber auf der anderen Seite nicht gerechtgertigt, wenn man die Qualitaet der aktuellen Folgen mit anderen (weniger etablierten) Serien vergleicht, die im direkten Vergleich einfacher besser sind (obwohl das natuerlich subjektiv ist - was ist "besser"?).
    (2) Es gibt auch viele Rezensenten, die die volle Bandbreite der Bewertung nicht ausnutzen. Da kommt bei Lesern oft der Gedanke auf, dass die Rezensenten Hoerspiele umsonst bekommen und im Gegenzug dafuer gute Bewertungen schreiben. Wenn aber jeder eine 1 oder 2 bekommt, wie kann man dann die besten herausstehen lassen? Wenn das Hoerspiel schlecht ist, dann muss ein Hoerspiel auch mal eine 4 oder 5 bekommen, damit die guten sichtbar werden und eine 1 oder 2 auch etwas Wert ist.
    (3) Meiner Meinung hat nicht das qualitativ beste Hoerspiel die hoechsten Verkaufszahlen, sondern das beste Produkt-Gesamtkonzept. Ein Hoerspiel mag noch so gut sein, aber wenn es andere Punkte gibt, die nicht gut sind, dann verkauft sich selbst das beste Hoerspiel nicht. Wenn z.B. das Thema die breite Masse nicht anspricht oder gerade nicht im Trend ist. Oder wenn das Marketing und die PR der Serie nicht effizient ist. Oder wenn die Cover zum abschrecken sind. Oder wenn es eine neue Folge einer neuen Serie ist, die sich noch nicht etabliert hat (die dann einen schweren Stand hat soviel zu verkaufen wie eine durchschnittle Folge einer etablierten Serie). Oder wenn die Serie keine gute Verbreitung im Handel hat. Oder wenn die Serie keine Garantie fuer einen Abschluss hat (Stichwort – langlaufende Serie mit Rahmenhandlung die dann offen eingestellt wird wie Poe oder Rhodan). All diese Sachen muessen stimmen, um das maximale Verkaufspotential auszuschoepfen. Alleine ein ausgezeichnetes Hoerspiel zu machen reicht nicht aus.
    (4) Auf der anderen Seite kann man glaube ich nicht erwarten, dass jeder gerne nur die neuesten, anspruchsvollesten Serien hoert. Manche Hoerer moegen das und lieben die inhaltliche Tiefe und die charakterliche Komplexitaet einer Geschichte ueber 30-40 Folgen. Andere moegen aber lieber sehr seichte Unterhaltung, ohne grosse Rahmenhandlung und ohne dass man sich das Hoerspiel 2-3 mal anhoeren muss um es komplett zu verstehen. Viele moegen gar keine Geschichten, die sich ueber eine CD hinzieht. Es gibt eine grosse Bandbreite zwischen einem Shakespeare Film mit Kenneth Branagh und z.B. Rosamunde Pilcher oder andere Serien. Und man kann auch nicht erwarten, dass jeder Serien mit grossern Rahmenhandlung mag. Viele moegen lieber Folge fuer Folge hoeren und sich nicht daran erinnern was davor war (wie z.B. Titanias Gruselkabinett oder ???). Wenn ich mir die Hoerspielcharts anschaue, dann scheinen solche Hoerspiel sich besser zu verkaufen als anspruchsvolle Serien mit komplexen Rahmenhandlungen, die ich sehr gerne hoere, die aber nicht unbedingt fuer alle sind.
    (5) Ich sehe es auch so, dass der Grossteil der Serien und Reality-Kram im Fernsehen Schrott sind und dass z.B. HBO oder Showtime sehr gute Serien produzieren (wie Sopranos, Rom, Tudors etc.). Aber nicht jeder will das sehen. Manchen sind diese zu anspruchsvoll und sie koennen dabei nicht entspannen. Der Markt ist sehr vielseitig und wenn man als Produzent von anspruchsvollen und innovativen Produkten dann den Erfolg von seichter Unterhaltung sieht, dann is das sicherlich frustrierend, aendert aber nichts an der Tatsache, dass das banale DSDS viel hoehere Zuschauerzahlen hat, als eine komplexe Erzaehlung auf einem anderen Kanal. So ist das nun mal mit der Kunst. Kunst ist sehr subjektiv und nicht fuer alle. Manche lieben sie aber andere koennen damit nichts anfangen und bevorzugen banalen Schund, so traurig das auch ist.
    (6) Ich finde die Anregung, dass es einen Preis fuer das beste Hoerspielskript geben sollte, sehr gut.
    (7) Bezueglich Innovation. Ich habe haeufig geschrieben, dass ich Dorian Hunter sehr innovative finde, besonders in der Art wie die Geschichte erzaehlt wird. Klar es wird immer das Sounddesign von DH geruehmt, welches auch sehr gut ist, aber das haben andere Serien auch. Was Dorian Hunter fuer mich so stark auszeichnet, ist die innovative Erzaehlweise. Sehr abwechslungsreich und gut gemacht. Und auch der Ausblick auf die naechste Folge (letzter Track) halte ich fuer klasse und das war fuer mich relativ neu im Hoerspiel. Das nenne ich innovativ und ein guter Unterschied zu dem eher banalen Erzaehlstil von anderen Geisterjaegerserien. Das macht fuer mich mehr aus als das Sounddesign und deshalb ist Dorian Hunter fuer mich auch die Nummer 1 der Geisterjaegerserien.

