Gruselkabinett Nr. 36/37 - Das Bildnis des Dorian Gray (Titania Medien)

  • Dorian Gray (David Turba) ist bekannt für seine nie zu enden scheinende Jugend und seine unglaubliche Schönheit und diese hat es auch dem Maler Basil Hallward (Axel Malzacher) angetan, der sich zu ihm hingezogen fühlt. Nun soll dieser ein Bild von Dorian malen, welcher sich wünscht, dass seine Jugend und Schönheit nie vergehen soll. Dafür würde er wohl sogar seine Seele hergeben und damit nimmt das Schicksal seinen Lauf. Durch den Einfluss von Lord Henry Wotton (Thomas Vogt) driftet Gray immer weiter ab in ein Leben voller Ausschweifungen und niederer Instinkte. Wird dies einen guten Ausgang für ihn haben?


    - Meinung -


    Nun hat auch Titania Medien sich diesen Klassiker aus Oscar Wildes Feder zur Brust genommen und an und für sich ist das auch eine gute Sache, ich hatte sogar darauf gehofft, dass diese Geschichte in dieser Reihe landen wird. Das Ergebnis hat mich dann aber leider doch ziemlich enttäuscht, denn dabei kam nicht das heraus, was ich erwartet hatte. Grusel ist mal wieder absolute Fehlanzeige, so dass dieser Eintrag der Reihe an sich nicht mal ansatzweise gerecht wird, es sei denn, dass demnächst doch eine Umbenennung in "Schmuselkabinett" erfolgt. Für meinen Geschmack wird hier einfach die Gewichtung falsch gelegt, menschliche Abgründe und Auschweifungen hin oder her, aber das erzeugt keineb Grusel bzw. nicht mal einen Schauer. Zwar bessert sich das im letzten Drittel der Produktion, doch damit kriegt das Hörspiel nicht mehr die Kurve und es bleibt eine viel zu zahme Angelegenheit. Schade, aber von dieser Umsetzung habe ich dann wohl einfach zu viel erwartet, auch wenn man der Inhalt wohl vorlagengetreu umgesetzt, so konnte mich die Bearbeitung nur sehr bedingt unterhalten.


    Der Sprecherriege kann man da keinen Vorwurf machen, denn die agiert mal wieder auf allerhöchstem Niveau, darauf legt die Regie in Form von Marc Gruppe und Stephan Bosenius größten Wert. Das Casting fällt auch wieder vortrefflich und sehr passend aus, David Turba passt als Dorian Gray hervorragend, was aber auch für alle anderen Rollen gilt. Mit Hasso Zorn ist dazu noch ein routinierter Erzähler am Werk, der sein Handwerk absolut versteht. Mit Engelbert von Nordhausen, Cathlen Gawlich, Lutz Mackensy, Axel Malzacher, Thomas Vogt, Dagmar von Kurmin, Andreas Mannkopff und zahlreichen weiteren namhaften Profis ist für Qualität gesorgt, wirklich klasse. Etwas stutzig hat mich lediglich die Aussprache des Namens Basil gemacht, was eher wie "Bahsiel" klang und nicht wie "Bäsill", wie ich es eigentlich kenne, aber da es so konsequent hier durchgezogen wird, scheint es wohl in Ordnung zu sein.


    An der Untermalung gibt es ebenfalls wenig auszusetzen, gerade im letzten Drittel geht es gut zur Sache und eine düstere Soundkulisse hätte ich mir eigentlich permanent gewünscht, das hätte sicherlich deutlich mehr dazu beigetragen, dass Gruselstimmung vorherrscht. Dem ist ja leider nicht so, aber schlecht ist die Untermalung nicht, die Musiken sind durchaus stimmungsvoll und die Geräuschkulisse passt bestens.


    Schade, ich hatte große Hoffnungen in dieses Hörspiel gesetzt, doch die sind leider nicht erfüllt worden und so wird ein viel zu seichtes und zahmes Werk präsentiert und eine weitere Produktion, die absolut nicht in diese Reihe passt. Da kann man nur hoffen, dass bald ein Umdenken im Hause Titania Medien stattfinden wird, ins Gruselkabinett gehören andere Geschichten bzw. Umsetzungen mit einem düsteren Flair. Nur etwas für Fans und Sammler!


