Die Morde des Émile Poiret Nr. 1 - Das Mysterium des Vollmond-Sees (Maritim)

  • Der belgische Detektiv Èmile Poiret (Donald Arthur) möchte eigentlich Urlaub machen und zwar an der französischen Riveira, doch dann ruft die Arbeit, denn es kommt zu einem tragischen Tod. Zunächst möchte Poiret in der Sache ermitteln, doch dann muss er zurück nach England, denn dort erwartet ihn direkt der nächste Todesfall, der absolut identisch mit dem ersten ist. Kann dies ein Zufall sein? Daran will Poiret nicht glauben und nun will er in dem kleinen Ort Charmont´s Green das Mysterium des Vollmond-Sees lösen, um die Lösung der geheimnisvollen Tode zu finden.


    - Meinung -


    Nach Miss Marpel findet nun auch Hercule Poirot seine Kopie im Hause Maritim wieder. Émile Poiret heißt der Geselle und Ascan von Bargen schreibt nun seine Fälle, wobei hier alles so abläuft, wie ich es erwartet habe. Eine zähe Angelegenheit voller Adjektive, über 70 Minuten Gerede und Beschreibungen, man konzentriert sich leider nicht auf das Wesentliche, nämlich den Fall an sich. Der gerät so ziemlich ins Hintertreffen und fast schon zur Bedeutungslosigkeit. Mitraten ist leider nicht angesagt, das hätte die Hörerschaft vielleicht noch begeistern und involvieren können, doch das ist nicht der Fall. Schade, denn Potential besitzt die Serie mit Sicherheit, doch dafür müssen Geschichte und Bearbeitung deutlich gestraffter ausfallen. Rein vom Gefühl her würde ich sagen, dass man locker 30 Minuten hätte streichen können und so wäre das Hörspiel an sich natürlich deutlich temporeicher und kurzweiliger ausgefallen, doch das ist nur Wunschdenken.


    Die Antwort, warum Donald Arthur den Èmile Poiret spricht, liegt auf der Hand, denn er hat halt schon Sir Peter Ustinov synchronisiert und dieser hat wiederum Hercule Poirot gespielt. Arthur ist aber auch gleichzeitig der Knackpunkt, denn seine Art kommt doch sehr träge und behäbig rüber, was leider den Eindruck untermauert, den man von der Story und der Bearbeitung hat. Eine forderndere Regie, die Donald Arthur antreibt, damit mehr Elan und "drive" in die Performance kommt, das wäre absolut wünschenswert gewesen. Ein weiterer Kandidat, der das Tempo ordentlich drosselt, ist Erzähler Peter Buchholz. Zwar hat er eine angenehme Stimme, doch er legt hier einen pseudodokumentarischen Ton an den Tag, der ebenfalls dafür sorgt, dass die ganze Angelegenheit recht träge und tempoarm wirkt. Dazu kommt auch noch, dass er "St. Tropez" wie "Sankt Tropie" ausspricht, jedenfalls klingt es so und das ist vermutlich nicht beabsichtigt. Wie dem auch sei, die Leistungen der anderen Kolleginnen und Kollegen sind dagegen recht ordentlich. Mit Frank Otto Schenk, Karin Eckhold, Klaus Dittmann, Peter Weis, Reent Reins, Jo Kern, Tina Eschmann und Anke Reitzenstein sind Vollprofis am Werk, deren Darbietungen absolut in Ordnung gehen.


    Die Untermalung ist richtig gut, da wurden passende und atmosphärische Stücke ausgewählt und eingesetzt, die gekonnt die 20er Jahre aufkommen lassen. Da hat man keine Probleme, sich die ganzen Geschehnisse und Szenarien vorzustellen.


    Das Problem ist die Trägheit, die sich in den Bereichen der Story, Bearbeitung und der Sprecher niederschlägt. Kriegt man das in den Griff, dann könnte aus der Serie was werden und wenn dies nicht geschieht, dann sind die Morde des Èmile Poiret nur eine eine weitere Krimiserie, Potential hin oder her. Wen Längen nicht stören, der kann aber mal einen Versuch wagen, sollte aber nicht zu viel erwarten.


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  • Ich habe heute den ersten Poiret Fall gehoert und hier ist mein Eindruck.


    Ich bin grosser Fan von Agatha Christie's Poirot (ich habe fast alle Poirot Buecher gelesen und Filme gesehen) und war deshalb schon gespannt auf die Folge. Ich war jedoch auch skeptisch, aufgrund der recht durchschnittlichen Meinungen und der Schwierigkeit die "Queen of Crime" einfach zu kopieren.


