Radio Tatort - 006) Schrei der Gänse

  • Radiotatort: Schrei der Gänse
    von John von Düffel



    Produktion: RB 2008
    Regie: Christiane Ohaus
    Musik: Sabine Worthmann
    Länge: 46 Min.


    Mit:
    Marion Breckwoldt
    Markus Meyer
    Tom Quaas
    Florian Scheffel
    Knabenchor Unser Lieben Frauen Bremen
    u. a.


    Staatsanwalt Dr. Kurt Gröninger aus Bremerhaven ist neu in Bremen. Bisher waren Wirtschaftskriminalität und Organisierte Kriminalität seine Arbeitsbereiche. In der altehrwürdigen Hansestadt ist er nun für Kapitalverbrechen zuständig. Gröninger ist ein zurückhaltend höflicher Mensch und ein Freund der gewählten Ausdrucksweise. In Bremen trifft er auf Hauptkommissarin Claudia Evernich, die in Ton und Umgangsformen ganz und gar nicht auf seiner Wellenlänge liegt.
    Die aktuellen Ermittlungen, die beide zum ersten Mal zusammenbringen, drehen sich um einen Fall von Kindesmissbrauch. Evernich erinnert sich: Vor mehr als 10 Jahren arbeitete sie in einer Sonderkommission an einer Serie ähnlicher Vorfälle. In Schullandheimen, Internaten und Zeltlagern in Bremen und Umgebung wurden mehr als 40 Missbrauchsdelikte an Jungen im Alter von 9 bis 13 Jahren ermittelt, drei Mal wurden Kinder verschleppt und anschließend erstickt. Bisher konnte kein Fall aufgeklärt werden. Zwischen den Morden lagen jedes Mal genau drei Jahre, drei Jahre, die auch diesmal wieder vergangen sind.



    John von Düffel, geboren 1966 in Göttingen. Autor zahlreicher Theaterstücke, Prosa, Essays und Hörspiele. Studium der Philosophie und Volkswirtschaft. Seit 1991 Dramaturg an Theatern in Stendal, Oldenburg, Basel und Bonn. Zurzeit Schauspieldramaturg am Thalia Theater Hamburg.




    Mit "Schrei der Gänse" geben John von Düffel und Radio Bremen ihren Einstand in die Reihe "Radiotatort". Als Protagonisten treten die sehr eigenwillige Kommissarin Claudia Evernich und der eher zurückhaltende Staatsanwalt Dr. Kurt Gröninger auf. Ein Duo, das - wie auch schon bei einigen anderen Ermittlerteams - aufgrund ihrer Unterschiedlichkeit noch für viel Unterhaltung sorgen dürfte.


    Ihr erster gemeinsamer Fall beginnt etwas merkwürdig: Das Verschwinden einer Gans sorgt für Aufmerksamkeit bei Claudia Evernich, die mehr dahinter vermutet. Dieser Auftakt klingt ein wenig unglaubwürdig und sorgt für einen leicht holprigen Start in die Haupthandlung. Diese entwickelt sich dann aber wiederum sehr ansprechend zu einem ordentlichen und spannenden Kriminalfall. Das Ende wiederum ist ungewöhnlich - ich will nicht zuviel verraten, aber auf die Meinungen der Hörer dazu, bin ich sehr gespannt.


    Die überschaubare Besetzungsliste ist gut zusammengestellt. Alle Sprecher agieren auf gutem Niveau und sind durch die Bank in ihren Rollen glaubhaft. Gerade Marion Breckwoldt füllt ihre starke Rolle richtig gut aus. Markus Meyer hat da etwas das Nachsehen, da seine Figur, (noch) nicht eine vergleichbar einprägsame Farbe hat.


    Die Umsetzung von Christiane Ohaus ist durchaus gelungen. Sehr gut atmosphärisch ausgekleidet sind insbesondere die Szenen, in denen es ordentlich spannend zu geht. Aber auch die Idee, den Kinderchor mit stets thematisch passenden Liedern einzubinden, hat mir richtig gut gefallen.



    Ein erneut ordentlicher Eintrag in die Radiotatort-Liste - allerdings hat die Geschichte einige Ecken, die bei nicht jedem Hörer auf Wohlwollen stoßen könnten. Antesten sollte man aber auch diesen fünften Radiotatort auf jeden Fall!

    Meine Wertung: + + +


    "Schrei der Gänse" erscheint am 21.11. beim hörverlag

  • Der Schrei der Gänse ist alles in allem wohl ein recht zweischneidiges Schwert - als, sagen wir mal, "experimenteller", anspruchsvoller Hörthriller überzeugt er auf der ganzen Linie, als Episode der legendären Krinmireihe Totort dagegen irritiert er. Ich will mjetzt auch nicht das Ende vorweg nehmen, aber: In einem TV-Tatort wäre das nicht gegangen.