  • Liebe Hörspielfreunde,


    eigentlich sollte es selbstverständlich sein - quasi als Ehrencodex -, dass sich Produzenten und Autoren nicht abfällig über ihre Kollegen äußern.
    Die Macher hingegen sollten sich immer konstruktive Kritik der Hörerschaft zu Herzen nehmen. Schließlich betreiben wir unsere Arbeit nicht nur als reine Selbstbefriedigung.
    Ich selbst stehe manchmal fassungslos vor Produktionen, an denen nahezu nichts stimmt. Aber darüber lasse ich mich niemals öffentlich aus.
    Bitte liebe Autoren! Seid kritikfähig. Gebt vor dem Gang ins Tonstudio die Manuskripte an unvoreingenommene und schonungslos ehrliche Mitmenschen weiter.
    Ein guter Kumpel oder die Freundin darf nicht der einzige Ratgeber sein. Wenn die "Ganz gut" sagen, bedeutet das "Mangelhaft!"
    Und lasst uns etwas riskieren! Belästigen wir die Welt nicht mit ewigen Aufgüssen uralter Themen und Klischees.
    Gönnt Frankenstein und Dracula eine Pause.


    Mit besten Grüßen, Raimon

  • Wahrhaft eine sehr spannende Debatte. Nicht zuletzt auch, weil sich so viele Produzenten zu Wort gemeldet haben. Das hat man ja doch auch nicht alle Tage.
    Interessant und wertvoll finde ich vor allem die Kritik an den Kritikern. Manchmal ist es gar nicht schlecht, wenn man durch eine solche Debatte mal wieder angeregt wird, die eigenen Bewertungen und deren Kriterien zu reflektieren.
    Ich will mich als jemand, der sich selbst aktiv im Rezensionsumfeld bewegt, gar nicht detailliert zu diesem Thema auslassen - da ergibt sich letztlich ja auch die gleiche Problematik wie bei der Kritik zwischen den Produzenten. Insofern würde mich aber mal von den Nicht-Rezensenten und vor allem von den Produzenten interessieren: von welchen Kritikern wird denn die qualitative Gleichschaltung auf hohes Niveau besonders forciert? Oder wem diese Frage zu heikel sein sollte: welche Kritiken entsprechen denn qualitativ den erwarteten Kriterien? (oder gibt es die womöglich gar nicht?)

  • Ich will nur kurz einwerfen, dass ich diese Offenheit der Debatte schätze. Wirklich selten, dass man so klare Statements von Seiten der Macher vernimmt. Am spannendsten finde ich persönlich die Kontroverse um den Standpunkt der Professionalität und der eigentlich nötigen Arbeitsteilung (und zwar wie zurecht angemerkt für ALLE Hörspiel-relevanten Bereiche)... um selbst eine ausführliche Meinung zu formulieren bin ich zwar zu müde... wollte aber nur kurz zum Weiterdiskutieren ermuntern :)

  • Macher vs Macher - Macher vs Kritker - Kritiker vs Kritiker - Egal! Es sollte ehrlich aber auch fair sein!


