Wie wichtig ist euch der Sprecher bei Hörbüchern?

  • Ich stelle es bei mir gerade verstärkt fest, dass ich bei neuen Hörbüchern neben der inhaltlichen Vorauswahl vor allem verstärkt nach bestimmten Sprechern aussuche.
    Wenn das Hörbuch also beispielsweise von David Nathan, Simon Jäger, Stefan Kaminski oder Franziska Pigulla gelesen wird, überlege ich gar nicht lange und greife mehr oder weniger blind zu. Vom Inhalt lasse ich mich dann größtenteils einfach überraschen.


    Wie ist das bei euch? Welche Sprecher machen für euch ein Hörbuch zu einem MUSS?

  • Es ist nicht selten, dass eine Sprecherin oder ein Sprecher es möglich macht, dass so manch dünne Story noch erträglich gestaltet wird.


    Wie wir uns ja schon an mehrerlei Stellen einig sind: Stefan Kaminski! ;)


    Wobei man das eigentlich generell nicht so sagen kann. Ein David Nathan und ein Simon Jäger haben auch schon einiges an Mumpitz eingelesen, dann wiederum gibt es tolle Geschichten, die ein schlechter Sprecher in den Sand setzt.


    Am besten ist natürlich der Idealfall, wenn es in allen Bereichen stimmt.


    Fakt ist aber: Ein guter Sprecher ist bei einem Hörbuch SEHR wichtig, wenn man ihm schon die ganze Zeit zuhört. ;)

  • Sehr wichtig, ich gehe zu vielleicht 70% nach Sprecher und zu 30% nach Inhalt. Bei Hörbüchern mit Leuten wie Joachim Kerzel, Diemar Bär, Frank Glaubrecht, Franziska Pigulla, Ulrich Matthes, Christian Berkel, Andrea Sawatzki oder Joachim Höppner kann man selten was verkehrt machen.


    Es gibt auch sehr gute Sprecher, deren Stimmen mir bei Hörbüchern weniger zusagen und ich deshalb zweimal überlege, ob ich da zuschlage. Das wären u.a. Ulrich Pleitgen, Helmut Krauss oder Hans Peter Hallwachs


    Hörbücher mit unbekannten Stimmen hör ich so gut wie gar nicht (davon gibts aber auch sehr wenige).

  • Bei Helmut Krauss teile ich deine Meinung. So sehr ich Helmut mag und schätze, aber bei Lesungen geht er für mich gar nicht. :( Als Erzähler in Hörspielen ist er dagegen toll! Seltsam, oder?


    Ulrich Pleitgen finde ich dagegen als Sprecher bei Hörbüchern klasse.

  • Er liest bei Hörbuch Hamburg die Mankells und auch sonst noch einige Hörbücher für den Verlag.


    "Sorry" fand ich grandios:


    Hier war Pleitgen gut, aber insgesamt habe ich mehr von "Black Monday" erwartet.


    Witzig, bei "Sorry" ist Matthias Brandt dabei, jetzt weiß ich auch woher ich den kenne. Zuletzt bei "Psycho" gehört, tolle Leistung und oben genannter Christian Berkel ist auch dabei. Ziemlich fette Riege.

  • Ich find Pleitgen als Hörbuchsprecher nicht wirklich schlecht. Ich glaube, es liegt eher daran, dass er als Hörspielsprecher so grandios ist und für einen Hörbuchsprecher dann ein bisschen zu viel Präsenz hat (doof ausgedrückt, hoffe ihr versteht was ich meine ;) ). Die Stärke bei den anderen genannten Sprecher ist ja, dass man ganz in die Geschichte eintauchen kann und dabei vergisst, dass einem ja bloß vorgelesen wird.


    Aber "Sorry" muss ich mir mal zu Gemüte führen, das klingt sehr interessant. :)

  • bei mir ists eher andersrum, bestimmte leser sind ein ausschlusskriterium für mich. und dass nicht unbedingt, weil ich sie schlecht finde. aber wie hier schon durchkam: offenbar gehört ein gewisses bauchgefühl dazu, wenn man jemandem stundenlang zuhört...


    trotzdem bleibt der inhalt für mich am wichtigsten, was habe ich von nem tollen sprecher, wenn ich das buch in die ecke lege oder dauernd einschlafe?

