Die Originale Nr. 19 - Reise zum Mittelpunkt der Erde

  • Professor Lidenbrock (Klaus Schwarzkopf) fällt ein interessantes Buch in die Hände, eine Art Reisebericht eines gewissen Arne Sacknussem, der sich aufmachte, um den Mittelpunkt der Erde zu erforschen. Diese Erkentnisse kommen dem Professor und Axel (Stefan Schwade) erst nach harter Rätselei, doch dann ist der Entschluss schnell gefasst. Man macht sich auf zum Mittelpunkt der Erde, um den Nachforschungen Sacknussems auf den Zahn zu fühlen. War er ein Spinner oder ist an seinen Aufzeichnungen tatsächlich etwas dran?


    - Meinung -


    Mit eine DER Geschichten aus Jules Vernes Feder, das ist sicher, doch wie ist die Umsetzung? Knackig und kurz und meiner Meinung nach sogar zu kurz, da wurde der damalige Hang alles zu straffen für meinen Geschmack doch etwas zu übertrieben ausgeübt. Für dieses Werk sollte man schon eine Stunde spendieren, was leider nicht der Fall ist. Auch wenn der Hörer manchmal das Gefühl hat gehetzt zu werden, so kann man mit dem Ergebnis zufrieden sein, ein schönes Abenteuer, dass man sich einfach immer und immer anhören kann.


    Vier Sprecher und das war es? Eigentlich schon, den mit diesen Vieren muss die Produktion auskommen, lässt man den kleinen Jungen am Ende mal aussen vor. Man muss aber noch weiter einschränken, denn Lutz Mackensy hat als Hans kaum Text und Karin Lieneweg ist als Haushälterin Martha auch nicht wirklich der Rede wert. Ihre Leistungen sind zwar gut und überzeugen, ihre Rollen fallen aber kaum ins Gewicht. Ganz anders sieht es da natürlich bei Stefan Schwade und Klaus "Columbo" Schwarzkopf aus, die den Löwenanteil des Hörspiels zu bewältigen haben und einen extrem guten Eindruck hinterlassen. Es macht einfach Spass den beiden zu lauschen, vor allem Schwade als Jammerlappen Axel und Schwarzkopf als brummelnden Lidenbrock.


    Musikalisch solide, hier wurde eher zweckdienlich gearbeitet. Man hätte sich durchaus mehr Klänge gewünscht, das soundtechnische Gesamtbild hätte grosszügiger ausfallen dürfen, doch zu meckern gibt es an der Atmosphäre eigentlich nichts. Die Reise wird ordentlich in Szene gesetzt und für eine Produktion diesen Alters wurde hier relativ normal gearbeitet, nicht zu pompös, nicht zu spärlich. Auf Geräusche und Effekte wurde anscheinend mehr Wert gelegt, hier spielt das Tonstudio Europa die Stärken aus.


    Für Verne-Fans Pflicht, für Freunde schöner, klassischer Hörspiel-Unterhaltung ebenfalls und endlich ist dieses Juwel auch auf CD erhältlich. Auf diese Neuauflage habe ich mich persönlich mit am meisten gefreut und nun wird sie meinen CD-Player nur noch selten verlassen. Hier sollte man zugreifen, wenn man Wert auf gute Unterhaltung legt.

  • Die Originale - Nr. 19 - Reise zum Mittelpunkt der Erde


    Cover-Text
    Professor Lidenbrock macht einen sensationellen Fund. Er entdeckt das verschollene Buch des berühmten Arne Sackmussem. In diesem schildert der Nordländer den Weg, der von einem Vulkan in Island bis zum Mittelpunkt der Erde führen soll. Kann man so etwas ernst nehmen? Professor Lidenbrock zweifelt keine Sekunde lang, dass Sackmussem die Wahrheit gesagt hat. Er bricht auf, um das Innere der Erde zu erforschen, und nichts kann ihn davon abhalten, seinen Weg fortzusetzen. Phantastische Abenteuer warten auf ihn und seine Begleiter...