    Ansonsten bekommt man erwartungsgemäß Sprecher, die man nicht kennen muss, die aber ganze Arbeit abliefern, eine stringente Dialogregie und dazu eine moderne, origibnelle Montagetechnik zuhören. Das Sahnehäubchen ist in meinen Ohren die verstörende avantgardistische Musik, die einen großen Teil der bedrohlichen Atmosphäre trägt.


    Fazit: Tolles Hörspiel, mäßiger Tatort, oder anders ausgedrückt: Ich weiß echt nicht, wo die ARD mit dieser losen Reihe hinsteuert, und ich fürchte, sie weiß es elber auch nicht.
    Die Idee, mit dem zugkräftigen Namen "TOTORT" Fernsehzuschauer für das Medium Hörspiel zu ködern ist eine gute Sache, soweit alles klar.
    Aber diese extrem heterogene Sendereihe, in der eigentlich nur in jede denkbare Richtung drauflos experimentiert wird, dürfte dieses Ziel wohl verfehlen: Wer Tatort erwatrtet, wird enttäuscht, wer derartige Experimente schätzt, der kennt das Hörspielprogramm der ARD eh schon.
    Die Idee ist verschenkt, aber die Hörspielfans bekommen dafür regelmäßig hochwertiges und interessantes "Futter".

  • Sag mir dann doch mal, wo im Fernsehtatort die homogenität gegeben ist? Gut, die Titelmelodie...


    Aber vergleiche doch mal nur Münster mit Köln mit Frankfurt oder gar dem neuen Hamburger...


    Alle Tatorte eigenständig und vor allem selbständig in Ihrer Art und Weise...


    Nene...die verschiedenen Richtungen gehen in meinen Ohren schon in Ordnung...was jetzt aber grundsätzlich kein Freifahrtschein für die Qualität sein soll...da könnte im Schnitt noch die eine oder andere Schüppe draufgelegt werden...

  • Aloha Muck!


    Mir haben bisher alle Radiotatorte gut bis sehr gut gefallen, was ich kritisiert habe, ist der versuch, das Medium Hörspiel an eine breitere Öffentlichkeit zu bomben, indem man die starke Marke TATORT ins Rennen schickt. Sprich: ich glaube nicht, dass diese Taktik aufgeht.

  • Der hanseatisch-höfliche Staatsanwalt Dr. Kurt Gröninger und die zupackende Hauptkommissarin Claudia Evernich ermitteln in Bremen gegen einen rätselhaften Serientäter, der in regelmäßigen Abständen Jungen aus Internaten entführt. Als die Ermittler hinter das Zeitmuster kommen, naht schon der Stichtag für die nächste Entführung.


    Mit diesem Fall startet die zweite Staffel des Radio Tatorts und nachdem mich die erste Staffel noch nicht wirklich begeistern konnte, war ich gespannt, ob mir Staffel zwei wohl besser gefallen würde. Insgesamt kann man schon sagen, dass man hier den bisher besten Fall der Reihe vorliegen hat, denn die Geschichte ist mit ihren 46 Minuten sehr kurzweilig und spannend. Mit Claudia Evernich bekommt man eine weitere neue Ermittlerin zu hören und diesmal ist sie die alleinige Kommissarin, denn wie man in den ersten Szenen erfährt, hält sie nicht viel von Zusammenarbeit mit Kollegen. Mit Kurt Gröninger hat sie aber dennoch einen ‚inoffiziellen’ Kollegen, jedoch ist dieser Rechtsanwalt und kein Hauptkommissar. Das Ende verhindert aber letztlich leider dann doch eine bessere Note, denn es kam für meinen Geschmack einfach zu plötzlich.


    Die neue Kommissarin Claudia Evernich wird von Marion Breckwoldt gesprochen. Sie macht ihren Job gut und auch Markus Meyer als Kurt Gröninger bringt seine Rolle überzeugend rüber. Beide sind mir vorher zwar noch nicht zu hören gekommen, aber das muss ja nichts heißen und beim Radio Tatort kommen generell viele unbekannte Sprecher zum Einsatz. Dies gilt auch für die restliche Besetzung, denn die hier mitwirkenden Sprecher sagen mir alle rein gar nichts, einzig Gerd Baltus dürfte einigen Hörspiel Fans aus anderen Produktionen bekannt vorkommen. Auch wenn hier kaum prominente Sprecher mitwirken, sind dennoch die Performances aller Beteiligten sehr ordentlich.


    Für die Musik in dieser Produktion ist Sabine Worthmann verantwortlich und das hier gebotene kann sich ganz gut hören lassen. Zwar sind die meisten Stücke eher leise im Hintergrund eingespielt, sie untermalen die Geschichte aber gut und sie auch alle passend. Auch bei den Effekten hat Radio Bremen, die für diese Produktion verantwortlich sind, alles richtig gemacht.