    The gods have never bothered much about judging the souls of the dead, and so people only go to hell if that's where they believe, in their deepest heart, that they deserve to go. Which they won't do if they don't know about it. This explains why it is so important to shoot missionaries on sight.

  • Das kann ich pauschal garnicht beantworten. Bei einer genialen Story nehme ich einen etwas schwächeren Sprecher in Kauf bevor ich's mir komplett entgehen lasse.
    An sich ist mir ein guter Sprecher aber schon relativ wichtig, muss ich ihm doch meist mehrere Stunden Aufmerksamkeit widmen. Bestimmte Bücher assoziiere ich mit bestimmten Stimmen, bei Grangé ist das z.B. der Fall. Summa summarum: Toll wenn beides stimmt, es muss nicht der absolute Sprechergott sein, eine ordentliche Leistung erwarte ich aber schon.

  • Interessant, dass der Name Rufus Beck hier gar nicht fällt. Ich bin ja kein Hörbuch Hörer aber auf mich hatte es immer den Anschein, dass er
    a) durch die Harry Potter Lesungen stark zum Boom des Hörbuchs beigetragen hat
    b) mit vielen Preisen ausgezeichnet wurde und sehr beliebt ist


    Liest es vielleicht eher Kinder- und Jugendstoffe und kommt deshalb hier im Fred (noch) nicht vor?

  • Icj mache einen Bogen um Autorenlesungen - ich musste mir mal Michaela Schaffrath in "Ich, Gina Wild" geben - einfach nur furchtbar.


    Dirk Bach kann ich auf der Bühne nicht ertragen, aber in "Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär" fand ich ihn großartig.


    Allgemein höhre ich weniger Hörbücher als Hörspiele. Daher kann ich nicht pauschal sagen, ob mir das so wichtig ist.

  • Rufus Beck Großartig !!!!!


    Muss hier Mr. "Stromberg" auch erwähnen. Seine Lesungen der Tommy Jaud Bücher, einfach großartig.
    Tore der Welt (komme auch den Namen nicht) auch sehr gut und fesselt gemacht.


    Ja Gina Wild und Kelly Trump sowie Dieter Bohlen sind nicht die Erzähler/leser vorm Herrn, ABER es hat was
    biografisch interessantes gerade bei den Pornotanten, wenn Sie Ihre Geschichte selbst erzählen. Das macht Sinn.

  • Hallo zusammen!


    Schönes Thema!


    Ja, für mich ist die Stimme des Erzählers bei einem Hörbuch auch enorm wichtig. Das hat ganz klar was mit Atmosphäre und Wohlfühlfaktor zu tun.


    Mir persönlich fällt auf, dass ich tiefere, warme Männerstimmen bevorzuge, die dann, je nach Hörbuch oder Passage, die Stimmen variieren können. Die Lovecraft-Hörbücher von LPL-Records finde ich zum Beispiel großartig. Neben einer hervorragenden musikalischen Untermalung, passt hier David Nathan als am häufigsten rekrutierter Erzähler wie die Faust aufs Auge. Aber auch Joachim Kerzel ist einfach grandios als Erzähler von "Der Cthulhu-Mythos". Gerade bei den angestaubten Horrorgeschichten von Lovecraft bringen die Erzähler eine Eindringlichkeit und Atmosphäre zustande, dass man die Geschichten auch auf andere Art intensiv erlebt, als wenn man sie liest.


    Ein schönes Beispiel, wie man es nicht macht, stellt das Hörbuch "Das Spiel der Könige" von Rebecca Gablé dar. Dieser dritte Band der "Waringham"-Reihe fällt inhaltlich und von der Sprecherleistung ziemlich auf die Nase. Grund dafür ist, dass Detlef Bierstedt sich die Lösung mit der Autorin teilt. Sie wechseln sich von Kapitel zu Kapitel, wenn ich es richtig nachgehalten habe, ab. Das Ergebnis ist ziemlich ätzend und auch Bierstedt scheint wenig motiviert oder inspiriert zu sein. Die ersten beiden Bände der Reihe wurden von Martin May absolut hervorragend eingesprochen.


