Wie weiland Harry Potter habe ich auch das Massenhype-Phänomen "Der Schwarm" anfangs mit äußerst misstrauischen Augen verfolgt - es verging ja keine Zugfahrt, ohne daß 99% aller Fahrgäste diesen dicken Wälzer dabei hatten; gut, vielleicht nicht 99%, aber immerhin eine auffallend große Menge noch - teilweise sogar mehr als die Lieblingszeitung des schlichten und nicht ganz so schlichten Gemüts mit den wenig reißerischen Headlines á la: "Zur Begrüßung nahm mich mein Chef auf dem Kopierer" oder "Jungs, schießt diese irren Argentinier nach Hause".
Irgendwann ging ich aber durch eine meiner Lieblingsbuchhandlungen und erblickte dieses 10 CDs fette Biest - für 19€!
"Bei DEM Preis und 'hörverlag' kannste eigentlich nix falsch machen," dachte ich und schwups! ab damit zur Kasse. Nun wusste ich ja irgendwie so gar nicht, was genau mich da erwartete - ich wusste nur, es hat etwas mit Meer zu tun, sollte Thriller sein und Katastrophenelemente enthalten. Also gerippt, ab auf die PSP und angefangen.
Was ich hörte, war bislang (CD7) wirklich beeindruckend! Wie bei Potter wandelte sich hier Misstrauen, ob das Teil ohne den Hype überhaupt bestehen könne, zu schierer Begeisterung. Die Story geht gut ab, kombiniert geschickt mehrere Handlungsstränge um richtige Charaktere, keine eindimensionalen Mistviecher, und Schätzing ist sich auch nicht zu schade, einen der Hauptcharaktere mal eben so zur Hälfte des Werkes hopps gehen zu lassen oder Nordeuropa nahezu komplett in Schutt und Asche zu legen. Und das ist das eigentlich bewundernswerte an diesem Hörspiel-inszenierte-Lesungs-Zwitter: Neben "Krachbumm" gibt es einige Szenen, in denen die letzten Sekunden eines verlorenen Wettlaufs eines Menschen mit einer Tsunamiwelle dargestellt werden - so, wie man es vermutlich im Angesicht einer solchen Situation ebenfalls empfinden würde: Kein wüstes Geschepper, kein Effekt-Overkill - nahezu Stille. Dazu ein Erzählertext, der in Kombination mit diesem "Nicht-Effekt" und der Musik bei mir wirklich eine Gänsehaut erzeugte.
Diese Kombination aus High Tech Wissenschafts-Thriller mit Katastrophenelementen, Militär- und Wissenschaftsoperationen, Drama, Tragödie, Abenteuer, Action gefällt mir bislang ausgezeichnet; die Sprecher liefern eigentlich durchweg gute bis überragende Leistungen ab - wobei mir besonders "Jack Vanderbilt" im Ohr geblieben ist, ein -wie es im Hörspiel beschrieben wird- geradezu widerwärtiger Mann ohne Charakter, dafür mit beissendem Zynismus; perfekt gesprochen von... Frank Schätzing himself!
Ebenso ziehe ich den Hut vor Joachim Kerzel, der einmal mehr zeigt, daß er trotz "Vielbuchung" konstant zu den Besten gehört. Und ja, dann möchte ich noch besonders Manfred Zapatka als Erzähler erwähnen - wenn DER Mann kein großartiger Erzähler ist, dann weiß ich es auch nicht. An der Art und Weise, WIE er erzählte (nicht vom Timbre her!) hat er mich des öfteren leicht an Günter König erinnert. Auf jeden Fall bringt er die Erzählpassagen bravourös rüber und gelangweilt habe ich mich bei den bisherigen 7 CDs nicht eine Sekunde - im Gegenteil.
So, der Rest kommt wohl bis zum/am Wocheende dran - jetzt geht es erstmal zurück auf die USS Independence und den Yrr, CD 8 wartet schon.
Geilomat.