Man kann den Bogen auch überspannen.
Normalerweise LIEBE ich Mystery-Konzepte absolut, weil es einen wirklich dazu bringt, sich selbst Gedanken zu machen und an Spannung oftmals kaum zu überbieten ist (imo).
Wenn ich mir jedoch die letzten 6 Folgen von Gabriel Burns mal genauer anschaue, so fällt mir auf, dass alle zwei Folgen irgendein neuer Schauplatz eingeführt wurde, ein paar neue Andeutungen in den Raum geworfen wurden, ein paar neue Experimente durchgeführt wurden, jedoch keiner dieser Handlungsstränge in den darauffolgenden Episoden wirklich weitergeführt wurde.
Nach Folge 18 habe ich mir noch gedacht: Klasse, wenn man daran jetzt anknüpft dann könnte sich da richtig was draus entwickeln. Hat man aber nicht gemacht. Stattdessen blieben die Ereignisse sogar weitestgehend unerwähnt.
Und genau DAS ist der Punkt, der mich bei Burns momentan massiv stört. Anfangs hatte man noch eher das Gefühl, dass es eine voranschreitende Handlung ist, bei der die bisherigen Fakten und Fragen irgendwie doch wesentlich stärker eingebunden waren.
Mit den Folge 21 und 22 hat man zwar jetzt doch nochmal die Kurve gekriegt. Dennoch sind inzwischen bereits so viele Dinge im Unklaren, dass man sich nicht erlauben kann ähnlich wie bei den Folgen 15-20 zu verfahren. Zumindest nicht, ohne massiv Kritik und Prügel seitens der Fans einzustecken. Es zeigt sich ja sogar schon, dass selbst auf Experiment-Stille bei weitem nicht mehr alle nur begeistert sind.
Gabriel Burns ist mittlerweile ohnehin schon so komplex, dass es wohl das kleinste Problem sein dürfte die Story am Laufen zu halten. Man schaue sich doch nur an, was da pro Folge an neuen Aspekten, neuen Fragen so auf den Hörer einprasseln. Selbst wenn man sich da jetzt konsequent an die Auflösung von Rätseln macht, bleibt nach wie vor sehr viel Spielraum. Müssen es denn imer noch mehr Mysterien sein? Man kann den Frageberg nicht endlos auftürmen, ohne, dass es nicht mal zu Lawinen kommt.
Zu Beginn der Serie hat es doch auch noch recht gut funktioniert. Zumindest hatte ich da nicht den Eindruck, dass da künstlich etwas in die Länge gezogen wird, wie es bei den Folgen 15-20 der Fall war.
Akte X: Als Vergleich mit Burns eignet sich die Serie momentan wunderbar. Und zugleich doch wieder nicht. Denn bei Akte X waren von Anfang an Eigenständige Episoden und Mythology gemischt. Auch bei Akte X war ich zu Beginn von der Verschwörung ziemlich begeistert, etwa bis zur 5 Staffel. Ab da wurden nämlich auch so gut wie keine konkreten Fragen mehr beantwortet, jede Menge neue Theorien, Personen, Verschwörungen eingeführt, so dass am Ende wohl nicht einmal mehr die Macher alle offenen Fragen überschaut haben und einige der wesentlichen Fragen der Serie dann mehr oder weniger zwangsweise und unzufrieden stellend beendet haben. Und genau das ist die Befürchtung, die mich bei Burns auch beschleicht.
Oftmals begegnen einem auch schon mal Argumente wie "Die Fragen sind doch gerade das Salz in der Suppe". Da muss ich dann allerdings sagen: Mann kann eine Suppe aber auch versalzen. Auf die Kunst zu würzen kommt es an.
Ein gewisses Maß an Fragen ist in Ordnung, gehört dazu. Aber das was da in den Folgen 15-20 im Gegenzug an Antworten serviert wurde, war einfach zu wenig. Vor allem vor dem Hintergrund eines schon kaum mehr überschaubaren Fragebergs im Rücken. Bis zu einem gewissen Grad ist das ja alles okay und bis etwa Folge 14 hätte ich auch noch gesagt: Lasst Sassenberg einfach mal machen, das kommt schon. Doch leider kam in den Folgen darauf eben so gut wie gar nichts. Und selbst das so groß angekündigte Finale enthielt am Ende immer noch wesentlich weniger Antworten als versprochen. Auch wenn ich mit den Folgen 21 und 22 nach langer Zeit endlich mal wieder zufrieden war.
Nur sollte man jetzt nicht den Fehler machen, sich darauf auszuruhen und wieder irgendwo einen neuen Handlungsstrang eröffnen, während die Geschehnisse der beiden neuesten Folgen weitgehend unerwähnt bleiben.
Worauf ich momentan absolut keine Lust mehr habe ist die Eröffnung völlig neuer Schauplätze mit völlig neuen Geschehnissen [so jeweils geschehen bei den Folgen 15,17,19,20], ohne dass die vergangenen Episoden mal richtig aufgearbeitet und fortgeführt werden.
Demzufolge kann ich nur hoffen, dass man mit den für den 16. März angekündigten Folgen 23) Bereit und 24) Der erste der 10 (Quelle: www.experiment-stille.de) mehr an die Episoden 13, 14, 21 und 22 denn an die "Füllfolgen" 15-20 anknüpft.
Produktionstechnisch ist die Serie nach wie vor top und gehört zu den besten Serien auf dem Markt. Jedoch ist auch da seit der ersten Burns-Folge eine Menge passiert und es gibt genug mindestens gleichstarke Konkurrenz.
Es wäre einfach nur schade, wenn man die Substanz, die im Grunde nämlich wirklich viel Spaß bereiten kann, wie es bei mir mit den ersten 14 Folgen unbedingt der Fall war, jetzt noch weiter verwässert.