    Komisch, mit Helmut Krauss als Hörbuchsprecher komme ich auch nicht so gut klar. Ein ähnliches Phänomen habe ich gehabt, als ich eine Lesung von Lutz Riedel gehört habe. Ich mag beide Sprecher und ihre Stimmen sehr, aber irgendwie haben sie beide was, was einen stetig beunruhigt. Ob es nur eine Assoziation ist oder ob es stimmt, weiß ich nicht, aber beim Krauss hab ich immer das Gefühl, er hat zu viel "Action" in der Stimme. So einen Unterton, der ein Spannungsgefühl aufbaut, als würde jeden Moment was passieren. Da kommt man natürlich nicht zur Ruhe. Vielleicht ist derselbe Unterton dafür zuständig, dass er bei Hörspielen als Erzähler so gut funktioniert.
    Bei Lutz Riedel ist es ähnlich, auch wenn ich da nicht von Spannung sprechen würde. Er hat eher eine anstrengende Stimme, die einen Hörer mit einer permanenten Eindringlichkeit bedrängt.


    Stefan Kaminski...ganz groß! Es ist eine Schande, wie Audible die Lesung von "American Gods" (Neil Gaiman) durch miese Qualität verhunzt hat. Die Performance von Kaminski ist grandios. Leider habe ich noch kein weiteres Hörbuch mit ihm als Sprecher erstanden. Aber in diesem Zusammenhang möchte auch ich sagen, dass es Stimmen gibt, bei denen ich zugreife, ohne den Inhalt des Hörbuchs zu kennen. Natürlich greife ich deswegen nicht zu Genres, die ich nicht konsumiere, aber ansonsten ist die Stimme für mich definitiv ein Kaufkriterium.


    Zu den Harry Potter-Büchern:


    Ich bin in der glücklichen Lage, dass ich derzeit die Rufus Beck-Lesung mit der Felix von Manteuffel-Lesung vergleichen kann. Unabhängig davon, dass beide in der Aussprache verschiedener Begriffe stark variieren, wird auch klar gesagt, die Beck-Lesung ist eher für das junge Publikum, während die Manteuffel-Lesung eher die Erwachsenen ansprechen soll.
    Nichtsdestotrotz gefällt mir die Beck-Lesung ein wenig besser, als die Manteuffel-Lesung. Klar, Beck geht einem manchmal ziemlich auf den Sack, wenn er seine höchste Fistelstimme für Hauselfen auspackt oder Floskeln wie "Hin und her" von der Aussprache her übertrieben dehnt. Aber ich finde die Lesung von ihm eindringlicher und emotionaler. Das schafft von Manteuffel nur passagenweise.
    Bei der Erwachsenen-Lesung von "Harry Potter" hätte ich mir übrigens eine tiefere Stimme gewünscht.


    So viel erstmal von mir.


    Bis dann!


    Frank

  • Ein Hörbuch steht und fällt mit seinem Sprecher! Ich hab bis jetzt zwar nur zwei gehört (ich lese lieber), aber das eine war sehr gut (Sprecher weiß ich nicht) das andere wurde vom Autor gelesen, und es war einfach nur langweilig.

  • es gibt schon gute autorenlesungen, finde zb jan weiler macht das super bei den antonio-büchern. dazu im ausland neil gaiman und sein graveyardbuch. da merkt man einfach, dass er die charaktere perfekt erfasst. das ist dann aber auch ein glücksfall...


    ich muss mich auch in einem punkt korrigieren, was sprecher/story betrifft: ich würde glaub ich alles hören, was harry rowohlt liest, weil er a) ein genialer sprecher ist und b) tatsächlich fast immer meinen geschmack trifft. von harry würde ich mir auch das telefonbuch vorlesen lassen.


    etwas ot: habe gerade den sternenwanderer bei audible in höchster quali erworben, im "normalen" gebrauch auto/mp3player im bett etc ist das absolut ok mittlerweile. da hat sich schon einiges getan...

    The gods have never bothered much about judging the souls of the dead, and so people only go to hell if that's where they believe, in their deepest heart, that they deserve to go. Which they won't do if they don't know about it. This explains why it is so important to shoot missionaries on sight.

  • Ich bin Hörbuchmuffel und greife nur dann zu Hörbüchern wenn mich der Inhalt anspricht. Wenn der Sprecher dann schlecht vorträgt, habe ich natürlich Pech gehabt. Aber umgekehrt würde ich mir kein Hörbuch kaufen.

    Ich ebenso, greife auch nur zu bestimmten Werken, z.B. McFadyen oder Grangé, da weiß ich was ich habe. Liegt aber weniger an den Sprechern, sondern eher am Inhalt.