    Ehrlichkeit mit Schlägen, Fußtritten und Messerstichen ist genauso falsch wie Lobhudeleien für schlechte Ergebnisse. Warum können einige nichr einfach rein sachlich ihre subjektive Meinung über Positives und Negatives eines Produktes äußern ohne beleidigend zu werden? Und natürlich ist eine schlechte Äußerung über ein Produkt auch ein "Angriff" gegen den Macher. Denn schließlich steckt immer ein Teil eines Produzenten im Produkt. Sonst wäre es nicht SEIN Produkt! Und Sticheleien/Schadenfreuden zwischen den Produzenten sind absolut überflüssig! und können auch nach hinten losgehen. Wenn ich da bspw. an diverse "Kriegereien" zwischen Dennis Rohling und Thomas Birker zurückdenke - unnötig! Und dann beteiligen sich noch diverse User daran, sodass es wirklich zu "Kleinkriegen" ausartet - noch unnötiger! Nicht nur, dass es die Macher (mal mehr mal weniger) schon schwer genug gegen manche Kritiker haben, so sollten sie sich nicht auch noch gegenseitig das Leben schwer machen. Trotz gewisser Konkurrenz sollten sie -gerade in der jetzigen Zeit- zusammenhalten und sich gegenseitig unterstützen. (Was natürlich leichter gesagt als getan ist, wenn man sich nicht "leiden" kann. Dann aber wenigstens aus dem Weg gehen).

  • Macher vs. Macher - ist Kritik an den Kollegen erlaubt?


    Ein ziemlich aufgemotzter Titel, nicht wahr? Erinnert mich ein wenig an den Boulevard-Journalismus. Gewollt? Eine profane Antwort dazu: "Im Strafgesetzbuch steht nix, also ist es erlaubt!"


    Ist es aber clever? :D Wohl weniger, denn "Wer Wind sät wird Sturm ernten". 8) Ist es legitim? Absolut! Warum nicht!? :P Man freut sich doch über kontroverse Diskussionen, oder?


    Zum Inhalt:


    Ein Macher der sich als kritikfähig darstellt, wie mehrfach in diesem Beitrag geschehen, hat grundsätzlich meinen Respekt. Ich Frage mich aber, wenn der/die Betreffende(n) zig Tausend Euro durch schwache Bewertungen verlieren, ob sie dann immer noch das lernen aus Kritik in den Vordergrund stellen!? Aber egal. Jeder soll seinen Heiligenschein erst einmal tragen dürfen.


    Lieber Dennis!


    Der Markt funktioniert nunmal nicht so einfach, wie man es unter "Hardcorehörern" oder "Produzenten" gerne hätte. Das ist "gut" das ist "schlecht", weil es top-produziert wurde ist nunmal nur eine Teilwahrheit. Viele hoch gelobte Produktionen, die genau das bieten, sind am Boden. Schau Dir das beste Beispiel ??? an. Von Innovation und perfekter Inszenierung wohl weit entfernt, aber Kultstatus und die Kohle wird verdient und nicht zu knapp! Vielleicht ist genau das auch der Grund, warum das Hörspiel immer noch als Kinderangelegenheit gesehen wird. Wegen diesen Kultserien!


    Du sprichst die Kritiker an. Ich glaube, dass ein Großteil der Damen und Herren am Wesentlichen vorbei schleudern. Eine Produktion im Schwerpunkt aufgrund von Stimmen, Effekten und Musik zu bestimmen ist viel zu wenig. Gerade das Thema Story wird oft nur mit der Inhaltsangabe und ein/zwei Sätzen abgearbeitet. Aber ist das nicht das absolut wichtigste von allen? Warum kauft der MArkt Hörbücher? Wegen der Musik oder dem Sprecher? Schwachsinn. Nur wegen der Story! Die muß anmachen. Klar kann ein gutes Skript ohne den Rest im Hörspiel nicht funktionieren. Aber anstelle immer nur eine Inhaltsangabe der Macher zu kopieren, sollte man viel mehr wert auf den Inhalt legen. Das ist natürlich schwierig, wenn sich zum 1000x ein Zombie gegen die Menschen bewegt, ich weiß.

