Beiträge von PedSchi

    Nachklapp zu "Eisernes Schweigen": Möglicherweise ist das rein subjektiv, aber mir kommt es auf sprachlicher Ebene so vor, als hätten die Podcasts des ÖR alle einen zumindest auffallend ähnlichen Duktus - der Satzbau, die Spechweise, die Fragen ("Erinnert ihr euch noch?").

    Ich habe gestern in der ARD-Audiothek den Podcast "Eiserne Zeit" gehört - und zwar gleich alle acht Folgen am Stück. Wie erwartet hallt das nach, zumal ich mit einer rein privaten Geschichte gerechnet habe und nicht mit einem Stück Zeitgeschichte.

    Angesichts des Themas verbietet es sich zu sagen, der Podcast war "spannend" oder dergleichen. Mich hat er "emotionalisiert", wie das in letzter Zeit so (un)schön heißt - und ob das gut ist, weiß ich nicht. In jedem Fall finde ich es beklemmend, die Kontinuität des Rechtsextremismus und auch der Erklärmuster (Einzeltäter, Wirrköpfe etc.) einmal mehr vor Augen geführt zu bekommen.

    Für mich sind nach dem Hören auch noch einige Fragen offen geblieben, wobei ich einsehe, dass einige davon zu persönlich wären und in diesem Podcast nichts zu suchen haben. Aber ich musste gerade erst mal bei Wikipedia nachlesen, wer Traudl Bünger überhaupt ist und was sie beruflich macht. Das hätte ich persönlich in dem Podcast zum Beispiel erwähnt, zumal das auch erklärt, wie ihr die arbeitsintensive Recherche überhaupt möglich war.

    Ich bin noch nicht dazu gekommen. Tagsüber fehlt mir die Zeit, und abends will ich es nicht hören, weil es mich vermutlich um den Schlaf brächte.

    Gestern und heute habe ich übrigens die Champions-League-Spiele von Dortmund und Bayern in der ARD-Audiothek gehört. Vielleicht könntet ihr euren Reportern ja mal sagen, sie soll4en aufhören, sich zu battlen, wer bei einem Tor für eine deutsche Mannschaft am meisten und am lautesten aus dem Sattel geht. Das war schon albern.

    Die Frage, ob der CD-Markt in Deutschland komplett zusammengebrochen ist, kann doch realistisch niemand von uns beantworten. Und wenn - was wäre bei Licht besehen so schlimm daran? Der Vertrieb von Musik und Hörspielen rein als Download dürfte viel kostengünstiger und umweltfreundlicher sein als das Pressen abertausender CDs.

    Ich persönlich habe ein ganz anderes Problem. Ich würde mir gern eine ganze Reihe Hörspiele anhören ("Die drei Senioren", "Der Vampir"), aber für CDs fehlt mir allmählich erstens der Platz und zweitens lohnt sich die Anschaffung für ein eventuelles nur einmaliges Hören nicht, und Streamingportale wie Spotify, Amazon und Deezer will ich wegen ihrer Marktmacht und der dahinterstehenden Ausbeutung der Künstler nicht unterstützen. Es fehlt also der niedrigschwellige Direktzugang zu Hörspielen ohne "Melde dich an und gib mir all deine Daten!".

    "Teufelsberg" hat für mich noch nie richtig funktioniert. Schon als Kind fand ich es komisch, dass da ständig von "Klagelauten" und Ähnlichem die Rede war und alles, was man hört, ist so eine Art Nebelhorn, das so überhaupt nicht gruselig ist.

    Gestern habe ich die beiden aktuellen Folgen des "Bobcasts" gehört, wobei ich inzwischen mehr und mehr das Gefühl habe, wenn die jeweils formal zu besprechenden ???-Episoden nichts hergeben, verlegen sich Schwind und Fröhlich darauf, über einzelne Sprecher:innen zu referieren.

    Genau das würde ich auch vermuten, aber das wäre rechtlich fragwürdig. Die Übersetzung von Lore Puschert/Frankh Kosmos ist juristisch betrachtet ja kein eigenständiges Werk, also müsste PONS eigentlich auch für die "Übersetzung der Übersetzung" eine Genehmigung bei Random House, der Universität Michigan oder wem auch immer an Rechteinhabern einholen.

    Als professioneller, erfahrener und studierter Übersetzer sage ich es jetzt mal so: Wenn du übersetzt und rückübersetzt und übersetzt und rückübersetzt, ist das wie eine Kopie von einer Kopie von einer Kopie. Es schleichen sich immer mehr Fehler ein und potenzieren sich.

    Die Freiheiten, die sich Kosmos bzw. Lore Puschert für ihre Übersetzungen genommen haben, machen die deutschen Fassungen so gut. Nimmt man aber diese frei übersetzten deutschen Fassungen und übersetzt sie ins Englische - und ich will hier noch nicht mal sagen "zurück ins Englische" - dann fällt einem genau das auf die Füße.