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  • Das scheint ja wirklich ein Problem zu sein beim Kabinett...Schon wieder eine zu zahme Episode. Ich hab sie noch nicht gehört, aber wenn ich an die Anfänge der Serie denke - da ging es mehr zur Sache. Hier und da mal so eine leichtere Folge eingestreut finde ich sogar ganz erfrischend, aber in letzter Zeit leider zuviel Gefühlsduselei...Gibt es denn keine gruseligen Vorlagen mehr? :debil:

  • Von mir nur ein kurzes Statement:


    a) Sicherlich ist diese Doppelfolge nicht richtig in einer Serie mit dem Namen "Gruselkabinett" aufgehoben. Das so falsche Erwartungen geschürt werden, welche natürlich auch mit Enttäuschungen verbunden sind, ist völlig klar...


    b) wer aber, wie ich, die Romanvorlage sehr schätzt, der bekommt auf über 150 Minuten eine Vertonung der gehobenen Oberklasse geboten. Die "Gruselkabinett"-Hörspiele wurden schon immer sehr originalgetreu adaptiert, so auch hier.
    Kein Gruselhörspiel, aber wer eine werkgetreue Hörspielvertonung von Oscar Wildes einzigem Roman sucht, mit herausragenden Sprecher und einer erstklassigen Untermalung, der sollte hier blind zugreifen.


    Note 1


    David Turbas Auftritt als Dorian Gray ist im Übrigen in meinen Ohren, insbesondere auf der 2. CD, Ohrkanus-würdig.

  • Zitat

    Original von Mr. Donnerfaust
    Von mir nur ein kurzes Statement:


    a) Sicherlich ist diese Doppelfolge nicht richtig in einer Serie mit dem Namen "Gruselkabinett" aufgehoben.


    Dann bitte mit "Dorian Gray" und dem "Glöckner" in eine neue Serie, ohne Grusel im Titel.


    Ob David Turbas Leistung so gut ist werden wir dann ja bald erfahren. Ich fand seinen Auftritt auch stark, aber das waren noch einige andere in diesem Jahr.


    Dennoch wünsche ich mir einfach etwas anderes im Gruselkabinett.

  • Basil Hallward und Lord Henry Wotton sind von dem neuen Gemälde gleichermaßen fasziniert. Es zeigt einen Jüngling von außergewöhnlicher Schönheit: Dorian Gray. Basil Hallward hat sich während der Anfertigung seines Kunstwerks bereits in den jungen Knaben verliebt und kann ohne dessen künstlerische Inspiration nicht mehr leben. So ist es kein Wunder, dass Henry Wotton ganz erpicht darauf ist, Dorian Gray kennen zu lernen. Im Gegensatz zur vornehmen Zurückhaltung des Künstlers, treibt Lord Henry das Motto an, sein Leben stets in vollen Zügen zu genießen.
    Da er sich äußerst Redegewandt gibt, ist es für ihn keine große Schwierigkeit den unerfahrenen Jüngling von seinen Ausführungen über die Genüsse des Lebens vollkommen gefangen zu nehmen. Doch noch kann keiner ahnen, welche Folgen diese Zusammenkunft auf das Leben Dorian Grays haben wird...


    Oscar Wilde greift in seinem Roman viele Thematiken auf, die Künstler nicht gerade selten bewegen. So ist es gar nicht allzu verwunderlich, dass auch in dieser Geschichte das Werk eines Künstler im Mittelpunkt steht. Ein Werk des Teufels - das aber nicht von sich aus dazu geworden ist, sondern durch das, was mit ihm assoziiert wird. Der Verlust der Jugend ist für Dorian Gray zum Zeitpunkt als das Bild fertig gestellt wird nach den Worten von Lord Henry geradezu unerträglich, so dass er die verhängnisvollen Worte spricht, deren Auswirkungen zu diesem Zeitpunkt für den Hörer bereits erahnbar, für die Charaktere innerhalb der Geschichte aber nicht absehbar sind.
    Zwischen Sinnhaftigkeit und Anstand hin und her gerissen, ist es vor allem der äußerliche Einfluss von Lord Henry, der Dorian Gray seinen Weg beschreiten lässt.


