Leo und die Abenteuermaschine - ein Hörspiel-Desaster mit Happy End

  • Hallo Leute,


    nicht wundern, es ist 1. spät und 2. mir fehlt die Lust am PC spielen und TV schauen. Und da ich das eh einmal niederschreiben wollte, dachte ich, jetzt ist es ein guter Zeitpunkt und hier ist vielleicht ein guter Ort (?). Aber vorab, es ist wirklich spät (nach 0 Uhr) und ich bin Legastheniker. Daher verzeiht die eventuellen Rechtschreibfehler.


    Ich denke, die folgende Erläuterung der Ereignisse wird den einen oder anderen interessieren. Vielleicht auch etwas abschrecken – wer weiß.


    Jedenfalls wollte ich einmal zur Tastatur bringen, wie es so ist, ein Hörspiel zu produzieren und auf den freien Markt zu werfen. Sozusagen in den großen Teich und schauen, ob etwas davon oben schwimmt.


    Ich war im Jahre 2015 noch ein Cutter fürs deutsche Fernsehen. Ich nannte mich selbst eine Medienhure. Wer bezahlte, bekam mich. RTL, Sat 1. ARD, ZDF einmal alle Buchstaben des Alphabetes durch.


    2011 wurde ich das erste mal Vater und mir wurde klar, dass ich mit dem ganzen TV-Schwachsinn einfach nur… wie soll man es sagen? … na ja, Schwachsinn machte. Ja, das trifft es. Brotlose Kunst, Spiele für die Masse. Daher versuchte ich, mit meinem Können einen Youtube Kanal mit Wissen für Kinder zu erstellen. Ein kleiner Löwe, Leo, erklärte den Kleinen die Welt, die doch so unendlich groß und unbekannt war. Es wurden also mehrere kleine Filme, über Cowboys, das Wetter und die Dinosaurier. Und siehe da, es gab tatsächlich ein paar tausend Leute, die sich für den kleinen Löwen mit der sächsischen Stimme (ich sprach Leo da noch selbst) erwärmen konnten.


    Und da ich ein riesiger Hörspielfan war (ja, war – dazu vielleicht später mehr), ich die Tonstudios und ein paar ganz tolle Stimmen kannte, dachte ich irgendwann – also so von Arsch in den Kopf: „Hey, mache doch mal ein tolles Hörspiel – darauf hat doch die Welt gewartet.“


    Ich dachte ja, in meinem jugendlichen Leichtsinn (ich hatte damals noch eine 3 im Alter): „es ist doch wie Fernsehen, nur ohne Bild.“


    Also habe ich tatsächlich vier kleine Geschichten um einen kleinen Löwen mit Klugscheißer-Syndrom und mit einer Abenteuermaschine geschrieben. Es ging und Cowboys, die Gebrüder Wright und Dinosaurier. Dann schnell ein paar Anrufe bei Irina von Bentheim, Charles Rettinghaus und ein paar anderen Sprechern und Tonstudios.


    Dann, blauäugig bis total überschätzt ins Tonstudio und alles aufgenommen. Noch nie habe ich in meinem Leben soviel geschwitzt. Na gut, bei den Geburten meiner Kinder vielleicht … und bei Oliver Rohrbeck. Aber der kommt später.


    Also, rein und nach einer Woche wieder raus aus dem Tonstudio. Mein Büro zu Hause entrümpelt, mir schnell Wav Lap beigebracht und dann an die Mischung gemacht. Ja ja, wie Fernsehen nur ohne Bild. Du Schwachkopf. Ich saß also jeden Abend ab 22 Uhr (Frau und Kinder waren versorgt) in meinem Büro, Kopfhörer auf 120db und bis 2 Uhr Sounddesign gemacht. Nur Fernsehen ohne… ach, lassen wir das.


    Es dauerte echt ewig. Soundeffekte und Musik kaufen geht auch ganz schön ins Geld, dachte ich mir irgendwann. „Müssen es denn wirklich zwei Pferde sein, oder reicht vielleicht auch nur ein Pferd?“ „Ach echt jetzt, noch ein Flugzeug.“ Ich wollte das Hörspiel immer schon veröffentlichen. Dass ich es professionell hinbekommen, war mir klar, was es am Ende kosten könnte, war mir irgendwie nicht so ganz klar.


    Aber auf einer Arschbacke kann man nicht Fahrrad fahren. Also musste ich durch. Zufrieden ist man dann am Ende auch nie. Heute noch weniger, als damals. Aber ich war nach 4 Wochen echt stolz auf mich. Jetzt, was fehlt? Cover, Gema (wir bekommen Geld – egal, was sie machen), Presswerk, Sozial Media, Werbung, Amazon Seller Account … habe ich etwas vergessen? Ach ja, Geld – jeder möchte Geld haben und ich bezahlte es. Warum? Ich bin schon immer selbstständig gewesen und nichts ist schlimmer, als für Arbeit nicht bezahlt zu werden. „Kannst du das mal schnell…“ „Nein! Ich habe Hunger und der Kühlschrank ist leer!“


    Das hat dann alles in allem so 10.000 graue Haare an Zeit gekostet. Dann war es endlich soweit. Mit einem echt schrecklichen Cover ging die erste Nummer ins Presswerk. 1000 CDs waren es zu Beginn. Unter dem lohnt sich eine Pressung gar nicht. Besser gesagt, unter dem macht es ein Presswerk schon fast gar nicht. Danach 900 CDs an Amazon senden.


    Wir haben immerhin das Ei des Kolumbus entdeckt und jeder Mensch in Deutschland wartet nur auf Leo. Apropos Leo. Der Titel ist zu lang, dass weiß ich heute. Ich weiß auch heute, warum ein bestimmter Teil der Menschheit verblödet. Wir verkürzen alles, stampfen es ein, nur damit es Google kapiert. Und Google versteht nicht „Leo und die Abenteuermaschine Folge 1“. Njago ja – Leo und die … ihr versteht?!


    Nach extrem viel Stress mit Amazon, waren die 900 CDs dann auf Lager und ich hatte die ersten Lagergebühren ausgelöst. Das Budget war schon x-mal gesprengt wurden, aber hey … die Menschen warten …


    Vergesst es!


    Die erste Zeit habe ich Amazon dafür bezahlt, mir im Lager eine Euro-Palette warmzuhalten. So schön kann es sein, Geld zu verbrennen.


    Ich war so stolz und ich liebte meinen Leo. Er war nicht perfekt, aber in meinen Augen glänzte er wie ein Diamant und das Wichtigste, mein großer Sohn war glücklich. Was macht es, dass wir in diesem Jahr kein Geld für einen Urlaub hatten?


    Eine gewisse Zeit und mehrere hundert Euro später, habe ich dann 850 CDs von Amazon zurück an mich senden lassen. War billiger. Was für ein Totalreinfall. Desaster. Katastrophe. Was für ein fulminaler Griff in die Kloake!


    Tja, ich konnte mir nicht vorwerfen, dass ich es nicht versucht hätte. Ich habe alles reingesteckt, was ich konnte und dabei hatte ich noch so viele Ideen. Einen kleinen Mozart, einen Inuit, Benjamin Franklin usw…


    Aber ein Hörspiel nur für meinen Sohn, das war mir dann doch etwas zu viel des Guten. Also wurde der Stecker ge… „Moment mal, hier ist eine Mail!“


    Tatsächlich, ich bekam Post von einer lieben Mama. Sie bedankte sich bei mir, für dieses tolle Hörspiel. Ihre Kinder würden es lieben und wann denn die Folge 2 erscheinen würde?


    Tja, was soll man sagen … ich war nie jemand, der so schnell aufgibt. Was in den nächsten Jahren alles für Steine und Blumen auf mich warteten, war mir da noch nicht klar. Vielleicht hätte ich mit dem Wissen von heute nicht weitergemacht.


    Aber ich habe mich Hals über Kopf in einen kleinen Löwen und seiner Abenteuermaschine verliebt. Und welche Beziehung ist schon einfach?


    Ich habe keine Ahnung, ob irgendjemand überhaupt bis hier her lesen wird. Aber irgendwie ist es schön, dieses Anfang noch einmal Revue passieren zu lassen. Und wenn es nur in meiner Erinnerung lodert, wollte ich es einmal niederschreiben.


    Ich weiß jetzt, die Menschen in Deutschland habe nicht auf meinen kleinen Löwen gewartet … aber das eine oder andere Kind schon. Und allein dafür haben sich alle Mühen gelohnt.


    Okay, weiter wollte ich nichts sagen. Hätte man vielleicht auch kürzer machen können? Vielleicht! Aber dann wäre es nicht Leo. LG


    PS: nun habe ich so viel geschrieben und mir überlegt, dass diesen Text vielleicht noch andere Leute lesen wollen. Daher nicht wundern, wenn er noch an anderen Stellen in den Weiten des WWW auftaucht. J

  • Hallo Leute, als ich gestern Abend, kurz nach 1 Uhr, diesen Text fertig hatte, dachte ich nicht, dass diese 3,5 Seiten viele Leute durchlesen. Vielen lieben Dank, dass es doch so viele gemacht haben. Zu Leo gibt es echt viel zu erzählen, ich denke, dass würde ein eigenes Buch füllen.Ich will das jetzt auch noch weiter ausführen, vielleicht beantworten sich da einige Fragen, die in euch keimten.Dann schauen wir doch einmal in die entsprechenden Gedächtnisprotokolle und versuchen die Ereignisse fortzuführen.



    Ich gab Leo also noch einmal eine Chance. Aber mir war klar, dass ich, wenn ich so weitermache, sehr schnell unter einer Brücke nach Essbarem suchen werde. Ich musste also ein paar grundlegende Dinge ändern.Kurze Zwischeninfo, was so gut wie niemand weiß, Leo hatte am Anfang eine andere Stimme. Eine weibliche Stimme, also, einer Frau und nicht, wie jetzt, Marco Rosenberg. Es war eine junge, sehr engagierte Dame mit (leider) wenig Erfahrung. Aber am Anfang war mir dies noch etwas egal.



