Jan Weiler - MS Romantik (der hörverlag)

  • Zwischen Uwe Helstieg (Jan Weiler) und Sabine ist es nun endgültig aus und deshalb beschließt Uwe eine Kreuzfahrt mit der MS Romantik zu machen. Dort möchte er nämlich einfach nur ausspannen, sich erholen, vielleicht eine Liebelei starten, mehr nicht. Doch das Unglück nimmt seinen Lauf, die MS Romantik sinkt und er schafft es noch ins Rettungsboot, da sitzt aber bereits die blöde Rezeptionistin Karin (Annette Frier). Werden die beiden miteinander auskommen?


    - Meinung -


    Die Fortsetzung von "Liebe Sabine" und die hat es ebenfalls in sich. Uwe Helstieg stolpert in ein neues "Abenteuer" und auch diesmal macht es großen Spaß den Wortduellen zwischen ihm und seiner neuen Antagonistin Karin zu lauschen. Das Hörspiel wartet auch gleich noch mit zwei Wendungen auf, die es im Gegenatz zu "Liebe Sabine" deutlich düsterer klingen lassen, damit hat man im Prinzip nicht gerechnet, somit geht das Konzept dieser Wendungen auch absolut auf, der Sinn wird mehr als nur einfach erfüllt. Jan Weiler hat jedenfalls einmal mehr eine unterhaltsame und extrem kurzweilige Geschichte abgeliefert, derartige Hörspiele darf er auch in Zukunft gerne verfassen. Inhaltlich wieder richtig gute Unterhaltung der teilweise bösen Sorte, ein bissiger Spaß!


    Sprechertechnisch ebenfalls eine feine Angelegenheit und natürlich ist wieder Leonhard Koppelmann für die Regie zuständig. Er spricht auch eine kleine Rolle als Polizist, ohne aber zuviel verraten zu wollen, aber diese Aufgabe löst er souverän. Den Großteil der Texte bewältigen natürlich Annette Frier und Jan Weiler, was sie beide hervorragend machen. Beiden kauft man ihre Rollen ohne Zweifel ab, Weiler bringt den zynisch-sarkastischen und teilweise sogar ätzenden Ton Uwe Helstiegs bestens rüber und Annette Frier glaubt man sofort, dass sie keiner Fliege etwas zu Leide tun kann. Ob das auch alles wirklich der Fall ist, davon muss sich die Hörerschaft schon selber überzeugen, mehr möchte ich nicht verraten.


    Die Untermalung beschränkt sich auf die nötigsten Klänge, vornehmlich kommen hier die Geräusche des Meeres zum Einsatz, hier und da mal ein Knarzen des Rettungsbootes, dann mal ein Klopfen, dann die Schüsse der Singalpistole, aber es bleibt spartanisch und realistisch. Gelegentlich kommen dann auch ein paar Musiken, die an eine typische Seereise erinnen, an die Reihe, fertig ist die gekonnte Soundkulisse.


    Für meinen Geschmack ein würdiger Nachfolger und mindestens genauso unterhaltsam wie "Liebe Sabine". Wem Jan Weilers Werke gefallen, der dürfte auch diesmal wieder vollauf auf seine Kosten kommen. Ohne zu zögern empfehle ich auch diese Produktion und Jan Weiler sollte unbedingt auch in Zukunft weitere Hörspiele schreiben, auf diesem Niveau ist dies sogar ein absolutes Muss!


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  • Uwe Hellstieg auf Kreuzfahrt oder Geschlechterkampf auf hoher See



    Uwe Hellstieg, Jan Weiler-Fans aus „Liebe Sabine“ bereits vertraut, macht Urlaub. Und da Uwe natürlich nicht irgendwo Urlaub macht, checkt er auf der MS Romantik ein und gerät prompt an Gästebetreuerin Karin Krämers, die ihm natürlich das gebuchte Zimmer zuteilt und seinen Wunsch nach Fenstern abschlägt. Als hätte Karin es gewusst, wollte sie diese Reise gar nicht mehr antreten, tat dies nur aus Gefallen zu ihrer schwangeren Freundin und dann sinkt die MS Romantik tatsächlich, inmitten des Pazifik. Doch Karin hat Glück, sie findet ein Rettungsboot und verlässt das sinkende Schiff. Und auch Uwe kann sich irgendwie retten und trifft so im Boot auf Karin, die zwei, die sich von Anfang unsympathisch waren, müssen nun gemeinsam klar kommen. Wird ihnen das gelingen, gehen sie sich gegenseitig an die Gurgel, werden sie gerettet und was ist eigentlich aus Sabine geworden?


    Leonard Koppelmann, Jan Weiler und Annette Frier sind einfach der Garant für beste Hörspielunterhaltung. In „MS Romantik“ streiten sich Uwe und Karin in herrlichen Dialogen, die einen erstaunlich realistischen Blick auf die zwischenmenschlichen Probleme von Mann und Frau und Uwe Hellstieg im ganz besonderen werfen. Und ganz nebenbei erfährt man auch, wie es mit Uwe und Sabine weiterging.


