Entschuldigt bitte die verspätete Rückmeldung. Ein paar wichtige Sachen duldeten keinen Aufschub. Zum einen habe ich noch einen Fehler in der Mischung der Folge 19 gefunden (ich habe ausversehen 2 Tage an einer älteren Version gearbeitet), dann bereite ich noch ein Gewinnspiel vor und am Ende musste ich gestern Abend das 52. X Terminator 2 – the Director Cut ansehen. Der Film ist soooo gut gealtert und ich kann sehr wohl verstehen, warum es diese bescheidenen Fortsetzungen gibt. Es gibt so viele T2 Fans, die gehen sicherlich so oft in die neuen Filme, nur in der Hoffnung, noch einmal die Gefühle wie bei T2 zu reaktivieren. Ich habe da ja eine Comic Empfehlung, die diesen ganzen Terminator-Wirrwarr logisch zu Ende erzählt und dabei den größten Abfall gekonnt ignoriert.
„Ich merke, ich schweife schon wieder ab. Worum geht es hier noch einmal? Los Gehirnzelle, ich habe dich mit einer ganzen Milka gefüttert, nun nimm endlich die Arbeit auf!“
Wir sind also in der Zeit nach Folge 7 (Edison und Verne) und vor der Folge 8 (die Piraten Anne Bonny und Jack Rackham).
Da ich jetzt wusste, was die Lauscherlounge so auf einer Arschbacke kann, konnte ich endlich etwas mehr vom Feuerwerk zünden. Eine Seeschlacht? Cool! Aber wie verbinde ich den Cliffhanger der Folge 7 logisch mit der neuen Folge 8? Jetzt im Nachhinein ist alles ziemlich einleuchtend. Damals saß ich erst einmal Tage lang vor meiner Tastatur und fraß Milka.
Schreiben von Cliffhangern ist aber gar nicht so schwer, man muss sich nur getrauen, los zu lassen. Getreu dem Motto von J.J.Abrams: „Mir doch egal wie es weitergeht, Hauptsache es endet fett!“ Also, so habe ich das mit meinem Schulenglisch immer übersetzt, was die mit „Alias“ und „Lost“ von Staffel zu Staffel gemacht haben. Und so war es auch, die haben immer den größten Hammer in den letzten 5 Minuten ausgepackt, ohne je zu wissen, wie es weitergehen soll. Bei „Lost“ gab es eine grobe Idee. Trotzdem war es erst einmal, wie mit Dynamit zu fischen. Wir erwischen viele, wie wir sie aber danach rausholen, überlegen wir uns, wenn sich der Rauch verzogen hat.
Ich denke, ich habe das alles ganz logisch zusammen bekommen. Jetzt schaltet der rote Leo Faden (ich nenne ihn liebevoll mein Leo-Lost-Plagiat) auch erst richtig hoch. Die Geschichten hängen seitdem wirklich richtig aneinander. Alles hat mit allem zu tun und alles entwickelt sich. Nachdem ich wusste, ich möchte es richtig krachen lassen, war mir alles klar. Ab zur Bank und den ersten von zwei Krediten beantragt. Die Lebensversicherungen waren ja durch.
Die Unterschrift war noch nicht trocken, da hatte ich schon zwei (!) Piratenabenteuer mit Seeschlachten und Indianer Jones Schatzkammer Einlage geschrieben. Weiter ging es ins alte Griechenland zu einem biblischen Pferderennen und wir enden in einer gigantischen Doppelfolge mit Bruce Lee, Shaolin Kämpfern und einem sympathischen Chuck Norris. Cool, das waren dann einmal 5 neue CD! Ein neuer Rekord. Allein die Kung Fu Folge hat 121 Minuten Laufzeit. Ich kann eben erst aufhören, wenn die Geschichte auserzählt ist. Eine Frau sagte mir einmal, sie fände es Geldschneiderei, dass die Piraten und Bruce Lee je zwei CDs haben. „Gnädige Frau…“, sagte ich. „Gnädige Frau, das Gegenteil ist der Fall. Je länger die CDs sind, umso länger benötige ich Sprecher, umso länger braucht das Sounddesign und so teuer wird die Folge. Jede weitere Hörspielminute in Oranienburg sorgt für klingelndes Geld in Berlin.“
Und da ich nun endlich aus den vollen Trögen der Hörspielindustrie schöpfen konnte, dachte ich mir, ich frage einfach mal bei Oliver Rohrbeck an. Seine Firma sagte mir: „Kein Problem, der Olli macht das gern! Komm an dem Tag X hier zu uns!“
Wer mich kennt, der weiß, dass ich von Pünktlichkeit nicht viel halte. Ich bin nie pünktlich! Ich bin immer mindestens 30 Minuten zu früh da. An diesem besagten Tag x, war ich wohl 1 Stunde zu früh dran. Komisch? Nein, Arnold halt. Ich hatte ein extra Deo, eine Familienpackung Beruhigungspillen und einen Knicke-Erstauflage mitgenommen und dann, vor lauter Aufregung, im Auto liegen lassen. „Nein, auch wenn du jetzt 1 Stunde zu früh bist, du gehst jetzt nicht mehr ins Auto. Olli könnte ja früher kommen.“
Man muss wissen, bei der Lauscherlounge wird man freundlich in eine Ecke geschoben und dann steht man da ganz mit sich allein herum. Da gab es ein riesiges Bücherregal und nachdem ich 30 Minuten an die Decke gestarrt hatte, ging ich über, die Bibliothek zu durchstreifen.
