Jean Marc Ligny - Aqua™ (Lübbe Audio)

  • Im Jahr 2030 steckt die Welt mitten im Chaos, denn die Klimakatastrophe ist brutale Realität geworden, Hurricanes wüten, es kommt immer öfter zu Überschwemmungen und es herrscht eine drückende Hitze. Doch damit nicht genug, eine Sekte begeht Attentate, um den Untergang der Menschheit voranzutreiben und dabei kommt unter anderem Rudys Familie ums Leben. Dies ist ein Grund, wieso er sich nun im Kampf gegen die Ungerechtigkeit auf dieser Welt befindet, denn er möchte mit weiteren Helfern aus einem Auffanglager dafür sorgen, dass sich niemand an dem mittlerweile begehreten Lebenselixir Wasser bereichtert und es weiterhin für alle frei zugänglich ist! Wird es ihm und seinen Mitstreitern gelingen?


    - Meinung -


    Weltuntergangsgeschichten scheinen mittlerweile in Mode zu kommen, doch wenn sie so gut geschrieben, unterhaltsam und trotz einer üppigen Spielzeit von 600 Minuten auf 8 CDs so kurzweilig sind, dann kann ich problemlos damit leben. Mich hat Jean Marc Lignys Werk hat mich ein wenig an die Geschichten eines Andreas Eschbach erinnert, dazu eine Portion Mad Max, ein wenig Stephen Kings "The Stand", dazu eine ordentliche Portion Erotik, insgesamt eine interessante und packende Mischung und die Zutaten kommen alle gleichermaßen gut zum Zuge. Wie gesagt, sehr kurzweilig und knackig, keine Sekunde langweilig und ein alles andere als unwahrscheinliches Szenario sorgt für sehr gute Unterhaltung.


    Mathieu Carriére ist der Erzähler und er ist jemand, mit der nicht der typische Hörbuchsprecher ist, bei solchen Werken rechnet man eher mit Simon Jäger, Lutz Riedel, Detlef Bierstedt und Co., doch Carriére ist mal eine angenehme Abwechslung und er bringt mal etwas Schwung in die recht routinierte Hörbuchwelt. Vor dem Hören hatte ich erst die Befürchtung, dass hier ein gewaltiger Akzent mitschwingt und dieser störend wirkt, doch den hört man nur raus, wenn man es unbedingt will und Carriéres Leistung ist einwandfrei. Die Betonungen sitzen, er spielt gut mit seiner Stimme und man lauscht ihm gebannt, er ist einfach rundum eine gelungene Wahl. Von ihm würde ich in Zukunft gerne noch mehr hören, weitere Einsätze wären also absolut willkommen.


    Keine Musiken während der Lesung, lediglich am Anfang und am Ende einer Szene, also die typischen Einsätze für eine Produktion aus dem Hause Lübbe Audio. Das geht schon in Ordnung, da die Geschichte und die Leistung des Sprechers absolut überzeugend und ausreichend sind, um für genügend Atmosphäre zu sorgen.


    Eine runde Angelegenheit, abwechslungsreich, spannend und mit vielen interessanten Ideen. Aqua™ hat das Zeug zu einem packenden Blockbuster, auch wenn die Umsetzung vielleicht zu teuer werden könnte, aber das Hörbuch kann man sich definitiv schon mal geben, eine empfehlenswerte Produktion. Wer auf Untergangsstimmung und Verschwörungen steht, der sollte zugreifen!


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  • Jean Marc Ligny: "Aqua™"
    Gelesen von Mathieu Carriére
    (Lübbe Audio | 2009)


    8 Audio-CDs, ca. 600 Minuten
    ISBN-Nr. 978-3-7857-3829-0



    Inhaltsangabe des Verlags

    Zitat

    2030: Hurricanes, Überschwemmungen, Hitze. Die Klimakatastrophe ist Wirklichkeit, die Welt lebt im Chaos. Eine Sekte begeht mörderische Attentate, um die Ausrottung der Menschheit zu beschleunigen. Bei der Sprengung eines Damms sterben Hunderttausende, auch Rudy verliert Frau und Kind. Als Flüchtling in einem Auffanglager schließt er sich einer Gruppe an, die gegen die Ungerechtigkeit kämpft. Als ein Wasserreservoir entdeckt wird, auf das die amerikanische Regierung Anspruch erhebt, beginnt für die Gruppe ein Wettlauf gegen die Zeit, um das Lebenselixier für alle zu sichern ...



    ______________________________________ M E I N U N G ______________________________________


    Für "Aqua TM" ersann Jean Marc Ligny eine beänstigende, leider aber auch gar nicht so unrealistische Zukunft: Die Klimakatastrophe ist Realität geworden: Unwetterkatastrophen gehören zum Alltag, die Kluft zwischen Arm und Reich ist weiter aufgerissen als je zuvor, Wasser ist zu einem seltenen und hart umkämpften Gut geworden, der politische Alltag besteht aus Gier, Opportunismus und Verschlagenheit, zumindest im Bezug auf den "Westen". Als wäre dies noch nicht genug, macht sich eine fanatische Sekte, die aus dem ehemaligen Ku-Klux-Klan hervorging, daran, das unwerte Leben vom Antlitz dieseer Welt zu fegen, verübt Anschläge, mordet, intrigiert und hat in dem geklonten, jedoch schwer behinderten Sohn eines Macht- und Profitgeilen Vorzeige-Kapitlisten den wiedergeborenen gefunden...


