Beiträge von PedSchi

    Ich bin endlich mal wieder dazu gekommen, überhaupt etwas zu hören, und zwar die aktuelle Folge des "Bobcasts" über eine meiner Lieblingsfolgen von den drei ???, "Die Comicdiebe".


    Der Podcast ist gewohnt unterhaltsam und ausführlich (und durchaus auch zotig), wobei er sich aber mal wieder mit mehreren Themen befasst. Immerhin, diesmal liegt es nahe, den Bogen zu schlagen zu den Graphic Novels der drei ???. Sonst wirkt es ja gern mal, als hätte der und der oder die und die gerade Zeit gehabt und man konstruiert dann random irgendeine Begründung, warum der Gast dabei ist.


    Insgesamt kommt die Folge für mich erstaunlich gut weg. Normalerweise finden Schwind und Fröhlich ja ziemlich penibel irgendwelche Aussprachefehler oder sonstiges, was mir überhaupt nicht negativ auffällt. Diesmal thematisieren sie nur den Helvetismus "Tönst du immer so?", wobei mir als Sprachwissenschaftler aber "wollen wir nicht so viel Aufsehens davon machen" jedes Mal fast körperliche Schmerzen verursacht.


    Dass sie Xenia Hey nicht kritisieren, weil sie damals erst 16 war (und außerdem nichts dafür kann, dass ihre Figur im Präteritum sprechen muss), finde ich okay, zumal heutzutage oft viel zu sehr draufgehauen wird. Dass sie den noch mal deutlich jüngeren Leonard Mahlich gleichzeitig sehr loben, sagt dann ja außerdem auch einiges.


    Aber ich finde "Die Comicdiebe" z. B. an diversen Stellen einfach schlecht vergeräuscht. Die Balkon- und Aufzugtüren klingen für mich allesamt nach Schiebetür vom Aktenschrank, beim wutentbrannten Auftritt von Steve Tresh soll offenbar Geschirr zu Bruch gehen, was man aber kaum hört, und im Comicladen, in dem Rainy Fields für Ablenkung sorgt, sind irgendwie gar keine Leute. Es hat mich erstaunt, dass das völlig unter den Tisch fallen lassen wurde.

    Zuletzt gehört habe ich gestern:


    - die Sonderausgabe der "Lage der Nation" (Folge 396), "Welche Verantwortung tragen Medien für den Aufstieg des Populismus?" mit der wie immer sehr kundigen Julia Reuschenbach


    und


    - "Warum fällt vielen Comedians nichts Besseres ein als nach unten zu treten?" bei Übermedien.

    Ich kenne die Folge noch nicht, werde sie aber aus Gewohnheit oder der Vollständigkeit halber kaufen, obwohl ich dem Urteil der Belanglosigkeit zustimme. Ja, das ist inkonsequent, ich weiß.

    Ja, geht mir auch so. Nach Mr. Murphys Beitrag war ich - wie jedes Mal - kurz voller Hoffnung, ehe die Skepsis wieder einsetzte, denn, dass "die Folge auch allgemein überwiegend sehr gut ankommt", ist ja nun im Zeitalter der Fake-Rezensionen echt kein Maßstab.

    Um das noch mal in aller Deutlichkeit und vielleicht etwas mehr Abgewogenheit zu sagen, lieber WDR Hörspiel: Es ist euer Hörspiel und nicht meines und es würde mich entsprechend wundern, wenn ihr nicht hinter eurem Werk stündet.


    Und grundsätzlich habt ihr ja was geschafft: Man recherchiert Hanns Heinz Evers und erweitert so sein Wissen. Gut, dabei kommt man möglicherweise zu dem Schluss, dass er so "in Vergessenheit geraten" gar nicht ist, immerhin gibt es einen sehr ausführlichen Wikipedia-Eintrag zu ihm und einen DLF-Podcast über Evers als "Stephen King des Kaiserreichs", aber es sei. Sein Publikum zu inspirieren und zu motivieren finde ich aller Ehren wert.


    Und rein marketingtechnisch habt ihr es geschafft, das Hörspiel hier zu platzieren, zu promoten, für Diskussionen zu sorgen. Einzelne Leute haben die zehn Folgen in Gänze gehört, um "mitreden" zu können. Das heißt, Klickzahlen, Verweildauer und "Engagement" stimmen, euer Hörspiel schnippst in den Charts nach oben, der Erfolg ist da und die zweite Staffel kann in Auftrag gegeben werden. Da hat sich doch der Einsatz der paar Volontär:innen in diesem Forum richtig bezahlt gemacht. Und wir werden nie erfahren, ob etwaige Verbesserungen in den folgenden Staffeln auf unser Feedback zurückgehen oder von vornherein "so konzipiert waren".


