Die Originale Nr. 10 - Robinson Crusoe

  • Robinson Crusoe (Peter von Schultz) sollte eigentlich eher einen bodenständigeren Beruf erlernen, so war es vorgesehen, doch davon hielt der gute Mann nichts und machte sich lieber auf, um die Welt zu sehen. Das war ein fataler Fehler, denn das Schiff gerät in einen fürchterlichen Sturm und man erleidet Schiffbruch. Robinson kann sich retten, doch auf der Insel, auf der er landet, scheint weit und breit niemand zu sein...oder etwa doch? Wird er jemals die Insel verlassen können?


    - Meinung -


    Robert Louis Stevensons Klassiker in einer ebenfalls klassischen Hörspielumsetzung. Eine Geschichte von Überlebenswille und Freundschaft, die hier schön in Szene gesetzt wurde. Spannend und aufregend geht es hier zu und Langeweile ist ein Fremdwort, denn Robinons Überlebenskamp lässt einfach keine Längen zu, dafür sorgt die Bearbeitung von Mara Schröder von Kurmin. Eine der besten Umsetzungen des Stoffes, wenn auch nicht mehr ganz zeitgemäß, was unter anderem auch an der Neuvertonung durch Sven Stricker liegt. Für die damalige Zeit ist es aber ein wirklich packendes Stück Hörspiel und ein Klassiker, das kann man dieser Produktion nicht mehr nehmen.


    Neben der gelungenen Umsetzung der Vorlage kann auch Konrad Halvers Regie überzeugen, denn er versteht es gekonnt die teilnehmenden Sprecher in Szene zu setzen. Hans Paetsch ist als Erzähler sowieso eine unantastbare Bank, da sind sich wohl alle einig und mit Peter von Schultz hat man einen engagierten und motivierten Robinson Crusoe gefunden, der seine Arbeit sehr zufriedenstellend erledigt. Konrad Halver liess es sich nicht nehmen und spielt Robinsons Freund Freitag und füllt diese eher kleine Rolle (da wenig Text) sehr gut aus und die Entwicklung der Sprache Freitags wird ebenfalls überzeugend dargestellt. Dem Rest kann man auch keineswegs das Talent absprechen, liefern sie insgesamt durchweg eine gelungene Performance ab und Ausfälle braucht man gar nicht erst zu suchen.


    Ohne die ursprüngliche Produktion jetzt noch perfekt in Erinnerung zu haben würde ich behaupten, dass hier und da ein paar Orchesterstücke sich eingeschlichen haben, aber die Untermalung gekonnt abrunden und komplimentieren. Das klangliche Gesamtbild unterstützt die Sprecher sehr gut und auch hier kann man von einer ordentlichen Arbeit sprechen. Die Tonqualität geht ebenfalls absolut in Ordnung.


    Klare Sache, auch dieses Hörspiel muss man haben und damit ist die "erste Staffel" der Originale an ihrem Ende angelangt. Da kann man nur hoffen, dass es weitergehen wird, denn das riesige Archiv Europas hat noch einige Schätze zu bieten und bei diesen tollen Neuauflagen wäre das einfach wünschenswert. Robinson Crusoe ist ebenfalls Pflichtprogramm und sollte in keiner Sammlung fehlen. Bitte mehr davon!

  • Inhalt:
    Im Jahre 1659 wird ein Schiff in der Nähe des Äquators von einem Orkan erfasst und sinkt! Nur ein einziges Mitglied der vierzehnköpfigen Besatzung erreicht das rettende Ufer: Robinson Crusoe. Der erste, erschreckende Eindruck auf der verlassenen Insel ist die Einsamkeit und Stille. Von nun an kämpft der junge Europäer ums nackte Überleben...


