Überaltert Deutschlands Sprechergilde?

  • Diese Frage beschäftigt mich schon seit längerem.
    Jürgen Thormann ist 83 und es scheint, es findet sich immer noch kein Besserer für die einschlägigen Rollen etwa des "weisen Lehrmeisters" z.B. des Gaius in "Merlin - die neuen Abenteuer". Dass er als Stammsprecher von Michael Caine nach wie vor herangezogen wird, kann ich mir erklären - aber wäre es bei neueren Serien, die sich an ein jüngeres Publikum richten, nicht besser, auch einen jüngeren Sprecher zu nehmen?
    Jochen Schröder ist ebenfalls wenigstens 83, Eckart Dux ist 84, Wolfgang Völz ist 80, Joachim Kerzel immerhin 70, Norbert Gastell 81. Ich freue mich ja, wenn diese Granden der Sprecherszene noch lange aktiv sein können, aber gleichzeitig frage ich mich, wo der "Nachwuchs" bleibt.

  • Hm, mir fehlt irgendwie der Zugang zur Dramatik dieser Fragestellung. Allein schon das Thormann-"Problem" - Wenn Jürgen Thormann noch Bock auf den Sprecherjob hat und es ohnehin keinen Besseren für die Rolle alter weiser Männer gibt, warum sollte man ihn ersetzen? Selbst wenn, würde man ja da doch dann eher wiederum einen etwas älteren Herrn nehmen. Man holt sich dafür ja keinen 25jährigen, nur weil der theoretisch länger durchhalten könnte. Daher verstehe ich nicht, warum man, wenn die Serie sich an ein jüngeres Publikum richten soll, auch einen jüngeren Sprecher nehmen soll - vor allem wenn es darum geht, einen älteren Mann darzustellen?


    Das Problem eines fehlenden Nachwuchs gibt es mE ebenfalls nicht. Dass sich vielleicht deren Stimmen und Namen noch nicht so festgesetzt haben, wie bei jemandem der seit vierzig Jahren zu hören ist, könnte da eher ein Grund sein. Auch evtl. dass manche Labels etwas stärker auf die Schiene "Hörspielhelden unserer Kindheit" setzen, wie es die Rollen vielleicht vorgeben, mag eine Rolle spielen. Das ist aber dann kein Nachwuchs-, sondern ein Besetzungsproblem.

  • Frank Glaubrecht, Joachim Kerzel, Jürgen Thormann oder Thomas Danneberg gehören einfach zu den Besten! Und die sollen noch lange so weitermachen. Wer sollte Sinclair, Brosnan, Costner, Pacino denn besser sprechen wie Glaubrecht?


    Und auch jüngere Sprecher gibt es zu Hauf: Wie wäre es mit David Turba, Tobias Kluckert oder Ronya Bonalana? Aber nicht alle haben so eine einzigartige Stimme wie Herr Kerzel. Er macht als Nicholson, Hopkins oder in der Werbung einen Riesen-Job :applaus: .


    Und einfach unvergessen und eine der besten oder sogar die beste Sprecherleistung ever: Thomas Danneberg als Terence Hill! Oder etwa nicht?


    http://www.google.de/url?url=h…Rf4JKi5udfj4UxK3VPsD-kNrQ

  • Das geht aber dennoch an der Frage vorbei, es geht nicht darum was sie geleistet haben, finde ich. Das nimmt denen keiner und will denen keiner nehmen.


    Die Frage ist, wo der markante Nachwuchs bleibt.


    Zweischneidiges Schwert, finde ich. Sobald einer der älteren Sprecher nicht mehr ist, dann wird zwangsläufig einer der jüngeren in die "frei gewordenen" Rolle schlüpfen, diese sprechen und sicherlich genauso bekannt werden, das ist halt so.


    Nahezu jede Stimme ist halt einmalig, aber man sollte sich nicht einreden, dass es keinen Ersatz gibt.

  • Ich habe neulich auch über das Thema "alte Sprecher" nachgedacht. Auslöser war die zweite Folge von "Sinclair Classics" wo ich regelrecht erschrocken bin, wie alt JS auf einmal klang! Besonders in actionreichen Szenen fiel es mir schwer, mir die Situation vorzustellen. Klar, jeder wird älter, doch ich sehe nicht das Problem im "Überaltern", sondern eher darin, dass Rollen, die einmal vergeben wurden, bis zum bitteren Ende von ein und der selben Person gesprochen werden.
    Bei den Fünf Freunden wurden die Sprecher innerhalb von 30 Folgen 2 Mal ausgetauscht, und ich finde, das hat der Serie gut getan. Bei den ??? sprechen immer noch die Selben. Und um oben genanntes Beispiel fortzuführen, John Sinclair ist einfach ein junger Mann (ich schätze Ende 30, gibt es ein "offizielles" Alter?), wo es einfach nicht passt, wenn er von einem doppelt so alten Mann gesprochen wird.


    Fazit: Wenn man einen alten Sprecher für die Rolle braucht, dann soll man ihn engagieren. Aber wenn man eine "junge" Rolle mit einem Alten besetzt, nur weil dieser Sprecher besonders berühmt ist, find ich das schade und schlecht.



    P.S. @Blitz: Du meinst doch sicher "NICHT einreden..." oder? ;)

  • Kann es nicht auch einfach sein, dass uns ältere Sprecher 'markanter' im Ohr bleiben, wohingegen es bei jüngeren Sprechern noch dauert, bis wir mit ihnen gewisse Rollen assoziieren? Denn wo erstmal ein Klaus-Dieter Klebsch seine 7 Staffeln in einer der bekanntesten Fernsehserien hat, wird es lange dauern, bis seine Stimme in der Unauffälligkeit verschwindet ;) Selbst wenn er momentan keine Hörbücher mehr einsprechen würde. Ältere Sprecher haben schlicht und einfach eine höhere Präsenz (in egal welcher Art von Medien).