Nach eins folgt nicht zwei sondern fünf. Verfechter der mathematischen Logik mögen hier zwar widersprechen, doch bei der Macabros-Neuauflage von Hörspiele-Welt ist dies einfach so. Rechtliche Schwierigkeiten führten dazu, dass man die Episoden zwei bis vier erst später veröffentlichen kann und die fünfte Folge der Reihe mit dem Titel "Die Schreckensgöttin" vorgezogen hat. Für Kenner der Serie sicherlich weniger ein Problem, aber alle, die zum ersten Mal mit Macabros in Berührung kommen, könnten bisweilen schon ins Stutzen geraten, auch wenn man dies mit einer kurzen Übersicht der Geschehnisse der dazwischenliegenden Episoden im Inlay abzumildern versucht hat.
Höllenhunde hetzen hinter Edgar Laughton her. Der Mann, der über 30 Jahre verschwunden war und nun urplötzlich wieder aufgetaucht ist, erregt die Neugier Björn Hellmarks. Als er beim Haus von Laughton angelangt, entdeckt er, dass dieser vor etwas zu flüchten scheint. Mithilfe von Macabros, dem Astralkörper, der sich rein aus dem geistigen Willen formen lässt, gelingt es Hellmarck den Mann zu retten. Mittels einer Tiefenhypnose findet sich eine Spur zum Haus von Betty Roughly - geradewegs zur Schreckensgöttin...
Statt zweier CDs beim "Monstermacher", gibt es diesmal nur eine. Ob man damit ein massives Problem der Pilotfolge, nämlich zahlreich vorhandene Längen innerhalb des Geschehens, in den Griff bekommen konnte?
Ich hätte mir nicht vorstellen wollen, was für ein Desaster dieses Abenteuer geworden wäre, wenn man tatsächlich zwei CDs gefüllt hätte. Aber auch so kann man nicht unbedingt davon sprechen, dass "Die Schreckensgöttin" ein kurzweiliges Hörspiel geworden ist. Bereits die Szene Alltag zeigt, dass man noch viel zu sehr auf belangloses drumherum setzt, was zum einen den Schwung aus der Handlung nimmt und zum zweiten keine allzugroße Relevanz für das Geschehen hat. Ein weiterer Track der deutlich zu lang ausgefallen ist, nennt sich "Im Zirkus". In diesem lernt man den großen Rani Mahay kennen. Schön und gut, aber wirkliche Spannung wird in dieser Passage leider überhaupt nicht erzeugt.
Stichwort "Rani Mahay". Besetzt wird diese Rolle mit niemand geringerem als Konrad Halver. Eigentlich ein Glücksgriff, oder doch nicht? Ohne Frage, Konrad Halver hat eine tolle Stimme und ist ein phantastischer Sprecher, aber man stelle sich einen gigantischen indischen Koloss und Raubtierbändiger mit einer älteren, fast schon ein wenig brüchig klingenden Stimme vor. Beim besten Willen, aber das passt überhaupt nicht.
An dieser Stelle möchte ich auch direkt ein weiteres großes Problem ansprechen, dass Konrad Halver betrifft. Nicht ihn selbst, sondern die Art und Weise, wie er in diesem Hörspiel eingesetzt wird. Man mag es verstehen, dass man einem bekannten Sprecher mehrere Rollen zuweist, aber bei einer so markanten Stimme wie der von Halver kann das eigentlich nur schief gehen, zumal wenn diese beiden Rollen auch noch zwei der wichtigsten überhaupt sind - zumindest in dieser Folge.
Das Ganze wirkt nicht nur amateurhaft, sondern ist regelrecht ärgerlich. Damit macht man leider schon einiges kaputt. Und dabei sind wir gerade einmal am Anfang der Sprecherliste angekommen.
Zurück zur Story. Diese bietet im Grunde schon ein paar recht interessante Moment und bisweilen sogar Spannung. Leider viel zu selten. Wo die damalige Bearbeitung des Stoffes seitens Europa etwas zu gestrafft ausgefallen ist, lässt man sich hier wiederum zu viel Zeit, um die Geschichte zu erzählen. Das Geschehen plätschert fast ein wenig lustlos vor sich dahin, unterbrochen von immer mal wieder vorhanden Actionakzenten. Zieht man als Vergleich einmal die Hypnose-Szene heran und vergleicht die beiden Bearbeitungen von Europa und Hörspiele-Welt, so merkt man deutlich, dass hier ein wenig das Pfeffer in der Suppe fehlt. Alles in allem hat man aus den Fehlern des Erstlings nicht genug gelernt und so kann auch diesmal die Drehbuchbearbeitung nur bedingt überzeugen. Begeistern leider nicht.
Nach wie vor hält man an Simon Gosejohann als Björn Hellmark respektive Macabros fest. In meinen Augen konnte er sich sogar ein klein wenig verbessern. Aber bei weitem nicht genug, um von einer durchgehend guten Leistung sprechen zu können. In den kürzeren Spielszenen wirkt er eigentlich ganz okay (von einige Ausnahmen abgesehen), dagegen merkt man gerade bei den Erzählerparts aus der Ich-Perspektive doch deutlich, dass er Probleme hat das ganze zu stemmen. Vieles wirkt da einfach nur trocken und hölzern. Da muss einfach noch deutlich mehr kommen.
Als Erzähler führt ansonsten Hans-Jörg Karrenbrock durch das Geschehen. Keine Offenbarung, aber hörbar. Recht zufrieden sein kann man mit der Leistung von Nandini Mitra, welche Björns Freundin Carminia spielt. Überzeugen konnte mich auch Edda Fischer als Schreckensgöttin. Ansonsten ist der Sprechercast doch ziemlich blass und bietet keine Highlights.
Die Musik konnte mich wenig mitreißen und begeistern. Schlecht sind die Klänge zwar nicht, aber um die Spannungsmomente zu unterstützen wünscht man sich hier doch einen etwas zielgerichteren Einsatz. Etwas dünn erscheint mir die Produktion auch hinsichtlich der Effekte. Mit der Europa-Serie kann man da zwar durchaus mithalten, aber im Vergleich zu dem, was andere auf die Beine stellen (und das muss keineswegs immer nur Krach-Bumm sein), ist das gebotene doch etwas schwach auf der Brust.
Insgesamt geht dieser Bereich aber noch als okay in die Gesamtwertung ein.
Die Aufmachung kann sich erneut sehen lassen. Die limitierte Digi-Pack-Auflage wartet mit einigem Informationsmaterial im Inlay auf. So findet man unter anderem Details zur Serie an sich oder den wichtigsten Personen. Das kann sich ohne Frage sehen lassen. Und ich hoffe nach wie vor, dass man auch bei den weiteren Folgen eine solche Auflage verfügbar macht.
Fazit: Die Schreckensgöttin kann letztlich genausowenig überzeugen wie der Monstermacher. Obgleich man die Spielzeit sogar massiv reduziert hat, ist die Bearbeitung noch immer viel zu zäh und lässt kaum Spannung aufkommen. Die Sprecher lassen einen auch nicht gerade in Jubelstürme ausbrechen. Simon Gosejohann wirkt nach wie vor hölzern und blass. Zudem ist gerade die Besetzung von Konrad Halver absolut missglückt. Allenfalls eine ausreichende Leistung.