Punktown Vol.1

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    So. Punktown ist mal völlig geil und sehr abgedreht.
    Ist definitiv nichts für Baumeister Bob - Lutscher.
    Wer also entweder ein "normales" Hörspiel erwartet bzw. ein "normales" Hörbuch, wird weder a noch b finden. Super geil. Die Download-Geschichte gibt es....öhmm..glaube ich....ab dem 22.03.08 kostenlos.


    Hier die Besprechung:


    Punktown
    Autor: Jeffrey Thomas
    Regie: Günter Merlau


    Eine Megacity, deren eigentlicher Name Paxton ist, befindet sich auf dem Fernen Planeten Oasis.
    Ein Moloch, ein modernes Sodom und Gomorrha, schmutzig, dreckig.
    Eine Freak-Show der besonderen Art, da neben den Menschen auch unzählige andere Rassen in Punktown leben.
    Ein Ausgangspunkt, der einem teilweise nicht unbekannt vorkommt.
    Gab es da nicht mal die Cyberpunk-Ära?
    Korrekt. Vieles scheint daran zu erinnern, doch kehren wir zunächst zu dem neusten Werk aus dem Hause Lausch zurück.


    Beginnen möchte ich mit der Aufmachung.
    In einem edlen und sehr stabilen Digipack findet man 3 CDs.
    Pro CD erwartet den Hörer eine Geschichte.
    Als erstes fallen die brillanten Illustrationen von Marc Robitzky ins Auge, welche thematisch auch an Cyberpunk-Szenarien und vielleicht entfernt an H.R. Giger erinnern.
    Dieses stimmt den Hörer auf eine dystopische Grundstimmung ein.


    Die Geschichten im Einzelnen:
    CD 1:
    Die Bibliothek der Leiden
    Erzähler/Mac Diaz Bernd Hölscher
    Knickers Jürgen Holdorf
    Mutter Diaz Elga Schütz
    Alter Mann Helmut Gentsch
    Arzt Günter Merlau
    Altenpflegerin Heiker Schrötter
    Ärztin Simona Pahl


    Ein Profiler mit einem implantierten Gedächtnischip betritt einen bizarren Tatort.
    Abgeschlagene Köpfe, nackte Leichen, welche ab dem Hals aufwärts in einer sich unter der Decke befindlichen, zähen Flüssigkeit stecken.
    Seine Mutter in einem lebenserhaltenden Sarg dahinvegetierend.
    Erinnerungen, die durch das Implantat, jederzeit abrufbar sind, wie ein Dateiordner mit Bildern auf dem PC oder Mac.
    Die Frage nach dem Sinn des implantierten Chips und einem Leben ohne diesen.


    CD 2:
    Alles aus Liebe
    Erzählerin/ Nimbus Simona Pahl
    Erzähler/ Teal Martin Schleiß
    Onkel Jürgen Holdorf
    Chase Power Helmut Gentsch
    Darik Stuul Michael Prelle
    Mechaniker Günter Merlau


    Ein junges Künstlerpaar steckt in finanziellen Problemen und baut auf die letzte Hoffnung, welche ein neues, lebendes Kunstwerk darstellt.
    Der Erfolg bringt das finanzielle Glück, doch sind wir in Punktown - der Ort an dem man für jedes Glück viel Leid erhält.


    CD 3:
    Total vertiert:
    Erzähler/Yu Jan Spitzer
    Russet Gerrit Schmidt-Foß
    Choom-Mann Bernd Hölscher


    Drei Polizisten wollen einen ausserirdischen Tierhändler in Gewahrsam nehmen.
    Der Einsatz geht schief, der Undercover-Agent scheint tot und mit ihm der einzige Augenzeuge, der in dieser Freak-Show den Verdächtigen hätte beschreiben können.


    Bonus-Geschichte als Download:
    Hydra
    Alle: Dietmar Wunder
    Die Andere: Simona Pahl


    Wenn Du in Punktown zu den Reichen gehörst und alles besitzt. Was reizt Dich noch an diesem Ort. Vielleicht wie es sich anfühlt, einen Menschen zu töten. Und was macht man, wenn einmal nicht reicht und man nicht belangt werden will? Richtig! Man klont sich - und zwar direkt 8 Mal!