    Story:
    Die Geschichte aus der Feder von Daniel Defoe dürfte wohl nahezu jeder kennen. Selbst in der jungen Vergangenheit hat man diesem Thema in leicht aktualisierter Form mit Tom Hanks unter dem Titel „Cast Away - Verschollen“ neues Leben eingehaucht. Im Jahre 1971 hatte man sich im Hause EUROPA also auch dieses klassischen Stoffs angenommen und ein 50-minütiges Hörspiel daraus kreiert. Wie man es von EUROPA gewohnt ist, so geht es hier ohne Frage ziemlich rasant zu und die Ereignisse geschehen Schlag auf Schlag. Obwohl alles ziemlich flott geschieht, so fehlt mir letzten Endes doch irgendwie die Dramatik. Alles passiert so schnell und auch vermeintlich ziemlich einfach. Am Ende war Robinson dann 28 Jahre auf seiner Insel und hatte scheinbar ein tolles Leben. Nun ja … wie dem auch sei. Ich kann der Geschichte und deren Bearbeitung jedenfalls nicht einen Unterhaltungswert absprechen. Allerdings hat mir die Umsetzung insgesamt dann doch nicht so gut gefallen, wie ich es eigentlich erwartet hätte.


    Sprecher:
    Die Sprecher die hier zum Einsatz kommen, liefern allesamt gute bis sehr gute Leistungen ab, was sicherlich auch der Regie von Konrad Halver zu verdanken ist. Letzterer übernimmt auch die Rolle von Freitag und kann überzeugen. Die beiden wichtigsten Sprecher dieser Produktion sind aber ohne Frage Peter von Schultz und Hans Paetsch. Von Schlutz übernimmt die Rolle von Robinson und kommt überaus sympathisch daher. Und was macht Hans Paetsch? Na klar, er ist der Erzähler und als dieser liefert er einen verdammt guten Job. Neben Lutz Mackensy war Paetsch halt einer der allerbesten Erzähler, da er über diese angenehme „Märchenonkelstimme“ verfügte. Wie schon geschrieben … bei den Sprechern befindet sich alles im guten bis sehr guten Bereich.


    Musik und Effekte:
    Anno 1971 ging es musikalisch leider noch etwas mau zu. Leider deswegen, weil man an den Stellen wo man Musik einsetzt auch durchaus ein geübtes Händchen beweist. Allerdings muss ich auch zugeben, dass es sich meiner Kenntnis entzieht, ob die eingespielte Musik nun nachträglich eingemischt wurde, oder ob sie schon beim Original vor über 34 Jahren dabei war. Jedenfalls kann die Musik, wenn sie denn zum Einsatz kommt auf jeden Fall überzeugen. Auch die Effekte gehen größtenteils in Ordnung und helfen dem Hörer sich die jeweiligen Situationen vorzustellen. Was ich persönlich völlig deplaziert finde, ist der Hall-Effekte, den man auf die Stimme von Christoph Rudolf legt, wenn er den Papagei spricht. Wieso ein Papagei Hall in seiner Stimme hat, wissen wohl nur die Verantwortlichen von damals ;) Trotz des hohen Alters, geht die technische Seite dieser Produktion auch in der heutigen Zeit noch durchaus in Ordnung.


    Fazit:
    Wer klassischen Abenteuer-Stoff, oder generell alte EUROPA-Hörspiele mag, der macht mit dem Kauf dieser CD sicherlich nichts verkehrt. In weniger als einer Stunde bekommt man eine der wohl bekanntesten Abenteuer-Geschichten der Welt zu hören. Bei den Sprechern handelt es sich durchgehend um wirklich gute Leute, so dass das Hören auch Spaß macht. Damals war man technisch ohne Frage auf der Höhe der Zeit und auch in der Gegenwart braucht man sich für die damaligen Leistungen nicht zu schämen. Auch wenn ich persönlich die Dramatik einer solchen Geschichte etwas vermisse, so muss ich dennoch gestehen, dass das Hörspiel in seiner Gesamtheit durchaus überzeugen kann und eine „noch“ GUTE Produktion darstellt.


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    © 2005 by lord gösel / Hörspiel-Maniac