• Fight Club


    Gelesen von Tobias Meister
    nach dem Roman von Chuck Palahniuk.


    4 CDs
    Spieldauer: 295 Minuten


    Random House Audio
    Vertrieb: Edel Distribution GmbH


    erschienen in der Reihe TV Movie Kopfkino



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    Die erste Regel lautet: Man verliert kein Wort über den Fight Club.
    Die zweite Regel lautet: Man verliert KEIN Wort über den Fight Club!
    Die dritte Regel lautet: Gehört wird ohne Hemd und ohne Schuhe und die CDs dauern so lange, wie sie dauern müssen.
    Ich traf Tyler Durden im Zug nach Mülheim...



    'Fight Club' ist einer jener seltenen Filme, die über ihr Entstehungsjahr oder -jahrzehnt Bestand haben. Einer jener Filme, die sich in die Filmgeschichte eingebrannt haben. Mit seiner schonungslosen, harten, dreckigen und düsteren Optik inszenierte seiner Zeit David Fincher nicht nur einen brillianten Thriller, sondern gleichzeitig auch knallharte Gesellschaftskritik und Psychogramm gleichermaßen.


    Nun liegt mit "Fight Club" der erste Teil der schlichtweg begrüßenswerten TV Movie Kopfkino-Hörbuchreihe vor - angepriesen als "Schlag in die Magengrube". Und in der Tat: Das Hörbuch ist genau dies!



    Chuck Palahniuk verfasste mit "Fight Club" einen Roman, der direkt, dreckig, hart und ehrlich der Gesellschaft regelrecht die Anarchie ins Gesicht kotzt! Wer sich über die überdeutliche Wortwahl wundert: Sie ist angemessen. Palahniuk geht es nicht um Schönes, nicht um gehobenes Niveau, es geht ihm schlicht und einfach nur darum, einen der besten Romane der letzten Jahre zu verfassen, der sich -wie auch schon Bret Easton Ellis- nicht um gesellschaftliche Verklemmtheiten, Normen und Regeln schert, sondern einen Sturm der Anarchie entfesselt, dem man sich nicht entziehen kann.
    Tyler Durden. Robert Paulson. Du hast meine Mutter gekocht. Ich bin so ZEN! Nichts ist statisch - alles zerbricht. Weltraumaffen. Worte, die man so schnell nicht mehr aus dem Ohr kriegen wird, denn Palahniuk versteht es geradezu meisterlich stilistische Elemente wie übergreifende Wiederholungen und Variationen, Simultanschaltung von Vergangenem und Gegenwärtigen, sowie nahezu schon lyrischer Gewalt zu einem Erlebnis zu verknüpfen, das weit über das normale Erzählen hinausgeht. "Fight Club" ist inhaltlich, wie auch vom Stil her brilliant.



    Und diese Brillianz findet sich in der Erzählkunst von Tobias Meister wieder, der selbst Tyler Durden im Film synchron gesprochen hat. Dachte ich anfangs noch, Meister ist gut, keine Frage - aber im Film hat Andreas Fröhlich den größeren Monologanteil als namenloser Hauptcharakter. Wieso also...? Spätestens nach der ersten (akkustischen) Begegnung mit Tyler Durden wirft man diese Frage über Board. Meister IST Durden. Er LEBT diese Anarchie voll aus, er SPIELT und er rotzt dem Hörer diese Kaltschnäuzigkeit, diese (fragwürdige) Autorität geradewegs entgegen. Perfekt. Auf den Punkt.
    Dabei versteht Tobias Meister es während der sarkastisch-zynischen Passagen gekonnt mit einem gewissen, jedoch nicht unpassenden Humor zu kokettieren, während in den harten Passagen der raue Ton die Oberhand hält. Daß er zudem noch den eigenwilligen Schreibstil Palahniuks zu einem gelungenen Audiotrip werden lässt, ist dann noch das Tüpfelchen auf dem i.



    Bleibt als Fazit:
    Uph! Das hat gesessen. Ein Hörbuch, wie man es wohl nur selten zu hören bekommt. Hier wurde ein brilliant geschriebener, stilistisch sehr abgefahrener Anarcho-Hammer dank Tobias Meisters wortwörtlich meisterlicher Lese- bzw. Spielkunst zu einer 4CD langen Tour de Force, die man kaum unterbrechen mag. Schlichtweg brilliant - oder eben als treffendes Wortspiel: Ein Meisterstück!

  • Willkommen im Fight-Club. Die erste Regel lautet: Ihr verliert kein Wort über den Fight Club. Die zweite Regel lautet: Ihr verliert KEIN WORT über den Fight Club. Die dritte Regel lautet: Wenn jemand Stop ruft oder schlappmacht ist der Kampf vorbei. Es kämpfen jeweils nur zwei. Nur ein Kampf auf einmal. Keine Hemden, keine Schuhe. Die Kämpfe dauern so lange wie sie dauern müssen. Und die letzte Regel des Fight-Clubs: Wer neu ist im Fight Club, der MUSS kämpfen.