Interessant! Viele Reisebücher. England! Mmmmmm, oh, ein Gedichtband. Ich hatte ja noch Zeit und so verlor ich mich in irgendeinem Bildband über Australien. Die Zeit verging schnell, doch ich merkte es nicht. Ich beruhigte mich und alles an mir entspannte sich merklich. Meine Gehirnzelle nahm diesen bildlichen Abstecher zum Anlass und verabschiedete sich schon einmal in den Ruhemodus. Und plötzlich, ich war gerade tauchen im Great Barrier Reef, redete mich Ben Stiller von hinten an. Das Buch glitt mir aus der Hand, ich fuhr herum und versucht verzweifelt meine Gehirnzelle auf die Brücke zu rufen.
„Hallo, ich bin Oliver Rohrbeck, wir haben einen Termin!“
„Ähhhh… ja… also… tauchen … ähhh, ja. Wir! Also Sie und ich. *Kicher* Ich, ja, ich bin der … also der Typ *Kicher*.“
„OOOOKKKKKAAYYYY , na los, fangen wir an.“
Das war die peinlichste Vertonung meiner Laufbahn. Ich war froh, dass der Tonmeister und Oliver Rohrbeck des Lesens mächtig waren. Ich war es irgendwie nicht mehr. Ich benahm mich wie so ein pubertierender Cheerleader, der vor seinem Liebling-Quarterback stand. Habe ich eine La Ola-Welle gemacht? Ich weiß es nicht mehr, aber es ist im Rahmen der Möglichkeiten.
Nach 45 Minuten und viel Bandsalat war alles vorbei. *Kicher*
Ich war so aufgeregt, ich habe nicht einmal ein Foto gemacht.
Dann bin ich die Treppe runter und unten, im Foyer, ging neben mir die Fahrstuhltür auf. Drin stand Herr Rohrbeck und sein Gesicht sagte laut und deutlich: „Oh Gott, der Verrückte! Wir laufen doch jetzt nicht zusammen zum Auto?“
Er lächelte freundlich und nach einer Schrecksekunde setzte er sich in Bewegung. Ich lief ein paar Zentimeter hinter ihm und da wurde auch endlich meine Gehirnzelle wach. „Halt endlich die Klappe!“, sagte sie mit 120 dB in meinem Großhirn. Und das tat ich auch. Ich lief hinter Herrn Rohrbeck her, mit dem festen Plan, ihn nicht weiter zu belästigen.
„Gute Nacht!“ „*Kicher*, ja, gute Nacht *Kicher*, und Danke!“
Das war es dann. Ja, ich weiß, die gehen genauso wie ich aufs Klo, aber ich konnte es nicht verhindern, mich zum absoluten Vollhonk zu machen. Dies ist auch der Grund, warum ich mich wohl nie wieder getraue, Oliver Rohrbeck anzufragen. Ich möchte uns dreien (Oliver, mir und meiner Gehirnzelle) diese erneute Peinlichkeit ersparen.
Die Folgen gingen super durch alle Abteilungen und waren dann am Ende perfekt. Wobei ich wirklich nicht mehr alle Tassen im Schrank haben muss. „Ich mache ein Hörspiel mit Kung Fu Mönchen? Ein Hörspiel mit … sag mal, hast du dir einmal nur für 5 Sekunden überlegt, wie das klingen soll? Häää…*Kicher*“
Es ist viel besser geworden, als gedacht. Es sind wirklich fünf sehr schöne Folgen, die ich immer noch sehr gern selbst anhöre. Besonders die letzten 15 Minuten der Folge 11 – CD 2. Da passiert ein kleines Wunder. Ich habe schon oft gehört, dass Eltern, die mit angehört haben, danach ihre Kinder ganz fest an sich gedrückt haben.
Das Karma-Konto klingelt…
Hört selbst rein. Ihr müsst nicht das ganze Hörspiel miterleben. Die letzte 15 Minuten geben euch alles, was ihr an einem schlechten Tag benötigt. Versprochen!!!!
Jetzt waren also fünf neue Folgen fertig. Und was mache ich um meine Batterien aufzuladen? Ab da ging ich in Schulen und hielt Vorträge über Hörspiele und Geschichte. Das ist soooo schön, mit den jungen Menschen zu reden und ihnen so bildlich und per Audioeinspielungen zu erklären, dass es durchaus eine Zeit vor IPad und Fortnite gab. Manche sind echt überrascht, wenn man ihnen erzählt, dass ihr Ur-Großvater unter Umständen noch einen Nachttopf, statt eine Joystick, unter dem Bett hatte.
An der Verkaufsfront gab es leider auch einige Rückschläge. Ich sage immer, zwei Schritte vor und dann einen doppelten Rittberger zurück. Als es mit dem Großhandel so richtig anfing, ging plötzlich KNV insolvent und Leo CDs in dreistelligen Bereich gingen in die Insolvent-Masse über. Dann lotete ich aus, wieviel Geld Eltern für ein Kinderhörspiel ausgeben würden. „9,99€ wären toll.“ „Sag mal, von was träumst du nachts?!“
Na ja, noch hatte ich einen festen Job und regelmäßige Einkünfte. Also alles im grünen Bereich. Die Verkaufszahlen stiegen und stiegen. Alles gut, wir sind auf den richtigen Weg. Ist KNV eben pleite. Dann machen wir eben jetzt alles selbst. Bluten wir den Großhandel aus und vertreiben es nur noch über Amazon und meinem Webshop.
Ab da benötigt der Tag wirklich ein paar Stunden mehr. Aber dazu in nächsten Eintrag. Wer jetzt wissen möchte, wieviel Einträge noch kommen, bevor die Reise ein Ende findet? Geduldet euch Kinder! Noch zwei Folgen bis zum großen Endspiel.
Ich wünsche allen eine gute Zeit.
LG