    Ich fand, man konnte es sich anhören. Genießen vielleicht nicht zu 100%, aber anhören. Wie gesagt, Leo entstand nicht am Reißbrett, sondern entwickelte sich.Ich hatte ja viele weitere Ideen und mein Sohn bekam schon große Augen, wenn ich nur von den Möglichkeiten sprach. Im Meer tauchen, Klavier spielen, einen Drachen im Unwetter steigen lassen.Ich machte mich also wieder ans Schreiben und es flutschte und klatsche nur so aufs Papier. Ich hatte mich in Leo verliebt und die Muse überrannte mich förmlich. So waren bald zwei CDs geschrieben.



    Mit gleich zwei CD hoffte ich, die Kosten etwas in den Griff zu bekommen. In dem ich also mehr machte, mehr Geld ausgab, wollte ich Kosten sparen. Logisch, oder? Ja, logisch! Da die Sprecher die Tonstudiozeiten besser ausfüllten, wurde am Ende der Gesamtpreis pro CD geringer. Logisch.Ich drückte die Kosten um zirka 40%. Mich rechne ich dabei nie mit ein. Das würde mich nur frustrieren. Es ist ja so, dass man mit Hörspielen wirklich wenig Geld verdient. Ich kann ja einmal eine kurze Rechnung für alle aufmachen.Man bezahlt ja alles … Sprecher, Tonstudio, SFX, Musik, Grafiken, Presswerk und dann noch Amazon. Wenn man Amazon so über den Daumen peilt, bekommt dieses Versandverrunkel 48-52% des Verkaufspreises als Provision, Kosten für Lagerung und Werbung und den Versand. Ja ja, die Prime Versandkosten zahlt nicht der Internetriese, die werden einfach von meinen Einnahmen abgezogen. Vor Amazon hält aber der Staat die Taschen auf. 19% auf ein Hörspiel, 7% Steuer auf ein Hörbuch. Findet den Fehler. Also, 100% Brutto – 19% Steuern = 100% Netto, davon 52% Amazon Gebühr = ich habe mir das nie ausgerechnet, weil ich Angst habe, dass ich dann anfange zu weinen.



    Sagen wir es so, als Crêpesverkäufer verdient man mehr.Aber die Liebe und die Muse hatten mich fest im Griff und so habe ich die Folge 2 & 3 in endlosen Nächten gemischt. Himmelhoch jauchzen und zu tote betrübt. Es war ein Wechselbad der Gefühle, da man am Anfang einfach kein Licht am Ende des Tunnels gesehen hat. Ich war sooooooo langsam. Ich musste ja auch mein Sound- und Musikarchiv erst aufbauen. Also glühte meine Kreditkarte jeden Abend so ab 22 Uhr. Gegen 2 Uhr ging die Visa und ich dann erschöpft ins Bett. Immerhin musste ich früh raus und auf Arbeit. Es ist aber auch ein wirklich erhebendes Gefühl, wenn der eigene Text zum Leben erweckt wird. Leo ist damals ja auch noch total anders aufgebaut. Es gibt mehrere Abenteuer pro CD und die Folgen sind ab 4 Jahre geeignet. Das hat mehrere Gründe. Zum einen wollte ich die Kinder nicht überfordern (ein dummer Grund, wie ich heute weiß) und zweitens, da ich selbst kein Vertrauen in mein Sounddesign hatte. Große Epische Szenen traute ich mir (zum Glück für alle Hörer) einfach nicht zu. Also wurden kleine Brötchen gebacken. Eine Mammut Verfolgungsjagd, ein Unwetter und ein explodierendes Dache … kleine Fische also.



    Vermarktungstechnisch ging ich ein paar andere Wege. Ein Crowdfunding (wird das so geschrieben? Egal!) wurde gestartet. Man, dass kann auch nerven. Der erste Versuch ging auch total in die Hose. Denn auch hier muss man viel Zeit investieren. Aber der Tag hat bei mir nun einmal nur 24 h. Im Internet gilt diese Regel scheinbar nicht.



    Dann waren die CDs fertig und ich hatte tatsächlich Verträge mit dem Großhandel (Libri, Umbreit, KLV), dann Amazon und mein Webshop.Ich muss also sagen, nachdem der Boden des Portmonees erreicht war, wurde es zum Glück nicht mehr teurer. Leo brachte genau das Geld, was Amazon, Staat und der Großhandel von mir haben wollte. Hey, wie geil, jede CD geht für +/- Null über die Theke. Ich habe es geschafft. Ich werde davon leb… Moment mal, was bedeutet +/- Null? Ich wühlte in meinen Hirnrinden nach der richtigen Antwort.


    Keine Einnahmen stand da. Ah, ich verstehe. Das bedeutet, dass ich 40% weniger Produktionskosten habe, aber 0% mehr Einnahmen. Genau, richtig kombiniert.



    Ich bleibe also auf den Kosten sitzen? RIIIICHHHTIGG Kumpel!



    Ich meldete mich dann bei all den großen Verlagen. Sony/Europa kannte Leo 1,5 Jahre vor „Schlau wie vier“ – ein Schelm der … lassen wir das.Und dann Universal, das war ein Tag. Ich schlich mich über den Postboteneingang ins Gebäude. Telefonisch und per Mail erreichte man da ja niemanden. Also, durch den Hintereingang durch die kalte Küche in die Büros der Hörspielabteilung. Die haben Augen gemacht. Ich bin froh, nicht vom Wachschutz raus gebracht worden zu sein. Oder, wurde ich das und habe es nur verdrängt? Das ist im Nebel.Ravensburger schickten mir die CDs ungeöffnet zurück. Auch Universal meldete sich später mit einer Mail (dazu später mehr).Zum Glück gab es genug sinnlose TV Aufträge um die Verluste auszugleichen.


    Und jetzt bin ich ja wie ein Krokodil. Ich habe mich in diese fixe Idee verbissen, Leo weiter zu machen. Ich weiß nicht, was mich da geritten hatte. Alle Signale standen gegen mich. Meine Steuerberaterin legte mir schon liebevoll den Arm auf die Schulter und schüttelte mit dem Kopf. Man muss wissen, wenn man mir sagt, dass klappt nicht oder das kannst du nicht … dann zündet man eine Lunte, die man besser nicht angefasst hätte. Gegen alle Wetten legte ich jetzt erst richtig los.



    Auch bekam ich immer mehr Rückmeldungen von Käufern. Eine Mail, diese werde ich nie vergessen, erreichte mich von einem liebenden Vater, der gern die GEMA Liste von Mozart haben wollte. Mozart ist schon zu lang tot, daher gibt es keine GEMA, schrieb ich ihn. Ich fragte aber auch, warum er dies wissen wollte. Er schrieb zurück: „Mein Sohn hat die Geschichte mit dem jungen Mozart gehört – jetzt möchte er unbedingt Klavier spielen lernen.“ Da hörte ich das Klicken auf meinem Karma-Konto. Man muss wissen, dieses Konto ist durch die TV Arbeit ziemlich im Dispo. Damals reichte es vielleicht, als Wurm oder Made wiedergeboren zu werden. Bei den Medien löst man, bewusst oder unbewusst, ein One-Way Ticket in die Hölle. Nicht bei allen Medien, aber in meinem Fall hatte ich ein Express-Ticket. So war diese Mail wie die Nachricht, dass es eine Rückfahrt geben könnte. Ich kündigte also meine zwei Lebensversicherungen und ließ mir das Geld auszahlen.



    Ich wusste aber, dass ich wieder an Leo ran und ihn verändern musste. Ich machte mir eine Liste. Was lief gut? Das wird verstärkt. Was war schlecht? Das kommt raus.Am Ende sah es so aus:


    Die Abenteueruhr lernt zu sprechen und wird Leos Sidekick


    Die Stimme des Leo wird neu besetzt


    Es gibt jetzt nur noch ein Abenteuer pro CD


    Das Alter der Hörer sollte nun schon mind. 6 Jahre alt werden


    Ich brauche dringend einen Profi für die Mischung


    Es wird einen rudimentären roten Faden geben


    Ich setzte mich also wieder hin und schrieb 4 (!) neue CDs. Albert Einstein, die Apollo 11, Indianer und Thomas Edison & Jules Verne. Dann gab es noch am Ende einen riesigen Cliffhanger.



    Leo wurde runder. Also, nicht von den Maßen, sondern vom Inhalt. Ich war total in meinem Element. Das die Verkaufszahlen stiegen, zeigte mir, dass ich auf dem richtigen Weg war. Ignorieren wir den Brief von Universal, der einen Schlag ins Gesicht gleichkam.Und jetzt kommt endlich Oliver Rohrbeck ins Spiel.



    So Leute, ich werde mich jetzt um meine Kinder kümmern. Ich hoffe, hier konnten ein paar Fragen beantwortet werden und ihr habt erfahren, wie es weiter ging.

  • Okay, es sind doch mehr Leute, die es interessiert, als ich gedacht habe. Wird also so eine Art Fortsetzungs-Roman. Sehr gern – ich habe Spaß dran, in den Erinnerungen zu kramen. Dann habe ich es auch einmal schwarz auf weiß und kann mich später auch noch daran erinnern, wenn ich alt und vergesslich bin. Moment, alt bin ich schon und vergess… was wollte ich schreiben?


    Egal, das Internet vergisst ja nicht. Also weiter…


    Bevor wir uns aber wieder in die Hörspielwelt abseilen, wollte ich noch eine kurze Exkursion zum Thema: „was ist Leo für mich?“ unternehmen.


    Immerhin muss man ja zu dem Schluss kommen, dass bei mir die eine oder andere Synapse falsch gepolt ist. Meine Steuerberaterin schreibt schon Nachrufe, Arbeitskollegen schütteln die Köpfe und Freunde sagen mir, dass ich den größten Fehler meines Lebens mache. Also, was bedeutet mir Leo, dass ich nicht einfach aufhören konnte?