    Es wird sich für PONS wohl rechnen, ja. Ob man alles machen muss, was man machen kann, weil es sich verkauft ... nun ja. Ich habe mal die Klappentexte dieser Bücher gelesen. Mir rollen sich bei diesem "Englisch" völlig ohne Natürlichkeit und Flair die Zehennägel auf.

    Okay, das hat für mich schon was von Schildbürgerstreich: Ein Buch, das es im amerikanischen Original schon gibt, unter seinem rückübersetzen deutschen Titel noch mal auf "Englisch" auf den Markt zu bringen ... kannste dir eigentlich nicht ausdenken.

    Die ARD ist ja auch nicht blöd und weiß, wie man's macht: Also hat man dort wohl beschlossen, mit dem Begriff "Die drei ???" ein wenig (mehr) Aufmerksamkeit zu generieren und eine Reihe von Hörspielen zusammengestellt, in denen Oliver Rohrbeck, Jens Wawrczeck und Andreas Fröhlich mitwirken. Zu finden in der ARD-Audiothek unter dem Titel "Mehr als "Die drei ???" – was Justus, Bob und Peter auch noch tun".

    In den letzten beiden Tagen gehört: "Die drei ??? und der Puppenmacher".

    Ich bin angenehm überrascht von dieser Jubiläumsfolge. "Toteninsel" mag ich recht gern, "Feuermond" hat sich mir erst mit Jahren, wenn nicht gar Jahrzehnten Abstand erschlossen - und von der 150 und der 175 weiß ich ehrlich gesagt aus dem Hut noch nicht mal mehr die Titel, geschweige denn irgendwas von der Handlung. Von "Das feurige Auge" wiederum kann ich mir den Titel nur deshalb merken, weil "Der Fluch des Rubins" im amerikanischen Original eben "The Mystery of the Fiery Eye" heißt. Ansonsten ist mir diese Jubiläumsfolge nur als viiiiel zu lang, viiiiel zu zerstückelt und viiiiel zu wenig stringent in Erinnerung geblieben.

    Für mich wäre daher die optimale "Jubiläumsfolge" ein normales ???-Buch, das einfach mal vollständig adaptiert wird. Insofern waren meine Erwartungen an Folge 225 sehr niedrig.

    Um es mal in der Betrachtung von hinten nach vorn aufzurollen (und ab jetzt gilt damit Spoileralarm): Der Fall an sich ist simpel, und genau das ist gut so.

    Um ihren Job als Polizistin nicht zu verlieren, verschweigt Kenneth' Verlobte Trish sowohl ihren Vorgesetzten als auch ihrem Umfeld ihre Epilepsieerkrankung. Ihr neidischer Kollege Sergeant Murray will mit allerlei Tricks einen Anfall bei Trish auslösen, um statt ihrer befördert zu werden. Das ist die ganze Grundhandlung.

    Darum herum wird ganz geschickt eine Geschichte gestrickt: Ein verschlafenes Nest in Arizona, in dem die größte Attraktion der Mais ist (mit einem Diner namens "Roadkill"!), ein in der Vergangenheit liegender dramatischer Fall, ein finsterer ehemaliger Strafgefangener mit gruseligen Knasttattoos, der Maispuppen bastelt, anoyme Anrufe, ein schießwütiger Nachbar und diverse Mosaiksteinchen mehr.

    Das alles hat schon sehr viel klassische Vibes, was die angedeutete aktuelle Stimmung in den USA angeht, was die falschen Fährten betrifft und was den allzu offensichtlichen Bösewicht, der es dann doch nicht ist, denn dann wäre es ja TKKG und nicht "Die drei ???".

    Wie auch in "Die Spur der Toten" ist die Folge dabei durchaus erstaunlich ernst. Es geht um Epilepsie, das Verschweigen von Krankheit aus Angst um den Job, Ehrlichkeit in der Beziehung, Mobbing und toxische Männlichkeit, zu der Peter am Rande mal ein paar sehr wahre Worte fallen lässt.

    Das Wiedersehen mit altbekanten Figuren der Klassiker-Ära (Kenneth, Patrick, Onkel Titus) hat dabei für mich keinen Nostalgiefaktor, weil die Stimmen einfach neu sind. (Demnächst kann man dann ja dank KI Kubach & Co. wieder auferstehen lassen.) Auch Oliver Rohrbeck als Justus hat in dieser Folge oft einen ganz merkwürdigen Befehlston, wie Aggro-Pete Shaw in seinen besten Zeiten. Richtig nervig finde ich aber nur die seit geraumer Zeit extrem kleinteiligen Erzählerparts. Statt etwa kurz und bündig zu sagen: "Pünktlich um 2:32 Uhr morgens hielt der Zug am Bahnhof von Deep Spring und die drei Detektive stiegen aus" heißt es: "Als der Zug langsamer wurde, nahmen Justus, Bob und Peter ihre Rucksäcke von der Gepäckablage, gingen zum Ausstieg und warteten vor den sich öffnenden Türen."

