Einleitung:
Es jährte sich zum 50. Male die Veröffentlichung des allerersten Falles der drei ???: „Die drei ??? und das Gespensterschloss“. Um dies gebührend zu zelebrieren, waren Oliver Rohrbeck, Jens Wawcrzek und Andreas Fröhlich mal wieder auf Tour. Wie schon bei „Master Of Chess“ präsentierte man der neugierigen Hörerschaft einen komplett neuen Fall, der eigens für die Tour geschrieben worden war. Hier enden aber eigentlich auch schon die Parallelen zu „Master Of Chess“, denn letzteres war ein Live-Hörspiel, das mit Geräusche-Macher auf einer kleinen Bühne dargeboten wurde. „Phonophobia“ hingegen ist eine wirkliche Inszenierung mit großem Bühnenaufbau, riesigen LED-Wänden und Lasereffekten, so dass man sich hier stellenweise auch an ein Rock-Konzert erinnert fühlen kann. Auf diesen Umstand muss man sich zunächst einmal einlassen können. Ebenso muss man damit leben können, dass es mit einer gewissen Portion Humor zur Sache geht und nicht alles bierernst ist. Allerdings ist man nach meinem Empfinden dieses Mal wesentlich behutsamer zu Werke gegangen, als es bei der letzten großen Tour („Die drei ??? und der seltsame Wecker“) der Fall war. Dort hatte ich nicht selten das Gefühl, dass man sich selbst auf Teufel komm raus auf die Schippe nehmen wollte und dies möglichst auch in jeder vorkommenden Szene. „Phonophobia“ wirkt da schon eher wie eine „normale“ Folge, die natürlich auch einige Querverweise auf das „Gespensterschloss“ enthält und hier und da doch mal ein wenig dick aufträgt, doch unter den gegebenen Umständen (großes Jubiläum) darf man dies nach meinem Empfinden auch gern tun.
Story:
Wie bereits erwähnt, trägt man bei der Geschichte hier und da ein wenig dick auf und dies ist ein Umstand, der dem einen oder anderen Hörer sicherlich sauer aufstoßen wird. Dennoch muss man dem Autor zugestehen, dass der Spannungsbogen der Geschichte gut gelungen ist. Wie schon öfter in der Vergangenheit stranden die drei ??? irgendwo im Nirgendwo und stolpern eher unfreiwillig hinein in ein mysteriöses Geschehen. Eigenartige und kauzige Charaktere begegnen den Protagonisten und man fragt sich als Zuhörer, wo die Geschichte letzten Endes hinführen soll. Man versteht es die Intention hinter der Geschichte lange Zeit im Dunkeln zu lassen und Spannungsakzente zu setzen.
Sprecher:
Rohrbeck, Wawrczeck und Fröhlich genießen sichtlich den Satus, den sie mit den drei ??? erreicht haben. Es ist eine wahre Freude den dreien beim Vortragen zuzusehen. Tatkräftige Unterstützung erhalten Sie von Traudel Sperber, Stefan Krause und Tanja Fornaro, wobei Sperber und Krause gleich mehrere Rollen übernehmen. Alle Beteiligten erwecken den Eindruck, großen Spaß an dem ganzen Spektakel zu haben, was man durchaus verstehen kann, denn eine Tour in diesem Umfang ist sicherlich nicht das normale Alltagsgeschäft eines Sprechers. Mir hat vor allem Stefan Krause gefallen, da er es brillant schafft drei völlig unterschiedlichen Charakteren Leben einzuhauchen. Vom leicht durchgeknallten Mariolini über den „coolen“ Rubber Duck alias C. Terrill bis hin zu zwielichtigen und leicht schmierigen Yamada … stets trifft er den rechten Ton. Hier kann man rundum zufrieden sein. Im Gegensatz zu den bisherigen Live-Hörspiel der drei ??? kommt „Phonophobia“ übrigens komplett ohne Erzähler aus, da das Geschehen mehr oder weniger in Echtzeit dargeboten wird.
Musik und Effekte:
Die Sprecher werden von einer kleinen aber feinen Live-Band begleitet und somit ist für Auflockerung durch Musik ebenso gesorgt, wie für den einen oder anderen Spannungsakzent. Etwas schade ist es natürlich, dass man keine musikalischen Zitate aus dem Gespensterschloss einbringen kann. Wirklich tragisch ist es aber nicht, denn die Musik ist hier im Großen und Ganzen auch als unterstützendes Beiwerk für die Geschichte. Geschickt wird die Musik auch durch die Optik und das imposante Bühnenbild unterstützt. Imposant ist auch abermals Jörg Klinkenberg als Geräuschemacher. Es versetzt mich immer wieder in Erstaunen, mit welch einfachen Mitteln man Geräusche erzeugen kann, die im passenden Kontext ganz andere Bilder vor dem geistigen Auge des Hörers entstehen lassen können.
Optik:
Die Lanxess Arena in Köln bietet einen bombastischen Anblick. Die ausverkaufte Arena wurde sehr gut eingefangen und man geizt nicht mit großformatigen Aufnahmen des Publikums. Doch natürlich stehen die Sprecher und die Bühne im Mittelpunkt der Aufzeichnung und auch hier wurde gute Arbeite geleistet. In entscheidenden Momenten präsentiert man Nahaufnahmen der einzelnen Sprecher, beherrscht es aber ebenso Szenen gekonnt auf den Bildschirm zu bannen, in denen die Interaktion zwischen den Protagonisten wichtig ist. Diverse Nahaufnahmen des Publikums zeigen auch, wie gebannt mancher Besucher dem Geschehen folgt. Bei der „Müllpresse-Szene“ möchte man den armen Menschen im Publikum gar schütteln und ihm zurufen: „Das ist doch nicht echt!“.
Fazit:
Bereitete mir der arg klamaukige „seltsame Wecker“ noch Magenschmerzen, so konnte mich „Phonophobia“ nahezu komplett überzeugen. Sicher … man muss mit dem Umstand leben können, dass man etwas dicker aufträgt, was nach meiner Meinung im Rahmen eines solchen Jubiläums in Ordnung geht. Ebenso muss man sich drauf einlassen können, dass man hier eben kein reines Live-Hörspiel präsentiert bekommt, sondern eine wohl konzipierte Bühneninszenierung, die auch vor Kameraspielereien und einer Tanzeinlage nicht zurückschreckt. Da all diese Elemente sich aber in die Geschichte sinnvoll integrieren und nicht stellenweise zum nahezu tragenden Teil werden (wie es nach meinem Empfinden beim „seltsamen Wecker“ der Fall war), funktionieren sie aber auch genau so wie sie sollen: Als nette Gags. Für alle, die bei der Tour dabei waren dürfte diese DVD unumgänglich sein und für alle, die es nicht waren bietet sie möglicherweise die Erkenntnis, etwas wirklich Tolles verpasst zu haben. Möglicherweise deshalb, weil man sich eben (wie bereits mehr geschrieben) mit einigen Dingen arrangieren muss. Insgesamt betrachtet hat mit die DVD wirklich gut gefallen.