    Fazit: Wäre das Ende nicht so plötzlich gewesen, wäre dies ein richtig gutes Hörspiel geworden, leider zieht der Schluss den Gesamteindruck aber etwas nach unten, sodass hier insgesamt nur noch knapp ein guter Eindruck zurück bleibt. Gute Sprecher und eine ordentliche technische Seite unterstützen das Prädikat GUT aber noch etwas. Auch die Aufmachung des Hörspiels ist wie gewohnt sehr edel und dürfte den relativ hohen Preis der Hörspiele gerechtfertigen. Wem die bisherigen Fälle des Radio Tatorts gefielen, dürfte auch hier wieder sehr gut unterhalten werden, wer die Reihe noch nicht kennt, kann diese Folge mal antesten, für mich ist sie trotz des schwachen Endes die bisher beste Produktion der Reihe.


    Note 2-


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  • Das ungleiche Team bestehend aus Hauptkommissarin Evernich und Staatsanwalt Kurt Gröninger (Marion Breckwoldt und Markus Meyer) ermittelt in einem ungewöhnlichen Fall. Zunächst gab es kein Muster, doch nun ist klar, dass der unbekannte Täter alle drei Jahre einen Jungen aus einem Landschulheim entführt und ermordet. Die drei Jahre sind nun um und zunächst verschwindet nur eine Gans, die zum dort eingesetzten "Alarmsystem" gehört. Doch dann wird auch noch ein Junge vermisst, kommen Evernich und Gröninger zu spät?


    - Meinung -


    John von Düffel hat diesen Fall geschrieben und damit voll ins Schwarze getroffen. Die Story ist eigentlich recht simpel gehalten, wenige Personen und die Hörerschaft wird sogar zum Mitraten eingeladen, wenn da nicht dieses Ende wie ein Schlag in die Magengrube wäre. Es ist nicht schlecht, im Gegenteil, es kommt nur absolut unerwartet, doch das tut der erstklassigen Krimiunterhaltung absolut keinen Abbruch. In den knackigen 46 Minuten wird man bestens unterhalten und nicht nur das Mitraten und die Auswahl der Verdächtigen weiß zu überzeugen, auch das amüsante Verhältnis zwischen den beiden Ermittlern trägt dazu bei, dass dies hier inhaltlich der bisher beste Fall dieser Reihe ist.


    Marion Breckholdt und Markus Meyer geben ein bestens aufgelegtes Duo ab und sie bringen die "Zankereien" der beiden Protagonisten glaubwürdig rüber. Insgesamt liefern die beiden eine dynamische Vorstellung ab, das Zusammenspiel stimmt einfach und ihre Rollen spielen sie ebenfalls sehr überzeugend. Marion Breckholdt ist die Hauptkommissarin, die gerne mal zupackt und sich nichts vormachen lässt und Markus Meyer ist der engagierte, junge Staatsanwalt, der sich seine ersten Sporen verdienen will. Mit Gerd Baltus ist auch ein bekannter Gast am Start, der schon in unzähligen Produktionen mitgemischt hat und hier seine ganze Routine einbringt und den Heimleiter gekonnt in Szene setzt. In weiteren Rollen hören wir Tom Quaas, Ilja Roßbander, Florian Scheffel, Franziska Schubert und Thomas Roth, die allesamt einen sehr guten Job unter der Regie von Christiane Ohaus machen.


    Die Musik ist großartig, da geht ein Sonderlob an Sabine Worthmann, die sich hier als Komponistin auszeichnet. Da wird unter anderem viel mit dem Lied "Fuchs du hast die Gans gestohlen" und Gänsegeschnatter gespielt, damit es auch thematisch zu dieser Produktion passt und die Klarinetten- und Kontrabassklänge sorgen für eine eher ruhige und beschauliche Stimmung, aber jede Szene wird passend untermalt, was auch mit Hilfe der richtigen Geräuschkulisse gelingt.


    Ein starker Fall, ein tolles Hörspiel, lediglich mit dem Ende dürfte nicht jeder zufrieden sein, weil es sehr abrupt kommt. Wer damit kein Problem hat, der wird sich über die gesamte Distanz bestens unterhalten fühlen und das hier ist die bisher beste Folge der Radio Tatorte.


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  • Hmm. Nicht mein Fav in der Serie. Markus Meyer ist ein Mann, dem ich unbedingt und jederzeit einen Kranz ums Haupt winden möchte (seine Parts in den Fossum-Hörspielen sind Rock´n´Roll) aber im Düffelstück nervt mich persönlich diese gezierte Art a la Jan-J.Liefers-im-TV-Tatort, den ich leider gar nicht ab kann. Das kommt ungefähr so gut, wie Jan-Josef Liefers als Musiker. Un d ich weiss wovon ich rede. Ich hab das Drama schonmal live gesehen.
    Düffel ist ansonsten nicht der Schlechteste - speziell diese Nummer hat mein Herz nicht angerührt. Für den Inhalt: bitte beim Captain gucken.