    Das Hauptkonstrukt von "Aqua TM" ist gut und auch die Umsetzung des selbigen ist Ligny vorzüglich gelungen. Eine derart heruntergekommene Zukunft braucht keinen Weichspüler und Gott sei Dank fährt Ligny einen sprachlichen Kurs, der vielleicht dem einen oder anderen zu direkt ist, der jedoch schlicht angemessen ist und zudem passend eingesetzt wird. Oftmals wandert er zwischen literarischem Hass, Gewalt und triefendem Zynismus - das letzte Aufbäumen einer Menschheit am Abgrund, der schiere Überlebenskampf wird greifbar. Ziel erreicht: Ligny will provozieren, er will wachrütteln, er will die sich bereits heute abzeichnenden Missstände zur Sprache bringen - und das geht nun mal nicht mit alles Sonne, überall Blumen.


    Auch der Plot per se, den Ligny ersonnen hat, bietet viel Abwechslung und vor allem jede Menge Spannung, die Wechsel zwischen globalen Schauplätzen, sozialen Problemen und Charakterentwicklungen sind stimmig (einzig die "Bekehrung" von Mrs. Fuller war für mich nicht nachvollziehbar, zu schnell und zu bemüht), allerdings muss ich an dieser Stelle ganz klar sagen: Mann muss definitiv einiges im Bezug auf afrikanische Magie abkönnen, ansonsten wird man insbesondere im letzten Drittel wohl mehrfach den Kopf schütteln.


    Sehr schön finde ich, daß Ligny hier keine strahlenden Helden gezeichnet hat, die gegen nur böse, böse und nochmals böse Figuren "kämpfen". Es gibt jede Menge "Graustufen" und so hat auch der "Held" einige Flecken auf der ganz sicher nicht so strahlend weißen Weste, bei denen man dezent ins Grübeln gerät...


    Einzig Lignys offenkundigen Drang, eine Art "Öko-Porno" mit zu implementieren, fiel mir negativ auf. Sicher, ich sehe schon den Sinn dahinter, daß Sexualität zum einen als Machtinstrument, zum anderen als Festigung wahrhafter Liebe mit ins Spiel gebracht wird, jedoch scheint es mir in einigen Momenten doch nur als Selbstzweck. Prüde bin ich gewiss nicht; ich habe keine Probleme damit, wenn hier jegliche Körperöffnung literarisch erkundet wird, der Haken ist "nur", daß man nicht umhin kommt, obig genannte "Sex because of Sex"-Einstellung zu vermuten.



    Gelesen wird dieses Epos von Matthieu Carriére, der sich -trotz leichten Akzents gerade bei hektischer gesprochenen/gespielten Szenen- als wunderbare Bereicherung der "üblichen Verdächtigen" im Bereich Lesung empfiehlt und auf weitere Produktionen mit ihm hoffen lässt. Carriére geht mit dem Stoff mit, spielt die Szenen, schreit, zischt, färbt die Charaktere und verwandelt das apokalyptische Szenario im Kopf des Hörers in einen packenden Film.



    Keine uneingeschränkte Empfehlung, da die Art, *wie* die Thematik vermittelt wird, sicherlich nicht jedermanns Geschmack ist. Ligny ist direkt, hart, ehrlich. Er ist kein Freund von Schönschreiberei. Hass, Gewalt, Zynismus und einige sehr explizit geschilderte Sexszenen könnten bei sensiblen Hörerinnen und Hörern durchaus auf Ablehnung stoßen. Dennoch ist Ligny ein Werk gelungen, das den Hörer fesselt, packt, verdammt gut unterhält - und sicherlich auch zum Nachdenken veranlasst.
    Plottechnischer Schwachpunkt ist für mich die nicht nachvollziehbare "Schnellbekehrung" der Ehefrau Anthony Fullers. Und auch, wer alles bis ins kleinste Detail erklärt und aufgelöst haben möchte, wird am Ende sicherlich mit dem einen oder anderen Fragezeichen zurückbleiben. Daß zudem ein Teil der "Konfliktlösung" mittels afrikanischer Magie geschieht, war zwar für mich kein Problem und hat sich gut ins Gesamtkonstrukt eingefügt, allerdings dürften damit auch Leser oder Hörer, die einen rein faktischen Thriller erwarten, mit eben diesen Momenten ebenfalls ihre Schwierigkeiten haben.
    Matthieu Carriére als Erzähler lässt zwar einige Male einen Azkenzt durchblicken, hat sich mit diesem Epos jedoch eine uneingeschränkte Empfehlung für weitere Produktionen ausgestellt: Er spielt mit hörbarem Enthusiasmus, bringt Lignys literarische Apokalypse zum Leben und lässt diese Produktion trotz der 8 CDs zu einem extrem kurzweiligen "Blockbuster für die Ohren" werden.