    Handlung und Dramarturgie
    Die berühmte Buchvorlage Jules Vernes erleidet in dieser Hörspielfassung eine ziemliche Straffung, und die Handlung findet in nur rund 40 Minuten statt. Zugegeben, gemessen an aktuellen Produktionen vielleicht ein wenig kurz, aber man darf nicht vergessen, dass es sich hierbei um die Wiederveröffentlichung eines EUROPA-Klassikers von 1978 handelt und zur damaligen Zeit war eine solche Hörspiellänge durchaus der Durchschnitt.
    Trotz ihrer Kürze - und sicher auch Kürzung im Vergleich zum Roman - und ihrer knapp bemessenen Zahl von Sprechern (ganze 4 Personen haben mitgewirkt) kommt aber keine Langeweile auf. Die nötige Spannung wird kontinuierlich gehalten. Aufgrund der Kürzung der Vorlage wirkt es allerdings manchmal, als ob die Expedition an nur einem Tag statt während dreier Monate durchgeführt wird.
    Hier und da hat sich auch ein "Logikfehler" eingeschlichen (beispielsweise, als Axel von den andern beiden Expeditionsteilnehmern getrennt wird und aus der Schallberechnung seiner Rufe die Entfernung berechnet wird), aber das mindert den Hörgenuss kaum.


    Sprecher
    Die beiden Hauptakteure Klaus Schwarzkopf (Prof. Lidenbrock) und Stefan Schwade (Axel) überzeugen mit hervorragender Leistung. Ihre Dialoge kommen stets überzeugend und in keinster Weise gekünstelt über den Lautsprecher. Lutz Mackensy (Hans) und Marianne Kehlau (Martha) treten nur in Nebenrollen auf - wobei M.Kehlaus Rolle so winzig ausfällt, dass man sie im Prinzip auch schon fast hätte streichen können -, aber auch ihre Leistungen sind bestechend gut. Sie alle setzen einen Maßstab, den neuere Produktionen aus dem Hause EUROPA oftmals vermissen lassen.


    Musik und Effekte
    Da es sich wie gesagt um eine Produktion von 1978 handelt und auch die Handlung um die Jahrhundertwende angesiedelt ist, beschränkt sich die Musik auf klassisch angehauchte Stücke, die gut zur Atmosphäre des Hörspiels passen.
    Ich persönlich hätte mir während des Saurierangriffs auf dem unterirdischen Meer auch gern eine dramatische Musikuntermalung dieser Szene gewünscht - doch wichtiger ist sicherlich, dass die Efekte die Szene einfangen. Und das tun sie stets.


    Fazit
    Hörspielsammler und -kenner sowie alles Nostalgie-Fans kommen voll auf ihre Kosten. Nicht zuletzt die Aufmachung der CD in Vinyl-Optik macht den Tonträger zu einem schönen Stück. Ein Hörspiel, das man sich auch gern mehrmals anhört und Freunden von Abenteuergeschichten bedenkenlos empfohlen werden kann.

  • Seehr seehr lustig fand ich - vor allem nach meinem Island-Trip - die Darstellung des tumben isländischen Bergführers, der immer nur jaaa oder neiii oder richdig sagt. War das nicht der gute Herr Makensy? Alles in allem wirklich ein sehr schöner Oldie, der sicherlich zurecht bei den Originalen und dort gut aufgehoben ist.

  • Original von pops:

    Zitat

    Hm, ich hab's nicht mehr so im Ohr. Aber klingt Hans in dieser Produktion nicht so, als sei er eher Schweizer? Oder ist das die von fontana oder weiß-der-Teufel-wem?


    Stimmt schon - ein wenig klingt es schon nach Swytzer-Dütsch - aber ich wüsste ehrlich gesagt auch nicht, wie sich ein isländischer Akzent anhört ;)
    Und ohne einen Blick ins CD-Booklet hätte ich den Herrn Mackensy auch kaum erkannt...

  • Eines der Besten Hörspiele von Europa aus den 70ern und eines der Besten Verne Storys. Gut, daß man nicht zum Erdnmittelpunkt gehen kann sei mal dahin gestellt (mit ziemlicher Sicherheit nicht) aber an Einfallsreichtum und Spannung nicht zu übertreffen. Die Sprecher sind auch alle gut und zu kurz ist es nur, weil es so gut ist, ansonsten fehlt recht wenig aus dem Buch.