    Jo, super Erkenntnis, der Sinn von Türen ist, dass sie auf und zu gehen und man kommt nur durch, wenn sie offen sind. Solche Sätze machen jeden wahnsinnig, der auch nur andeutungsweise was vom Schreiben versteht. So was ist nicht detailverliebt oder anschaulich, sondern einfach nur langatmiger Mist.

    Doch zurück zum Positiven: Die Sprecher:innen (Stinkefinger für "Verbotsmarkus" Söder) machen ihre Sache gut. Das gilt auch für Axel Milberg als Erzähler, der sich seine Texte ja nicht selbst schreibt. Dazu kommt Tim Mälzer als stark hamburgernder Koch Nigel mit einer recht großen Sprechrolle, die er gar nicht mal so schlecht meistert.

    Die Vergeräuschung ist stimmig und damit auch die Atmosphäre. Manches könnte für meinen Geschmack noch eine Spur eindringlicher sein. Geronimo Johnson etwa dürfte gern etwas gebrochneer und zwielichtiger sein und vor allem bleiben. Auch das Tempo dieser Jubiläumsfolge ist nach wie vor eher betulich.

    In Summe aber hat sie schon sehr viel von den "drei ???".

    Wie du schon schreibst: Ich betrachte die Folge als Ausreißer, weil sie vergleichsweise "hardcore" ist. Und wie jeder Fall, bei dem die "drei ???" manipuliert und für ein Verbrechen eingespannt werden sollen, funktioniert auch dieser eher schlecht als recht. Clarissa Franklin nimmt die Identität ihrer vermögenden Zwillingsschwester an. Wenn sie das einfach nur tut, ohne für Bob einen Fall zu inszenieren, kommt sie damit durch, Punkt.

    Fühlt sich die Folge nach "drei ???" an? - Eher nicht - und das trotz der potenziell sehr persönlichen Szene mit dem weinenden Bob. Aber wann hatte ich zuletzt mal das Gefühl, dass sich mehr als nur einzelne Momente in einer Folge "nach drei ??? angefühlt" haben?

    Gestern gehört: Die drei ??? "Die Spur der Toten".

    Ich muss sagen, starker Tobak. Gemessen daran, dass sonst alles Laute und Aufregende eher weggelassen oder verschleiert wird, ist diese Folge richtig hart. Clarissa Franklin hat unheilbar Krebs und entpuppt sich auch am Ende ihres Lebens als knallharte Manipulatorin - so hart, dass Bob sogar in Tränen ausbricht.

    Es ist ein richtiger Krimi mit einem ausgeklügelten Verbrechen. Inszeniert ist das Ganze wie inzwischen üblich nicht gerade rasant, sondern sehr gesprächslastig. Judy Winter überzeugt wie immer sowohl als angeblich Todkranke, als auch als aggressive Verbrecherin im Selbstverteidigungsmodus.

    Ich habe gestern die beiden aktuellen Folgen vom "Bobcast" gehört - und dabei erfahren, dass ich als Besitzer der "Find Your Fate"-Bände im amerikanischen Original angeblich was richtig Wertvolles habe. Na ja. Jedenfalls geht es jetzt an die Folgen jenseits der 40 Fälle aus der Original-Reihe und damit in den Bereich der Hörspiele, die ich nicht regelmäßig zum Einschlafen höre. Kurzweilig ist das allemal, die Fakten- und Erkenntnisdichte war aber durch das Rumblödeln von Fröhlich und Schwind eher gering.

    Es kann ja durchaus sein, dass die Helme und Brillen da eher cooles Accessoire sind als Schutzausrüstung. Oder dass M. V. Carrey da eine persönliche Haltung zum Ausdruck gebracht hat.


    Was die da unterstellte "Färbung" der Übersetzung angeht, könnte man Kosmos aus den Übersetzungen der frühen ???-Bände wesentlich mehr Stricke drehen. Der "Karpatenhund" ist ja unbestritten vollkommen umgeschrieben worden. Aber auch das "Bergmonster" bekommt im Deutschen ja einen völlig anderen Dreh. Im Original ist der "gute Mr. Smathers" eher das, was man heute einen "Ökoterroristen" nennen würde.


    Trotzdem hat Lore Puschert in Summe fantastische Arbeit geleistet. Bei ihr liest man so gut wie nie das englische Original durch.