    Ganz einfach – ich hinterlasse etwas für meine Kinder und deren Kinder und … na ja, einmal schauen, wie lange sich die Erde noch dreht. Aber genau dieser Gedanke tanzte sich unaufgefordert in den Vordergrund. Alles fing mit der Mozart Folge an. Ich wollte meinen und allen anderen Kindern etwas mitteilen, was, wie ich finde, etwas verloren geht. Jedes Kind bekommt erzählt, dass die Welt auf sie wartet. Das alles immer funktioniert. Jeder kann alles werden. Am besten ohne Stress, Arbeit und blutige Knöchel. “Influencer? Ah, zweite Tür rechts bitte! Youtube Star? Ah, dritte Tür links. Sänger? Gerade aus, dort ist die Bühne. Das Licht brennt schon.“


    Ich habe auf meiner Arbeit so viele traurige Existenzen geschnitten, durch den Kakao gezogen und so hin geborgen, dass am Ende die größte Sc§E?e strahlte. Dabei ist das Leben nicht so einfach. Es gibt Rückschläge. Man fällt hin und es tut auch oft weh. Nur ein Bruchteil der Menschen schaffen, ohne Mühe, ihre Ziele. Da gab es also eine Erfahrung, die konträr zu dem Medienhype und Entertainmentprogramm der Heranwachsenden läuft. Und diesen Achsensprung wollte ich etwas geraderücken.


    Also schrieb ich eine neue Staffel. Mit einen jungen Einstein der mit dem Schulsystem nicht klar kam. Der erkennt, dass die Welt nicht auf ihn gewartet hat. Der sich durchbeißt, wenn es auch schwierig ist. Ich wollte meinen und allen anderen Kindern zeigen, dass man sich das Leben so machen kann, wie man möchte – aber dass dies durchaus Kraft und Ausdauer bedeutet. Der größte Antrieb war es also, den Kindern wirklich wichtige Dinge mit auf den Weg zu geben. Leo wurde also allein schon wegen der Themenauswahl älter. Noch hatte ich Angst, zu dick aufzutragen. Ich hielt mich also noch zurück. Die Mondlandung ist schon groß, aber noch weit von episch entfernt.


    Das lag vor allem daran, da ich noch nicht wusste, wie die nächste Mischung wird. Und so wären wir beim Thema. Wenn ich die Mischung weiter selbst gemacht hätte, wäre ich wohl zeitnah eingeliefert worden. Ich benötige nicht viel Schlaf, aber man sollte ihn schon in Stunden und nicht in Minuten bemessen können. Und warum Dinge nicht an Profis abgeben? Somit befragte ich Google, wer alles so Hörspiele mischen kann. Laut dieser kleinen, unbedeutenden Suchmaschine wäre das die Lauscherlounge – die Firma von Oliver Rohrbeck. Okay, ein Hemd anziehen und die Stimmbänder ölen, dass Kind schaukeln wir schon. Die kochen alle nur mit Wasser, also… äh, davon gehe ich einmal aus.


    Ich bin also einfach zu einem Termin erschienen. Oliver war nicht im Haus, dafür der zweite Chef Kai. Noch heute überlege ich, wie ich seinen Gesichtsausdruck, als er mich vortragen sah und hörte, deuten soll. Bedauern? 100%! Amüsiert? Selbstverständlich! Überrascht? Durchaus! Das Treffen lief eigentlich wie jedes andere, was ich in der letzten Zeit absolviert hatte:


    Die Tür geht auf, man bietet mir einen heißen Kaffee an, ich lehne freundlich ab (da mein Körper kennt kein Koffein), dann rede ich wie der schlechteste Vorwerk-Vertreter der Welt, man lächelt und am Ende lege ich die ersten drei CDs auf den Tisch und mache mich an den Abstieg.


    Danke, wir melden uns! Feuchter Händedruck während der Kaffee kalt wird. Tür zu und wieder nach Hause. Nichts Ungewöhnliches bis hierher. Neu war ein Anruf 14 Tage später. Kai muss die CDs ausversehen zu Hause liegen gelassen haben und seine Kinder haben sie, wohl auch ausversehen, gehört. Sie wären sehr angetan gewesen. „Und, was heißt das jetzt?“ „Wir möchten dich unterstützen, wir mischen Leo!“


    Na da viel mir aber der Hörer aus der Hand. Ich habe noch ein Telefon mit Wandanschluss, müsst ihr wissen. Was für ein Glück, ich kann endlich wieder lange schlafen (Fehlanzeige, aber das wusste ich damals noch nicht) und am Ende klingt das Ergebnis nicht, als hätte ein Laie an den Reglern seines Musikprogrammes herumgespielt. Ein zweites Crowdfunding lief dann auch etwas besser. Es kamen 1205 Euro zusammen. Zieht man die Provision ab, war das ein schönes Zubrot. Es kamen immer mehr Rückmeldungen und ich stellte mich sogar schon einmal hier und da mit meinem Leo Verkaufs-Stand hin.


    Also, ich ziehe meinen Hut vor allen Leuten, die sich freiwillig hinter solch einem Verkauf-Pult stellen und Leute, die mit Eis und Bier bewaffnet durch die Gegend rennen, ansprechen. Das grenzt schon an einer Mischung aus Extremsport und Zirkusbewerbungsgespräch. Da erlebt man Dinge. Ich habe mich eine Zeitlang jedes Wochenende in Tierparks, Vergnügungsparks, Kinder-Indoor-Spielplätzen, in Einkaufszentren und Comedytheatern aufgestellt. Dabei habe ich die Leute angegrinst, als würde mir ein Zäpfchen quer hängen. Ich habe mit einer CD gewedelt und versucht, die Leute von den Vorzügen meines Hörspieles zu überzeugen.


    Am besten finde ich die Eltern, die zwei Bier in der einen Hand und solch eine überteuerte bunte gefrorene Plürre in der anderen Hand halten. Auf dem Kopf noch drei Brezel balancieren und mir dann ins Gesicht sagen, dass das Hörspiel für 5 Euro ihnen zu teuer ist. Sich dabei noch schnell eine Zigarette anzünden und ihre Wege gehen. Ich habe in dieser Zeit viel über die fünf Wege des Verkaufens gelernt. Am Ende stand ich mit Helium-Ballons da. Jedes Kind, das ein Hörspiel bei mir kaufte, bekam einen Ballon vollaufgeblasen kostenlos dazu. Tja, so gewinnt man Kunden. Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen. Wo war ich gerade? Ach ja, lustige Verkaufsgespräche in Indoorspielhallen. Da hilft eine Tombola. Pro CD ein Los, jedes Los gewinnt… „Ah, das ist vom Staat verboten? Das wusste ich nicht. Glückspiel sagen sie? Echt jetzt! Okay, ich baue ab.“


    „Bevor sie gehen, haben sie noch so einen tollen Ballon?“ „Nein, aber ein Kinderhörspiel für…“ „Nein danke, wir wollen nur den Ballon.“


    Harte Arbeit. Ich kann mich noch an einem Samstag erinnern, in einem Tierpark. Meinen ersten Eindruck hatte ich schon verbessert. Das lief ganz gut, das Zäpfchen hing jetzt gerade. Da stand eine Familie mit besagtem Bier, Brezel und Kaltgetränk vor mir und ich spulte routiniert meinen 5 Stufen Plan ab. Die Kinder und die Mama hatte ich schon soweit. Ich stand kurz vor einem erfolgreichen 5€ Verkaufsabschluss. Da kam der Papa. „Nee, lasst uns mal gehen. Ist zu teuer!“ Das Kind: “Aber ich möchte einen Ballon!“ Vater: „Was kostet ein Ballon?“ Ich: „Nichts, den gibt es zum Hörspiel dazu!“ Vater: „Nein danke. Loß, wir gehen!“


    In dem Moment sackte etwas in mir ein paar Stockwerke nach unten. Das Kind schaute noch einmal über die Schultern, als es weggeschleift wurde und ich nahm einen spitzen Gegenstand und zerstach vor allen Leuten alle Luftballon, packte ein und fuhr nach Hause zu meiner Familie. In Parks, das nahm ich mir vor, stelle ich mich nicht mehr.


    Ich kann die Leute aber auch verstehen. Überall und an allen Ecken wird einem in solchen Parks alles Mögliche aufs Auge gedrückt. Wie gesagt, ich habe viel gelernt, aber auch begriffen, dass das nicht der Weg ein kann.


    Und dann war es soweit. Die Lauscherlounge schickte mir die Folge 4 zur Abnahme. Es war so, ich musste vorher immer noch die Vormischung machen. Diese liegt auch heute noch in meinen zarten Eichhörnchenfingern. Ich setze die Dialoge und suche die Musik und baue sie schon ein. Danach gebe ich alles ab, gebe mein Wunschkonzert ab und dann kam es zurück. Kopfhörer auf und 54 Minuten später hatte ich feuchte Augen. Was, so etwas geht auch?


    Und dann die Mondlandung. Mich drückte es in den Sitz. In Mia und ihr Pferd verliebte ich mich sofort. Ich besuchte die Ureinwohner Amerikas und dann die Verfolgungsjagd durch Paris mit Jules Verne. Wenn Leo mit Verne im Ballon fliegt und sie sich über Bücher und die Möglichkeit einer Weltumrundung unterhalten, bekomme ich heute noch Gänsehaut. Ja, ich höre meine Hörspiele immer und immer wieder an.


    Ich ließ die Geschichte mit einem Cliffhanger enden. Leo kam nicht wieder nach Hause. Es sollte in der 8. Folge zu den Piraten gehen. Wie das ausgehen sollte, wusste ich da noch nicht. Aber etwas wusste ich ganz genau, ich wollte auf das nächste Level.


    Jetzt wusste ich doch, was man mit Sounddesign alles machen kann. Nämlich auf die Kacke hauen, bis es spritzt. Ein alter Spruch aus der Medienbranche, ihr entschuldigt. Ich wusste, ab jetzt kann ich richtig Gas geben, habe ich doch echte Profis gefunden, die Leo veredeln.


    Also reiften neue Ideen. Seeschlachten, historische Wagenrennen, hunderte Kung Fu Mönche und der Wunsch, Oliver Rohrbeck in meinem Hörspiel zu haben. Ich mische mein Hörspiel in seiner Firma? Da kann man doch einmal anfragen. Ich spoiler jetzt einmal: er sagte zu und für mich wurde es die peinlichste Vertonung aller Leo-Vertonungen.


    Noch nie war ein Regisseur aufgeregter, zappliger und peinlicher. Dazu später mehr.


    Feierabend. LG

  • Bisher sehr interessanter Bericht. :thumbup: Da bin ich nun auch auf die Fortsetzung gespannt. Es gibt ja mittlerweile schon 17 oder 18 Folgen von Leo.

    ------ Nennen Sie mich einen Verschwörungstheoretiker, aber ich behaupte, dass Louis Armstrong nie auf dem Mond war!




