Die drei ??? ... und der Feuergeist (158)

  • "Die drei ??? ... und der Feuergeist" verdeutlicht meiner Meinung nach fast exemplarisch, was an den modernen Folgen der Serie so kritisiert wird: Die Story an sich ist durchaus stimmig; es gibt am Ende jeweils ganz simple, aber nachvollziehbare Erklärungen für die im Verlauf der Geschichte gefundenen, jedoch zunächst fehlinterpretierten Hinweise, und alles setzt sich zu einem klaren Bild zusammen. Tatsächlich werden im ersten Teil der Geschichte sogar beiläufig Hinweise auf diese Erklärungen eingestreut, so dass man a) klassisch miträtseln könnte und b) die Auflösung nicht an den Haaren herbeigezogen wirkt. Es gibt wenig Erzähleranteil; Beschreibungen der Örtlichkeiten sind zum großen Teil recht geschickt in den Dialogen untergebracht. Auch der ungeliebte "Justus-Mololog" zum Schluss bleibt eingemottet.


    Die Sprecherriege ist sowohl von der Besetzung, als auch von der Leistung her gutklassig. Besonders Jürgen Kluckert, Oliver Böttcher und Peter Striebeck vermögen den Charakter ihrer Rollen gut über Stimmlage und Sprechweise zu transportieren. Genau das täuscht aber letztlich auch über die Schwächen der Folge hinweg: Alles ist so routiniert eingesprochen und die Rollen und die Stimmen insbesondere der Hauptdarsteller so vertraut, dass es regelrecht einlullt. Die Geschichte plätschert munter dahin wie ein Gebirgsbächlein im Frühjahr - durchaus zügig, durchaus lebendig, aber es passiert bei Licht besehen nicht viel.


    Womit wir bei der Hauptkritik wären: André Minninger weiß die Spielzeit einfach nicht angemessen zu füllen. Die Folge hat 13 Kapitel - und in den ersten fünf ereignet sich so gut wie nichts. Sie werden, vom eingangs erwähnten Einstreuen der Hinweise mal abgesehen, faktisch rein auf die Einführung der einzelnen Figuren verwendet - ohne dass sich daraus jedoch zugleich tiefergehende Charakterstudien der Figuren ergäben. Die Personen bleiben an der Oberfläche, grob skizziert, auf funktionale Rollen festgelegt und mit ein bis zwei Eigenschaften versehen. Vergleichbares schaffte man früher in den ersten zehn Minuten der Geschichte *und* hatte die Story dennoch bereits vorangetrieben - von zwiespältigen, zwielichtigen und vielschichtigeren Figuren wie Laetitia Redford, de Groot oder Jonathan Rex ganz zu schweigen.


    Und nachdem die Geschichte dann im sechsten Kapitel endlich mal so etwas wie Fahrt aufgenommen hat, wird der Schwung in Kapitel 7 (mit dem bezeichnenden Titel "Teepause") prompt wieder heraus genommen. Angesichts dieser nur allenfalls sporadisch gelockerten Handbremse scheitert dann auch der Versuch, Tempo und Dramatik in den kommenden Kapiteln aus dem Stand zu erhöhen. Aus heiterem Himmel schreit plötzlich jemand etwas vom "Feuergeist", der zu spüren sei, und: "Wir werden alle sterben!"


    Das wirkt so, wie es inszeniert ist, hingebogen, verkrampft, melodramatisch und unfreiwillig komisch. Dabei wäre eigentlich Zeit genug gewesen, die Geschichte sorgfältiger aufzubauen, Atmosphäre zu kreieren und auf den dramatischen Höhepunkt hinzuleiten.

  • Sehr gut und richtig beobachtet, Ped Schi!
    Man kann sicher noch deutlicher herausstellen, dass das Aufbauen eines 'Alien-Strohmanns' sicherlich der Story nicht zutraeglich ist. Das wirkt sehr klischeehaft mit 'gruenem Schleim' und 'kleinem beharrten Wesen' und man weiss ja, dass es keine Aliens gibt. Marco Sonnleitner macht es sich auch zu einfach mit dem Schauplatz 'Privat-Oper'. Natuerlich hat man da gleich ein Ensemble von Leuten bequem beisammen, aber bis auf 'leicht verschroben' und 'sprechen mit auslaendischem Akzent' bleiben kaum Charaktereigenschaften haengen, die ueber gaengige Schauspieler- und Theater-Klischees hinausgehen. Das fuehrt zu noch mehr Routine in einer, wie du richtig schreibst, sehr routiniert erzaehlten Folge. Und der 'Feuergeist' ist ja wohl eine ziemliche Lachnummer...

  • Ich habe gestern noch mal "Die singende Schlange" gehört: Dort ist man nach elf (!) Minuten damit durch, die rentitente Ally, ihre verschrobene Tante, den zwielichtigen Asmodi und einen ganzen Zirkel leichtgläubiger Esoteriker vorzustellen, hatte schon einen Pferde-Fahrrad-Unfall und einen ersten Gesangsauftritt der Schlange. Das nur mal zum Vergleich.

  • Keine Ahnung, ob Minninger ansonsten für "alles" verantwortlich gemacht wird. Hör dir die Folge an, und dann sag mir, ob du mir nicht zustimmst.
    Meinetwegen können wir Minninger aber auch gern außen vor lassen und sagen, die Spielzeit wird nicht angemessen gefüllt - von wem und wodurch auch immer.