    Man lauscht gebannt und merkt nicht, wie schnell die Zeit vergeht, so abgedroschen es auch klingen mag. Es wird keine einzige Sekunde langweilig, denn Uwe und Karin liefern sich einen wahren Geschlechterkampf an Wortwitz und fesseln den Hörer so an die Geschichte. Und Jan Weiler wäre nicht Jan Weiler, wenn er auch bei diesem Ende ein Schmankerl bieten würde, so sollte nicht direkt nach der Nennung der Sprecher und des Teams abgeschaltet werden, Leonard Koppelmann himself präsentiert nämlich noch einen Knaller, der es in sich hat.


    Sehr augenzwinkernd liefern Koppelmann und Weiler wieder ein Hörspiel ab, das alle Zutaten besitzt, die man mittlerweile von diesem Duo erwartet. Sechzig Minuten fliegen dem Hörer die Fetzen dieses Geschlechterkampfes förmlich um die Ohren, doch man wird es nicht bereuen, Zeuge dieses Kampfes geworden zu sein! Eine tolle Story, super Bearbeitung, grandiose Sprecher – was will man(n) und auch Frau mehr?


    „MS Romantik“ ist ein Hörspiel auf einer CD mit einer Laufzeit von 60 Minuten.


    Jan Weiler, 1967 in Düsseldorf geboren, arbeitete als Texter in der Werbung, absolvierte dann die Deutsche Journalistenschule in München und war viele Jahre Chefredakteur des "Süddeutsche Zeitung Magazins". Heute lebt er als Autor mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in der Nähe von München.

  • Und nun auch hier noch meine Rezi:


    Der Nachfolger von "Liebe Sabine" (ebenfalls als Hörspiel beim Hörverlag erschienen) greift erneut die Figur des Uwe Helstieg auf.
    Jan Weiler schafft hier eine ziemlich groteske Ausgangssituation. Eine Frau allein in einem Rettungsboot. Das sinkende Schiff nur wenige Meter von ihr entfernt. Sie sendet mit ihrem Handy einen Hilferuf ab, der aber scheinbar nicht wirklich ernst genommen wird. Kurz darauf schwimmt ein Mann an das Boot heran und kann sich mit Hilfe von Karin dort hinein retten. Von nun an warten die beiden gemeinsam auf den Untergang der MS Romantik und das Eintreffen von Rettungskräften.


    Die Situation wirkt schon etwas sehr künstlich hervorgerufen und in dieser Ausführung alles andere als realistisch. Doch das ist egal, denn dies stellt ohnehin nur den Rahmen für die eigentliche Geschichte dar. Diese spielt sich nämlich in Form des Dialogs zwischen den beiden sehr unterschiedlich angelegten Charakteren ab. Und genau dort werden die Stärken Jan Weilers offenbar.


    MS Romantik - oder: was passiert wenn ein erfolgsorientes, egoistisches, arrogantes Arschloch auf eine scheinbar gutmütige und gestresste Frau trifft.


    So seltsam grotesk das Gespräch angesichts der Situation auch wirken mag, so höllisch genial ist es letztlich doch. Die bösartige Zielsicherheit, die Jan Weiler in seinen Worten an den Tag legt ist einfach nur hochgradig unterhaltsam. Obgleich es über fast 80 Minuten wirklich nur hin und her geht und sich äußerlich keine wirklich großen Fortschritte ergeben, lauscht man gebannt und fühlt sich nicht eine Sekunde gelangweilt. Die Krönung des ganzen stellt dann aber das verdammt geile Ende dar.


    Die Umsetzung ist sehr minimalistisch, was den Fokus nur noch deutlicher auf das eigentlich bedeutsame an diesem Hörspiel lenkt. Nur ein paar wenige Effekte machen immer mal wieder die Situation deutlich, in der sich die Karin und Uwe befinden. Es gibt ja auch nicht wirklich viel, das hörbar gemacht werden müsste. Das wars dann bereits schon, denn auf Musik wird mit Ausnahme von Anfang und Ende verzichtet.


    Nur zwei Sprecher bestimmen hier das Bild. Zwar taucht ganz am Ende noch ein dritter auf, doch dessen Rolle ist insgesamt so klein, dass sie an dieser Stelle keiner großartigen Erwähnung bedarf.
    Es sprechen: Jan Weiler und Annette Frier. Beide leben ihre Rollen wunderbar aus und packen auch die nötige Spur Bissigkeit mit hinein. Eine interessante wie überzeugende Besetzung.


    Fazit: Um dieses Hörspiel zu genießen, braucht es wahrlich keine Ader für Romantik. Jan Weiler serviert hier eine treffend geniale Abrechnung mit besonderen Auswüchsen unserer Gesellschaft im Rahmen eines ziemlich bissigen Streitgesprächs.