Jan Weiler - Maria, ihm schmeckt's nicht (der hörverlag)

  • Maria, ihm schmeckt's nicht




    Autor: Jan Weiler
    Produktion: der hörverlag 2008
    Regie: Leonhard Koppelmann
    Bearbeitung: Leonhard Koppelmann
    Musik: Konrad Beikircher & Band
    Länge: 140 Min.


    Mit:


    Erzähler: Jan Weiler
    Antonio (alt): Konrad Beikircher
    Sara: Sandra Limoncini
    Anotonio (jung): Michele Cuciuffo
    sowie Francesco Leone, Angelika Bartsch, Maria Pia Ronchi, Sigo Lorfeo, Soraya Gomaa, Tiziana Caravante Liebetanz, Vittorio Alfieri, Luca Zamperoni, Ernst-August Schepmann, Renzo Brizzi


    "Leider können Saras Verwandte aus Süditalien nicht zur Hochzeit nach Deutschland kommen. Schade, denke ich und öffne am nächsten Tag das Geschenk der Familie. Unter sehr viel Holzwolle kommt ein monströser Schwan aus Porzellan zum Vorschein mit einem Loch im Rücken, in das man Bonbons füllt. Menschen, die einem so etwas schenken, muss man einfach kennen lernen." So begegnet uns in diesem Hörspiel neben dem sympathischen Erzähler die ganze angeheiratete Sippschaft. Leonhard Koppelmann gelingt es, in seiner Inszenierung den Witz des deutsch-italienischen Sprachcocktails einzufangen: Schmeckte gut!



    Den Erfolgsroman von Jan Weiler gibt es nun auch in einer Hörspielumsetzung. Nachdem man schon im Jahr 2007 mit seinem Hörspiel "Liebe Sabine" einige positive Eindrücke hinterlassen konnte, wagte man sich nun also an den bekannteren Stoff.


    Allein optisch zeigt die Produktion mit der Aufmachung als Pizzakarton, wohin die Reise gehen könnte. Wer aber daraus schließt, dass es sich hier ausschließlich um Klamauk handelt, der hat sich allerdings verrechnet. Denn die Geschichte bietet mehr als die Aneinanderreihung lustiger Klischees. Große Bereiche nimmt auch die durchaus ernsthafte Lebensgeschichte des Schwiegervaters Antonio ein, die dem Ganzen eine besondere Farbe verleiht. Eine Facette, die zwar in starkem Kontrast zum Rest des Werkes steht, trotzdem die Geschichte runder und interessanter macht.


    Natürlich liegt das Hauptaugenmerk auf den lustigen Passagen. Die klingen überzogen, aber - soviel kann ich aus eigener Erfahrung sagen - sie sind es letztlich nicht in jedem Fall. Ich selbst habe einen italienischen Schwiegervater mit passender Familie und kann viele Dinge vollkommen nachvollziehen - und das betrifft nicht nur die glänzende und sehr treffende Darstellung des Panettone-Problems.


    Die Sprecher sind sehr gut besetzt. Jan Weiler ist zwar nicht der Übersprecher, hat aber als Autor den nahesten Bezug zu seinem Werk und kann so die Rolle ziemlich überzeugend transportieren. Ein echtes Hörerlebnis ist allerdings die Leistung Konrad Beikirchers, der hier nicht nur mit seiner Band die Musik beisteuert, sondern auch in der Rolle des italienischen Auswanderers Antonio glänzen kann. Er überzeugt und unterhält mit seinem typischen Augenzwinkern in der Stimme. Egal, ob ernst oder humorvoll - Beikircher ist stets in seiner Rolle glaubwürdig. Hut ab!
    Auch die restlichen Sprecherleistungen sind solide und nicht zu beanstanden. Für die Qualität bürgt schon der Name Leonard Koppelmann, der sich für die Inszenierung verantwortlich zeigt. Seine Umsetzung des Buches ist wirklich hörenswert und als eigenständiges Werk auch für die interessant, die das Buch schon kennen.


