Gruselkabinett Nr. 47 - Verhext (Titania Medien)

  • Weit außerhalb von Hemlock County leben die einsiedlerischen Rutledges. Als Frau Rutledge mitten im Winter Diakon Hibben, Sylvester Brand und Orrin Bosworth zu sich ruft, weiß keiner der drei warum. Doch die Neugier lässt sie dem gefährlichen Wetter trotzen und pünktlich beim Farmhaus erscheinen. Was sie erfahren ist kaum zu glauben und schon am selben Abend gibt es eine frische Leiche …


    Ich liebe romantische Geschichten, die den Hörer auf die Folter spannen, somit die Neugier ins Unermessliche treiben und durch sanftes Grauen nach und nach absinken lassen, ehe die Geschichte den Hörer mit einem offenen Ende entlässt, das zum Nachdenken anregt. Genauso geht es in diesem Hörspiel zu.


    Es ist nicht klar, warum die drei zentralen Figuren eingeladen werden. Während einer für den Hörer und die Charaktere schier unendlichen Wartezeit wird Stück-für-Stück etwas mehr über den Grund der Einladung verraten. Schließlich wird absurden Behauptungen auf den Grund gegangen. Kaum ist eine unheimliche Begegnung überstanden, werden Auswirkungen sichtbar, die für den Protagonisten Orrin Bosworth nicht verständlich sind und somit ebenso wenig für den Hörer, aber genug Raum für Spekulationen lassen.


    Die Atmosphäre des Hörspiels ist dank der Musik- und Geräuschkulisse sowie der Sprecher und Erzählweise außerordentlich packend. Leider ist für mich nicht ersichtlich, warum Orrin Bosworth eingeladen wurde. Seine Erzählung über ein unheimliches Erlebnis in seiner Kindheit steht in keinem direkten Zusammenhang mit dem akuten Fall. Die Symptome scheinen verwandt, doch hätte ich mir, wenn so eine Geschichte schon erzählt wird, eine Verknüpfung mit dem vorliegenden Fall gewünscht.


    Bei den Geräuschen ist für mich die Pferdeschlittenfahrt das einzige Manko. Sie klingt gut, doch hat sie meiner Meinung nach noch Verbesserungspotenzial: Die Sprecher klingen nicht so, als führen sie wirklich. Der Boden muss absolut eben zu sein. Wie die Pferde aus der scheinbar geschlossenen Kutsche gesteuert werden, ist mir auch ein Rätsel.


    Die Sprecherauswahl ist vorzüglich. Besonders hervorheben möchte ich Ernst Meincke und Reinhilt Schneider, deren Stimmen – anders als in Gruselkabinett Nr. 46 – hervorragend zu ihren Rollen passen. Alle Sprecher spielen ihre Rollen mit einer Hingabe, die jede einzelne lebendig werden lässt.


    Fazit:
    Dieses Hörspiel begeistert mich und passt hervorragend zur dunklen Jahreszeit.

  • Trotz des starken Schneefalls bittet Prudence Rutledge (Susanne Uhlen) einige ihrer Nachbarn zu sich nach Hause, um etwas mit ihnen zu besprechen. Doch was hat die eigenbrötlerische Frau zu erzählen und wo ist eigentlich ihr Mann Saul (Ernst Meincke)? Rechtfertigt die Geschichte überhaupt den gefährlichen Weg zum Haus der Rutledges? Abgründe tun sich auf, als Prudence anfängt zu erzählen und die anwesenden Nachbarn können und wollen ihren eigenen Ohren nicht trauen!


    - Meinung -


    So wirklich überzeugt hat mich diese Geschichte nicht, denn gruselig oder schaurig ist Edith Whartons Werk nicht, teilweise hatte ich eher das Gefühl, einem Drama mit übernatürlichem Einschlag zu lauschen, was aber gar nicht mal das Problem ist. Das besteht eher aus der Trägheit dieser Geschichte, der nahezu jegliches Tempo fehlt und ich fühlte mich eher gelangweilt als alles andere. Ständig fragte ich mich, wann denn nun endlich mal was passiert, wann die Handlung voran kommt und dann ist sie nach 63 Minuten am Ende angelangt und da spukte mir die Frage wiederum im Kopf herum, was das denn nun alles sollte. Zwar gibt es eine fiese Wendung, doch die alleine macht aus der Geschichte noch keine kurzweilige Schauerunterhaltung. Schade, gute Ansätze sind vorhanden, mehr aber leider auch nicht und so baut diese Folge auf einer sehr wackeligen Vorlage auf.


