Wieviel "Gabriel Burns" könnt ihr vertragen?

  • Gleich mal zu Anfang: ich höre die Serie sehr gerne, sie ist sehr gut gemacht und hat sich ihren Platz redlich verdient in der kommerziellen Hörspielszene. Über das Konzept "Es ist nicht das Ziel, sondern der Trip" hat Sassenberg glaube ich auch nie einen Hehl gemacht. Das Spiel mit dem Ungewissen, nie ganz bis zur letzten Schale vordringen zu können, hat ja seinen gewissen Reiz.


    Mich interessiert allerdings, gibt es bei den Hardcore-Fans der Serie schon Ermüdungserscheinungen. "Im Kreis des Vertrauens" soll ja wieder einmal nach dem Schema "Ein Schritt vor, 2 zurück" gehen, so hab ich die Rezension auf hoernews.de interpretiert.

    Lerne denken in dem Sinne, daß Du das Denken nicht spielst sondern wirklich denkst, also jede Sicherheit aufgibst!

  • Ich höre Burns in der Regel nur ein mal, nämlich dann, wenn die neuste Folge grade ins Haus geflattert kam. Mehr ist da schon lange nicht mehr drin, weil mich das mittlerweile rein inhaltlich so gar nicht mehr anspricht. Irgendwie haben die aktuellen Ereignisse fast nix mehr mit den Anfängen zu tun und das Auflösen diverser Sachverhalte wirkt reich konstruiert, leider.


    Früher konte ich die nächste Episode immer kaum erwarten. Aber jetzt ...

  • Die ersten 15 Folgen hab ich immer direkt nach Erscheinen verschlungen. Dann wurde es langsam weniger. Ich besitze die Folgen bis....glaub 26, gehört hab ich glaub ich erst bis 19 oder so. Wenn ich wollte müßte ich schon noch mal am Anfang beginnen, weil ich komplett aus der Story raus bin, dafür fehlt mir aber aktuell Elan, Lust und Zeit, bei allem was man aus der Rezigemeinde liest, vielleicht auch gar cniht so verkehrt. Die Einstellung der Kassettenproduktion tat ihr übriges.

  • früher mal meine lieblingsserie. heute kann sie mir gestohlen bleiben, aufgrund völlig langweiligen und hahnebüchnen stories.

    +++ Na und, ist's denn schade um diesen Strohalm du Hampelmann? +++

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  • Ich glaube zu dem Thema könnte ich ne seitenlange Abhandlung schreiben, die sich bis in die verschiedensten Detailpunkte erstreckt (was vielleicht auch zeigt, dass mir Burns eben im Grund nicht egal ist, ich über die Entwicklung aber doch ziemlich enttäuscht bin).


    Ich beginne mal mit meinem Fazit aus dem Jahr 2006:


    Gabriel Burns 2006 - Ein persönliches Fazit
    Ich will mal nur die wesentlichen Stellen nochmals zitieren (kursiv) und einen kurzen Vergleich zu heute ziehen:


    Man kann den Bogen auch überspannen.
    Das ist wohl bei allem der Fall und leider tritt dieses Gefühl in letzter Zeit immer intensiver zu Tage.



    Wenn ich mir jedoch die letzten 6 Folgen von Gabriel Burns mal genauer anschaue, so fällt mir auf, dass alle zwei Folgen irgendein neuer Schauplatz eingeführt wurde, ein paar neue Andeutungen in den Raum geworfen wurden, ein paar neue Experimente durchgeführt wurden, jedoch keiner dieser Handlungsstränge in den darauffolgenden Episoden wirklich weitergeführt wurde.
    Nach Folge 18 habe ich mir noch gedacht: Klasse, wenn man daran jetzt anknüpft dann könnte sich da richtig was draus entwickeln. Hat man aber nicht gemacht. Stattdessen blieben die Ereignisse sogar weitestgehend unerwähnt.
    Und genau DAS ist der Punkt, der mich bei Burns momentan massiv stört. Anfangs hatte man noch eher das Gefühl, dass es eine voranschreitende Handlung ist, bei der die bisherigen Fakten und Fragen irgendwie doch wesentlich stärker eingebunden waren.