    Wo fängt man an und wo hört man auf?
    Ich beginne mal mit Lausch:
    Sensationeller Start in 2006
    Etablierung in 2007
    Und nun in 2008? Dazu gleich mehr, denn zunächst:
    Jeffrey Thomas:
    Der Autor (Jahrgang 1957) hat mit Punktown ein facettenreiches Werk geschaffen, welches einen sehr hohen Erkennungswert besitzt.
    Man fühl sich an viele Autoren, wie Philip K. Dick oder Ray Bradbury, im positiven Sinne erinnert. Gleichzeitig haben die Szenarien einen Classic-Noir-Touch oder eben auch die Elemente, welche die Cyberpunk-Ära prägten.
    Nun haben sich die außergewöhnlichen und bizarren Geschichten mit den künstlerischen Fähigkeiten von Günter Merlau vereinigt und durch die entstandene Synergie hat Lausch erneut etwas geschaffen, was es in dieser Form noch nicht gab.
    Manche werden sagen, es sei eine Lesung mit Hörspielelementen andere szenische Lesung. Lausch selbst nennt es Hörstück.
    Ich nenne es Hörspiel - Next Level. Oder HÖR-SPIEL.
    Die Verschmelzung der verschiedenen Elemente führt dazu, dass sich diese Produktion weit von einer normalen Hörproduktion bewegt. Es ist ein sehr anspruchsvolles Niveau, welches durch die permanente Musik von Günter Merlau noch eine ganz besondere Farbe erhält.
    Auch thematisch haben die Geschichten etwas gemeinsames. Aus meiner Sicht wurden hier verschiedene Ansätze zum Thema Leben gewählt.
    Und auch hier wird die synergetische Energie durch Merlau/Thomas dem Hörer mit einer unterschwelligen Intensität in das Gehör transportiert. Denn etwas ist bei Punktown, seinen bizarren Geschichten und all seiner Surrealität schon fast erschreckend:
    Der Bezug zu unserem realen Leben ist in nahezu jedem Moment herstellbar.



    Kraftvolle Geschichten mit exzellenten Sprechern und Schauspielern präsentieren Audiounterhaltung auf einem neuen, sehr hohem Niveau.
    Vielleicht spricht diese Form der Hörkunst nicht jeden an, trotzdem kann und darf ich Punktown uneingeschränkt empfehlen.


    Die (bislang) beste Produktion aus dem Hause Lausch!

  • Zitat

    Original von The Authority
    @ Snape
    Danke für das Lob. Bin ja kein "Professioneller". :lolz:


    Das ist jetzt so eine geile Steilvorlage, ich könnte dir jetzt so einen verschwarten dafür, aber ich lasse es lieber. :lolz:


    Schreibe ich dir per IM. :D


    Ausserdem wollte ich damit nur sagen, dass sich die Produktion vielvesprechend klingt, nicht dass deine Rezi gut ist. :uglylol:

  • Zitat

    Original von Captain Blitz
    Wie gesagt, ab 21.03. dürfte es dann auch schon einen kleinen Appetizer für alle Neugierigen geben.


    Wenn ich mich nicht irre, gibt es schon ein Leckerchen in Form eines Osthöreis. (bescheuertes Wort) ;)

  • Punktown ist dreckig, krank, kalt, voller Ungeziefer, sowohl tierischer, als auch menschlicher Natur. Dort zu überleben ist jeden Tag aufs Neue ein harter Kampf. In diesem Schmelztiegel treffen die unterschiedlichsten Charaktere und Kreaturen aufeinander, egal aus welchem Beruf oder Sonnensystem, Welten begegnen sich. Dass das nicht immer gut geht, dürfte klar sein und das wird an drei Schicksalen deutlich gemacht. Ob es der Profiler ist, der mit einer Bilderflut in seinem Kopf zu kämpfen hat, ein Künsterpaar, das sich mit einem Kunden rumschlagen muss oder das Einsatzkommando, das sich um einen ausserirdischen Tierhändler kümmern und diesen hinter Gittern bringen muss. In Punktown ist immer was los, diese Stadt schläft nie!


    - Meinung -


    Lausch startet ein neues Projekt und das hat es mal wieder in sich. Harte Stories aus dem fiktiven Punktown, voll von Action, Spannung, Sex and Crime. In der futuristischen Stadt ist alles möglich, man sollte als Hörer immer mit dem Schlimmsten rechnen, gute Nerven und einen starken Magen mitbringen, dann kommt man wunderbar durch diese Sammlung von Kurzgeschichten. Die drei Geschichten sind ziemlich unterschiedlich, was für Abwechslung sorgt und das Tempo ist relativ hoch, trotz einer eher lesungsartigen Bearbeitung. Hier hat Günter Merlau nämlich eine Form der Umsetzung gewählt, die sich zwischen Hörspiel und Lesung bewegt, vornehmlich aber eher in letzter Richtung geht. Mir wäre ein höherer Hörspielanteil zwar recht gewesen, doch die Form der Darbietung geht absolut in Ordnung. Inhaltlich wird hier also eine härtere Schiene gefahren, doch die Stories driften nie in stumpfsinniges Gemetzel ab, da hat Jeffrey Thomas den richtigen Mittelweg gewählt und Hörer sollten schon eine gewisse Affinität für Geschichten mitbringen, die in Richtung Cyberpunks und Shadowrun gehen. Dreckig, rotzig und faszinierend, das ist Punktown!