    Ein namenloser Ich-Erzähler berichtet von seiner ersten Begegnung mit Tyler Durden. An einem Nacktbadestrand schleppt Tyler Treibholz zusammen und formt damit die Umrisse einer Hand. Der Ich-Erzähler fristet sein Leben neben dem Berufsalltag hauptsächlich in den verschiedensten Therapie-Gruppen obwohl er selbst an keiner einzigen Krankheit leidet. Jedoch verschafft es ihm eine gewisse Art von Befreiung - Befreiung von der Sinnlosigkeit des Lebens, von der Alltäglichkeit, den schlaflosen Nächten. So lernt er Marla kennen. Dies sind die beiden Begegnungen, die sein Leben entscheidend verändern sollen. Es ist ein Abend in einer Kneipe, in welcher Tyler sein Gegenüber auffordert, ihn so fest zu schlagen wie er nur kann. Der erste Fight-Club ist geboren, zu dem immer und immer mehr Männer aus allen Gesellschaftsschichten finden, obgleich dies scheinbar in totalem Widerspruch zu den beiden ersten Regeln des Fight-Clubs steht. Der Erfolg dieser Untergrund-Kampfstätten ist von nun an nicht mehr aufzuhalten, immer mehr Fight-Clubs finden sich zusammen, in immer neuen Kellern verschiedenster Bars, in immer neuen Städten der Vereinigten Staaten. Doch Tyler reicht das alles nicht. Er will mehr, er will die Gesellschaft in ihrer bisher bekannten Form stürzen.


    Die erste Regel des Projekt Chaos lautet: Es werden keine Fragen gestellt. Die zweite Regel des Projekt Chaos lautet Es werden KEINE Fragen gestellt. Die dritte Regel: Im Projekt Chaos gibt es keine Entschuldigung. - Keine Lügen! Die letzte Regel lautet: du musst Tyler vertrauen.


    Dieses Vertrauen gipfelt in einer Organisation, die schlussendlich Tylers eigene Falle werden soll. Ein Geniestreich und zugleich ein Fluch. Das ist "Fight Club". Ein Hörbuch, das sicherlich nicht zur Kategorie easy-listening gehört. Nein, leichten Stoff serviert einem Chuck Palahniuk zu keiner Sekunde. Allein der Aufbau der Story folgt weniger einem linearen und abgeschlossenen System als vielmehr einem ständigen Wechsel von Sinneseindrücken, Gedanken und Erlebnissen. "Ein[en] Schlag in die Magengrube" verspricht die TV-Movie-Redaktion auf dem Rückcover des Hörbuchs und den bekommt man - mehr als nur einmal. Denn Palahniuk holt zu einem großen Rundumschlag gegen das System, die Gesellschaft und nicht zuletzt die Menschen aus. Auf "Fight Club" muss man sich einlassen können. Wer hier einen spannenden Thriller oder ähnliches erwartet, der mag möglicherweise enttäuscht sein, denn das gibt es hier weniger, stattdessen vielmehr eine bissige Abrechnung mit den all den Krankheiten des Systems. Und so ist das Hörbuch einfach nur verstörend und zugleich doch grausam faszinierend. In diesem Kontext unterhält das Hörbuch absolut prächtig, nicht zuletzt wegen Tobias Meister.


    Tobias Meister ist die deutsche Synchronstimme von Brad Pitt und damit für die Lesung natürlich prädestiniert. Und seine Leistung ist in der Tat - meisterlich - auch wenn dieses Wortspiel in Zusammenhang mit seinem Namen mittlerweile schon abgedroschen wirken mag. Anderes als eine in allen Belangen perfekte Darbietung habe ich von ihm aber bislang einfach noch nicht gehört. Er hängt sich ziemlich rein, liest nicht einfach nur vor, sondern lebt die Geschehnisse, Gefühle regelrecht aus.


    Musik gibt es hier nicht. Macht aber nichts. Das Hörbuch weiß auch so absolut zu überzeugen.


    Fazit: Sicherlich ist derartiger Stoff nicht gerade seichte Unterhaltung. Aber das muss es gar nicht immer sein. Dieses Hörbuch ist in seiner Gesamtheit einfach nur faszinierend und aus meiner Sicht daher auch absolut empfehlenswert.
    Daher: Die erste Regel lautet: "Fight Club" gehört in jedes gutsortierte Hörbuchregal. Die zweite Regel lautet: "Fight Club" gehört in jedes gutsortierte Hörbuchregal. Die dritte Regel lautet: Vertraut dem Rezensenten. Und die letzte Regel: Wer das Hörbuch neu besitzt, der MUSS hören. ;)


    Note 1


    (c) 2007 - Daniel Merk
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