    Das bezog sich so auf die Folgen 15-20. Dazwischen waren dann doch wieder ein paar Episoden zu finden (21, 22) die mich wieder richtig überzeugt hatten.
    Und doch haben sich diese Probleme noch nicht wirklich gelegt. Mit dem Ende der Phase Fleisch sind leider auch viele Details ungelöst geblieben, auf die ich mir schon in der ein oder anderen Weise eine Antwort gewünscht hätte. Nun, damit könnte man sicherlich sogar noch leben und hoffen, dass man wichtige Punkte zukünftig wieder weiterführt. Die Frage ist halt nur, wann der Zeitpunkt für dieses zukünftig ist.
    Mal ganz konkret: Die Ammoniten. Ein Geheimnis, das uns bereits seit fast von Beginn an beschäftigt. Mit Folge 22 hat man begonnen ein paar erklärende Worte dazuzufügen, mit dem Effekt, dass man sich vieles durchaus selbst zusammenreimen kann. Und dennoch gibt es hier im Detail noch so viel an ungelösten Punkten, die es allein schon wert wären näher beleuchtet zu werden.
    Die Ammoniten sind ja wohl Lebewesen der Tiefsee, welche die grauen Engel zu gebären scheinen. Soweit so schön. Fink und Bakerman gelangten durch das Wolframtor in einen der Ammoniten. Doch wie? Hängt das alles mit den Tunneln unter der Erde zusammen? Führen alle Tore zu Ammoniten? Andere Ammoniten scheinen aber keine grauen Engel zu gebären, sondern Riesenskorpione? Gibt es hier möglicherweise recht unterschiedliche Arten? Es ist immer wieder von einer nur bestimmten Anzahl von Ammoniten die Rede? Doch woher weiß z.B. Dorgan so genau, dass dem so ist? Die Erklärung weil er es halt einfach weiß, ist da doch etwas mager. Was ist denn nun, nachdem scheinbar alle Ammoniten vernichtet wurden? Ist damit die Geburtsgrundlage der Fremden am Ende? Es ist immer wieder vom Wissen der Ammoniten die Rede, doch richtig konkret wird man in diesem Punkt leider nie.
    Oder um es kurz und knapp zu sagen: die Ammoniten sind zwar ein wunderbares Mystery-Element, doch welche konkrete Aufgabe erfüllen sie nun eigentlich?
    Ob es bei Folge 30 tatsächlich jemanden interessiert, wenn man bereits wieder so viele andere andere Antworten erwartet?
    Nun, das war nun aber auch nur ein Beispiel aus der Phase Fleisch. Da gibt es andere Punkte, an denen sich mindestens genauso viele offene Fragen auftun, wenn man sie sich denn stellt.
    Aber ist nicht das auch die Aufgabe derjenigen, welche die Geschichte entspinnen?


    Irgendwie ist mein Gefühl, dass man immer wieder neue Richtungen einschlägt. Dass dabei die grundsätzlichen Wege vorgezeichnet sind und Sassenberg diese nicht komplett aus den Augen verliert, daran zweifle ich eigentlich auch nicht. Nur habe ich die Angst, dass man sich vor allem bei kleineren Details verzettelt und dann irgendwann Lösungen anbietet, die nicht wirklich schmecken bzw. in Anbetracht der seitdem verstrichenen Zeit nicht mehr von DER Relevanz für die Fans sind.


    Akte X: Als Vergleich mit Burns eignet sich die Serie momentan wunderbar. Und zugleich doch wieder nicht. Denn bei Akte X waren von Anfang an Eigenständige Episoden und Mythology gemischt. Auch bei Akte X war ich zu Beginn von der Verschwörung ziemlich begeistert, etwa bis zur 5 Staffel. Ab da wurden nämlich auch so gut wie keine konkreten Fragen mehr beantwortet, jede Menge neue Theorien, Personen, Verschwörungen eingeführt, so dass am Ende wohl nicht einmal mehr die Macher alle offenen Fragen überschaut haben und einige der wesentlichen Fragen der Serie dann mehr oder weniger zwangsweise und unzufrieden stellend beendet haben.
    Genau diesen Aspekt habe ich auch in meiner Rezension zu Folge 28 nochmals angesprochen: http://www.hoerspieleportal.de/folgen.php?id=481


    Doch die offenen Fragen allein sind für mich mittlerweile schon fast gar nicht mehr das Hauptproblem, sondern mehr die Art und Weise wie die Geschichte erzählt wird und das wirkt oftmals alles andere als wirklich rund.
    Sicherlich, zu Anfang der Serie war es auch oftmals so, dass man zugunsten des Mystery-Effekts Antworten und detaillierte Beschreibungen an bestimmten Stellen außen vor gelassen hat, und trotzdem hatte man das Gefühl einer zusammenhängenden Geschichte zu lauschen, bei der die Folgen logisch aufeinander aufbauten und ein Schritt auch den nächsten logisch nachvollziehbar gemacht hat.