    Wie gesagt, der Lesungscharakter überwiegt, aber immer wieder gibt es mal Hörspielszenen zu hören, in denen mehrere Sprecher miteinander agieren. Den Grossteil der ersten Geschichte bewältigt Bernd Hölscher, der in der dritten Geschichte noch eine Nebenrolle spricht. Er macht seine Sache exzellent, eine sehr überzeugende Darstellung, was aber auch für alle anderen gilt, die in "Die Bibliothek der Leiden" mitsprechen. Jürgen Holdorf, Günter Merlau, Heike Schrötter, Elga Schütz, Simona Pahl und Helmut Gentsch, sie alle liefern starke Arbeit ab, zusätzlich sprechen sie alle sehr "hart" und unterstreichen damit die kalte Atmosphäre dieser Reihe. In "Alles aus Liebe" zeigen Simona Pahl und Martin Schleiß in den Hauptrollen, was sie können und die Performances sind durch die Bank gut. Zwar muss man sich an Martin Schleiß´ Klang ein wenig gewöhnen, er klingt anfangs nicht sehr souverän, das legt sich aber wieder, sein leicht "schludriger" Ton passt gut zur Rolle. Weitere Aufmerksamkeit verdient auch Martin Prelle, er kommt hier wunderbar fies und schmierig rüber, diese Darbietung sollte man gehört haben. Die dritte Geschichte "Völlig vertiert" kommt mit der kleinsten Besetzung aus, hier macht Jan Spitzer den Grossteil der Arbeit und das macht er sehr ordentlich, auch wenn ich hier und da mal an seiner Aussprache verzweifelt bin und ihn nicht genau verstanden habe. Sagte er nun "Aalding" oder was soll das für ein Wort gewesen sein? Da wäre eine deutlichere Aussprache wünschenswert gewesen. Ihm stehen Gerrit Schmidt-Foss und Bernd Hölscher zur Seite, die locker das Niveau halten können.


    Günter Merlau hat es sich nicht nehmen lassen und alle Geschichten komplett selber untermalt. Seine Handschrift ist deutlich zu vernehmen, die Art der Musik kommt dem geübten Lauscher sicherlich bekannt vor. Harte, kalte Beats, mal krachend, mal wabernd und diese Form der Untermalung bekommt man die gesamte Spielzeit über zu hören. Dazu natürlich auch Geräusche und Effekte, die wiederum den Hörspielcharakter aufleben lassen, doch auch davon darf es in Zukunft ruhig mehr geben. Die Titelmelodie ist ziemlich abgefahren, gleichzeitig aber auch absolut passend und "catchy", das ist schon ein kleiner Geniestreich.


    Die Aufmachung ist klasse, die drei CDs kommen in einem Digipak daher und das Cover von Marc Robitzky kann man vom Stil her irgendwo zwischen H.R. Giger und Ted McKeever ansiedeln, düster, techno-organisch und einfach faszinierend.


    Ein starker Start, der zwar hier und da ein wenig Luft nach oben andeutet, mehr Hörspielparts wären wünschenswert, sind aber kein Muss. Ob man diese Art der Umsetzung jetzt Hörstück nennen und so krampfhaft was Neues anpreisen will, sei dahingestellt, meiner Meinung nach handelt es sich hier um eine inszenierte Lesung. Vielleicht ist es auch nur ein dreckiger Hörbastard, ein fieses Hörprodukt, einfach Punktown! Wer sich gerne in dreckige Cyberpunktwelten begibt, der ist hier genau richtig!


    Amazon.de

  • So, morgen ist es dann auch offiziell so weit.


    Zitat

    Original von The Authority
    Die (bislang) beste Produktion aus dem Hause Lausch!


    Obwohl mir die Produktion (Hörstück, inszenierte Lesung mit Hörspielelementen, whatever) ebenfalls sehr gut gefallen hat, ist das ein Punkt, dem ich mich nicht anschließen kann.
    Die Intensität, die Lausch in den reinen Hörspielen bislang zum Teil geschaffen hat, empfinde ich als noch deutlich eindrucksvoller. Obgleich auch hier - ohne Frage - sehr gut inszeniert wurde. Insgesamt bin ich aber vielleicht auch mit dem HörSPIEL etwas zu sehr verwurzelt.


    Dennoch ist Punktown Vol. 1 eine Empfehlung wert. - Allerdings sollte man sich nicht auf ein klassisches Hörspiel einstellen.