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Lady Bedfort ist eine sehr rüstige Rentnerin, die anders als viele andere Leute in ihrem Alter nicht besonders viel davon hält sich einfach nur auf die faule Haut zu legen. Stattdessen zieht sie mit ihrem Butler Max los, um so manchem Verbrecher im altehrwürdigen England das Handwerk zu legen. Im nahegelegen Moor ist ein Gerippe aufgetaucht. Wer ist der oder die Tote und steckt womöglich sogar ein Verbrechen hinter dem Ganzen? Lady Bedfort und Butler Max beginnen ihre Recherchen und stoßen schon bald auf einen möglichen Verdächtigen in diesem Fall. Doch wie soll man ihm nach so langer Zeit noch eine Beteiligung an der Sache nachweisen, zumal auch noch das Skelett aus dem Polizeirevier verschwunden ist? Da scheint es regelrecht ein Glücksfall zu sein, dass sich ein einzelner Knochen woanders hin verirrt zu haben scheint.
Nach Holger der Hörspielgurke, einem Ausflug ins Science-Fiction-Genre (Rettungskreuzer Ikarus) und diversen Hörbüchern versucht sich der Hörplanet nun erstmals an Krimi-Hörspielen ganz in der Tradition klassischer Vorbilder ala Miss Marple. Das Setting weist in dieser Hinsicht erstaunlich viele Ähnlichkeiten auf. Eine ältere Dame im Ruhestand, die sich der Verbrecherjagd als Hobby verschrieben hat, das alterwürige England mit seinen Mooren und verschlafenen Städtchen oder der sehr sparsame Einsatz von Actionszenen. Doch damit enden die Gemeinsamkeiten auch schon wieder. Die Serie ist nämlich mitnichten nur eine billige, einfallslose Kopie der alten Agatha-Christie Fälle, sondern kommt erstaunlich frisch und interessant daher. Im gesamten Hörspiel schwingt ein gewisser ironischer Unterton mit, der aber nie aufdringlich und damit nervig wirkt, sondern im Gegenteil dafür verantwortlich ist, dass der Grad der Unterhaltung beständig hoch bleibt. Gelungen mit Sicherheit mal wieder die zahlreichen Kürzungen, die von Dennis Rohling im Vorfeld vorgenommen wurden, und welche die Geschichte auf ein optimales Maß bringen. Fast schon ein Markenzeichen des Hörplanets, bei welchem sich manche andere Labels durchaus noch eine Scheibe abschneiden könnten. Lady Bedfort macht Spaß - absolut. Dafür sorgen neben der knackigen Bearbeitung und der unterschwelligen Ironie auch der Fall und die Charaktere (dazu beim Punkt Sprecher mehr). Letztendlich gibt es zwar nicht wirklich viele Verdächtige und spätestens ab der Hälfte der Spielzeit dürfte klar sein, wohin der Hase läuft, doch tut dies der Unterhaltung absolut keinen Abbruch. Denn die Geschichte verliert dadurch keineswegs an Fahrt und bleibt bis zur allerletzten Minute interessant, denn sogar dort gibt es nochmals einige informative Fakten, welche den ganzen Fall in einem etwas anderen Licht darstellen.
Ein Krimi-Hörspiel und nur fünf Protagonisten? - Na, das kann ja heiter werden. Ohja, heiter ist das richtige Wort, wenn sich alles um Lady Bedfort dreht. Aber das nicht, weil die Frau etwa eine absolute Witzfigur ist - nein ganz im Gegenteil. Die Frau ist einfach genial. Wenn Dennis Rohling im Inlay schreibt, dass die Rolle Barbara Ratthey nicht nur wie auf den Leib geschrieben wirkt, sondern wirklich exakt für sie geschrieben wurde, dann bleibt an dieser Stelle nur festzuhalten, dass er damit wohl nicht ganz unrecht hat. Denn in der Rolle der älteren, eigenbrötlerischen, aber dennoch absolut sympathischen Ermittlerin hinterlässt sie einen glänzenden Eindruck. Prächtig harmoniert sie mit Dennis Rohling, der den Butler Max mimt. Und tatsächlich hat sich Dennis Rohling seit seinen ersten Hörspielauftritten deutlich gesteigert. In dieser Rolle fällt er neben den Profis fast überhaupt nicht mehr auf. Ob Santiago Ziesmer, den einige ja oftmals vor allem mit seiner Synchronarbeit bei SpongeBob in Verbindung bringen, dazu geeignet ist die ernsthafte Rolle eines Inspektors zu sprechen, dürfte im Vorfeld wohl zu Recht erstmal bezweifelt werden. Doch zu meiner Überraschung erweist er sich als wirklich derart wandlungsfähig, um auch diese Rollen überzeugend rüberzubringen. Zu hören bekommt man außerdem noch Helmut Krauss und Olaf Weißenberg, die sich beide genauso zu empfehlen wissen. Nachdem man mit Rettungskreuzer Ikarus schon einen für ein so kleines Label ziemlich hochkarätige Sprechercast geboten bekam, setzt man diesen Trend im Hinblick auf die Sprecherleistungen auf alle Fälle fort. Hier gibt es im großen und ganzen absolut keinen bedeutenden Anlass zur Kritik.
Dennoch wäre es auf jeden Fall schön in den nächsten Hörspielen der Serie ein, zwei Sprecher und damit mögliche Verdächtige mehr dabei zu haben.
Die Musik wurde von Dennis Rohling eigens für die Serie komponiert und damit kann man sich eigentlich schon mal ziemlich sicher sein, dass sie zum Geschehen passt, unter der Vorraussetzung, dass der Komponist sein Handwerk versteht. Und auch das tut Dennis Rohling durchaus. Die Musiken sind stimmig und sorgen für eine ganz eigene Atmosphäre, die der Serie gut zu Gesicht steht. Somit kann man den Stücken auf alle Fälle Zweckdienlichkeit zuschreiben, auch wenn sie größtenteils recht einfach gehalten sind. Doch das ist hier absolut okay.
Fazit: So sieht ein gelungener Auftakt aus. Die Charaktere sind gelungen und vor allem lebendig. Von Clara Bedfort und ihrem Butler Max möchte ich auf jeden Fall gerne auch in Zukunft noch mehr hören. Einziger Schwachpunkt ist die etwas vorhersehbare Story. Ansonsten aber ist das Hörspiel absolut stimmig. Von der ersten bis zur letzten Minute gute Unterhaltung. Eine Krimi-Serie, die auf den ersten Blick erstmal wie eine Kopie von Agatha Christies Miss Marple wirkt, dann aber doch recht anders daherkommt.
Note 2+
(c) 2006 - Daniel Merk
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