    Auch hier gerne ein exemplarisches Beispiel:


    Am Ende von Folge 22 beschließt man Burns Eltern in Schottland aufzusuchen um mit ihnen über Daniel zu sprechen. Das klärende Gespräch bleibt aber so gut wie aus, weil sich natürlich auch in Schottland der Schatten der Spinne breit zu machen scheint. (Man könnte ja fast meinen, dass dieser ein schon ständiger Begleiter Bakermans ist - vielleicht ist er ja auch eigentlich der Bruder von Majore Fink - verwundern würde mich das jedenfalls nicht mehr, nachdem wir nun schon erfahren habe, dass Dorgan irgendein Nachfahre Pandialos ist - der ja auch eigentlich erst zuletzt überhaupt eingeführt wurde und dafür überraschend schnell der neue Dreh- und Angelpunkt für alles ist [deus ex machina?])
    Naja, Sprung zurück nach Schottland. Obgleich man so manchen nicht verübeln kann, dass er aufgrund der neuen Geschehnisse vielleicht anderes im Kopf hat als ein Gespräch mit den Burns, ist es doch etwas eigenartig, dass ausgerechnet der berechnende und überlegte Bakerman wieder abreist ohne die eigentliche Aufgabe erfüllt zu haben. Oder hat man nur dem Hörer nichts davon erzählt? Man mag argumentieren, dass er das ja auch später noch hätte erledigen können - doch nachdem er ja selbst nicht mal wer weiß, wie viel Zeit ihm bleibt.


    Die Löcher zwischen den einzelnen Handlungsabschnitten scheinen immer größer und die zusammenhängenden Sequenzen und Storyabschnitte kleiner zu werden.
    Dazu passt ja dann auch irgendwo der abgehakte Erzählstil. Dazu finden sich ja ebenfalls bereits ein paar Beiträge im Diskussionsthread zur neuesten Folge: Gabriel Burns - 028) Im Kreis des Vertrauens

  • Ich stecke immer noch bei der 23 fest... Es ist/wäre schade wenn die Serie in in der Desinteresse versickert. Das hat man sich aber dann selbst zuzuschreiben.
    Von der Grundidee und des ganzen Burns Imperiums her, find ich das nämlich alles extreeemst geil "aufgezogen und angefangen"... Das man sich nun so zu verzetteln scheint... Tja, was soll man groß dazu sagen ?( :(

  • Ich denke, wenn am Ende nicht die alles auflösende Pointe kommt, wo alle Teile sich plötzlich zu einem Gesamtbild fügen, an dem es nichts mehr auszusetzen gibt, dann war es den "Trip" nicht wert.


    Ich spekuliere mal 2 Auflösungen, die mir spontan eingefallen sind:


    Variante 1: Am Ende stellt sich heraus, dass die ganze Story nur ein Roman von "Gabriel" Burns ist. Der Schriftsteller sitzt in einer Irrenanstalt und alle Bewohner, sowohl Insassen als auch Pflegepersonal hat er Teil der Handlung werden lassen. Dr. Zeysen und sein Kollege Dr.Bakerman betrachten Gabriel durch die Glasscheibe und schütteln verzweifelt den Kopf. Der Mann ist unheilbar, diagnostiziert Zeysen, er hat in seine Verschwörungstheorien so sehr verrannt, dass es für ihn keinen Weg in die Realität zurück gibt. Bakerman schließt mit den Worten: es wird für ihn ein Trip ohne Ziel bleiben.


    Variante 2: Steven Burns trifft auf den 'Auserwählten', der ihn vor die Wahl stellt: er kann durch ein Wolframtor gehen ins Ungewisse und sein Schicksal erfüllen - dass nämlich die brüchigen Mauern der Realität sich wieder schließen oder der Welt beim Sterben zusehen. Steven entscheidet sich für das Wolframtor - und sitzt plötzlich wieder am Steuer seines Taxis, als Joyce zusteigt, die zum Hafen gefahren werden möchte. In diesem Moment weiß er nicht, ob er nur ein Dejavu hat oder wirklich zurückgekehrt ist. Er fährt mit einem mulmigen Gefühl los. Er zögert noch, Joyce aussteigen zu lassen. Als er aber sieht, dass Joyce wirklich nur Bekannte trifft und alles friedlich bleibt, fährt er weiter.