    Also muss die handwerkliche Seite überzeugen, was bei dieser Sprecherliste eigentlich auch kein Problem sein dürfte, oder? Ich persönlich habe einfach mehr erwartet, gerade von einer so namhaften Riege, doch viele der Sprecher bleiben hier meiner Meinung nach einfach nur blass, was vermutlich zu großen Teilen auch der trägen Handlung zu verschulden ist, die Riege kann sich nicht richtig entfalten. Etwas merkwürdig finde ich Susanne Uhlens Auftritt, die zwar Prudence Rutledge mehr oder weniger die ganze Zeit so spricht, als lauere ununterbrochen überall eine Bedrohung, aber da sie das die gesamte Spielzeit über macht, verpufft der Effekt vollends und man könnte eher meinen, dass Prudence nicht ganz bei Trost ist oder unter Drogen steht. Uli Krohms Darbietung hat mich auch eher genervt, sein Overacting ist sowas von fürchterlich und er schreit nahezu ununterbrochen nur rum. Keine Ahnung, ob dies die träge Stimmung auflockern soll, aber in der Hinsicht hat man das Ziel leider auch verfehlt und man ist froh, wenn der von ihm gesprochene Sylvester Brand mal nichts zu sagen hat. Ansonsten bekommt man vom Rest der Truppe gute bis sehr gute Leistungen geboten, Ernst Meincke, Frank Schaff, Annina Braunmiller, Gabrielle Pietermann, Petra Barthel, Reinhilt Schneider, Alexander Turrek, Jochen Schröder, Dagmar von Kurmin, das ist schon eine tolle Truppe. Vor allem Frau von Kurmins Auftritt als Cressidora Cheney hat es in sich und das ist auch der einzige Moment, in dem mir ein wahrer Schauer über den Rücken lieft, ansonsten ist in diesem Hörspiel Fehlanzeige angesagt.


    Es gibt nahezu die gesamte Spielzeit über das Wehen des Windes zu hören, was die winterliche Atmosphäre gut wiederspiegelt, aber gleichzeitig auch eine bedrohliche Stimmung erzeugt, anfänglich jedenfalls. Später verpufft auch dieser Effekt, ein gezielterer Einsatz hätte sicherlich mehr Sinn gemacht. So hat man auf Dauer eher eine Art Rauschen im Ohr, das man mit der Zeit gar nicht mehr wirklich wahrnimmt. Ansonsten wird eine gute Geräusch- und Soundkulisse geboten, aber das geht noch besser, wie Titania schon mehrmals bewiesen hat.


    Von dieser Folge hatte ich mir deutlich mehr erhofft, doch leider blieb für meinen Geschmack außer guten Ansätzen dann nichts übrig, spannende und schaurige Unterhaltung ist für mich etwas anderes. Schade, da war mehr drin!


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  • Ein Albtraum? Eine Frauenstimme? Ein Schrei.


    Winter in Neuengland. Vor dem Haus der Rutledges treffen an diesem Tag mehrere Personen zusammen. Zum einen der Diakon, Mr. Brand und Orrin Bosworth. Sie alle wurden von Mrs. Rutledges zu einem Gespräch eingeladen, in dem sie den Männern vom zugespitzten Zustand ihres Mannes berichtet. Doch nicht nur das. Es scheint als ob er verhext wurde - von der verstorbenen Tochter Mr. Brands.


    Fast zwei Drittel des Hörspiels werden von dem (Streit-)Gespräch bestimmt. Und es verwundert dabei im Rückblick doch, wie unterhaltsam dieses ausgefallen ist. Vor allem die Dynamik ist hier entscheidend. Das zeigt nur einmal mehr sehr deutlich, dass der Inhalt allein noch längst nicht alles ist, sondern auch die Vermittlung des Stoffes äußerst großen Anteil am Unterhaltungswert des Ganzen hat. Man stelle sich das vorliegende Gespräch ohne die immer wieder eingestreuten Rückblicke, ohne die unnachgiebig-dominante Susanne Uhlen als Prudence Rutledge, ohne Uli Krohm als aufbrausender Mr. Brand vor. Das ganze würde einiges von seinem Reiz einbüßen.


    Die schaurige Intonierung, die Titania mittels Musik, Geräuscheffekten und auch verschiedenen Sprecherdarbietungen anschlägt, tut ihr übriges. Das Spektrum reicht dabei von den eher sanft-schaurigen Auftritten der flüsternden Geistergestalt bis hin zur wahnsinnigen Mrs. Cheney, grandios intoniert von Altmeisterin Dagmar von Kurmin.


