Mit welchen Serien wurdet/werdet ihr nie warm?

  • Eindeutig TKKG. Verbrecher, die immer auch aussehen wie Verbrecher, ein prügelnder, überreagierender Macho, der sich zugleich bei Lehrern einschleimt, diese Hetze gegen alles, was auch nur andeutungsweise nonkonformistisch ist, und ein Mädchen, das ein völlig überkommenes Rollenverständnis verkörpert - konnte ich schon als Kind nicht drauf.



    Und genau dafür liebe ich die Serie, zumindest bis ca. Folge 40.

    Kannst du mir das mal erläutern? - Nichts gegen deine Meinung, im Gegenteil, vielleicht verstehe ich es, wenn es mir jemand erklärt ...


    Bei mir ist es schlicht so, dass ich als von Geburt an Körperbehinderter eben oft mit den Vorurteilen konfrontiert war, die für TKKG so charakteristisch sind. Daher meine Abneigung.

  • Verstehe ich absolut nicht, PedSchi. Wir reden von einer fiktiven Hörspielreihe, daß du dich davon betroffen fühlst kann ich nicht nachvollziehen.


    Du machst sonst den Eindruck des professionellen, einigermaßen über den Dingen stehenden Menschen auf mich.


    Es stimmt, daß da bei TKKG viel Vorurteil geschürt wird, aber das hat in der Entstehungsphase der Serie in den 80er Jahren keinen interessiert glaube ich eher.


    Im Gegenteil, damals wurde Gutmenschentum noch weniger als heute, wenn überhaupt, auf der Ebene hinterfragt meine ich. ;)


    Niemand wäre eingefallen, daß zu durchleuchten oder zu hinterfragen. Niemand dachte, daß das 30 Jahre später von den gleichen Leuten, nun mit mehr Verstand, noch oder wieder gehört wird. ;)

  • Kannst du mir das mal erläutern? - Nichts gegen deine Meinung, im Gegenteil, vielleicht verstehe ich es, wenn es mir jemand erklärt ...


    Bei mir ist es schlicht so, dass ich als von Geburt an Körperbehinderter eben oft mit den Vorurteilen konfrontiert war, die für TKKG so charakteristisch sind. Daher meine Abneigung.



    Das kann ich sehr einfach erklären: Da ist zum Einen ein gewisser "guilty pleasure" Charme - ich weiß, es ist furchtbar, aber gerade das macht es so interessant. Es gibt zahllose Erzeugnisse der populären Unterhaltungsindustrie, die aus der distanzierten Perspektive betrachtet einen völlig neue Faszination ergeben. Nenn es Trash, nenn es Camp, nenn es Postmoderne - manche Dinge sind so scheiße, dass sie wieder gut sind.
    Wenn ich Kinder hätte, dürften die ganz sicher nicht TKKG hören! Zumindest nicht alleine ohne anschließendes klärendes Gespräch mit den Eltern! Man sollte schon moralisch gefestigt sein,um das zu verkraften.
    Der andere Aspekt ist genau die Fallhöhe der Geschichten: TKKG sind ja eigentlich die personifizierten Gutmenschen, so wie man sie sich Anfang der 80er Jahre nicht besser vorstellen konnte. So war der Zeitgeist, getoppt wurden die vier aus der Millionenstadt nur noch von den Funk Füchsen, der ultimativen Ausgeburt sozialdemoktratischer Gesellschaftsutopien. Aus heutiger Sicht sind sie ganz furchtbare, selbstgerechte, vorurteilsbehaftete Chauvi- Spießer. Diese Diskrepanz bereitet mit tatsächlich Vergnügen. Vergleiche dazu mal Tim und Struppi: Der herzensgute Idealist und Pazifist Tim ist zugleich der übelste Frauenhasser, Rassist und Herrenmensch. Trotzdem (oder gerade deswegen) liebt man die Comicalben bis heute. Ähnliches gilt für Enid Blyton arrogante Gutsherrenbanden oder die elitär männerbündlerischen Jungs von Burg Schreckenstein.
    Alle waren sie zur Zeit ihres Entstehens als Idealbild einer offenen, liberalen Gesellschaft gedacht (auch wenn es nicht immer funktioniert hat), erst in der Rückschau erkennt man, wie schrecklich diese Gesellschaften wirklich waren. Nicht TKKG sind verlogen, sexistisch, xenophob und reaktionär - die Gesellschaft, aus der sie entstanden sind, war es (und eist es in gewissem Maße noch immer).