  • Keine Ahnung, ob Minninger ansonsten für "alles" verantwortlich gemacht wird. Hör dir die Folge an, und dann sag mir, ob du mir nicht zustimmst.
    Meinetwegen können wir Minninger aber auch gern außen vor lassen und sagen, die Spielzeit wird nicht angemessen gefüllt - von wem und wodurch auch immer.


    Ich habe aktuell keine Zeit für andere Produktionen und schon gar nicht für die Drei ???, sorry. Ich lese halt überall und andauernd nur "Minninger dies, Minninger das!", aber dass da deutlich mehr hintersteckt und er nicht mit allen Prozessen zu tun hat, sollte klar sein. Mich ödet es nur noch an.


    Klar waren Francis´ Bearbeitungen super, aber heutzutage würden sich die Hörer wohl verarscht vorkommen, würde man denen nur 30-40 Minuten Hörspiele präsentieren.

  • Wie gesagt, meinetwegen kann ich es auch neutral formulieren. Und zumindest scheint "man" diesmal nicht den Fehler gemacht zu haben, unnötig mit der Reihenfolge der Kapitel zu spielen. Ansonsten: Wenn die Bücher nicht genug hergeben für eine Stunde Spielzeit oder mehr, dann wäre meine Lösung in der Tat, die Hörspiele wieder kürzer zu machen.

  • Wie gesagt, meinetwegen kann ich es auch neutral formulieren. Und zumindest scheint "man" diesmal nicht den Fehler gemacht zu haben, unnötig mit der Reihenfolge der Kapitel zu spielen. Ansonsten: Wenn die Bücher nicht genug hergeben für eine Stunde Spielzeit oder mehr, dann wäre meine Lösung in der Tat, die Hörspiele wieder kürzer zu machen.


    Scheinbar geben die Hörspiele ja doch mehr, denn es muss ja trotzdem gekürzt werden.

  • Wenn die Story nicht mehr hergibt.. Sollte man es umsetzen.


    Das sehe ich prinzipiell ähnlich. Lieber ein kürzeres Hörspiel, das dafür stimmig ist und das ich mir gerne ein zweites Mal anhöre als eines, das zwar doppelt so lang, dafür aber auch langweilig ist.



    Ob nun die Schuld allein bei Minninger liegt, lässt sich als an der Produktion nicht beteiligter natürlich schwer festlegen. Unbestreitbar dürfte aber sein, dass Minninger bei der Drehbuchbearbeitung entscheidend mitwirkt, und so zumindest einen Teil der Verantwortung mitträgt (man korrigiere mich, wenn Minninger am Drehbuch nicht mitwirkt). Dass er nicht die Geschichten per se komplett neu erfinden kann, ist natürlich auch klar. Das ist aber gar nicht unbedingt immer das Kernproblem (wenn auch leider oft genug), sondern eben genau die suboptimale Hörspiel-Drehbuchfassung.

  • Es ist ja nicht so, dass Francis auch immer aus Scheiße (Vorlage) Gold gemacht hat, oder?


    Natürlich nicht. Und das ist ja auch genau der Aspekt, den ich mit "Dass er nicht die Geschichten per se komplett neu erfinden kann, ist natürlich auch klar." zum Ausdruck bringen wollte.
    Aber neben der eigentlichen Storyline gibt es ja auch noch eine Vielzahl weiterer Stilmittel, erzählerischerer Kniffe, Drehbuchkonzeptionen - für dich sich ein Drehbuchbearbeiter eben dann doch irgendwo mitverantwortlich zeigt. Und genau bei diesen Punkten hat es bei vielen der vergangenen DDF-Hörspielen mal ganz unabhängig von der zur zu verwertenden Vorlage imho doch deutlich gehakt.

  • Dass ich zum Vergleich eine alte Folge mit mehr Zug angeführt habe, bedeutet nicht, dass ich per se eine "Früher war alles besser"-Diskussion aufmachen wollte. Auch Francis hat gelegentlich richtig daneben gegriffen. "Riff der Haie" ist mein Paradebeispiel.

  • Ich mag das "Riff der Haie" mittlerweile doch sehr. Alles Geschmackssache und das ist vermutlich auch das Ende vom Lied, heutzutage dürfte der Hörerschaft das alles ganz gut gefallen, vielleicht sind wir einfach nur noch Relikte.


    Man weiß ja auch nicht, welche Vorgaben der Bearbeiter hat, komplette Narrenfreiheit gibt es da nicht, falls das hier einige denken sollten, was ich auch vermute.

  • Ich rätsele ja immer noch wie der Autor auf den Titel gekommen ist. Das hat so wenig mit dem inhalt der Folge zu tun.
    Also ich fand das Hörspiel über weite Strecken langweilig, weil einfach kaum etwas passiert. Sehr schade, dass aus dem Setting, eine so dünne Geschichte wurde. Die Szene mit der Kaffeerunde fand ich irgendwie seltsam, da bin ich noch nicht ganz mit "fertig" geworden. Die Bedrohungssituation wird völlig fallengalassen und dann geht das in die Szene mit Justus über. Irgendwie unrund, da hätte ich mir ein anderes Rangehen gewünscht.

  • Sehr schade, dass man so eine Szene so übernimmt. Da müsste Sony (u.U. in Zusammenarbeit mit Kosmos) doch mehr bemüht sein, dass es am Ende eine runde Sache wird.


    Das interessiert Kosmos nicht. Warum auch? Wäre ja genauso, wenn die Bearbeiter des Hörspiels auch beim Schreiben des Buches reinquatschen würden.