    Eine der großen Stärken der Vertonungen von Marc Gruppe und Stephan Bosenius ist stets das Erschaffen von Authenzität durch die tiefgründige Darstellung der Charaktere. Dabei halten sich die beiden eng an die Originalgeschichte. So entsteht eine Literaturvertonung, welche die Atmosphäre der früheren Zeit und die Thematiken, die damals dafür gesorgt haben, dass dieses Werk nicht ganz unumstritten aufgenommen wurde, wunderbar nachvollziehbar macht. Wer also an einer möglichst originalgetreuen, lebendigen Umsetzung von Oscar Wildes Werk interessiert ist, der dürfte hier auf seine Kosten kommen.


    Nun gibt es allerdings ein Problem. Schon mit den letzten Hörspielen, die innerhalb der Reihe des "Gruselkabinetts" erschienen sind, wurde man dieser Beschreibung absolut nicht gerecht. Wäre da nicht der Subtitel "Meisterwerke der Schauer-Romantik" könnte man sogar glatt von einer Themaverfehlung sprechen. Aber trotz der übernatürlichen Elemente und des gelungen dargestellten menschlichen Schicksals, kann selbst von "Schauer" nur sehr bedingt die Rede sein.
    Insofern ist es mehr als nachvollziehbar, wenn einige Hörer aufgrund anderer Erwartungen enttäuscht sein werden.


    Ich persönlich habe mich aufgrund der lebendigen Darstellung der Charaktere und der recht unterhaltsamen Geschichte nicht gelangweilt, nichtsdestotrotz kann man aber einige Momente festmachen, die sich schon arg langgestreckt präsentieren. Mit einem etwas größeren Mut zum Rotstift hätte man es sicherlich genauso geschafft die Tiefe der Geschichte aufrecht zu erhalten. Denn erst im letzten Drittel gewinnt das ganze zunehmend an Rasanz.


    Hasso Zorn gibt einen sehr angenehmen, neutralen Erzähler ab. Am meisten begeistert hat mich aber Tim Vogt, dessen Name mir bis dato völlig unbekannt war, und der in keiner anderen Rolle wie derjenigen des frevelhaft daherredenden Lord Henry mehr hätte glänzen könnte. Doch auch die anderen tragenden Charaktere wie David Turba als Dorian Gray, Axel Malzacher als Maler Basil und Kristine Walther als Schauspielerin Sibyl Vane könnten kaum treffender besetzt sein.


    Fazit: Als Literaturvertonung recht unterhaltsam. Allerdings sind erneut ein paar langgezogene Momente auszumachen, obgleich ich mich insgesamt nicht gelangweilt habe. Im Rahmen des Gruselkabinetts aber wirkt dieses Hörspiel nicht wirklich günstig platziert. Hier sollte man sich vielleicht doch überlegen, entweder die gruseligen Aspekte der Geschichte etwas stärker zu betonen, oder aber eine neue Reihe für solche Vorlagen zu eröffnen.
    Insofern bin ich, was die abschließende Bewertung des Hörspiels anbelangt, zwiegespalten.

