"Waterloo" (Pidax/SWR 1978) - Die SprecherInnen machen ihre Arbeit gut, es herrscht Kammerspiel-Atmosphäre und die Geschichte ist tief eingebettet in zeittypischer Sozialkritik um beschäftigte moderne Menschen, die sich nicht umeinander kümmern und sich, inklusive der heranwachsenden Kinder, aus den Augen verlieren.
Ich will nicht zuviel spoilern, aber das Verschwinden der 14-jährigen Gertrude Selander bringt die Brüche der Gesellschaft, in der Ehe der Eltern und im Leben des ermittelnden Inspektors mit einiger Wucht an den Tag. Die 4 Teile lassen sich entsprechend Zeit fuer die Kammerspiel-Dialoge-ist halt 1978 ;)!
Das grosse Problem ist die 24-jährige Eva Mattes der es partout nicht gelingt sich in die 14-jährige Gertrude hineinzuspielen. Sicher, sie klingt "jung", aber im Kern geht es um eine Beziehung zwischen einem Mann und der 14-jährigen und diese an sich ungewöhnliche Konstellation, es geht nicht um Sex/Gewalt/Missbrauch, kann sich nicht richtig enfalten. Ein solides Hörspiel dem einfach der letzte produktionstechnische Biss fehlt, aber das als "Sittengemälde" der späten 70er Jahre durchaus seinen Reiz hat.