Captain Future kehrt als Hörbuch zurück

  • Der Einschätzung, dass es sich bei Captain Future eher um historische Science Fiction handelt, stimme ich durchaus zu. Da muss man sich drauf einlassen können, sonst wirkt es vermutlich altbacken. Ich habe großen Spaß mit den alten Schinken und bin fasziniert, was für Ideen Hamilton in den 1940er Jahren teilweise schon hatte. Gerade habe ich eine Szene übersetzt, in der es um so kleine Funkohrstöpsel geht, wie sie heute z. b. die Leute vom Secret Service oder Geheimagenten tragen. Die hat Hamilton damals schon als Empfänger für Lauschvorrichtungen benutzt. Mit Stereobüchern hat er das Audiobook vorweggenommen. Und es gibt noch vieles mehr an technischen Sachen, die ich in so alten Büchern nicht erwartet hätte. Wobei ich jetzt nicht weiß, wie viel von diesen technischen Sachen auch in den Lesungen/Hörspielen vorkommen.


    Ich weiß, dass viele Nostalgiker Spaß mit den Büchern haben. Eine Zielgruppe ist also durchaus vorhanden.

  • Ich weiß, dass viele Nostalgiker Spaß mit den Büchern haben. Eine Zielgruppe ist also durchaus vorhanden.


    Ja, aber wollen die dann den Querverweis auf die Animes?


    Zitat

    Hinzu kommt, dass sich die Japaner bei der Adaption des Stoffes einige Freiheiten genommen haben, weshalb die Beschreibungen von Otto, Grag und Prof. Simon Wright in den Hörbüchern nicht mit jenen Bildern übereinstimmen, die man als Fan des Animes von den Charakteren im Kopf hat. Man kann diese Passagen natürlich überhören, doch es stört irgendwie, wenn beispielsweise geschildert wird, das Gehirn von Simon sei in einer Pyramide beheimatet. Dies fällt umso mehr ins Gewicht, da sich die Produktion ansonsten alle Mühe gibt, wie eine Fortsetzung der TV-Serie daherzukommen und durch den Einsatz der Originalsprecher und des Bruhn-Soundtracks das Flair von damals einzufangen versucht.


    Darum gings doch. Goutiert das die Zielgruppe, die die TV-Serie, aber nicht die Quellen kennt (wie die meisten von uns Hörspiel-TV-Seventies-Kids)?

    They call me the Fader. Which is what I'm about to do.

    Die deutsche Rechtschreibung ist Freeware, d.h. man darf sie kostenlos nutzen.
    Allerdings ist sie nicht Open Source, d.h. man darf sie nicht verändern oder in veränderter Form veröffentlichen.

  • Also war die Idee, die Geschichten zu nehmen und ihnen den Anstrich der Fortsetzung der TV-Serie zu geben, richtig?


    Und damit ist jetzt keine Aufforderung gemeint, erneut zu sagen, dass man keine andere Wahl hatte. Man hätte ja auch ...

    • Captain Future als inszenierte Lesung ohne den TV-Nostalgieeffekt (TV-Sprecher und -Musik) machen können oder
    • es ganz lassen können.

    Jedenfalls kam ja kein direktes "ach übrigens, wundert Euch nicht, wir sitzen zwar auf dem Nostalgiezug, aber nutzen das Originalquellmaterial und nicht das, woran Ihr Euch erinnert". Das meine ich.

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  • 1. da müsste man ja mit dem Klammersack gepudert worden sein
    2. keine Option.


    Sorry, verstehe ich nicht so ganz. Die rechtliche Seite wurde erklärt, aber dann sollte man doch wenigstens so gut wie möglich die Nostalgieschiene fahren oder etwa nicht? Das klingt ja wie ein Vorwurf, als hätte man was fieses gemacht. ?(


    Wäre es denn noch Captain Future gewesen, wenn man es nicht so wie in der Zeichentrickserie gemacht hätte? Dann hätte man es Highscore doch erst recht um die Ohren gehauen.

  • Also war die Idee, die Geschichten zu nehmen und ihnen den Anstrich der Fortsetzung der TV-Serie zu geben, richtig?


    Und damit ist jetzt keine Aufforderung gemeint, erneut zu sagen, dass man keine andere Wahl hatte. Man hätte ja auch ...

    • Captain Future als inszenierte Lesung ohne den TV-Nostalgieeffekt (TV-Sprecher und -Musik) machen können oder
    • es ganz lassen können.

    Jedenfalls kam ja kein direktes "ach übrigens, wundert Euch nicht, wir sitzen zwar auf dem Nostalgiezug, aber nutzen das Originalquellmaterial und nicht das, woran Ihr Euch erinnert". Das meine ich.