    TKKG-site.de

  • Entschuldigt bitte die verspätete Rückmeldung. Ein paar wichtige Sachen duldeten keinen Aufschub. Zum einen habe ich noch einen Fehler in der Mischung der Folge 19 gefunden (ich habe ausversehen 2 Tage an einer älteren Version gearbeitet), dann bereite ich noch ein Gewinnspiel vor und am Ende musste ich gestern Abend das 52. X Terminator 2 – the Director Cut ansehen. Der Film ist soooo gut gealtert und ich kann sehr wohl verstehen, warum es diese bescheidenen Fortsetzungen gibt. Es gibt so viele T2 Fans, die gehen sicherlich so oft in die neuen Filme, nur in der Hoffnung, noch einmal die Gefühle wie bei T2 zu reaktivieren. Ich habe da ja eine Comic Empfehlung, die diesen ganzen Terminator-Wirrwarr logisch zu Ende erzählt und dabei den größten Abfall gekonnt ignoriert.


    „Ich merke, ich schweife schon wieder ab. Worum geht es hier noch einmal? Los Gehirnzelle, ich habe dich mit einer ganzen Milka gefüttert, nun nimm endlich die Arbeit auf!“


    Wir sind also in der Zeit nach Folge 7 (Edison und Verne) und vor der Folge 8 (die Piraten Anne Bonny und Jack Rackham).

    Da ich jetzt wusste, was die Lauscherlounge so auf einer Arschbacke kann, konnte ich endlich etwas mehr vom Feuerwerk zünden. Eine Seeschlacht? Cool! Aber wie verbinde ich den Cliffhanger der Folge 7 logisch mit der neuen Folge 8? Jetzt im Nachhinein ist alles ziemlich einleuchtend. Damals saß ich erst einmal Tage lang vor meiner Tastatur und fraß Milka.


    Schreiben von Cliffhangern ist aber gar nicht so schwer, man muss sich nur getrauen, los zu lassen. Getreu dem Motto von J.J.Abrams: „Mir doch egal wie es weitergeht, Hauptsache es endet fett!“ Also, so habe ich das mit meinem Schulenglisch immer übersetzt, was die mit „Alias“ und „Lost“ von Staffel zu Staffel gemacht haben. Und so war es auch, die haben immer den größten Hammer in den letzten 5 Minuten ausgepackt, ohne je zu wissen, wie es weitergehen soll. Bei „Lost“ gab es eine grobe Idee. Trotzdem war es erst einmal, wie mit Dynamit zu fischen. Wir erwischen viele, wie wir sie aber danach rausholen, überlegen wir uns, wenn sich der Rauch verzogen hat.


    Ich denke, ich habe das alles ganz logisch zusammen bekommen. Jetzt schaltet der rote Leo Faden (ich nenne ihn liebevoll mein Leo-Lost-Plagiat) auch erst richtig hoch. Die Geschichten hängen seitdem wirklich richtig aneinander. Alles hat mit allem zu tun und alles entwickelt sich. Nachdem ich wusste, ich möchte es richtig krachen lassen, war mir alles klar. Ab zur Bank und den ersten von zwei Krediten beantragt. Die Lebensversicherungen waren ja durch.


    Die Unterschrift war noch nicht trocken, da hatte ich schon zwei (!) Piratenabenteuer mit Seeschlachten und Indianer Jones Schatzkammer Einlage geschrieben. Weiter ging es ins alte Griechenland zu einem biblischen Pferderennen und wir enden in einer gigantischen Doppelfolge mit Bruce Lee, Shaolin Kämpfern und einem sympathischen Chuck Norris. Cool, das waren dann einmal 5 neue CD! Ein neuer Rekord. Allein die Kung Fu Folge hat 121 Minuten Laufzeit. Ich kann eben erst aufhören, wenn die Geschichte auserzählt ist. Eine Frau sagte mir einmal, sie fände es Geldschneiderei, dass die Piraten und Bruce Lee je zwei CDs haben. „Gnädige Frau…“, sagte ich. „Gnädige Frau, das Gegenteil ist der Fall. Je länger die CDs sind, umso länger benötige ich Sprecher, umso länger braucht das Sounddesign und so teuer wird die Folge. Jede weitere Hörspielminute in Oranienburg sorgt für klingelndes Geld in Berlin.“


    Und da ich nun endlich aus den vollen Trögen der Hörspielindustrie schöpfen konnte, dachte ich mir, ich frage einfach mal bei Oliver Rohrbeck an. Seine Firma sagte mir: „Kein Problem, der Olli macht das gern! Komm an dem Tag X hier zu uns!“


    Wer mich kennt, der weiß, dass ich von Pünktlichkeit nicht viel halte. Ich bin nie pünktlich! Ich bin immer mindestens 30 Minuten zu früh da. An diesem besagten Tag x, war ich wohl 1 Stunde zu früh dran. Komisch? Nein, Arnold halt. Ich hatte ein extra Deo, eine Familienpackung Beruhigungspillen und einen Knicke-Erstauflage mitgenommen und dann, vor lauter Aufregung, im Auto liegen lassen. „Nein, auch wenn du jetzt 1 Stunde zu früh bist, du gehst jetzt nicht mehr ins Auto. Olli könnte ja früher kommen.“


    Man muss wissen, bei der Lauscherlounge wird man freundlich in eine Ecke geschoben und dann steht man da ganz mit sich allein herum. Da gab es ein riesiges Bücherregal und nachdem ich 30 Minuten an die Decke gestarrt hatte, ging ich über, die Bibliothek zu durchstreifen.


    Interessant! Viele Reisebücher. England! Mmmmmm, oh, ein Gedichtband. Ich hatte ja noch Zeit und so verlor ich mich in irgendeinem Bildband über Australien. Die Zeit verging schnell, doch ich merkte es nicht. Ich beruhigte mich und alles an mir entspannte sich merklich. Meine Gehirnzelle nahm diesen bildlichen Abstecher zum Anlass und verabschiedete sich schon einmal in den Ruhemodus. Und plötzlich, ich war gerade tauchen im Great Barrier Reef, redete mich Ben Stiller von hinten an. Das Buch glitt mir aus der Hand, ich fuhr herum und versucht verzweifelt meine Gehirnzelle auf die Brücke zu rufen.

    „Hallo, ich bin Oliver Rohrbeck, wir haben einen Termin!“


    „Ähhhh… ja… also… tauchen … ähhh, ja. Wir! Also Sie und ich. *Kicher* Ich, ja, ich bin der … also der Typ *Kicher*.“


    „OOOOKKKKKAAYYYY , na los, fangen wir an.“


    Das war die peinlichste Vertonung meiner Laufbahn. Ich war froh, dass der Tonmeister und Oliver Rohrbeck des Lesens mächtig waren. Ich war es irgendwie nicht mehr. Ich benahm mich wie so ein pubertierender Cheerleader, der vor seinem Liebling-Quarterback stand. Habe ich eine La Ola-Welle gemacht? Ich weiß es nicht mehr, aber es ist im Rahmen der Möglichkeiten.


    Nach 45 Minuten und viel Bandsalat war alles vorbei. *Kicher*


    Ich war so aufgeregt, ich habe nicht einmal ein Foto gemacht.


    Dann bin ich die Treppe runter und unten, im Foyer, ging neben mir die Fahrstuhltür auf. Drin stand Herr Rohrbeck und sein Gesicht sagte laut und deutlich: „Oh Gott, der Verrückte! Wir laufen doch jetzt nicht zusammen zum Auto?“


    Er lächelte freundlich und nach einer Schrecksekunde setzte er sich in Bewegung. Ich lief ein paar Zentimeter hinter ihm und da wurde auch endlich meine Gehirnzelle wach. „Halt endlich die Klappe!“, sagte sie mit 120 dB in meinem Großhirn. Und das tat ich auch. Ich lief hinter Herrn Rohrbeck her, mit dem festen Plan, ihn nicht weiter zu belästigen.


    „Gute Nacht!“ „*Kicher*, ja, gute Nacht *Kicher*, und Danke!“


    Das war es dann. Ja, ich weiß, die gehen genauso wie ich aufs Klo, aber ich konnte es nicht verhindern, mich zum absoluten Vollhonk zu machen. Dies ist auch der Grund, warum ich mich wohl nie wieder getraue, Oliver Rohrbeck anzufragen. Ich möchte uns dreien (Oliver, mir und meiner Gehirnzelle) diese erneute Peinlichkeit ersparen.


    Die Folgen gingen super durch alle Abteilungen und waren dann am Ende perfekt. Wobei ich wirklich nicht mehr alle Tassen im Schrank haben muss. „Ich mache ein Hörspiel mit Kung Fu Mönchen? Ein Hörspiel mit … sag mal, hast du dir einmal nur für 5 Sekunden überlegt, wie das klingen soll? Häää…*Kicher*“

    Es ist viel besser geworden, als gedacht. Es sind wirklich fünf sehr schöne Folgen, die ich immer noch sehr gern selbst anhöre. Besonders die letzten 15 Minuten der Folge 11 – CD 2. Da passiert ein kleines Wunder. Ich habe schon oft gehört, dass Eltern, die mit angehört haben, danach ihre Kinder ganz fest an sich gedrückt haben.


    Das Karma-Konto klingelt…


    Hört selbst rein. Ihr müsst nicht das ganze Hörspiel miterleben. Die letzte 15 Minuten geben euch alles, was ihr an einem schlechten Tag benötigt. Versprochen!!!!


    Jetzt waren also fünf neue Folgen fertig. Und was mache ich um meine Batterien aufzuladen? Ab da ging ich in Schulen und hielt Vorträge über Hörspiele und Geschichte. Das ist soooo schön, mit den jungen Menschen zu reden und ihnen so bildlich und per Audioeinspielungen zu erklären, dass es durchaus eine Zeit vor IPad und Fortnite gab. Manche sind echt überrascht, wenn man ihnen erzählt, dass ihr Ur-Großvater unter Umständen noch einen Nachttopf, statt eine Joystick, unter dem Bett hatte.