  • Wenn schon müssen es 1000 Zombies sein und ein Mensch... :D


    Aber ich gebe dir Recht. Würde man nur nach Soundeffekten und Musik gehen, wären wir mittlerweile Millionäre... Der Porsche steht immer noch nicht vor der Tür, macht nix, der Lambo machts ja auch....



    Im Ernst: Qualität ist relativ... Was für den Einen hohe Kunst ist, ist für den Anderen einfach Mist und umgekehrt.


    Das Produkt muss ansprechen.Aber eigentlich ging es ja hier um die "Battle of the Macher..." :D

  • anscheinend gibt es also mehr Hörbuchhörer als Hörspielhörer ? warum? sind die nur zu faul zum selber lesen?? mehr isses doch nicht, da liest jemand vor. kann man doch selber.

    Es liegt an Serien wie ???. So bescheuert es klingt. Wenn du heute einen Normalo nach Hörspielen fragst, dann bekommst du genau das gesagt: Kinderkram, wegen TKKG, 5 Freunde, ??? usw.


  • Sie muß ansprechen, genau! Und das hat grundsätzlich nichts damit zutun, ob eine Hörspiel "hochwertig" produziert wurde, oder nicht. Im Hörgenuss kann es schon einen deutlichen Unterschied machen, klar.

  • Gerade das Thema Story wird oft nur mit der Inhaltsangabe und ein/zwei Sätzen abgearbeitet. Aber ist das nicht das absolut wichtigste von allen? Warum kauft der MArkt Hörbücher? Wegen der Musik oder dem Sprecher? Schwachsinn. Nur wegen der Story! Die muß anmachen. Klar kann ein gutes Skript ohne den Rest im Hörspiel nicht funktionieren. Aber anstelle immer nur eine Inhaltsangabe der Macher zu kopieren, sollte man viel mehr wert auf den Inhalt legen. Das ist natürlich schwierig, wenn sich zum 1000x ein Zombie gegen die Menschen bewegt, ich weiß.


    Da sind die Geschmäcker nicht nur von den Genres, sondern auch von den Nutzungsarten sehr unterschiedlich. Wenn ich mir einen "Mithörspielabendsinsbettunddabeieinschlafer" vorstelle, dann ist eine komplexe Story kontraproduktiv, weil man dann entweder nicht einschläft oder alles nochmal hören muss ("wo war ich eingepennt?").


    Ich bin sehr storyzentriert, und das mit dem fehlenden "Drehbuchpreis" ist mir auch schon aufgefallen. Aber nach welchen Kriterien will man das bewerten lassen? Das hat ja schon Ausmaße von Literaturkritik, und spätestens hier wirds meiner Meinung nach schwierig für einen reinen Publikumspreis. Da eine Durchschnittsstory gekürt, die viele Fans hat, und das Ding ist in der Presse ne Lachnummer. Vielleicht ist der Ohrkanus da noch am ehesten in der Lage, ehrenvoll abzuschneiden, weil dort eben auch die Kritiker (miit Begründungspflicht) besonderes Gewicht haben.


    Würde man die Logik voraussetzen, dass eine Kombination aus Anspruch/Hintergrund und spannender Handlung eigentlich den idealen Bestseller ergeben sollte (das Beste aus beiden Welten), dann hätte z.B. nicht sowas wie "Twilight", sondern "Das Erlkönigmanöver" vor zwei Jahren abräumen müssen. Goethe und Schiller als ein echtes "Mission: Impossible"-Team? Ist genauso cool und sassy geworden, wie ich es mir gewünscht hatte.


    Aber genau hier sollten gerade die Serienproduzenten sich was einfallen lassen — gute Stories wirken in der breiten Masse, wenn die sie auch zu hören kriegt. Aber dazu poste ich meinen Vorschlag mal in einen Extrathread.


    Von meiner Seite aus — danke fürs Lesevergnügen dieses Threads und die offenen Statements, gerade auch Dennis Ehrhardts offenen Worte haben mir gefallen.

    They call me the Fader. Which is what I'm about to do.

    Die deutsche Rechtschreibung ist Freeware, d.h. man darf sie kostenlos nutzen.
    Allerdings ist sie nicht Open Source, d.h. man darf sie nicht verändern oder in veränderter Form veröffentlichen.