  • Okay, die Erklärung leuchtet mir ein. Ich habe, wie gesagt, TKKG von meiner persönlichen Warte aus nie auch nur andeutungsweise eines Ideals gesehen - eher im Gegenteil.


    @Kurfürst: Meine persönlichen Befindlichkeiten sollten nicht Gegenstand dieser Diskussion sein, finde ich. Ich wollte nur kurz begründen, warum ich TKKG nicht mag. Verstehen muss das niemand. Nur noch so viel dazu: Mit acht oder zehn oder zwölf steht man gewiss nicht so über den Dingen, wie man das idealerweise mit 40 tut. Und meine Abneigung gegen TKKG wurde in diesen jungen Jahren geprägt, so dass ich heute keinerlei Verlangen verspüre, mir die Serie noch einmal mit der entsprechenden Distanz zu Gemüte zu führen. Über den Dingen zu stehen sollte abgesehen davon auch nicht bedeuten, dass man leidenschaftslos ist. Will sagen: Dass ich durch lebenslanges Training eine gewisse Übung darin habe, Lästerer, Dummköpfe und Faschisten zu ertragen und ihnen den Wind aus den Segeln zu nehmen, indem ich einfach nicht auf sie reagiere, ändert nichts daran, dass ich sie nicht mag und mit hoffentlich großer Leidenschaft gegen sie eintrete. Heruntergebrochen auf TKKG bedeutet das: Keine große Sache, aber dennoch widerspricht allein die Figur Gabi (die mal trotz ihrer erst zwölf oder was Jahre ihre weiblichen Reize einsetzen soll und dann doch bei jeder Gelegenheit nur das ohne "Männer" hilflose Mädchen ist) so sehr meinen Wertvorstellungen, dass ich mir die Serie einfach nicht antue.
    Falls dazu jetzt noch Redebedarf besteht, bitte ich um PN.

  • Zitat

    @Kurfürst: Meine persönlichen Befindlichkeiten sollten nicht Gegenstand dieser Diskussion sein


    Die hast du aber selbst angeführt. ;)


    marc50 : Die FF so schlimm ? Hätte ich jetzt nicht gedacht.


    Anyway, mich unterhalten beide gut, sehr gut, ich habe keine Lust das bis aufs Blut zu sezieren, nicht mehr, oder das für und wieder rauszukehren, auch wenn ich jeden Kritiker verstehe.


    Ich hab mir das auch oft und viel überlegt, als ich mit 28 wieder anfing mit Hörspielen aus der Kindheit, die Assoziation an die schönen Momente und die Freude über neue Kassetten damals überwiegt mittlerweile.


    Wahrscheinlich auch, weil ich das mit mir selbst so ausgemacht habe. ;)

  • Also abgesehen von den vielen Serien, deren Namen ich zwar hier im Forum schon des öfteren gelesen habe, die mich aber schon thematisch gar nicht interessieren, gab's im Laufe meines Lebens folgende Hörversuche :


    TKKG & fünf Freunde - hatte ich als Kind mal jeweils ein-zwei Hörspiele angetestet, war mir aber irgendwie zu komisch bzw. zu langweilig. Bei den drei ??? hingegen war ich großer Fan und hatte seinerzeit alle Hörspiel. Auch heute höre ich die alten Teile öfters, meist aber mehr wg. einer Mischung aus Nostalgie und Einschlafhilfe ;)


    Gabriel Burns - habe ein paar der frühen Folgen probiert, diese dann aber wieder vertickt. Obwohl ich diesen Mysterie-Story-Background vom Prinzip her ganz ansprechend fand, waren mir die Handlungsabläufe immer zu konfus, und der "Held" zu planlos.


    Dorian Hunter - schon die Europa-Variante konnte mich nicht begeistern, weil die Story völlig wirr ablief. Kein Wunder, das da nach nur fünf Folgen schon Sense war. Auch die aktuelle Version spricht mich nicht so wirklich an. Der Held ist mir zu cool und gleichzeitig zu unbedarft, was seine Gegenspieler angeht. Außerdem eigenbrödelt er sich immer irgendwas im Kopf zusammen, legt dann los und alle anderen Beteiligten können nur mehr oder weniger uninformiert hinterherhechten. Außerdem ist er (das gilt auch für Gabriel Burns) zu schlecht ausgestattet und zahlenmäßig zu uneffektiv, was das ausschalten seiner Gegner angeht. Was Burns&Hunter in der ganzen Serie an Dämonen&Co. umlegen (wenn sie es denn mal tun), das hat Sinclair bereits in den ersten zehn Minuten einer Folge ausgeschaltet :D
    Gut, das fließbandmäßige Umlegen von Gegnern a la Blade muß zwar nicht immer sein, aber es sollte schon mal was passieren.