    An der Verkaufsfront gab es leider auch einige Rückschläge. Ich sage immer, zwei Schritte vor und dann einen doppelten Rittberger zurück. Als es mit dem Großhandel so richtig anfing, ging plötzlich KNV insolvent und Leo CDs in dreistelligen Bereich gingen in die Insolvent-Masse über. Dann lotete ich aus, wieviel Geld Eltern für ein Kinderhörspiel ausgeben würden. „9,99€ wären toll.“ „Sag mal, von was träumst du nachts?!“


    Na ja, noch hatte ich einen festen Job und regelmäßige Einkünfte. Also alles im grünen Bereich. Die Verkaufszahlen stiegen und stiegen. Alles gut, wir sind auf den richtigen Weg. Ist KNV eben pleite. Dann machen wir eben jetzt alles selbst. Bluten wir den Großhandel aus und vertreiben es nur noch über Amazon und meinem Webshop.


    Ab da benötigt der Tag wirklich ein paar Stunden mehr. Aber dazu in nächsten Eintrag. Wer jetzt wissen möchte, wieviel Einträge noch kommen, bevor die Reise ein Ende findet? Geduldet euch Kinder! Noch zwei Folgen bis zum großen Endspiel.

    Ich wünsche allen eine gute Zeit.

    LG

  • Hallo Jungs und Mädels,


    nun habe ich alle unwichtigen Dinge (Bestellungen, Rechnungen, Nahrungsaufnahme) des Tages abgearbeitet und nun kann ich mich wieder den wichtigen Dingen widmen.


    Wir steuern mit Volldampf auf den Höhepunkt dieser schweißtreibenden Story zu. Aber jeder weiß, der in Literatur (Kapitel griechischen Tragödie) aufgepasst hat, vor der Retardation (fallende Handlung) und folgender Lösung des Konfliktes, kommt der dritte Akt. Das ist der Akt, der noch einmal alles auf den Kopf stellen wird. Wir steuern auf den Höhepunkt zu. Aus oben wird unten. Kommen wir heute also zur Körung, zur coronation von „Leo und die Abenteuermaschine“. Fangen wir an und schmeißen erst einmal alles über Bord, was wir über Leo wissen. Wir müssen das Thema ja endlich einmal ansprechen. Leo ist was? Ein liebliches Kinderhörspiel mit einem niedlichen Löwen und tollen historischen Wissen? Bis zur Folge 11, ja!


    Aber dann..


    Jetzt kommt also der Brief von Universal endlich ins Spiel. Jetzt, wo wir diesen Antagonisten schon vergessen hatten, betritt er wieder die Bühne und dem Publikum stockt der Atem. Exciting!

    Und er ist nicht allein. In seinem Schlepptau spaziert die Medienhorde „Anti-Wissen“ und schwingt die Keulen. Leute, es wird hart heute. Wer ein schwaches Herz hat, sollte hier lieber zum nächst gelegenen Benjamin Blümchen Thema übergehen.


    Noch da? Sagt nicht, ich hätte euch nicht gewarnt.

    Auch muss ich es ja einmal schreiben, immerhin gehört es zur Leo-History.


    Es begab sich, dass ich meinen Briefkasten öffnete und mir ein Brief entgegenflog, der Leo von Grund auf verändern sollte. Mit zittrigen Händen, einem trockenen Mund und einer hellwachen Gehirnzelle öffnete ich die Postsendung.


    Sehr geehrter Herr Arnold,


    Bla bla bla … vielen Dank, dass Sie sich durch den Postboteneingang geschlichen bla bla bla … müssen wir Ihnen leider bla bla bla … Wissenshörspiele sind eine Nische … bla bla bla … nur noch 10% der Kinder hören Wissenshörspiele … bla bla bla … daher müssen wir Ihnen mitteilen … bla bla bla und tschüß.


    Was? Nur noch 10 Prozent hören Wissenshörspiele?


    Was habe ich in den letzten fünf Jahren nicht alles von Medienunternehmen zum Thema Wissenshörspiele, Kinder und Allgemeinbildung im Allgemeinen, pädagogische Inhalte im Besonderen zu hören bekommen? Eine Auswahl gefällig? Dann öffnen wir einmal den Giftschrank.


    „Die kennt doch niemand mehr!“ CEO einen dt. Hörspiel Labels

    „Die Kinder können sich nicht mehr so lang darauf konzentrieren!“ dt. Medienvertreter

    „Das ist zu kompliziert für unsere Zielgruppe. Geht es auch einfacher?“ dt. TV Kinder-TV-Sender


    Ich habe damals ja noch für die Medienbrache meine Haut und Gehirnzellen geopfert. Ihr glaubt doch nicht, dass ich nicht alles versucht hätte, in die Presse zu kommen. Das beste Beispiel ist der RBB. Rundfunk Berlin/Brandenburg. Die zeigen 5-mal in der Woche den Brandenburger des Tages in einem fünf Minuten Bericht. So kann man jeden Tag Leuten zusehen, die etwas für Ihre Zimmerpflanzen singen, die Tiergrabstellen mit Fingerfarbe an Hauswände zeichnen oder die alten Menschen über Autobahnkreuze bringen. Ich habe mich mehrfach mit Leo bei denen beworben. Ich habe wirklich all meine Kontakte spielen lassen. Selbst der Präsident rief … ach, sagen wir es einfach heraus, nie kam etwas zu Stande. Ich landete ein paar Mal in meinen regionalen Zeitungen. Die Artikel waren echt toll, aber für mehr hat es nie gereicht. Den Playgirl gibt es ja nicht mehr.


    Nun war die letzte Staffel (Folge 8 – 11) nun also fertig und ich suchte nach neuen Themen. Neben den Absagen aus der Medienbranche, war ich auch wieder in Schulklassen mit meinem Vortrag unterwegs. Mit Schulklassen verhält es sich ja so, dass ich zum Beispiel keine Vorträge mehr in der 1. Klasse halte. Warum? Ganz einfach. Für die Kinder hat sich gerade so viel geändert. Aus „Gib Gas und habe Spass“ wurde „Sitz bitte still und sprich die Flüche bitte leise, um deinen Banknachbarn nicht zu stören.“ Wenn ich da um die Ecke komme und im Vortrag erfährt ein sensibles Kind, dass es gar keinen sprechenden Elefanten gibt, dass den ein Mensch spricht – ich sag euch, dieses Drama mache ich kein zweites Mal mit.


    Also fange ich ab der 2. Klasse mit meinem Vortrag an. Und das ist wirklich ein tolles Gefühl. Es gibt immer so tolle, wache und begeisterungsfähige Kinder. Da geht einem das Herz auf und man strahlt aus dem Hintern. Wirklich, was für Mädchen und Jungs mir da schon untergekommen sind – welche tolle aufgeweckte Kinder. Eine Freude. Leider musste ich feststellen, verdoppelt sich pro Klassenstufe die Anzahl der absoluten Vollpfosten pro Klasseneinheit. Sitzt in der 2 a nur eine Amöbe, sind es in der 3 a schon zwei und in der 4 a vier. Eigentlich nicht schlimm, wenn die Amöben nicht gelernt hätten, sich mit Gesten und Mimik bemerkbar zu machen und damit alle anderen Kindern stören würden.


    Von nichts eine Ahnung aber davon eine ganze Menge. „Ich werde Youtuber!“ „Viel Erfolg!“

    „Ich kann Fortnite mit verschlossenen Augen und verbundenen Händen spielen!“ „Respekt!“


    Der Höhepunkt war ein kleiner, rotzfrecher Junge. Das ist jetzt ein originaler Dialog mit dem 7 Jährigen:

    „Sie müssen jetzt ganz stolz auf mich sein!“

    „Ja, warum denn?“

    „Ich spiele keine PC Spiele!“

    „Gut. Das freut mich!“

    „Ich spiele sie am Tablet!“

    „Ähhhhh...“


    Irgendwann lag ich wieder einmal bis 3 Uhr nachts wach und da kam es mir. In groben Anleihen an Michael Endes, setzte ich mich an meinen Rechner und ergoss meine neusten Ideen in eine jungfräuliche Word Datei.


    „Die Welt hat ihr Wissen verloren. Sie sitzt wieder im Dunkeln und wäscht ihre Wäsche im Dorfteich“.


    Leo wurde ab der Folge 12 komplett aus der Bahn geworfen. Bei einem Zeitsprung geht etwas schief und Leo landet in einer, ihm unbekannten, Gegenwart, in der alles Wissen verschwunden ist.


    Leo muss nun wirklich die Menschheitsgeschichte retten. Er braucht Hilfe. In Michael Endes Roman „Die unendliche Geschichte“ zerstört das „Nichts“ Fantasien, weil die Kinder nicht mehr lesen und ihre Fantasie verlieren. Bei Leo bringt ein Geschichtsdieb alles durcheinander. Die Menschheit vergisst. Und nur der kleine Löwe mit seiner Abenteuermaschine kann den Bösewicht aufhalten.


    Ich schlug zwei Fliegen mit einer Klappe. Zum einen war ich immer etwas enttäuscht, dass Leo, egal wo er ist und wen er trifft, nichts richtig Großes ausrichten kann. Er ist meist dabei und erlebt das Abenteuer, was eh schon passiert ist. Jetzt wird in den Spannungsmodus geschalten. Es wird ernst.


    Leo trifft auf Leonardo Da Vinci, natürlich, wie kann es anders sein, der wahre Erfinder der Abenteuermaschine und auf seinen Diener Salai. Jetzt habe ich eine Mission, quatsch, ich meine Leo hat eine Mission.


    Nein, Moment. Ja, so falsch war der Satz gar nicht. Mir wurde bewusst, dass hier, etwas richtig schiefläuft. Wenn die Medien sagen: „zu kompliziert für die Kinder, das machen wir nicht“ , dann muss man es eben selbst machen.


    Ich hätte ja nie gedacht, dass mich eine feuchter Furzidee einmal hierher bringt. Dass ich Kindern wirklich etwas Wichtiges für ihr Leben mitgeben möchte. Fantasie, Wissen und die Kunst Dinge zu hinterfragen, sich ihre eigenen Gedanken zu machen.


    Leo ist kein Hörspiel, was Kinder allein anhören sollten. Ich sehe es als Familienhörspiel. Da Leo viele Fragen beantwortet, aber auch die Neugierde beflügelt und die Kinder als „Fragemaschine“ zurücklässt. Und ab da sind die Eltern dran. Die Kinder werden richtig angestachelt, sich Fragen über vergangene Zeiten zu stellen. Ich erkannte an dieser Stelle Leos riesiges Plus.