    Ein Marketingprofi wird aus Dir aber auch keiner mehr :D

  • Ich weiß ja nicht, ob es so gelaufen ist, sehe es aber so, dass sich die inszenierten Lesungen an die Neuveröffentlichungen des Golkonda Verlags gehangen haben, bzw. dass diese den Ausschlag für die Idee dazugegeben haben. Dass man die alten Sprecher der Serie dazu nimmt bzw. dafür gewinnen konnte, sehe ich als netten Spaß bzw. gute Idee, wie man die Fans der alten Buchreihe und der Animeserie unter einen Hut bringen kann. Ich vermute auch, dass es mit anderen Sprechern nicht so viele Interessenten gegeben hätte.

  • Fader : Vielleicht kannst Du mir erklären, warum man das so machen sollte? Damit man dem einen Blog besser gefällt?


    Nur, um sich nicht dem immerhin möglichen Vorwurf eines "die Verpackung verspricht etwas, was der Inhalt nicht halten KANN" auszusetzen. Du sagst, man müsste mit dem "Klammerbeutel gepudert" sein, wenn man als Macher die Möglichkeiten der Anknüpfung an die Anime-Serie nicht nutzen würde -- also Musik und die Orig.-Sprecher. Logisch: das erhöht die Attraktivität. Das bedeutet aber, dass der Hörer implizit davon ausgeht, dass er die Abenteuer so erzählt bekommt, wie er sie mit den bereits existierenden Bildern im Kopf verbinden kann. Und das heisst dann auch "das Gehirn schwebt in einem Mini-UFO mit Glaskuppel und Greifarmen", um nur ein kleines Beispiel zu nennen.


    Alternative wäre auch, einen Text auf die Rückseite zu setzen, der die Unterschiede erklärt. Denn man kann nicht voraussetzen, dass der Hörer um die Unterschiede zwischen den Quellstories und der TV-Adaption weiß.

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  • Sorry, auch das verstehe ich nicht. Ist das bei dem Gehirn nicht der Fall? Oder was meinst Du damit?


    Und so ein Text hinten drauf geht mal gar nicht, finde ich. Es wurde alles dafür getan, was im Bereich des Möglichen ist und war, um ein möglichst annehmbares Hörergebnis zu erzielen. Alles andere sind meiner Meinung nach falsche Erwartungen.


    Außerdem kann man sich schon denken, dass es da Abweichungen gibt, weil die Titel ja nicht 1:1 mit denen der Zeichentrickserie übereinstimmen.


    Oder meinst Du, dass man einfach Titel und Inhalte ändern sollte? Das ist nicht möglich, sorry.

  • Nur, um sich nicht dem immerhin möglichen Vorwurf eines "die Verpackung verspricht etwas, was der Inhalt nicht halten KANN" auszusetzen.


    Ich muss Dir ein großes Geheimnis verraten: Bei den ??? ist weder Hitchcock drin, ja noch nicht mal Robert Arthur :D


    Und nicht überall, wo Sir Arthur Conan Doyle draufsteht, ist er auch drin. Eigentlich fast nirgendwo 8)


    Klappern gehört zum Handwerk, wie kommst Du nur auf die Idee, die Hörspielmacher sollten sich das Geschäft kaputt machen, indem sie auf die Verpackung schreiben "Das ist eventuell aber gar nicht mal so toll und auch nicht das was sie erwarten". Ganz offensichtlich macht Highscore das aber recht gut und clever, sonst wäre die Sache ja längst eingestellt.


    Wenn es einem nicht zusagt, gibt es ja kein Gesetz, dass man es weiterkaufen muss :wand:

  • Ich kann die Kritik nicht nachvollziehen und auch nicht wirklich verstehen. Wenn es die Bücher mit den 8 Kurzgeschichten jetzt nicht gegeben hätte und man die CDs so rausgebracht hätte, ob nun als Hörspiel oder inszenierte Lesung, und sich dabei dann an den Original-Hamilton-Vorlagen orientiert hätte, könnte ich noch verstehen, dass man von falschen Voraussetzungen beim Kauf ausgehen könnte. Nur hier haben die beiden Bände mit den Kurzgeschichten ja schon existiert, d.h. es wurde schon vorhandenes Material umgesetzt. Also wenn man da jemanden kritisieren will, weil einem der Nostalgiefaktor der Anime-Serie fehlt, dann doch den Autoren der Buchvorlagen, nur haben sich die völlig zurecht wie ich finde, logischerweise an den Originalgeschichten von Hamilton orientiert.


