Gestern, in Zuge der Diskussion zur Europa-Neongruselserie ist mir wieder eine kleine Reanimationsvariante für Kassetten eingefallen, die sicherlich auch für andere interessant sein dürfte. Da die Erstauflagen der Kassetten-Klassiker ja nun schon 30 Jahre und mehr auf dem Buckel haben, zeigen sich so langsam Verschleißerscheinungen des Material. Am deutlichsten fällt dies dadurch auf, das die Wiedergabe von Kassetten sehr dumpf klingt, in Einzelfällen so schlimm, das man gar nichts mehr verstehen kann. Das kann zum einen am Restmagnetismus vom Tonkopft (der die hohen Frequenzen auf dem Band löschen soll) und zum anderen am mechanisch "abgenudeltem" Bandmaterial liegen, in beiden Fällen kann man leider nichts machen.
Aber es gibt noch eine dritte Ursache, auf die man nicht unbedingt sofort kommt, und die mit etwas Fummelei reversibel ist, wie ich festgestellt habe. Wenn man mal eine Kassette zur Hand nimmt und von oben auf das Band schaut, befindet sich in der Mitte unter dem Band ein kleiner, weicher Block mit Filzoberfläche (lt. Wikipedia heißt das Ding "Filzbausch"), dessen Job es ist, das Band von unten beim abspielen sanft, aber bestimmt gegen den Tonkopf zu drücken.
Meiner Beobachtung nach gibt es davon im großen und ganzen zwei Varianten : Die neueren Kassetten besitzen ein recht kleinen Filzblock, der auf einer art Blechspange befestigt ist, die ihrerseist als Feder funktioniert. Bei dieser Variante scheint es keine Problem zu geben.
Bei der älteren Variante, die man gerade bei den Klassikern häufig antrifft ist dieser sogenannte Filzbausch größer und ohne zusätzliche Federung in der Kassette verklebt, so das dieser Bausch alleine die Federfunktion ausüben muß. Auch besteht der Bausch scheinbar aus Schaumstoff und hat nur an der Oberfläche, die mit dem Band in Berührung kommt eine Filzplättchen aufgeklebt. Im laufe der Zeit zersetzt sich nun dieser Schaumstoff, was zur Folge hat, das der Filzbausch seine Elastizität verliert und zu zerfallen beginnt. Kann man auch selbst ausprobieren, mit einer eingezogenen Kugelschreiberspitze o.ä. auf den Bausch drücken, dieser kommt dann nur sehr langsam oder eben auch gar nicht mehr auf seine ursprüngliche Höhe zurück. Dadurch kann er bei der Wiedergabe das Band nicht mehr mit ausreichend Druck an den Tonkopf drücken und es entsteht der Eingangs erwähnte Effekt der dumpfen Wiedergabe. Im Extremfall (hatte ich z.B. bei einer Folge der Neon-Gruselserie) kann sich der ganze Bausch ablösen und irgendwo neben seiner ursprünglichen Position liegen bleiben, dann kann man beim Abspielen überhaupt nichts mehr verstehen.
Die Lösung ist nun, sich aus einen Stück Schaumstoff einen eigenen Bausch in passender größe zurechtzuschneiden, und beidseitig mit doppelseitigem Klebenband zu versehen. Auf die Oberseite klebt man das Filzplättchen, das man vom alten Bausch abziehen kann, die Unterseite wird in die Kassette an die Position des alten Bausches geklebt. Während dieser fummeligen Aktion muß man natürlich das Band ein wenig herausziehen, um Platz zu haben. Als Werkzeug würde übrigens vom naheliegendem, nämlich einem kleinen Schraubenzieher abraten, da bei Schraubenziehern ja oftmals die Spitze magnetisiert ist.
Bei mir hat die beschriebene Methode immerhin bei dem erwähnten Schaden an einer Kassette wieder zu einem (auf's Alter bezogen) sehr gutem Klang geführt, wo vorher nichts mehr zu verstehen war.
Was ich allerdings noch nicht weiter untersucht habe ist, ob der Schaumstoff durch die Bandreibung irgendwie statisch geladen wird und dies nachteilige Effekte für die Audioinformationen auf dem Band hat.