    Lerne denken in dem Sinne, daß Du das Denken nicht spielst sondern wirklich denkst, also jede Sicherheit aufgibst!

  • Dere Vergleich mit LOST drängt sich auf. Begeisterter Zuschauer der 1. Staffel, der ich war, war ich sehr enttäuscht von einem ähnlichen Prinzip in Staffel 2 von LOST wie bei GB - Fragen, Fragen, Rätsel - keine Antworten. Zumindest in dem Aspekt hatte man bei Akte X das Gefühl, dass eine wie auch immer geartete Antwort näherrückte.


    Bei GB, den ich mir von einem Freund zum Reinschnuppern ausgeliehen hatte, gab ich schon nach Folge #10 auf, da mir die Häufung von Fragen und immer neuen "Anreißern" auf die Nerven zu gehen begann. Es ist nämlich nichts leichter als ein Rätsel aufzubauen...

    Zitat

    Eines Morgens wird im geschlossenen Moskauer U-Bahn Netz ein Zug vermisst. Spurlos verschwunden.


    ...aber das aufzulösen und dabei die Erwartungen nicht zu enttäuschen, ist die Kunst. Ich will nicht ausschließen, dass irgendwann GB vollkommen offen endet -- einfach weil es nicht mehr geht (jenseits von der o.e. Irrenhausvariante), die ganzen Fäden wieder stimmig zu entwirren.

    Zoe: "Proximity alert. Must be coming up on something."
    Wash: (alarmed) "Oh my god. What can it be? We're all doomed! Who's flying this thing!?" (deadpan) "Oh right, that would be me. Back to work."

  • Es kann aber auch sein, dass die Serie immer weitergeht, bis sie sich so schlecht verkauft, dass sie eingestellt wird. Denn mit einer Serie lässt sich nur Geld verdienen, wenn sie läuft. Wenn die Serie schon abgeschlossen ist und keine Folgen mehr nachkommen, kann die Handlung noch so schön und rund für die Fans sein, ihren Machern bringt das dann nichts...

  • Zitat

    Original von alex
    Es kann aber auch sein, dass die Serie immer weitergeht, bis sie sich so schlecht verkauft, dass sie eingestellt wird. Denn mit einer Serie lässt sich nur Geld verdienen, wenn sie läuft. Wenn die Serie schon abgeschlossen ist und keine Folgen mehr nachkommen, kann die Handlung noch so schön und rund für die Fans sein, ihren Machern bringt das dann nichts...


    Das ist sicherlich richtig, allerdings sind den Machern ja nach Beendigung einer Serie auch nicht für immer und ewig die Hände gebunden. Heißt: man kann auch wieder ein neues Projekt anpacken.
    Macht Sassenberg ja zurzeit ohnehin schon parallel mit Abseits der Wege.


    Allerdings wirkt es bei Burns durchaus so, dass durch die guten Verkaufszahlen mitverantwortlich an einer Ausweitung des Handlungsrahmens sind.

  • Zitat

    Original von freiwild
    Es ist also auszuschließen das die Macher das Burns Ding schon fest im Kopf haben? Auch wie es zu Ende geht?


    Nö, auszuschließen ist das keineswegs. Zumindest betont Volker Sassenberg ja immer wieder, dass man ein festes Konzept in der Hand hält. Und das nehme ich ihm durchaus auch ab.
    Es stellt sich für mich halt nur die Frage nach der Qualität und Feinheit dieses Konzeptes.

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    Wie dem auch sei, geht es hier überhaupt um die Frage, wieviel Burns wir vertragen können? Für meinen Geschmack dürfte es nicht mehr werden, vier Folgen sind eigentlich ganz okay, ich würde aber mehr Antworten vertragen. :D

  • In diesem ganzen Zusammenhang eine Sache, die mir gestern (ne heute) um 3 Uhr nachts beim hören von "Die Verbündeten" mal wieder durch den Kopf gegangen ist:
    Daniels Uhr an Chris Evans Handgelenk. Über die genauen Details wie es dazu gekommen ist, hat man sich ja bis heute in Stillschweigen gehüllt. Es bieten sich zwar konkrete Interpretationsmöglichkeiten, allerdings ist das doch etwas arg wenig. Trägt zumindest nicht sonderlich zur Konsistenz bei.
    Mag für einige wohl nur eine Kleinigkeit sein, allerdings ist die Serie ja voll von solchen Kleinigkeiten, von denen ich aber schon erwarte, dass sie mehr ineinander greifen, um ein rundes Bild ergeben, statt nur weiter in der Luft zu hängen.