Frage: Deutsche Sprache - Hörspielsprache

  • Manches von Goethe reimt sich ja auch erst dann, wenn man es mindestens mit einem hessischen Einschlag liest.
    Was ich persönlich grundsätzlich nicht mag, sind bewusst eingesetzte deutsche Dialekte in Geschichten, die nicht in Deutschland spielen; wenn also etwa der Londoner Hafenarbeiter mit Berliner Dialekt spricht. Aber so was wird ja heute auch nicht mehr gemacht, glaube ich.
    Es kommt für meine Begriffe auch gar nicht so sehr auf den Schauspieler an; der sollte eigentlich grundsätzlich in der Lage sein, Hoch- oder zumindest Standard-/Gemeinsprache zu sprechen. Als Beispiel fällt mir da jetzt spontan David Nathan ein, der berlinert im normalen Gespräch ganz munter, aber in seinen Rollen hört man davon nichts. Ich glaube, wichtiger sind die Dialogschreiber. Als ich auf meinem letzten LARP war (was mittlerweile auch schon wieder zehn Jahre her ist), hat es mich zum Beispiel extrem gestört, dass da so ein paar Teenager-Jungsprunde rumsprangen, die alle geduzt oder maximal *gesiezt* haben. Zu einem Mittelalter-PPG gehört der Pluralis Majestatis, im Mittelalter wurde nicht gesiezt. Für ein stimmiges Hörspiel wäre es mir daher wichtiger, dass solche Gepflogenheiten von den Dialog- und Drehbuchschreibern gewusst, beherrscht und berücksichtigt werden.

  • @ PeSschi: Bitte nicht "Menzerisch" mit süd-Hessich verwegsele" (obwohl ich zeiemlich sicher bin, dass du auf "...mein gott, jetzt hat sie`s" anspielst) Wusstest du, dass sich Goethes letzte worte "Mehr licht, mehr Licht" auch problemlos auf (Menzer/Hesse/Aschebäischähh uffgebast:) "Mäh Lischt wie mäh Lischt" (="man liegt wie man liegt!") anstatt "mehr Licht, mehr Licht" übersetzten lassen?


    Wie dem Auch sei: In den O23 Outtakes von Staffel 1 gibts zwischen D. Nathan und L.Peter Lueg nen Konsens: (Sinngemäß widergegeben) "Ein DJ in Berlin müsste eigentglich "Ändi" heißen" (Zitat Ende David N:)- (Antwort LPL: "Der hat keinen Dialekt, der spricht Hochdeutsch") Ich muss mir die Passage nochmal anhören. Aber vom Prinzip her: einheittlich deutsch is (wenigstens auf O23 bezogen) das gewollte.

  • Im Sprecher-/ Theaterkontext heißt es Könich, weil das den Sprachfluss erhält. Hier im süddeutschen Raum sagt man eher Könik, auch wenn man kein Dialektsprecher ist. Detaillierte Infos dürften am ehsten Fachkräfte an Schauspielschulen oder Uni/ Hochschulen (Spachen bzw. Lehreraus- und fortbildung). Ein ganz gute Zusammenstellung habe ich in diesem Blog gefunden.


    Grüße, Erster

  • Zitat

    Matbam23 : Ich verwechsle die Dialekte nicht, keine Sorge. ;) Im Gegensatz zu vielen meinee Mitmenschen ist "Fränggisch" für mich nicht "Bairisch", Schwäbisch nicht gleich Badisch, Badisch nicht gleich Pfälzisch oder Rheinisch gleich Ruhrpott.

    Das glaub ich dir gern: nur ist "Fränggisch" in "Aschebäisch" eigentlich "Mäinzerisch"; das mcht die Sache so kompliziert...

  • Zitat

    Der Duden sacht aber auch:


    "Auslautendes -ng wird fälschlicherweise oft wie ein k [k] gesprochen. Doch weder bei der Zeitung noch beim Ring sollte in der Standardaussprache am Ende ein k [k] zu hören sein. Dasselbe gilt auch für die Buchstabenfolge -ig: Auch hier wird das auslautende -g standardsprachlich nicht wie ein k [k] gesprochen, sondern wie der Reibelaut in dem Wort „ich”. Das gilt für Wörter wie König, Honig, eilig, sperrig und viele andere Adjektive auf -ig. Sobald aber durch Deklination weitere Buchstaben hinzutreten, wird das g wieder wie g gesprochen: die Könige, eilige Nachrichten, in einer sperrigen Kiste. Folgt der Endung -ig die Ableitungssilbe -lich (königlich), so wird das g wie ein k [k] gesprochen."