    Auch, wenn der neue Zyklus ziemlich überraschend daherkommt, war es für mich nur logisch. Und dieser neue Ansatz begeistere Eltern, Kinder und auch Sprecher. Ich schrieb fünf neue Folgen. Das ist jetzt die normale Staffelfolgenanzahl. Und dann erfüllte ich mir einen Kindheitswunsch. Als Da Vinci und dessen Pagen Salai wollte ich unbedingt die Stimmen von Lutz Mackensy (Dr. Brown) und Sven Hasper (Mary McFly). Das wäre das ultimative Nerdding und die Erfüllung eines Traumes.


    Aber so einfach ist das nicht. Das sind zwei Namen, die haben Tradition und Gewicht. Besonders Lutz Mackensy kann man nicht einfach anrufen und er kommt ins Tonstudio. Bei Lutz geht es noch über den Postweg. Ich habe ihm einen lieben Brief geschrieben. Er antwortete, dass er bitte erst alle Dialogbücher lesen möchte, da er sich nicht einfach so für ein Projekt einspannen lässt. Somit habe ich ihm die Bücher über Da Vinci, Isaac Newton, Charlie Chaplin und Mary Pickford und die Gebrüder Grimm geschickt. Hunderte Seiten Dialogbuch. Es dauerte etwas, dann kam ein Anruf.

    Bei solch einem tollen Projekt wäre er sehr gern dabei. Sven Hasper sagte auch zu. Und nun hatte ich zwei der größten Stimmen fest in dem Projekt. Denn etwas war klar, diese beiden Figuren werden ein fester Bestandteil im Leo Hörspiel Universum.


    So ging es wieder ins Tonstudio und herauskam, nach meiner Meinung, die beste Leo Staffel bis dahin.


    Und dann kam Corona und mit dieser Pandemie mein Abschied aus allem, was ich 22 Jahre meinen Job und meine Leidenschaft genannt habe. Ich weiß noch den Tag, die Stunde und die Minute, als mein Kopf auf den Schnittplatz knallte und ich vor mich hin flüsterte: es wird Zeit – nimm deinen Hut.


    Mehr dazu, im letzten Eintrag.

  • Hallo!


    Mir geht sehr viel durch den Kopf und auch manches durch Herz und Bauch, wenn ich deine Beiträge lese. Denn Tatsache ist, ich habe den Leo auf dem Schirm, seit du hier das erste Mal angemeldet warst und ihn zaghaft beworben hast. Behalte das bitte im Hinterkopf, wenn meine nun folgenden Anmerkungen etwas kritischer werden. Und bevor sie das werden und du womöglich aufhörst zu lesen: Tu mir und dir und den Kindern und der Welt einen Gefallen und mach eine Geschichte mit Ada Lovelace.


    Um der Wahrheit die Ehre zu geben, lese ich deine Beiträge in den letzten Tagen mit einer Mischung aus Bewunderung, Freude, Skepsis und Distanziertheit und eine innere Stimme sagt mir immer wieder schmunzelnd: "Und wenn es auch nicht wahr ist, so ist es doch trefflich erfunden!"


    Nein, ich unterstelle dir selbstverständlich keine Lügen. Ich komme nur nicht umhin festzustellen, dass du für einen chronisch übermüdeten Legastheniker verdammt viel und verdammt gut schreibst. Und bei allem Hadern über dein früheres Dasein als "Fernsehhure" irgendwie doch auch damit zu kokettieren scheinst; in jedem Fall aber das zum Handwerk gehörende Klappern dort sehr gut gelernt zu haben scheinst und auch weißt, wie man hübsch dick und reißerisch aufträgt. Wo etwa Universal im letzten Teil deiner Geschichte der große Bösewicht sein soll, erschließt sich mir jedenfalls nicht. Und die Abrechnung mit den "Amöbenkindern" und den konsumorientierten Eltern erscheint mir - bei allem Verständnis und aller spontanen Zustimmung - auch etwas wohlfeil vor dem Hintergrund, dass du selbst mutmaßlich durch deine frühere Tätigkeit zwei Jahrzehnte dazu beigetragen hast, dass es solche Eltern und solche Kinder in Massen gibt.


    Trotzdem ist deine Geschichte eine, von der ich mir wünsche, dass sie wahr ist und so gut weitergeht. Du könntest eine Figur aus meinen Erzählungen sein: der von Gewissensbissen geplagte Privatfernsehmensch, der durch Raus- und Umschneiden Menschen bloßstellt (was ich seit jeher kritisiere, um nicht zu sagen verachte), schließlich aber seiner Leidenschaft und seinem Sinn für Anstand folgt und etwas Produktives, Wertvolles und Hilfreiches macht.


    Ehrlich, ich bewundere Menschen, die etwas haben und es aber aufgeben, weil sie wissen, es gibt auch noch was Größeres und es kann so nicht weitergehen. Das kann ein Gorbatschow sein oder ein de Klerk oder ein George Lazenby. Dass es solche Leute gibt, solche wie auch dich, gibt mir Hoffnung.


    Als Kreativer kann ich vieles von der von dir beschriebenen Ochsentour nachvollziehen. Bei mir sind es die Hörspielmacher, die sagen, "politische Themen sind Kassengift" oder die Mitarbeiter eines kurz vor der Übernahme stehenden Verlags, für die ich die Rettung hätte bedeuten können, die aber ungelogen lieber in einem halben Dutzend E-Mails über meine angebliche Selbstüberschätzung diskutieren, als sich mein zu langes und nicht ihren Formvorgaben entsprechendes Exposé durchzulesen.


    Kurz und gut: Zur Wahrheit gehört auch, dass du mehr Chuzpe hast als ich, und dafür gebührt dir mein Respekt. Ich wünsche dir alles Gute.

  • Hallo PedSchi und vielen Dank für deine liebe und ausgewogene Nachricht. Ich habe sie sehr gründlich durchgelesen. Ich versuche einmal den entstandenen Nebel, jenseits der von mir geschriebenen Story, zu lichten.


    Zum ersten, auch wenn die Texte die Gegebenheiten nur gekürzt wiedergeben, ist nichts aber aus rein gar nichts erfunden oder dazu gedichtet worden. Es wurde nur komprimiert und meinem ironischen Wesen angepasst.


    Kommen wir zu deinen Anmerkungen. Ja, ich bin Legastheniker. Was mich rettet, ist jahrelanges Schreiben und die moderne Rechtschreibprüfung. Ich bin ein Kind der DDR und da wurde noch versucht, mit sehr unschönen Methoden, dieses Defizit aus mir heraus zu bekommen. In der Schule hatte ich in Rechtschreibung immer eine 6. Aber in Inhalt und Grammatik eine 1. Das rettete mir den Arsch und macht am Ende eine wacklige 3. In der Medienbranche untersagte man mir irgendwann Untertitel und Bauchbinden zu schreiben, da sich immer wieder Fehler einschlichen. Alle Texte hier, habe ich vorher in Word geschrieben und mehrfach von der Rechtschreibekorrektur anpassen lassen. Auch bin ich nicht auf den Kopf gefallen und vielseitig interessiert. Ich spiele kein Computer, schaue sehr wenig fernsehen und beschäftige mich eigentlich 99% meiner Wachzeit kreativ. Das schärft.


    Zum Thema: der Weg der Läuterung. Ich bin ein Kino-Nerd von Kopf bis Fuß. Ich komme aus einem kleinen Ort im Erzgebirge und ich wollte schon, so lang ich denken kann, etwas mit Kino machen. Ich schrieb mit 13 oder 14 meine ersten Drehbücher. Ich schnitt mit zwei VHS Recordern meine ersten Filme. Echt, so war ich. All das tat ich, ohne je die Hoffnung zu haben, es irgendwann einmal in die Medienbranche zu schaffen.


    Als ich 18 Jahre alt wurde, zogen meine Eltern in den Norden von Berlin und ich bewarb mich in Babelsberg. Und oh Wunder, ich wurde angenommen und lernte ab da, wie man eine Geschichte mit Bild und Ton perfekt verbindet. Ich möchte mich nicht selbst zu hoch loben, aber ich wurde ein sehr guter Cutter. Und für mich war es damals noch egal, was ich schnitt, Hauptsache ich konnte schneiden. Die Privilegien in der Medienbranche sind groß. Wenn man an den richtigen Stellen bohrt, kann man ganz schön was erleben. Zum Beispiel durfte ich am roten Teppich drehen – und das als Cutter. Ich traf Mel Gibson, James Cameron, Michael Bay usw… ich schnitt 120 Minuten Filme für TV. Ich kann sehr wohl verstehen, wenn viele aus der Branche plötzlich anfangen zu denken, die Sonne dreht sich um sie und nicht die Erde um die Sonne.


    Ich war gut in meinem Job, auch wenn mir hier und da der Bauch weh tat, über die Dinge, die ich machte.


    Und was bitteschön ist passiert? Ich bin Vater geworden. Auch wenn das jetzt kitschig klingt, es war der Beginn eines neuen, eines vollkommen anderen Menschen. Diese Augen, Hände und Füße haben mich einmal komplett umgedreht. (siehe die letzten 15 Minuten der 2 CD Folge 11) Plötzlich veränderte sich alles. Ich wurde trotzig. Hinterfragte viel. Beschwerte mich. Ich stellte das System oft in Frage. Und besann mich auf meine zweite Leidenschaft, die Geschichte. Es klingt vielleicht unglaubwürdig, aber Kinder verändern alles. Ich war vorher kein Arsch, aber ich schwamm im System. Danach lehnte ich Projekte ab. Man erkannte sehr schnell, was von mir war und was nicht. Meine Beiträge, wenn es das System nicht wieder geändert hatte, waren einfach anders.