    Ich habe mir von Dorian Hunter immer mal wieder eine Folge besorgt, aber so richtig warm wurde ich damit nie. Einzig die Doppelfolge um "die Nacht von Nancy" fand ich recht fesselnd, aber das ist ja auch schon fast ein anderes Hörspiel in einer anderen Zeit ;)
    Dorian Hunter wird ja immer gerne als unkonventioneller Dämonenjäger bezeichnet, das mag stimmen, aber deswegen gefällt er mir vermutlich auch nicht. Ich mag es da wohl eher etwas klassisch ;)

    "Glaub nicht, ich sei verrückt, Eliot – viele haben merkwürdigere Abneigungen als diese."

  • Hmm naja Dorian Hunter killt in 18 Folgen unter anderem seine 8 Brüder, sowie den Vater und die böse Stiefmutter. Es stimmt zwar das er weit weniger Ghouls und Dämonen "umlegt" als Sinclair, aber wenn einer dran glauben muss dann wesentlich dreckiger als es der Kollege vom Yard drauf hat. Den Protagonisten etwas zu cool zu finden kann ich noch nachvollziehen, aber unbedarft? Der Typ ist ein Arschloch und macht auch keinen Hehl daraus. Er bescheißt Coco und heult dann nicht so pseudo mäßig rum wie Sinclair es tut als man ihm draufkommt. Falls du Folge 6 Freaks noch nicht gehört hast, dann raff dich nochmal auf und gib Dorian Hunter eine letzte Chance. Erst wenn dich die Episode nicht flasht kannste die Serie wirklich knicken. ;)


    Um noch was zum Thread beizutragen werf ich mal die Serien Faith - The Van Helsing Chronicles, Lady Bedfort und die Geister-Schocker ein. Die Gründe sind sehr verschieden, denn während Faith und die Lady sicher eine gewisse Qualität haben, sind die Geister-Schocker purer Crap, aber sie alle eint mein absolutes Desinteresse. Wenn ich bedenke wieviele gute Serien den Bach runter gegangen sind muss ich mich leider immer wieder fragen welche Welt sowas braucht, aber für ein Label wie Lausch keinen Platz hat. Das check ich heut noch nicht!

  • Hmm naja Dorian Hunter killt in 18 Folgen unter anderem seine 8 Brüder, sowie den Vater und die böse Stiefmutter. Es stimmt zwar das er weit weniger Ghouls und Dämonen "umlegt" als Sinclair, aber wenn einer dran glauben muss dann wesentlich dreckiger als es der Kollege vom Yard drauf hat. Den Protagonisten etwas zu cool zu finden kann ich noch nachvollziehen, aber unbedarft? Der Typ ist ein Arschloch und macht auch keinen Hehl daraus. Er bescheißt Coco und heult dann nicht so pseudo mäßig rum wie Sinclair es tut als man ihm draufkommt. Falls du Folge 6 Freaks noch nicht gehört hast, dann raff dich nochmal auf und gib Dorian Hunter eine letzte Chance. Erst wenn dich die Episode nicht flasht kannste die Serie wirklich knicken. ;)


    Folge 6 hab' ich, würde ich auch zu den besseren zählen, aber so richtig ansprechen tut mich die Serie nach wie vor nicht. Wie du schon schriebst, der Typ ist ein A-Loch, und ich mag keine A-Löcher als Helden ;) Und Unbedarft in dem Sinne, das er kaum einen Plan von seinen Gegnern und den ganzen Zusammenhängen hat. Sinclair z.B. kennt so ziemlich alle arten von Ober- und Unterdämonen, kennt die Dämonenwelten, die verschiedenen Waffen und was mit wem wie zusammenhängt. Und Hunter ? Hat ein popeliges Henkersschwert, das er kaum benutzt und ansonsten vermutet er sich so durch die Gegend. Er wurschtelt sich mehr so durch, als das er planvoll vorgeht, und ich habe lieber Profis an der Anti-Dämonen-Front ;) Das gilt eben auch für Gabriel Burns. Außerdem ist das Hunter-Universum generell recht "schmutzig", das sagt mir auch nicht so zu.


    Die Unbedarftheit stört mich übrigens auch bei Sinclair in der Classic-Edition, wo er quasi auch bei Null anfängt. Das war in den Vorlagen nicht so.

    "Glaub nicht, ich sei verrückt, Eliot – viele haben merkwürdigere Abneigungen als diese."

