Hörspiele - nur etwas für Kinder...
Anregegt durch eine aktuelle Debatte zum Thema 'Sind Hörspiele anspruchslos, weil man sie auch nebenher hören kann?' will ich dieses direkt für ein paar subjektive Gedankengänge aufgreifen, die sich allerdings in eine etwas andere Richtung bewegen.
Die Zeiten in denen man noch von vielen Seiten zu vernehmen bekam, Hörspiele seien doch Kinderkram, scheinen größtenteils vorbei - meint man. Denn nicht nur Hörbücher, sondern auch reine Erwachsenenhörspiele erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Der Hörspiel- und Hörbuchmarkt ist extrem vielfältig und wer sich in der Materie ein wenig auskennt, der dürfte wohl kaum noch die These "Hörspiele=nur für Kinder" vertreten.
Dazu mal ein Zitat von Prof. Snape aus seiner Kolumne [Kolumne] Schöne neue (kommerzielle) Hörspiel-Welt!? :
Zitat
Kinder und Jugendliche finden ebenso Interessantes wie Erwachsene und langsam, ganz langsam setzt sich wohl auch die Erkenntnis "draussen" durch, daß Hörspiele eben doch ein "bischen" mehr sind als nur "Töröööö" und "Hex Hex".
Also, mitterweile alles eitel Sonnenschein? Mitnichten.
Denn leider gibt und wird es immer ein paar ewig gestrige geben, die dieses Vorurteil weiter schüren, sicherl auch auch weil ihnen der Einblick in den aktuellen Hörspielmarkt in seinem vollem Umfang fehlt. Doch sind diese wohl nicht ganz allein daran Schuld, dass sich diese fragwürdige These nach wie vor hält.
Nicht selten werden Hörspiele von Verlagen unter dem Begriff Hörbücher angeboten - ein böser Etikettenschwindel, der aber oft nur Kennern beider Medien bewusst wird. Warum diese dreiste Lüge? Wo Hörbuch drauf steht ist also nicht immer auch Hörbuch drin. Prominentestes Beispiel ist vielleicht Der Greif, den groß der rote Aufkleber "Fantasy Hörbuch" ziert.
Genauso findet man auch in Kaufhäusern oder Ketten Hörspiele für das ältere Publikum unter Hörbücher einsortiert. Verkaufen sich Hörspiele unter dem Begriff Hörbücher wirklich besser, eben weil Hörspiele immer noch den Ruf weg haben eher für Kinder zu sein? Oder liegt es letztendlich wirklich nur an der seltsamen Definition, nach welcher das Hörbuch der Überbegriff für alle Hörmedien sein soll?
Serien wie Gabriel Burns, Edgar Allan Poe oder John Sinclair sind wohl die bekanntesten "Promis" unter den Erwachsenenhörspielen. Denn alle drei Serien sind recht eindeutig auf eine reifere Hörerschicht ausgerichtet und gehören definitiv nicht in Kinderhände. Sieht man sich außerdem an, was in letzter Zeit gerade von kleinen Labels an klasse Hörspielen erschienen ist, die nicht für ein jüngeres Publikum gedacht sind, dann sollte die These "Hörspiel = nur für Kinder" eigentlich endgültig widerlegt sein. Anscheinend reicht das aber wohl doch nicht aus...
Weshalb erscheint dem Handel oder den Vertrieben oder auch bestimmten Käufern ein Hörbuch denn so viel erwachsener? Wenn man es objektiv und rein auf den Inhalt der Produkte bezogen sieht, dürfte es da eigentlich nichts geben. Ein HörSPIEL gleicht eher einem Theaterstück oder Film, während das HörBUCH - wie der Name schon deutlich macht - eher den Werken der Epik nähersteht. Aber es geht ja wohl ebensowenig jemand her und bezeichent einen Film als weniger erwachsen als ein Buch. Klar, beides sind völlig unterschiedliche Medien, die mit anderen Stilmitteln arbeiten. Aber die Stoffe, die verarbeitet werden können sich bei beidem sowohl an Kinder als an Erwachsene richten.
Letztendlich muss es also wirklich am Ruf liegen, den Hörspiele in bestimmten Kreisen - leider muss man sagen - noch immer weg haben.
Vielleicht wird die These aber auch gestützt von Verlagen wie Europa, die sich immer mehr den Kinderhörspielen verschreiben und für Erwachsene kaum mehr etwas auf der geringer werdenden Palette haben. Europa ist eben für einige Hörer bis heute immer noch der bekannteste Name und die Referenz, wenn es um Hörspiele geht. Wenn ich mir als ehemaliger Hörer von TKKG-, Die drei ???- oder Fünf Freunden-Hörspielen heute einzig den ehemaligen Hörspielriesen ansehe, dann bleibt mir wohl wirklich nichts anderes übrig als zu sagen: Diese Hörspiele sind nur mehr etwas für die jüngeren Hörer (was natürlich nicht ausschließen muss, dass nicht genauso Erwachsene ihren Spaß daran finden können). Wie schnell schließt man, beschäftigt man sich nicht weiter mit der Hörspielszene des heutigen Tages, da auf Hörspiele generell. Vorurteile entstehen leider immer sehr schnell und gerade aufgrund von Nichtwissen. Das erklärt vielleicht das Vorgehen des Handels, entschuldigt es aber nicht zwangsläufig. Bleibt für mich nur noch die Frage: weshalb meinen Verlage eben den gleichen Etikettenschwindel begehen zu müssen? Denn gerade für reine Hörspielfans ist es dann sehr schwer noch zu wissen, wo steckt denn nun wirklich HörSPIEL drin und wo nicht.
Was gilt es also zu tun, den Ruf der Hörspiele als Kindermedium endgültig aus der Welt zu schaffen und eine Gleichwertigkeit mit dem angeblich erwachsenerem Hörbuch herzustellen? Oder ist man da wirklich vollkommen machtlos?