    Und jetzt zu den Kindern und deren Eltern. Ich weiß sehr wohl, dass ich genau das gemacht habe, was ich heute versuche zu ändern. Ich kenne alle Fehler im System, was die Kinder irre macht, ich habe es mitgemacht. Zu meiner Verteidigung, vor 22 Jahren war es noch nicht so. Was ich gelernt habe, deckt sich nicht mit den Methoden der heutigen Zeit. Es ging schleichend bergab. Egal. Ich sage jeden der mich fragt: „Ich habe das Ticket in die Hölle gelöst, zweimal!“ Auch sagte ich jedem Praktikanten, den ich getroffen habe: „Renn schnell, renn weit und dreh dich ja nicht um.“ Als ich das erkannte, wurde Leo meine Katharsis. Das trifft den Nagel auf den Kopf. Leo ist meine Läuterung, meine Wiedergutmachung, mein Versuch mein Karma Konto zu füllen. Das klingt zu dick aufgetragen? Nein! Das ist des Pudels Kern. Leo rückt all das wieder gerade, was ich in meinem Leben falsch gemacht habe. Und auch, wenn das wie aus einem schlechten Roman klingt, es ist so. Nur aus diesem Grunde gebe ich nicht auf. Ihr glaubt doch nicht im Ernst, hier geht es um Geld und Reichtum. Davon sehe ich in meinem Haus nichts.


    Okay, jetzt habe ich gerade wieder eine Therapiestunde in Form dieses Textes hinter mir.


    Was ich abschließend noch einmal sagen möchte: es ist so passiert. Ich habe meine private Meinung zur Menschheit 2022 und mir sind die Fehler im System sehr wohl bewusst. Aus dem Grunde habe ich alles, was ich 22 Jahre aufgebaut habe, abgerissen. Aus dem Grunde nenne mich Freunde und Weggefährten verrückt. Na und, was wäre die Welt ohne Leute, die über das Kuckucksnest fliegen?


    Ich hoffe, diese Worte erklären den einen oder anderen Sachverhalt auf.

  • So, die Musik dröhnt aus den MS20 Lautsprechern und die Tastatur läuft warm. Ich finde, es wird Zeit für das Finale.


    Bevor wir aber zum Ende kommen, gibt es in bester Hollywoodmanie,r so eine tolle Erfindung, um etwaige Logiklöcher auszubessern. In speziellen Kreisen auch „Flashbacks“, „Rückblenden“ oder „Logiklöcher-Stopf-Element“ genannt.


    Also, hier kommt er, der Leo-Flashback. Stellt es euch vor. Die Farben verblassen (Sättigung -40%), der Kontrast wird um 15 % erhöht und wir setzen eine tolle Vignette rein. Weißblitze, Zeitlupe und Jump Cuts kommt auch immer cool.


    Könnt ihr es euch vorstellen? Nein?! Nicht schlimm. Ich auch nicht mehr.


    Wir springen also etwas in der Zeit zurück. Wir sind im Januar 2019. In China fallen die ersten Menschen auf der Straße um und das geht Viral. Ich befinde mich, mit einer kleinen Löwen Figur im Kofferraum, auf einer 5 Stunden Fahrt zur Nürnberger Spielzeugmesse. Der Plan: ich tauche im Fahrwasser eines befreundeten Spielzeughändlers auf dem Stand der Tonie-Box Leute auf. In der einen Hand eine funktionstüchtige Leo Tonie Figur, in der anderen Hand 11 Leo CDs und Handdesinfektionscreme. Und man glaubt es nicht, zuerst redet mein Spielzeugladen Freund mit den Tonie Vertretern und als schon alles Wichtige gesagt wurde, lege ich meinen kleinen (total niedlichen) Löwen auf den Tisch und sage die historischen Worte:


    „Haben Sie vielleicht Interesse an einer total niedlichen, total schönen Hörspielreihe um einen kleinen Löwen und seiner…“


    Das Gespräch ging genau 10 Minuten und Null Sekunden.


    Kennt ihr diesen 10 Minuten Höflichkeit-Talk? Sprich, wenn man das Gespräch nach 9 Minuten abbricht, dann ist das nicht so fein. Aber ab 10 Minuten und 00 Sekunden ist alles erlaubt. Ich gab mein Löwen und die CDs an die Tonie Leute. „Vielen Dank, wir rufen sie an!“


    Ich verließ die Hallen, duschte in einem Wohnpark gegenüber des Messegeländes (denkt jetzt bessern an die Vignette), stieg dann sauber und gestriegelt wieder in mein Auto und macht mich auf die 5 Stündige Heimreise. Natürlich war ich, wegen dem Ergebnis, am Boden zerstört.


    Die Farbe nimmt noch einmal 10% ab und die Musik wird trauriger. STELLT ES EUCH VOR!


    Als erstes, wenn ich down bin, rufe ich immer meinen kleinen Löwen an. Also den Sprecher Marco Rosenberg. Ich erzähle ihm von diesem Tag und er versucht mich mit Schnurren aufzuheitern. Plötzlich sagt er den folgenschweren Satz: „Vielleicht solltest du etwas mit deinen Covern machen?“ „Bist du bescheuert?“ Ich hatte vor Schreck fast einen Auffahrunfall. „Ich habe 11 CDs mit 11 Covern. Alle bezahlt. Weißt du, was das kosten würde, wenn ich die neu machen würde? Geht es noch!“


    Weitere 5% Farbverlust.


    „Na ja, vielleicht nicht die alten Cover, aber ab der Folge 12. Ich kenne da eine super Grafikerin. Die ist genial. Da würde dann Leo von außen so gut aussehen, wie es von innen klingt!“ Ich weiß nicht mehr, ob das der originale Satz war. So klingt er aber im Flashbacks gut. Wir sprachen die gesamten 5 Stunden. Von Nürnberg bis nach Berlin. Als ich ausstieg, war ich festentschlossen, wenn schon, alle Cover neu zu gestalten. Beginnend ab der Folge 1. Was für ein Wahnsinn. Ich habe tausende CDs mit alten Covern hier zu Hause liegen. „Weißt du, was das bedeutet?“ – Teufelchen auf der Schulter. „Ja, ich muss bei jede einzelne CD die Cover austauchen, per Hand!“ „Ach, was soll ich da sagen? Du machst eh, was du möchtest! Spann aber deine Kinder, Frau, Eltern und Nachbarn ein.“


    Wenn ich das so schreibe, kann ich das selbst nicht glauben. Ich fing an mit Tina jedes Cover neu zu gestalten. Endlich Cover, so wie ich sie wollte. Ich liefere die Skizzen und Ideen und Tina setzt es perfekt, genial, meisterlich, einmalig in neuen Cover um. Ich lasse also alle Einleger neu drucken und dann fange ich wirklich an, jede CD mit einem neuen Inlay neu zu verpacken. Die Kinder machten mit, die Frau musste etwas gezwungen werden. Meine Eltern packen in ihrer Wohnung auch mit an. Und so dauert es zirka 6 Monate und dann erstrahlt Leo in vollkommen neuen Covern.


    Wenn wir aber schon dabei sind, was ist mit den ersten drei Folgen? Was soll mit denen jetzt sein? Na ja, da hat Leo noch eine andere Stimme und das Sounddesign ist auch noch etwas, wie soll man es sagen, damit ich nicht selbst beleidigt bin? Verbesserungswürdig! Ja, okay, darauf können wir uns einigen. Da ich die ersten drei Folgen selbst gemischt hatte, besaß ich ja noch alle Tonspuren.


    „Du willst Leo neu sprechen, neu abmischen und neu pressen?“ „Ja, spricht etwas dagegen?“ „Na ja, in deinem Universum wahrscheinlich nicht, auf der Erde nennt man das aber, ähhh – verrückt!“


    Die alten Dialogbücher wurden erneut ausgedruckt. Das Tonstudio reaktiviert und Marco mit Hilfe von Brotkrumen in die Tonkabine gelockt. Ich habe tatsächlich die alte Leo Sprecherin, in den ersten drei Leo CDs, ausgetauscht. Ganz nebenbei das Sounddesign verbessert, mehr Musik, mehr SFX. Ich habe die Reihenfolge der Abenteuer geändert und dann noch die nervige Sache mit dem Vorspann ausgebügelt. Und dann habe ich die Folge 1 bis 3 neu ins Presswerk gegeben. Na ja, normal kann jeder.


    Flashback Ende.


    Moment, die Frage über den Antagonisten Universal kam noch einmal auf. Mist! Da ist der Arnold über das Ziel hinausgeschossen. Bitte entschuldigt. Ich leiste Abbitte. Universal ist selbstverständlich nicht der Bösewicht. Es gibt in dieser Geschichte keinen Bösewicht, ich wollte nur etwas die Spannung steigern. Ich entschuldige mich hier öffentlich bei allen Universal Mitarbeitern, die sich durch meinen Text negativ gereizt fühlten. Der Brief festigte in mir nur den Gedanken, dass ich Leo, gegen alle Widrigkeiten, weiter entwickeln muss. Es gibt Firmen, und das wollte ich damit ausdrücken, die es aufgegeben haben, in diesen Nischenmarkt zu investieren. Da es nur noch 10% sind. 10 PROZENT! Und was ist nun mit diesen 10%? Dieser Satz stand wirklich in dem Brief und das hat mich in meinem Entschluss bestärkt, weiterzumachen. Somit ist Universal hiermit rehabilitiert. Alles fein – nicht nachtragend?


    Nachdem das alles geklärt wäre, können wir Linear weiter mache.


    Wir befinden uns in der Zeit, als die Folgen 12 bis 15 schon vertont und zum großen Teil auch schon fertig gemischt, aber noch nicht alle veröffentlicht, waren. Ortswechsel. Berlin. Tag. In der Nähe des Potsdamer Platzes. Wir befinden uns im, Moment, war das schon der zweite Lock down? Ich habe da etwas die Übersicht verloren. Das ist aber auch egal. Mein Beruf gehört zu den Systemwichtigen Berufen. Panem et circenses – Brot und Spiele. Ich saß also vor meinen drei Monitoren, einer Maus und einer bunten Tastatur. 22 Jahre mache ich den Job jetzt schon. Geopfert habe ich, neben mehr Gehirnzellen als bei einem goldenen Schuss, meine Augen (-6,5 Dioptrien), mein Gehör (ich kann mehrere Tonquellen nicht mehr voneinander unterscheiden), meinen Rücken und meine Finger.


