HINWEIS: Dieser
Diskussionsbeitrag kann Spuren von Nüssen, Sesam, Sarkasmus und
Spoilern enthalten … -.-
Ich habe »Die drei ???
und der schreiende Nebel« inzwischen drei mal gehört – und mit
jedem Hören wurde meine Laune schlechter. Mittlerweile bin ich an
einem Punkt angelangt, an dem ich mir wünschte, man würde die Serie
doch bitte mit Folge 175 in Ehren einstellen und es gut sein lassen.
Denn Folge 162 erstickt schon an Routine und Lieblosigkeit. Ja, ich
bin geneigt, sie als regelrecht schlampig gemacht zu bezeichnen.
Hatte ich nach dem
Lesen der (ausgezeichneten) Buchvorlage von Hendrik Buchna noch
Bedenken, die Hörspielumsetzung könnte an der komplizierten
Auflösung des Falls und der Komplexität der Geschichte scheitern,
so muss ich jetzt zugeben, dass genau diese Klippen durch geschickte
Raffungen und Kürzungen umschifft wurden. Nicht der Stoff ist es
also, der diese Folge derart mit Pauken und Trompeten durchfallen
lässt, es ist schlicht die nicht vorhandene Atmosphäre – das
grundlegendes Rüstzeug eines Hörspiels also.
Doch von Anfang an: Die
drei ??? werden (wieder einmal) in die amerikanische Einöde gebeten.
In South Dakota (oder, wie Oliver Rohrbeck so schön sagt, »Thous
Dakota«) sollen sie – ganz ohne Handy und Internet –
herausfinden, was es mit dem schreienden Nebel auf sich hat, der das
Örtchen Fort Stockburn heimsucht. Der Kniff ist nicht neu und wird
immer wieder bemüht, wenn es darum geht, die im 21. Jahrhundert
angekommenen drei ??? irgendwie doch der Errungenschaften der Moderne
zu berauben. Auch die sprichwörtlich »geschlossene Ortschaft« mit
dem überschaubaren Kreis an potenziellen Verdächtigen ist kein
Novum. Da beides jedoch im Verlauf der Geschichte nicht weiter
thematisiert und strapaziert wird, geht das so durchaus in Ordnung.
Eine halbe Stunde lang
hat das Hörspiel denn auch ordentlich was vom Klassiker »... und
der Karpatenhund«. Während Arnold Brewster nämlich von den
Ereignissen in Fort Stockburn erzählt, baut sich durchaus Spannung
auf. Gut, früher hätte man dafür nur zehn Minuten gebraucht, heute
drei mal so lange, aber es sei. Auch, dass der schreiende Nebel
allenfalls sehr dezente Töne von sich gibt, war ja zu erwarten –
schließlich vermeidet man bei Europa schon lange alles, was Kinder
auch nur im Entferntesten aufregen könnte.
Aber auch sonst ist es
eine merkwürdig stille Folge. Schon als die drei ??? bei Brewster in
Fort Stockburn ankommen, hört man zwar noch ein Auto wegfahren,
danach aber herrscht Ruhe. Man hört keine Schritte, kein Knarzen von
Koffern, keinen Wind, keine Zikaden, keinen Kojoten und keine Vögel
– kurz, nichts, was irgendwie nach Prärie, Einsamkeit und Hitze
klingt.
Und so geht es munter
weiter. Miss Daggetts Schäferhund klingt allenfalls wie ein Pudel
auf Helium, das Kratzen der vermeintlichen Ungeheuer an den
Hauswänden klingt weit entfernt und höchst unbedrohlich, die die
drei ??? umstellenden Tierdämonen geben keinen Laut von sich und
beim Wegrennen im Nebel sind weder Schritte zu hören, noch das
hastige Lösen des Seils. Dafür hört man aber eine Luke aufgehen,
als Peter wieder auftaucht, obwohl sein Ausstieg laut eigener
Auskunft ein Stück weiter entfernt liegt.
Der Höhepunkt dieser
akustischen Sterilität ist mit der Szene erreicht, in der Captain
Holt in den Nebel stürmt. Im Buch eine absolute Gänsehaut-Szene und
vielleicht der Höhepunkt der ganzen Geschichte, gerät das Ganze im
Hörspiel zum Rohrkrepierer. Man wird informiert, was geschieht,
weiter nichts. Es gibt keinerlei Untermalung etwa durch erschreckte
Rufe der Umstehenden, Schritte, Säbelrasseln oder dergleichen. Und
das Trompetensignal des Captains ist ein erbärmliches Gequäke. Von
Grusel oder gar Pathos keine Spur. Konsequenter hätte man die
Buchvorlage nicht in den Sand setzen können.
Überhaupt, Captain
Holt und Co.: Was nützt eine hochkarätig besetzte Sprecherliste,
wenn die Figuren nicht zum Tragen kommen bzw. die Schauspieler nicht
spielen dürfen? Denn die Folge ist eine kurzatmige Aneinanderreihung
von gestückelten Szenen, was wohl dynamisch wirken und durch
»Cliffhanger« Spannung erzeugen soll, de facto aber einfach nur
keinen Fluss aufkommen lässt. Zudem wirken die Szenen oft
unausgegoren – ein zwei erklärende Sätze am Ende mehr und sie
wären okay, aber die Mühe hat man sich trotz üppiger Spielzeit
nicht gemacht.
Wie so oft bei den
neuen Hörspielfolgen ist die Episode im Wesentlichen eine große
Hauptsprecher-Show. Vorbei die Zeit, als es noch starke Nebenfiguren
gab, die mehr waren als nur Staffage. Wenn heute Bob Andrews bei
Captain Holt in der Küche sitzt, dann alles man hört ist Ticken von
Uhr. Man hört nicht das Knarren eines Stuhls, das Rascheln einer
Uniform oder Klimpern der am Gürtel hängenden Schwertscheide, auch
nicht die Schritte von schweren Stiefeln (vielleicht mit Sporen
daran?). Man hört nichts, was die zentrale Figur der Geschichte
greifbar macht. Man hört einfach nur zwei Leute, die allein vorm
Mikrofon gesessen und ihren Text eingesprochen haben.
Fazit: Die
Hörspielfolge wird der Buchvorlage schlicht nicht gerecht. Die Story
ist gut, Spielzeit ist mehr als ausreichend vorhanden, gemacht wird
wenig daraus. Dabei wäre es wahrlich kein Hexenwerk gewesen, das
Hörspiel besser zu machen – mit mehr Geräuschen vor allem. Dass
so wenig Sorgfalt walten lassen wurde, macht die Folge für mich
schlicht zu einem echten Ärgernis.