Für alle, die nicht unbedingt im Thema "Termine 2011/2012" lesen, aber trotzdem über die Einstellung von Amélie informiert werden sollten, nochmal ein eigenes Thema zu dieser traurigen Meldung.
Um das nochmal deutlich zu machen: Das Problem ist eigentlich nicht, dass die Leute im Laden die Sachen nicht kaufen. Die Frage, ob es Qualität ist oder nicht, konnte sich für viele Käufer gar nicht stellen, denn die meisten haben die CDs niemals im Handel erblickt. Die prozentualen Berechnungen weiter oben beziehen sich nicht auf Verkäufe an Endkunden, sondern auf Verkäufe an den Einzelhandel, der die CDs dann raus stellt und gegebenenfalls wieder zurück sendet.
Amélie wurde von zu wenig Läden ins Sortiment aufgenommen. Und das, obwohl wir bei einem starken Vertrieb sind und bei allen sich mit der Branche auskennenden Abteilungsmitarbeitern im Einzelhandel mit Lady Bedfort einen guten Stand haben als Produzenten guter Krimihörspiele. Aber wenn die Märkte ihre Abteilungen immer weiter verkleinern, ist natürlich auch immer weniger Bedarf an CDs da. Schon alleine aus Platzgründen.
Im direkten Vergleich zum Jahr 2007 werden mittlerweile 30 % weniger CDs in den ersten drei Monaten vom Einzelhandel geordert. Auf längere Zeiträume sind die Verkaufszahlen spannenderweise relativ gleich geblieben. Der Handel ordert halt mittlerweile Bedfort nur noch kleckerweise. Früher wurde ein großer Batzen nach der Veröffentlichung bestellt und dann in den Folgemonaten bis heute immer noch so ca. 20 CDs pro Folge und Monat. Heute ist der Startbatzen um 1/3 geschrumpft und dafür verkaufen sich danach pro Monat und Folge vielleicht 25 CDs. Klingt erst mal ausgewogen und wenig besorgniserregend, aber:
Früher, als 1/3 mehr CDs geordert wurden in den ersten Monaten, hatten wir recht schnell nach den ganzen Ausgaben wie Sprecherkosten und Presswerk wieder Einnahmen. Wir konnten mit jeder veröffentlichten Produktion rasch die Unkosten decken und dann in den Folgemonaten den Überschuss erwirtschaften. Man war früher im ersten Monat nach der Veröffentlichung wieder im Plus mit dem entsprechenden Produkt. Heute brauchen wir ungefähr vier Monate, um auf dieselben Verkaufszahlen zu kommen wie früher im ersten Monat. Heißt damit leider auch, dass ein Hörspiel, dass heute erscheint, sich erst in einem Vierteljahr rechnen wird. Und mehr noch: bereits zwei Monate später kommt meist das nächste Hörspiel. Also haben wir immer mehrere Hörspiele, die sich mittlerweile nicht mehr sofort rechnen. Die Welle an Ausgaben wird somit immer größer, die entgegen setzbaren Einnahmen verteilen sich zu sehr.
Aufs Jahr gerechnet hält es sich durchaus noch die Waage, aber davon haben wir leider im einzelnen Monat nix, wenn Sprecher, Autoren, Steuerberater, Vermieter, Versicherungen, Studios und Presswerke bezahlt werden wollen. Denn die erwarten jeden Monat sofort die volle Summe und lassen sich nicht sagen "Hey, wir kriegen leider weniger Einnahmen, können wir euch 1/3 weniger zahlen und den Rest aufs Jahr gerechnet?"... Und uns bleibt dann nix weiter übrig, als den Ausgleich zwischen den kompletten Ausgaben und den nur noch teilweisen Einnahmen aus privater Tasche zu zahlen. Was mitunter nicht so einfach ist.
Na ja, und am Ende dieser Entwicklung, an der man leider nichts ändern kann, außer durchzuhalten, muss man dann manchmal Entscheidungen treffen gegen eigentlich tolle Hörspiele, die aber leider bei der Unkosten-Einnahmen-Rechnung keine positiven Ergebnisse liefern. Leider