    Insgesamt ein wirklich rundum gelungenes Hörspiel. Sehr gut in der Machart mit sehens- und hörenswerten Details und Akzenten. Eine glatte Empfehlung für jedes Ohr!

    Meine Wertung: + + + + +

  • Jan Weiler hat bereits mit „Liebe Sabine“ bewiesen, dass Hörspiele neben den Büchern sein Ding sind. Jetzt gibt es endlich sein Erfolgswerk „Maria, ihm schmeckt's nicht“ als Hörspiel.
    Das Hörspiel in den Händen, bereitet es bereits die erste – positive – Überraschung. „Maria, ihm schmeckt's nicht“ kommt im Pizzakarton im Miniformat daher und ist allein daher schon eine Besonderheit im Hörspielregal. Doch auch der Inhalt kann überzeugen.


    Jan Weiler steht gemeinsam mit Sara vor der Tür ihrer Eltern, sie wollen ihre Vermählung bekanntgeben und Jan ist nervös, weil er ihre Eltern bislang nur aus Erzählungen kennt. Antonio, sein zukünftiger Schwiegervater, ist ein ganz besonderer Mensch, der seit vielen Jahren in Deutschland lebt und Italien vermisst, wenn er in Deutschland ist und Deutschland vermisst, wenn er in Italien ist. Doch Antonio schließt Jan schnell in sein Herz und so ist die Hochzeit beschlossene Sache. Da Italien doch sehr weit weg ist, können nicht alle Verwandten von Sara kommen, doch diese lassen sich nicht lumpen und schenken dem Paar einen riesigen Schwan aus Porzellan, in dessen Rücken man Bonbons füllen kann. Jan ist neugierig auf die Menschen, die solche Geschenke machen und so macht sich die gesamte Familie auf die Reise nach Italien. Jan wird in die italienischen Traditionen und Gepflogenheiten eingewiesen, mal mehr, mal weniger erfolgreich und nicht selten hört er die beleidigte Stimme: „Maria, ihm schmeckt's nicht.“
    Es bleibt nicht bei diesem einen Besuch, Jan wird von Antonio eingeladen, ein Möbelstück zur Familie zu bringen. Diese Reise wird Jan noch sehr sehr lange im Gedächtnis bleiben...


    Verteilte Rollen, die wechselnden Sprecher sowie diverse Geräusch-Effekte sorgen für Lebendigkeit und Bildhaftigkeit, wie sie einer Geschichte über Italien gebührt. Mal traurig, mal witzig kommt die Geschichte daher und gewinnt durch die Hörspielfassung an Tiefe. Konrad Beikirchner als Antonio liefert eine grandiose Leistung ab und trägt die Geschichte nahezu allein. Wenn man nicht genau wüsste, dass er nicht der wahre Schwiegervater Jan Weilers ist, würde man ihm diese Rolle auf jeden Fall so abnehmen. Dadurch, dass Jan Weiler seinen Part selbst spricht, wirkt dieses Hörspiel noch authentischer. Ein absolut gelungenes Hörspiel, das Lust macht auf „Antonio im Wunderland“ in Hörspielform. Leonard Koppelmann, der Regisseur, hat diese Geschichte perfekt umgesetzt – ein Hörvergnügen par excellence. Ein Hörspiel, dass die Lachmuskulatur strapaziert und trainiert! Absolute Empfehlung!


    „Maria, ihm schmeckt's nicht“ ist ein Hörspiel auf zwei CDs mit einer Gesamtlaufzeit von 140 Minuten.


    Jan Weiler, 1967 in Düsseldorf geboren, arbeitet als Texter in der Werbung und war lange Jahre Chefredakteur des Süddeutsche Zeitung Magazins. Mit seiner Frau und seinen zwei Kinder lebt er in Ambach.

  • Man hat eine Freundin namens Sara mit italienischen Wurzeln und möchte diese heiraten. Was macht man dann? Genau, man stellt sich der Familie vor und damit nimmt das Abenteuer seinen Lauf. Nun geht es daran, die Familie mit all ihren Eigenarten und Angewohnheiten kennen zu lernen und für Jan (Jan Weiler) geht es dann sogar länger als geplant nach Italien. Dort lernt er seinen zukünftigen Schwiegervater Antonio (Konrad Beikircher) sehr gut kennen, die Bräuche und Sitten der Italiener und die Essegewohnheiten. Wird Jan das schadlos überstehen?