    Dadurch, dass das Gespräch so großen Raum einnimmt, bleibt nicht allzuviel Raum für Entwicklungen. Und diese beschränken sich so - einmal abgesehen von der Darlegung des grundsätzlichen Problems - auf die letzten Minuten und münden schließlich in einem offenen Ende mit vielerlei Erklärungsmöglichkeiten, was der Erzählung gut zu Gesicht steht.
    Nichtsdestotrotz fesselte mich das ganze nicht ganz so stark wie die beiden vorherigen, zugegebenermaßen sehr starken Geschichten.


    Beim Cast finden sich einige Wiederholungen bei den Besetzungen in den vergangenen Folgen wieder. Da aber jede der Episoden für sich steht ist das nicht gar so dramatisch wie bei einer Serie mit zusammenhängenden Folgen und wiederkehrenden Charakteren, wo gleiche Stimmen für einige Verwirrung sorgen können. Zumindest bei den Hauptrollen ist man bemüht, für Abwechslung zu sorgen, so dass dies insgesamt kaum weiter ins Gewicht fällt. Zumal man sich bei Titania ohnehin darauf verlassen kann, dass alle Beteiligten ihr Maximum abrufen.


    Fazit: eine unterhaltsam und gut inszeniert Geschichte, die von einem langen Gespräch beherrscht wird. Marc Gruppe beweist jedoch das richtige Gespür dieses so interessant aufzuziehen, dass dies keineswegs zu einer langweiligen Teestunde verkommt, sondern genügend schaurige Momente im Gepäck hat, um dem Reihennahmen gerecht zu werden.
    Im direkten Vergleich zu den beiden Vorgängern konnte mich die Erzählung aber nicht derart packen.

  • Etwas merkwürdig finde ich Susanne Uhlens Auftritt, die zwar Prudence Rutledge mehr oder weniger die ganze Zeit so spricht, als lauere ununterbrochen überall eine Bedrohung, aber da sie das die gesamte Spielzeit über macht, verpufft der Effekt vollends und man könnte eher meinen, dass Prudence nicht ganz bei Trost ist oder unter Drogen steht. Uli Krohms Darbietung hat mich auch eher genervt, sein Overacting ist sowas von fürchterlich und er schreit nahezu ununterbrochen nur rum. Keine Ahnung, ob dies die träge Stimmung auflockern soll, aber in der Hinsicht hat man das Ziel leider auch verfehlt und man ist froh, wenn der von ihm gesprochene Sylvester Brand mal nichts zu sagen hat.


    Das Overacting von Uli Krohm ist mir in der Tat auch aufgefallen... an vielen Stellen unpassend... und ja... fürchterlich im negativen Sinne. Allerdings ist das der einzige Wehmutstropfen, den ich an diesem Hörspiel finden kann. Susanne Uhlen ist für mich eine grandiose Bereicherung in der Hörspielwelt. Wie Dry schon schreibt.. einen Großteil des Hörspiels macht die Versammlung aus... und die hat einen bedrohlichen Hintergrund, der den Auftritt von Prudence Rutledge mehr als nachvollziehbar und glaubwürdig macht... in meinen Ohren zumindest...

  • Mich hat etwas gestört, das Susanne Uhlen nicht wie eine Frau in der 30ern klingt. Fand ich jetzt fehlbesetzt. Aber trotzdem ist es schön, das sie mal in einem Hörspiel mitspricht, denn eigentlich mag ich sie ja. Insgesamt eine recht durchschnittliche Folge, die letzten vier Geschichten haben mir deutlich besser gefallen.

  • Aber warum macht sie das ununterbrochen? Ich empfand es eher als einlullend und die gesamte Spieldauer über hätte das für meinen Geschmack nicht sein müssen.

    Mir hats auch gefallen. Mit der Stimme hatte ich sofort eine total verschrobene Einsiedlerin vor Augen, die nicht ganz "normal" ist, wie man es von Einsiedlern erwartet. Die Darbietung gibt dem Geschehen einen gewissen Reiz.

  • Mir hats auch gefallen. Mit der Stimme hatte ich sofort eine total verschrobene Einsiedlerin vor Augen, die nicht ganz "normal" ist, wie man es von Einsiedlern erwartet. Die Darbietung gibt dem Geschehen einen gewissen Reiz.


    So sind sie halt, die Geschmäcker, nämlich verschieden. Die verschrobene Einsiedlerin hätte sie auch noch abgegeben, wenn sie nicht permanent so gesprochen hätte.