    Quelle: http://www.duden.de/deutsche_s…sletter/archiv.php?id=151


    Danke Pops, diese Definition scheint für mich am schlüssigsten zu sein. Quasi eine "Anleitung", die einigermaßen "amtlich" klingt und mit der man sicherlich "gut fährt"! :D

  • Ich besitze den "Siebs", ein Aussprachewörterbuch für Bühnensprache. Für angehende Sprecherzieher ein Muss ;) Wenn wer Fragen hat, melden ^^



    Außerdem gibt es sehr wohl eine einheitliche Regelung. Es gibt zwar in manchen Fällen mehrere Aussprachemöglichkeiten, aber geregelt ist alles.


    Zwar hält sich fast keiner dran, aber das ist ja nicht nur beim Sprechen so ^^


    Und wer professionell beim Rundfunk etc. sprechen will, sollte sich auch an die Regeln halten. Beim kommerziellen Hörspiel ist man da sicher nicht allzu streng.


  • Außerdem gibt es sehr wohl eine einheitliche Regelung. Es gibt zwar in manchen Fällen mehrere Aussprachemöglichkeiten, aber geregelt ist alles.


    Zwar hält sich fast keiner dran, aber das ist ja nicht nur beim Sprechen so ^^


    Und wer professionell beim Rundfunk etc. sprechen will, sollte sich auch an die Regeln halten. Beim kommerziellen Hörspiel ist man da sicher nicht allzu streng.


    Verbindliche Regeln für gewisse Bereiche gibt es natürlich, das wollte ich gar nicht in Abrede stellen. Aber allgemeingültige Regeln gibt es nicht.
    Beim Rundfunk sind die auch schon längst nicht mehr so streng, Moderatoren, "Reporter" etc. sind mittlerweile schon ziemlich umgangssprachlich unterwegs, bei machen Sendern sogar schon in den Nachrichten.
    Naja, der Regelverstoß von heute ist die Norm von Morgen. ;)


  • Was ich persönlich grundsätzlich nicht mag, sind bewusst eingesetzte deutsche Dialekte in Geschichten, die nicht in Deutschland spielen; wenn also etwa der Londoner Hafenarbeiter mit Berliner Dialekt spricht. Aber so was wird ja heute auch nicht mehr gemacht, glaube ich.


    Auch etwas nervig ist es, meiner Meinung nach, wenn ein Akzent imitiert wird. Wurde früher glaub ich auch häufiger gemacht als aktuell. Siehe Volker Bogdan und Jens Wawrczeck als us-amerikanisches Vater-Sohn-Pärchen in "Fünf Freunde und das Burgverlies". GANZ grausam, das pure Klischee und eher falsche Vorurteile fördernd als alles andere. Wobei das nicht nur am falschen Akzent, sondern auch am Inhalt liegt. Aber damit entferne ich mich vom Thema.


    Ich kann mir nicht helfen, aber imitierte Unfähigkeit zur sauberen Aussprache kommt bei mir nie authentisch rüber, obwohl sie in Hörspielen manchmal auch Sinn macht...

  • Neben schlechten Imitationen (dann lieber weglassen!) finde ich viel viel schlimmer, wenn nicht stimmende Klischées wie r=l bei Chinesen hartnäckig auch in der heutigen Zeit benutzt werden, sowohl in Kinder- als auch Erwachsenenhörspielen/Filmen/Serien.


    Das empfinde ich immer als hochgradig peinlich und zeigt mir, dass der entsprechende Regisseur überhaupt keine Ahnung hat.

  • Neben schlechten Imitationen (dann lieber weglassen!)


    Amen! Das war bei den Aufnahmen zu Feeder 3 und 4 so, da sprach ich einen Mann von einer russischen Spezialeinheit. Ich hätte natürlich einen auf Pseudo-Russen machen können, nur käme das komisch, wenn mein "Chef" Bodo Wolf das nicht macht, ich mir da aber einen "abrusse". :lolz: :stupid: Bevor es peinlich wird lieber lassen.

  • Tja, das alte Theme Dialekte, mundartliche Einfärbung, Akzente...
    Irgendwie gehört das bei den Klassikern ja dazu. Warum spricht der Australier Mr. Harris im "Lachenden Schatten" mit einem diffus Osteuropäischen Akzent? Wieso spricht der Entfesselungskünstler in "Die Fünf Freunde und ein Zigeunermädchen" mit Wiener Akzent (und schon in der nächsten Szene ohne)?.
    Warum ist in DLG 1 Konrad Halver der einzige, der mit französischem Akzent (oder sowas ähnlichewm) spricht, obwohl fast alle Protagonisten Franzosen sind? (In dem Fall wohl eine Verbeugung vor den Klassikern?)


    Wir werden es nie erfahren. :P


    Am schlimmsten ist es aber doch, wenn dialektale Einfärbung ungewollt durchschlägt. Das sollte bei professionellen Produktionen gar nicht passieren und leider reißt es so manche ansonsten hervorrgende Amateurgeschichte runter. :(