    Natürlich kann man die Frage stellen, was man bei der Ankündigung der CDs für eine Erwartungshaltung hatte, aber allein der Begriff "Inszenierte Lesung" hätte doch klar machen müssen, dass man sich an einer literarischen Vorlage orientiert, und da gab es außer den Comics in den 80ern nichts, was mit der Anime-Serie in Verbindung stand. Eher im Gegenteil, die veröffentlichten Taschenbücher des Bastei-Verlages waren ja auch die Übersetzungen der Original-Geschichten von Hamilton.


    Ich glaube, ansonsten hätte wohl auch kaum jemand auf einen plakativen Spruch à la "Die Fortsetzung der kultigen Zeichentrickserie aus Deiner Jugend" oder so ähnlich verzichtet. Insgesamt sehe ich es genau umgekehrt bzgl. der Kritik. Die Originalsprecher und die Originalmusik habe ich als perfekten Bonus empfunden und nicht als an sich inkompatiblen Marketingschachzug, der die Fans vor den Kopf stößt.


    Gruß


    J.B.

  • Danke für die Diskussionsbeiträge! Freue mich über jedes Mal, in dem es nicht heißt "so und so ist das aber, und du hast keine Ahnung".


    Vielleicht bin ich da einfach etwas überempfindlich, und die Diskrepanzen haben weitaus weniger Leute gestört als von mir vermutet (vom SF Watchman mal abgesehen). Und ich selbst fand's ja auch schön, die alten Kämpen um Dittberner mal wieder in den Rollen zu hören.

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  • ...Vielleicht bin ich da einfach etwas überempfindlich, und die Diskrepanzen haben weitaus weniger Leute gestört als von mir vermutet (vom SF Watchman mal abgesehen). Und ich selbst fand's ja auch schön, die alten Kämpen um Dittberner mal wieder in den Rollen zu hören...


    Das Problem bei Captain Future dürfte im Bezug auf den Blog-Betrag vor allem die grundlegende Diskrepanz zwischen den Original-Geschichten Hamiltons und der Anime-Serie sein. Ich weiß noch, dass ich zunächst mal völlig perplex war, als ich den ersten Band der Taschenbuch-Serie gelesen habe! Kein Megara & Co., statt dessen Merkur, Jupiter und der Rest unseres Sonnensystems. Das hat allerdings meiner Faszination für die Geschichte des Captain Future keinen Abbruch getan, eher im Gegenteil. Ich war beeindruckt von Hamiltons Ideen und Vorstellungen übertragen auf die Zukunft unseres Sonnensystems.


    Von daher habe ich auch sofort strickt zwischen Anime-Serie und den Original-Geschichten von Hamilton getrennt. Mich hat dabei nicht gestört, ab und an mal die Figuren der Anime-Serie vor Augen gehabt zu haben wenn ich die Hamilton-Geschichten gelesen habe. Und die Trennung half mir auch krampfhaftes Vergleichen zu vermeiden, denn das funktioniert für mich nur im Bezug auf die zu Grunde liegende Geschichte, und da haben für mich die Macher der Anime-Serie durchaus ansprechende Adaptionen erschaffen.


    Ich kann nur jedem, der bisher nur die Anime-Serie kennt, raten zumindest mal einen Band der Original-Serie zu lesen, bevor man sich mit den inszenierten Lesungen beschäftigt, denn nur so erkennt man, ob man mit der Welt von Hamilton etwas anfangen kann oder diese als Enttäuschung empfindet. Alternativ genügt auch eine der Geschichten aus den umgesetzten Kurzgeschichtenbänden, aber warum sich spoilern, wenn man mal die ursprüngliche Hamilton-Version von "Der Kampf um die Gravium-Mine" oder "Das Geheimnis der sieben Steine" lesen kann?!


    Vermutlich hätte das dem Verfasser des Blogs die Enttäuschung erspart. Wobei ich für mich nicht nachvollziehen kann, von den Hamilton-Geschichten, bzw. deren Universum, enttäuscht zu sein. Gerade weil sie (hauptsächlich) in unserem Sonnensystem spielen finde ich sie so faszinierend.


    Gruß


    J.B.

  • Um ca. 10:50 Uhr geht es um Captain Future:


    http://www.deutschlandradiokultur.de/


    "Ein Retro-Produkt ähnlich wie die Drei Fragezeichen"
    Beitrag in der Mediathek: Zum Nachhören

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  • "Ein Retro-Produkt ähnlich wie die Drei Fragezeichen"
    Beitrag in der Mediathek: Zum Nachhören


    Danke, sehr schöne Besprechung, davon sollte es mehr geben.


    Ich persönlich möchte den "nostalgischen Schauen" nicht spüren, es gibt Dinge, die lässt man lieber dort wo sie waren, sprich in der Kindheit. Aber das ist Geschmackssache, jeder hat ja seine kleinen Schwächen 8)