Ich weiß spontan gar nicht, wer das ist, der Radiohörer. Ohne Scherz. Vielleicht kann da ja jemand aus seinem Bekanntenkreis mal Revue passieren lassen, sollte dort ein solches Exemplar vertreten sein. Was ist sein Charakter, wann und warum hört er, Präferenzen oder hauptsache "intellektuell"? Ich weiß es wirklich nicht. Sollte es sich aber bei tatsächlich um ein etwas elitäreres Wesen handeln, so scheint mir klar, dass er sich nicht freiwillig zum "Pöbel" gesellt. Andererseits habe ich beim Begriff Radiohörer immer son 50er-Jahre-Bild vor den Augen, wo Mutti - eine Hand hinterm Ohr - eng an ein klobiges Radio geschmiegt dahockt.
Bei mir kann umgekehrt schon ein Schuh draus werden: es mag zwar ein großes kostenfreies Angebot geben, nur fehlt mir die Muße, sich zu solchen gefühlten (gefühlt hier gleichzusetzen mit Voreingenommenheit, ob diese im nachhinein bestätigt würde oder nicht) Kunstkrampfwerken zu überwinden. Das wäre die eine Seite oder die andere, welche sich aus Radiokrimis zusammensetzt. Dass hier bei mir schon klar ein aktives Verweigern zu testieren ist, hat sicher überschaubare Gründe. Zum einen, dass jeglicher Reiz fehlt: keine bekannten Figuren, meist mir unbekannte Stimmen, hört dann sowieso kaum einer außer mir etc. Also der Faktor Vertrautheit ist schon gewichtiger und dann natürlich wie schon gesagt, dass immer die Gefahr besteht, dass ich mir nicht Entertainment sondern eine verhörspielte Schulstunde anhören muss. Ich verbinde Radiohörspiele also auch weniger mit Entspannung, sich berieseln lassen. Grundsätzlich erscheint diese Einstellung etwas schizophren, wenn ich mir überlege, dass Radiohörspiele auf einmal viel interessanter für mich werden, wenn sie denn als CD-Veröffentlichung erscheinen. Aber das mag natürlich auch darin begründet sein, dass man sich hier vielleicht schon die besten für eine Veröffentlichung heraussucht oder zumindest die, die noch gewisse kommerzielle Erwartungen beim Hörer erfüllen mögen.
Fader : Faulheit sicher nicht. Einerseits gibt das Genre dem Hörer Sicherheit, mit was er zu rechnen hat, andererseits eben auch die Gefahr, dass das alles schrecklich uninteressant werden kann. Dann zeigt sich aber auch die Kunst des Machers, mit bekannten Elementen zu begeistern oder dezent neues dazuzumischen, um sich vom Einheitsbrei abzuheben. Aber wie viele andere auch springe auch ich zuerst auf das vertraute an, Mut zur Veränderung ist stimmungsabhängig, aber leider kein Normalzustand... Das berührt auch einige andere Fäden hier, wie zb den zum Grosengruseleinerlei/ will der Hörer nur noch anspruchsloses hören.