    - Meinung -


    Hat Jan Weiler hier etwas zu verarbeiten? Es hat fast so den Anschein und wenn ja, dann dürfte ihm das gelungen sein, denn man hat wirklich das Gefühl, als müsste Weiler Erlebnisse verarbeiten oder aus seinem Leben und von seinen Erfahrungen mit Italienern oder italienischstämmigen Menschen berichten. Die erste Hälfte ist sehr humorig und lustig, das Kennenlernen zwischen Jan und Saras Familie, die zweite Hälfte schlägt eher um und erzählt die Geschichte von Anontios Kindheit und Anfängen in Deutschland und wie er zu dem Mann wurde, der er nun ist. Das hat schon einen leicht melancholischen und schwermütigen Touch, wenn Antonio von seinen Integrationsschwierigkeiten in Deutschland berichtet, doch insgesamt ist die Mischung sehr ausgewogen und dem Hörer werden beide Seiten überzeugend und unterhaltsam näher gebracht.


    Die Theorie, dass Jan Weiler hier auch ein wenig aus seinem Leben berichtet, kommt nicht von ungefähr, denn er ist auch gleichzeitig der Erzähler und als Jan in diesem Hörspiel unterwegs. Er macht seine Sache sehr gut und das erwartet man von einem Autor, der in seinem eigenen Werk mitmischt, nicht unbedingt. Der richtige Kracher ist hier aber die Leistung von Konrad Beikircher, denn er spricht Antonio und normalerweise hätte ich einen deutschsprachigen Italinier erwartet, doch Beikircher kommt der Sache verdammt nah. Er klingt mehr oder weniger nach einem "native speaker", so gut ist seine Performance und ausserdem beweist er sich auch noch in einer weiteren Funktion, zu der ich noch kommen werde. Gibt es hier auch den einen oder anderen Sprecher, der eingefleischten Hörspielern bekannt sein dürfte? Ja, gibt es und zwar in Form von Angelika Bartsch, Ernst-August Schepmann und Vittorio Alfieri und vor allem für letzteren dürften das ein ziemliches Heimspiel gewesen sein, denn zum einen hat er schon in sehr vielen Produktionen mitgemischt und zum anderen dürfte er logischerweise auch italienische Wurzeln haben. In weiteren Rollen weitere Sprecher und Sprecherinnen zum Zuge, deren Namen ebenfalls darauf hindeuten, dass es sich bei ihnen um Italiener handeln dürfte und ihre Darbietungen bringen weitere Authentizität ins Spiel.


    Nun kommen wir zur Untermalung und hier schlägt erneut die grosse Stunde von Konrad Beikircher. Der Mann macht kurzerhand auch mal die musikalische Begleitung für dieses Hörspiel und es kommt das optimale Flair auf, Italien lebt in dieser feinen Produktion! Hier wird die perfekte Stimmung und Atmosphäre erzeugt, wenn Beikircher ein Liedchen anstimmt und auch sonst stimmt in diesem Bereich einfach alles.


    Ein Wort noch zur originellen Verpackung, denn die hat ein besonderes Lob verdient. Italien verbindet man natürlich nicht selten mit der beliebten Pizza und in einem kleinen Pizzakarton kommt auch dieses Hörspiel daher und auch die CDs sind passend bedruckt, da hat man sich beim Hörverlag mal wieder besonders viel Mühe gegeben.


    Da hat das Trio Weiler, Beikircher und Koppelmann ein sehr feines Hörspiel auf die Beine gestellt, das ich durch und durch empfehlen kann. Es kommt hier weniger darauf an, wem man es empfehlen kann, sondern viel mehr darum, dass man wunderbar unterhalten wird und einen interessanten, einfühlsamen und realistischen Einblick hinter die deutsch-italienischen Kulissen bekommt.


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