    Sorry, klingt wahrscheinlich jetzt viel böser, als es gemeint ist, aber diese Süffisanz haltet ihr hoffentlich aus.


    So weit es mich betrifft, bin ich aber schlicht enttäuscht. Ich wollte euren "Dämonenjäger" ursprünglich mal abends "nebenbei" hören. Dann habe ich den Teaser gelesen und leuchtende Augen bekommen, weil ich dachte: "Ahaha, wie clever, auf dieses Setting in dieser Konstellation wäre ich nicht gekommen!"


    Leider wurden die bei mir geweckten Erwartungen dann überhaupt nicht erfüllt. Die Gründe wurden hier schon genannt.


    Wenn ich Figuren entwerfe, dann spiele ich die in Gedanken zigfach und immer wieder durch: Wie lernen die sich kennen? Haben sie eine gemeinsame Vorgeschichte? Wie stehen die zueinander? Wo sind die Konfliktlinien? Ich mache lauter Wenn-dann-Szenarien: Wenn Person X das und das sagt, das und das tut, sich so und so verhält - wie wirkt sich das dann aus? Auf die Geschichte, auf die anderen Figuren, auf das Publikum?


    Und das fehlt mir bei eurem "Dämonenjäger" leider. Der wirkt auf mich wie eine Rohfassung. Die Ansätze sind da, aber das ganze Hörspiel ist mir - bei aller Anerkennung der technischen und handwerklichen Arbeit, die darin steckt - nicht ausgefeilt genug.


    Ja, jede Geschichte ist idealerweise Reißbrett. Aber bei euch *hört* man das Reißbrett. Es ist gerade so viel drumherumgestrickt, dass man sagen kann: "Okay, passt ins Budget, passt in den Zeitrahmen, für eine erste Staffel reicht's, schau'n wir mal, was draus wird."

    Laut Andreas Fröhlich im "Bobcast" soll damit die Atmosphäre gesteigert werden. Persönlich finde ich das auch störend, aber wenn man nicht, wie ich, ???-Fan der ersten Stunde ist und die alten Fassungen mithin nicht kennt, würde man vielleicht die "Leere" der Ursprungsversion genauso befremdlich finden.

    Interessant. Darauf wäre ich nicht gekommen, zumal euer Ewald Heine alles andere als abgründig daherkommt.


    Ich will ja nicht überkritisch sein, aber ich tue mich echt schwer damit, wie oberflächlich die Stichwörter aus dem Klappentext abgearbeitet werden, die noch dazu ziemlich Standard sind. Als da wären: Berlin, 20er-Jahre, Ausschweifungen etc. pp. Und für den Fall, dass man es aus dem Kontext nicht erschließt, sagt's dann die obercoole Dämonin noch mal explizit: Berlin! 20er-Jahre! Nasenscheidewände sind eine aussterbende Spezies!


    Ich erwarte von einem Stück doch, dass die Inaltsangabe im Verlauf - pun intended - "Fleisch an die Knochen bekommt". Stattdessen bekomme ich, zumindest in der ersten Folge, wenig mehr als eine etwas ausgeschmückte Nacherzählung des Klappentexts. Der Protagonist trinkt Absinth und kokst zwar formell, ist aber alles in allem stets klar, umgänglich und nett.


    Selbst das - als Thema auch nicht gerade neue - ungleiche Ermittlerduo aus preußischem Beamten und halbseidenem Lebemann, der zur Mitarbeit gezwungen wird/ist, kommt in Summe wunderbar miteinander aus, traut sich und glaubt sich. Allenfalls ist Ewald Heine mal in Spurenelementen frech gegenüber der Autorität.


    Das Ganze wird dann garniert mit Berlinern, die nicht berlinern, einer Dämonin, die nach eigenen Angaben zwar "älter ist als die Schrift", aber überhaupt nichts Altertümliches in ihrer Sprache oder ihrem Gebaren hat, und natürlich mit dem buzzernden Neonlicht-Pfeil, der hinweist auf: "Er ist schwul! Er ist schwu-hul!"


    Leute, Subtilität ist was Feines, wenn man's denn kann. Aber ihr macht ja kein Hörspiel der feinen Unter- und Zwischentöne, ihr macht (mal wieder) ein glattes Ab-durch-die-Mitte-Hörspiel. Ihr spitzt die Lippen und pfeift dann nicht. Ihr schreibt euch "Ausschweifungen" und "Düsternis" auf die Fahnen und bringt dann einen Schwiegermutterliebling.


    Es gibt keinerlei innere oder äußere Konflikte, keine Animositäten, keine Ecken, keine Kanten, nichts Kontroverses. Der Polizist hat nicht die Haltung: "Ich finde deinesgleichen widerlich, Heine!" und Heine hat nicht die Haltung: "Ich hasse dich, du schikanöses Bullenschwein!"