  • tjo da kann ich mich meinen vorrednern nur anschließen



    Kritik:
    Der Klassiker aus der Feder von Oscar Wilde dürfte in seinen Grundzügen jedem schon irgendwo einmal untergekommen sein. Bei dieser neuen Vertonung aus dem Hause Titania handelt es sich um eine recht detailgenaue Wiedergabe der literarischen Vorlage, was dieses mal ausnahmsweise nicht wirklich förderlich für diesen Zweiteiler ist. Denn leider besitzt dieses 140 Minütige schleppende Gemälde charakterlicher Studien wenig wirkliche Inhalte, die hier für die gewohnte GRUSELKABINETT Kurzweil sorgen könnten. So quält man sich durch das leicht homoerotisch angehauchte und von Poesie erfüllte, sehr dialoglastige viktorianische England, das gerade auf der ersten CD nur aus belanglosen Konversationen und Eifersüchteleien um die Gunst des jungen Dorian Gray zu bestehen scheint. Aber auch im weiteren Verlauf überraschen weniger die charakterlichen Fehlungen und Verrohungen des immer gefühlskälter werdenden Dorian Gray, als mehr die wieder einmal exquisit besetzten Sprecher dieses Hörspieles, die ausnahmslos bravourös ihre Rollen spielen. Auch wurden hier die Geräusche merklich nur auf das absolut nötigste beschränkt und das Hauptaugenmerk klar auf das Dialogbuch und die Nähe zur literarischen Vorlage gelegt. Schwülstige, orchestrale aber sehr passende Klänge untermalen zudem Schlüsselszenen der Handlung sehr atmosphärisch. Von der Machart her klar, Titania auf gewohnt hohem Niveau, ist die Story dennoch einfach zu lang und bedeutungslos gediegen. Unsägliche Längen ziehen sich durch unnötige, viel zu schwülstige Dialoge. Eine gekürzte Form dieser Geschichte auf nur 1 CD wäre hier deutlich förderlicher gewesen, um so etwas wie kurzweiligen Hörgenuss , vor allem aber anhaltenden Hörfluss zu erreichen. Leider die seit sehr langer Zeit schlechteste GRUSELKABINETT Umsetzung. Dies liegt allerding klar an der etwas unglücklich gewählten Story. Ein Klassiker macht eben noch lange keine gute Unterhaltung, auch wenn diese gegen Ende zugegebenermaßen merklich besser und düsterer wird.


    © FFM-ROCK

  • Nach dem Hören der ersten CD kann ich mich schon bedingt anschließen.... mit Grusel hat das wenig zu tun. Die Tragödie dagegen ist sehr gut inszeniert. Man muss wohl mittlerweile seine Erwartung an gruselige Unterhaltung zurückschrauben beim Gruselkabinett. Das mag von der Umsetzung her ja alles sehr gut sein, und das ist es ja auch in meinen Ohren, nur trifft derartiger Stoff nciht unbedingt meinen Nerv. Die solziale Oberschicht in dieser Zeit ist überhaupt nicht mein Gebiet. Einige Metaphern der Geschichte gefallen mir dennoch sehr gut.
    Besonders positiv für mich: Axel Malzacher, dessen Stimme ich bisher nur als Brad Pitt in "Interview mit einem Vampir" kenne, gefällt mir sehr gut und ich bin froh, dass er (wie nach kurzem googlen gefunden) unter anderem auch in "die obere Koje" und einer Bedfort-Folge bereits mitgesprochen hat. :)
    Mal sehen wie CD 2 wird...

  • Die zweite CD war in wesentlichen Punkten besser als die erste, was den Inhalt der Story angeht:
    - Straffer - man konzentriert sich auf wesentlichere Parts, ohne dabei gehetzt zu sein und die sehr wichtige Stimmung Atmosphäre und gedehnte Sprache leiden zu lassen
    - Entwicklung - die unterm Strich wichtigen Ereignisse der ersten Hälfte lassen sich schnell beziffern und bieten weder gruseliges noch große Wendungen. Charketerentwicklungen stehen auf dem Plan. Hälfte 2 geht da deutlich inhaltsvoller vor. Micch würde da mal interessieren, wie viel man wo an der Geschichte gekürzt hat, denn hier werden mehrere Jahre schnell übersprungen.


    Die Umsetzung, der Cast... alles für mich sehr gut und als ich die Erwartungen an ein Gruselhörspiel abgelegt hatte wurde ich auch spätestens von CD2 sehr gut unterhalten. Mir gefällt die zugegeben aus heutiger Sicht etwas plumpe Metapher des Bildes einfach sehr gut. Schönes Ding, Note 2+

  • Gruselkabinett läuft bei mir unter "Literaturverhörspielerung" auf ganz hohem Niveau. Dorian Gray passt da ganz gut dazu, auch wenns nicht wirklich gruselig ist, genauso wie der Glöckner. Aber : toll umgesetzt, habe mich gutv unterhalten gefühlt.