  • Schlimm ist immer relativ. ;) Sie sind definitiv mehr Gutmensch als TKKG, weil sie die kritisierten Macken von TKKG eben nicht mehr haben - sie sind tolerant und offen für (fast) alles. Für die damalige Zeit eben extrem weit draußen, der feuchte Traum jedes linksalternativen Idealisten. :grins:


    Leicht rassistisch sind die Geschichten teilweise aber schon, vor allem in Bezug auf die Darstellung der ach so schmutzigen Zigeuner.

  • Mann kann es aber auch übertreiben :) diese Bücher sind halt Mainstream verfasst, damit sich das verkauft werden natürlich auch viele Klischees bedient. Wenn sollte man also eher die Gesellschaft, die das so haben will, als die Vorlagen verdammen. Zigeuner haben nun mal einen schlechten Ruf. :)

  • Mann kann es aber auch übertreiben :) diese Bücher sind halt Mainstream verfasst, damit sich das verkauft werden natürlich auch viele Klischees bedient. Wenn sollte man also eher die Gesellschaft, die das so haben will, als die Vorlagen verdammen. Zigeuner haben nun mal einen schlechten Ruf. :)


    Mir ist hier gerade alles aus dem Gesicht gefallen.

  • Marek, so einfach sollte man es sich dann doch nicht machen. Ich persönlich kann bestens mit sowas umgehen, mich irritiert eher die Aufregung um diesen "Rassismus" bei den Fünf Freunden. Man sollte einfach mal akzeptieren das dass damals so war und sich da niemand drum geschert hat. Es hieß früher Negerkuss, dann Mohrenkuss und nun sind's halt die Schaumküsse.


    Das ist die Entwicklung, aber früher hatte man halt einfach keine Skrupel bestimmte Wörter zu gebrauchen bzw. man hat sich keinen Kopf drum gemacht und das von Kind auf auch schon so beigebracht bekommen, ohne bösen Hintergedanken. Das macht's nicht weniger rassistisch, man sollte aber so reif sein und das in dem Kontext und dem Alter der Geschichten richtig zuordnen. Wen sowas heutzutage noch wütend macht, der tut mir irgendwie leid.

  • Mir ist hier gerade alles aus dem Gesicht gefallen.

    Bei dir haben Zigeuner also einen guten Ruf? Hat er ja nicht wertend geschrieben und passende Beispiele kann man täglich an jedem Hauptbahnhof der Republik besichtigen. Ich halte weder was von Zigeuner-Romantik noch von pauschaler Kriminalisierung, aber es gibt nun mal Klischees die man gut stereotyp in Geschichten verpacken kann.

  • Es ist nunmal leider so dass sich Klischees verkaufen. Siehe das ganze unterschichten tv. Wie gesagt das ist ein Problem der Gesellschaft. Sicherlich hat man als Medium auch eine Verantwortung, aber wo heute nur noch das Geld bzw. Verkaufszahlen zählen ..... Aber wir sind Off :)

  • Groß aufregen tue ich mich jetzt nicht über die Darstellung der Zigeuner in »Die Fünf Freunde«. Mann sollte natürlich bedenken, in welcher Zeit sie entstanden sind. Da waren solche rassistischen Vorurteile (und nicht Klischees) weit verbreitet. Das macht es aber auch nicht besser. Denn wenn Kinder mit solchen Vorurteilen in ihren liebsten Hörspielen aufwachsen, dann prägt sie das auch bis zu einem gewissen Grad. Wie man an den Reaktionen hier im Forum scheinbar auch sehen kann.
    Ich meine auch nur die 21 ersten Folgen, die späteren kenne ich nicht.


    Aber genug Off-Topic

  • Ich kann mich Pogopuschel nur anschließen. Man muss es vor dem Hintergrund der Zeit sehen und entsprechend kontextuieren können, ohne dass es das unbedingt besser macht. Und der springende Punkt ist eben einfach, dass Geschichten, die man in der Kindheit hört oder liest, eben prägen. Insofern vermitteln die genannten Serien unkritischen Hörern schon auch Vorurteile.


    Nebenbei bemerkt: Das gilt durchaus auch für die "???" - vor allem, wenn man die amerikanischen Originale liest. Im Vergleich zu TKKG werden die Vorurteile aber eher subtil transportiert und sind natürlich sehr US-spezifisch. Bestes Beispiel: Mr. Smathers. Im amerikanischen Original ein militanter Ökofreak, in der deutschen Fassung der tierliebe Onkel.