    Toleranz und Diversität in allen Ehren, aber das geht doch auch ohne den Holzhammer à la: "Eine Frau! Eine emanzipierte Frau!" oder eben: "Ein Homo, ein Homo!"


    Ja, ich verstehe, man muss in der ersten Folge die Figuren und die Story etablieren, aber, lieber Himmel, ihr habt acht Folgen Zeit, eure Charaktere zu erzählen! Und es scheint jetzt nicht so, als wäre die Geschichte so überkomplex und so voller historischer Details, dass dafür kein Raum bliebe.


    Leute, ich bitte euch inständig, traut euch doch mal was! Wenn ihr die zigste Version eines Dämonenjäger-Hörspiels nach bewährtem Muster machen wollt, bitte schön, dann macht cozy crime für die Ohren mit ein bisschen Gänsehautfaktor, den man beim Bügeln, Autofahren oder zum Einschlafen hören kann. Dagegen ist nichts einzuwenden.


    Aber wenn ihr unausgesprochen das Schlagwort "Anspruch" in der Monstranz vor euch hertragt, wenn ihr mir kommt mit "historischem Vorbild" und so einem Kram, dann werdet dem auch gerecht. Dann erwarte ich mal einen sperrigen, gebrochenen Charakter, paranoid durch Drogenkonsum und/oder ein Leben als unterdrückte Minderheit. Ob sich das dann rein als Verbitterung und Zynismus ausdrückt oder eher in der elitären Süffisanz eines Oscar Wilde oder in einer chaotischen Mischung aus beidem - egal. Dafür habt ihr dann ja den Hanns Heinz Ewers als Vorlage.


    So, und jetzt klickt auf "Gefällt mir", wie ihr bei jedem Beitrag zu euren Hörspielen auf "Gefällt mir" klickt. Rant Ende.

    Zuletzt gehört habe ich "Dämonenjäger Ewald Heine". Kann man hören, muss man aber nicht. Das Hörspiel hat für meine Begriffe nichts wirklich Eigenes und ist sehr nach dem Baukastenprinzip zusammengesetzt.

    Gestern gehört: "Die drei ???: Der Ruf der Krähen". Da ist eigentlich und offensichtlich und sehr gewollt viel Klassisches drin: Die Referenz an Hitchcocks "Die Vögel", ein wissenschaftliches Thema, Zeitgeist und eine undurchsichtige Person, die sich am Ende aber als eine der Guten entpuppt. Nur die Umsetzung ist wieder mal so schnarchnasig, so Kammerspiel, so Kaffeekränzchen. Ich meine, es gibt doch inzwischen den höchst offiziellen "Bobcast", in dem Andreas Fröhlich sehr zu recht darauf verweist, dass die Geschichten ab einem gewissen Zeitpunkt ernster und härter werden - und heute wird irgendwie alles zurückgedreht auf das Niveau von "cozy crime" à la "Inspector Barnabeutel". Ja, der Fall ist an sich logisch, was ja auch was wert ist. Aber nichts wird wirklich ermittelt, nichts wirklich hergeleitet. Allenfalls wird der notorische Justus-Jonas-Schlussmonolog jetzt aufgespalten und seine Erklärungen stärker über die Geschichte und auf mehrere Personen verteilt. Das ist ein handwerklicher Kniff und ein Herumdoktorn an Symptomen, ein demonstratives "We hear you, community!", aber mehr auch nicht. Ich meine, ich werde dieses Jahr 53, aber ich fühle mich noch nicht so alt, dass es für mich wieder zurück gehen müsste auf seichtes Kinderniveau des Kalibers: "Diese Krähen haben mit ihren spitzen Schnäbeln auf mich eingehackt!"

    Na ja, es waren Habichte, die Tauben getötet haben. ;) Und, ja, in Anbetracht der sonstigen Bemühtheit, mit der Figuren aus früheren Folgen wieder aus der Versenkung geholt werden, hätte es sich bei dieser Folge deiner Schilderung nach wohl mal wirklich angeboten. Allerdings bin ich nach der letzten Jubiläumsfolge mehr denn je der Auffassung, dass man das nicht beliebig machen kann, weil die ursprünglichen Sprecher*innen halt schlicht schon verstorben sind. Bei mir kommt jedenfalls keine Nostalgie auf, wenn Patrick, Kenneth, Onkel Titus u. a. stimmlich wenig bis gar nichts mehr mit den ursprünglichen Figuren zu tun haben.

    Zuletzt habe ich den "Bobcast" zu den "Gefährlichen Fässern" gehört. Darin geht es jedoch mehr um Aiga Rasch als um die eigentliche Hörspielfolge. Interessant ist der Podcast trotzdem (oder gerade deswegen).