    Kurzer Erklärbär. Wenn ihr eine 45 Minuten Sendung anschaut, ist die mit Werbung nach 60 Minuten vorbei. Ich sitze für einen 45 Minüter fünf Tage a 8 bis 10 Stunden an der Sendung. Immer und immer wieder sehe ich die gleichen Szenen. Bei einem 60 Minuten Film, zirka 2 Wochen. Bei einem 120 Minuten Film schon mal locker täglich 2 Monate. Ich kenne jedes Bild des 1.000 stündigen Rohmaterials, kenne jeden Versprecher, jeden verkackten Schwenk, jede Unschärfe, jede Textpassage meines Redakteures in und auswendig. Damit ist der Verlust der Gehirnzellen zu erklären. Ich schnitt auch manchmal zu Hause und meine Frau fragte mich einmal. „Wie hältst du das nur aus?“ „Drogen Baby, Drogen!“


    Man klickt am Tag zehntausende Male auf der Maus herum und tausende Mal auf die Tastatur. Das waren dann die Finger. Man sitzt 8 – 10 Stunden täglich auf solch einen blöden Bürostuhl – das war dann der Rücken und starrt auf drei Monitore – und nun die Augen. Man hört auf jedes Geräusch und jeden dummen Satz des Protagonisten – und weg waren Gehirn und Ohr. Na ja, was soll man sagen, ich bin schon über 40 und man wird nicht jünger.


    Es war wohl der Gesamtsituation geschuldet. Ich saß hier und schnitt Kaugummi fürs Hirn. Einige Tage vor dem Job am Potsdamer Platz, war mein großer Sohn, bei einem anderen Projekt, mit auf Arbeit. Die Schulen waren geschlossen worden. Er saß neben mir und machte fein seine Schulaufgaben und schaute mir beim Arbeiten zu. Plötzlich hebt er den Kopf, legt den Füller zur Seite und schaut mich an: „Papa!“ „Ja mein Sohn!“ „Darf ich dich kurz stören?“ „Ja, was hast du?“ „Warum machst du aus der lieben Frau eine Böse und warum machst du aus der bösen Frau eine Gute?“


    Ich sag euch – der Schlag saß. Ich muss das auch kurz erklären. Als ich als Frischling vor 22 Jahren damit angefangen habe, war es noch nicht so. Und ich wollte immer nur schneiden. Später braucht man dann das Geld für den Kühlschrank und die anderen Grundbedürfnisse der Familie. Es ist einfach so passiert.


    Ich ging mit meinem Sohn nach Hause und sagte ihm, dass er leider nie wieder mit seinem Papa auf Arbeit dürfte. Jetzt, Wochen später, saß ich am Potsdamer Platz und schnitt das nächste Projekt. Eine erfolgreiche TV Show. Ich schnitt wie immer allein. Ich weiß ja, was man sehen und hören wollte. Ich schob die Maus zur Seite und schaute mehrere Minuten schweigend aus dem Fenster.


    Leo ist jetzt 5 Jahre alt. Die Verkaufszahlen steigen, wenn man den Gürtel enger schnallen würde, könnte man davon leben. Also, bald. Auch ist Leo ein Fulltime Job. Selbst in der Mittagspause auf Arbeit verschickte ich Leo Bestellungen. Social Media, Amazon, Webshop, das Finanzamt, neue Bücher, Tonstudio, Dispo, Marketing, Grafiken, Gema, Verpackungen, Vorträge an Schulen…(zu viele Zeichen ... gleich geht es weiter)

  • ... weiter ...


    Und dann hat Leo einen Punkt auf der Haben Seite, der den absoluten Ausschlag für die kommende Kurzschlussreaktion gab. In Leo redet mir niemand rein. Er ist meine. Beim TV kommen aller furz Minuten jemand herein, der da denkt, mich mit seinen Ideen und Ansichten beglücken zu können. Egal wie toll man es macht, wenn bei jemanden da oben ein Furz quer hängt, muss es geändert werden. Ich hatte Momente, da stand ich schreiend (kein Witz) auf dem Gang und wollte die Hütte niederbrennen. Nach der achten Senderabnahme/Änderung kommt eine Mail. „Du Leute (ja, so schreiben die), wir haben uns noch einmal alle zusammengesetzt und eine Stunde darüber diskutiert. Nach reiflicher CO2 Ausscheidung sind wir zu dem Entschluss gelangt, dass die Animation wirklich wirklich toll ist. Bussi dafür. Aber wir fänden, dass wir aus dem Wort „Hundemode“ – „Hunde-Fashion“ machen sollten. Danke! Bussi!“


    Ahhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh … hallte es durch die Gänge.


    Zurück an den Potsdamer Platz. Ich kann irgendwie nicht mehr. 22 Jahre sind eine lange Zeit. Hunderte TV Formate, tausende Stunden TV-Sternstunden. So viel CO2. Und dabei habe ich etwas, für was ich brenne. Was mir wichtig ist. Ich habe meine Steuerberaterin abgerufen. Diese riet ab. Ich rief meine Frau an. „Wir stehen hinter dir.“ Tja, was soll man sagen? So ein Abgang ist gar nicht so schwer. Ich absolvierte noch meine zugesagten Aufträge und dann zog ich den Stecker. Am letzten Tag ging ich durch die Redaktionen und verabschiedete mich.


    „Du kommst doch wieder, oder?“ „Wenn es schiefgeht, ja!“


    Dann war ich raus und kümmerte mich um die Folge 16, schrieb die Folgen 17 – 21 und konzentrierte mich auf meine Familie, mein Bauchgefühl und meinen geliebten kleinen Löwen.


    Das ging dann eine kurze Zeit so. Man glaubt nicht, wie sich das Leben plötzlich verändern kann.


    Und eines Tages öffne ich mein Emailpostfach und da erscheint eine Mail von Kiddinx.


    Tja, Zufälle gibt es.


    Ab jetzt wird ein neues, unbekanntes Leo-Kapitel aufgeschlagen. Ich weiß nicht, wie sich das ab hier entwickelt. Ich weiß nur, dass es spannend und ganz toll wird. Es ist wohl das Beste, was Leo jemals passieren konnte. Vielleicht habe ich jetzt genug gutes Karma angesammelt. Aber, wer jetzt denkt: Uhhiiii, Kiddinx, jetzt wird er Millionär. So ist es nicht. Ich habe keinen Plattenvertrag, sondern einen Labelvertrieb. Leo bleibt vollkommen in meiner Hand. Jetzt muss der kleine Löwe beweisen, dass er im großen Teich schwimmen kann. Fünf neue Folgen sind fertig. Die beste Staffel, die es jemals gab (meine Meinung). Aber sehen wir es realistisch. Leo steht immer noch am Anfang, kennt ihn doch noch nicht so viele.


    Und, verstehen ihn nicht so viele. Denn ich glaube, um die Veränderungen in dem Hörspiel zu verstehen, müsste man diese Geschichte hier kennen. Manche schrecken die ersten drei Folgen ab und die hören die späteren Folgen gar nicht. Andere stören sich an den Löwen. Was ich gar nicht verstehen kann, da es gerade das ist, was die Kinder verstehen. Alles in den Hörspielen ist so oder so ähnlich passiert, nur der Löwe ist Fantasie. Das können Kinder ganz gut separieren. Für manche sind die Themen zu komisch. Ein Hörspiel über einen Stummfilmstar? Andere denken die Themen sind zu anspruchsvoll. Was sucht „Der Zauberlehrling“ in seiner 3:50 Minuten Länge in einem Kinderhörspiel? Warum soll man die Kinder nach dem Hörspiel in die Arme nehmen? Was hat sich der Erfinder dabei nur gedacht?


    Viel, das kann ich euch versichern. Okay, ich glaube, dass war es bis hier her.


    Vielleicht sollte ich im Abspann noch erwähnen, dass man Leo auf allen gängigen Streaming Portalen hören kann. Wie oft, ist jedem selbst überlassen. Man kann es weitersagen, wenn es einem gefällt.


    Was man aber nicht machen sollte ist, mich für verrückt zu erklären. Das täte mir weh. Eher, wie meine Frau so schön sagte: „Du bist nicht verrückt – du bist speziell.“ Das trifft es ganz gut und damit kann ich leben.


    Jetzt stehen meine Kinder vor der Tür und scharren mit den Hufen.


    Ich hoffe, es hat euch gefallen. Für Fragen stehe ich jederzeit zur Verfügung. Ansonsten bleibt mir nur noch ein Wort zu schreiben:


    FIN

  • Vielen Dank für den ausführlichen Bericht, das ist ein sehr spannender Einblick gewesen. :thumbup:


    Rein aus Neugier hätte ich mal eine Frage zum Thema Gesundheit. Wie hast du es geschafft dir die Finger gesundheitlich zu ruinieren und das mit Arbeiten an Maus und Tastatur? Ich hänge wirklich viel vorm Computer (beruflich und privat) und bin wie du 20+ Jahre in meinem Beruf und bei mir ist alles heil geblieben. Dafür habe ich mir bei anderen Arbeiten ein paar andere Gelenke in Mitleidenschaft gezogen.

  • Snow


    Hi und vielen Dank für deine Nachricht. Tja, ich denke auch, dass solche Probleme und Mensch zu Mensch anders sind. Fakt ist, dass wenn ich viel gearbeitet habe, sprich ein Projekt nach dem anderen, merkte ich es in den letzten Jahren immer mal wieder in den Fingern. Der Zeigefinger der Linken Hand, mit der ich millionenfach auf die Maus klicke und dann die drei Mittelfinger der Linken Hand für die Tastatur. Das ist schon eine Überbeanpruchung der Finger und jeder reagiert da anders. 20 Jahre hat mich das auch überhaupt nicht tangiert und plötzlich merkt man, wie die Finger nicht mehr so wollen, schmerzen und mir, na ja... den Finger zeigen.


    Überbeanpruchung, etwas Entspannung und die Finger erholten sich. Einmal pro Jahr gab es da schon Probleme. Jetzt, da ich nicht mehr schneide, ist wieder alles in Ordnung. Das Alter :-)


    LG

  • Mir hat deine Lebensgeschichte auch sehr gut gefallen. Sie war sehr beeindruckend. Hut ab, du hast immer weiter gemacht. Hast dich von Rückschlägen nicht abhalten lassen. Schon bitter, dass die großen Labels deinem Genre kaum Marktpotenzial zutrauen.


    Ach ja: Ich bin auch ein Fan von dem Film Terminator 2. Hervorragend ist noch eine Untertreibung...

    ------ Nennen Sie mich einen Verschwörungstheoretiker, aber ich behaupte, dass Louis Armstrong nie auf dem Mond war!




    TKKG-site.de