Ich habe mir die 162. Folge der "drei ???" vor einigen Tagen gekauft und das Buch eigentlich nur kurz anlesen wollen. Ein paar Stunden später habe ich es dann aus der Hand gelegt, nachdem ich es in einem Zug durchgelesen hatte. Für mich ist "Die drei ??? ... und der schreiende Nebel" von Hendrik Bucha die beste "Neuzeit"-Folge, die ich bislang gelesen habe. Das Buch könnte meiner Meinung nach glatt einer der amerikanischen ???-Klassiker sein. Man bekommt alles, was einen ???-Fall im Original auch ausgemacht hätte: Ein bisschen US-Landeskunde, Landschaftsbeschreibungen, ein Rückgriff auf alte und neue Geschichte der USA, US-Folklore und -Legenden, Grusel, dazu - so viel sei gesagt - in klassischer Manier zwei ineinander verwobene Fälle, gleich stark zur Geltung kommende drei Detektive, die sehr charaktertypisch agieren, aber nie in Klischees erstarren, dazu jede Menge Spannung.
Buchna versetzt die "Drei ???" für diese Geschichte in die Einöde von South Dakota. Dieser Kniff, die drei Detektive von der Moderne und ihren Kommunikationsmitteln abzuschneiden ist nun beileibe nicht neu - aber neu ist, dass er bei Buchna funktioniert. Er erwähnt ein einziges mal, dass Handys dort nicht funktionieren werden - und danach nie wieder. Genau dadurch, dass er die Abgeschiedenheit von Fort Stockburn nicht ständig betont, sondern die dortigen Gegebenheiten in aller Schlichtheit beschreibt, wird der Ort zu einem typisch amerikanischen Provinznest und nicht zu einer Kuriosität nach europäischen Maßstäben.
Das Buch ist sehr gut aufgebaut, die Handlung straff, die Spannung wird durch Ortswechsel und regelmäßige offene Kapitelenden hoch gehalten. Die Dialoge wirken sehr natürlich. Es gibt Hinweise und Indizien, die das Mitraten ermöglichen. Der geschlossene Kreis an Personen (und Verdächtigen), der sich im Lauf der Geschichte durch den schreienden Nebel nach und nach reduziert, sorgt für zusätzliche Spannung, denn man weiß nie, wen es als nächsten trifft.
Wenn es an dieser Folge etwas zu kritisieren gibt, dann, dass die Bewohner von Fort Stockburn alle etwas überzeichnet sind und das Ende etwas zu technokratisch gerät.
Aber ansonsten: Ein sehr lesenswerter ???-Fall!