    Das Hoerspiel faengt ueberraschend an .... mit fast 90 Sekunden Anfangsmusik. Das ist auch selten und ich hatte mich schon gefragt, wann es denn endlich losgeht. Und dann ging es los und die sehr stimmungsvolle Musik und die interessant strukturierte Geschichte fing an, mich zu interessieren. Besonders die Musik ist sehr schoen anzuhoeren und sie traegt sehr viel zu der Stimmung des Hoerspiels bei. Nun werden Charaktere eingefuegt, Beziehungen dargelegt und ich habe gespannt auf Kleinigkeiten geachtet, die mir wichtiges zur Findung des Taeters bieten koennen. Das hat mich sehr an den Anfang fast jeder Poirot Geschichte erinnert, die ohne den Meisterdetektiv anfaengt und andere Charaktere eingefuegt werden, um den Grundstein fuer die Geschichte zu legen. Gluecklicherweise gibt es genuegend interessante und verschiedene Charaktere, so dass man als Hoerer gut mitraten kann.


    Die Sprecher haben mit gut gefallen. Der Erzaehler ist sehr gut und die anderen Sprecher sind gut und auch recht leicht voneinander zu unterscheiden (was bei Agatha Christie Geschichten oft nicht so einfach ist). Nach der Einfuehrung einiger Charaktere, tritt dann Emil Poiret auf. Recht interessanter Charakter, der eine 1-1 Kopie von Poirot ist. Warum das? Ich haette mir wenigstens ein paar Unterschiede gewuenscht. Der gesamte Charakter ist derselbe, nur die Sprueche ueber die "kleinen grauen Zellen" sind nicht da, sonst ist alles dasselbe, inklusive "Ich bin nicht franzoesisch, sondern aus Belgien>". Da haette ich mir mehr Eigenstaendigkeit gewuenscht. Der Sprecher von Poiret hat eine schoene Stimme, jedoch leider gefaellt mir sein belgischer Akzent nur teilweise. An einigen Stellen klingt der Akzent ganz gut, aber an anderen klingt das doch recht kuenstlich und albern. Das ist einer der Punkte, wo man das Hoerspiel am meisten verbessern kann. Man gewoehnt sich zwar an den Akzent, aber es hoert sich doch arg kuenstlich an. Ich waere auch mit einem einfachen deutschen Worten ohne Akzent zufrieden gewesen. Am Ende des Hoespiels (bei der Poirot-typischen Aufklaerung des Falles, bei der alle Verdaechtige im Raum zusammensitzen), gefiel mir dagegen der Akzent gut. Ich weiss nicht, ob ich mich bis zum Ende einfach dran gewoehnt hatte oder ob er da einfach besser klingt. Ich hoffe, dass sich das noch verbessert.


    Die Geschichte fand ich ueberraschend komplex und spannend und sie ist meiner Meinung nach eher an den Poirot Romanen als den Kurzgeschichten orientiert, was ich sehr gut finde. Es gibt sogar zwei verschiedene Handlungen in zwei verschiedenen Laendern und es wird sogar teilweise versucht eine Gruselstimmung aufzubauen (Stickwort Nebelsee), was eine interessante Abweichung von Poirot war. Die Laenge des Hoerspiels wird vielleicht manche abschrecken, die mehr gekuerzt haben wollen. Mir hat die Laenge gepasst da eine gewisse Komplexitaet und auch eine gewisse Anzahl von Charakteren notwendig ist, um den Fall interessant und zum mitraten zu gestalten. Man braucht mehr Charaktere als den Moerder, die Leiche und Poirot und die gibt es und sie werden interessant und mit schoener Musik und Stimmung beschrieben.


    Insgesamt fand ich den Fall spannend und die Aufloesung logisch. Gute Mitratekost, die Chancen auf das Herausfinden des Moerders gibt. Genial ist die Stimmung durch die Musik, die eine andere Zeit auferstehen laesst.


    Fazit: Gut. Ich hoere mir morgen den zweiten Teil an. Hoffentlich ist dort der Akzent besser und konstanter und hoffentlich gibt man Poiret mehr Eigenstaendigkeit gegenueber seinem beruehmten Literaturfreund. Wenn dann die Geschichten abwechslungsreich und logisch bleiben, koennte das eine gute Serie werden.

  • Zitat

    Original von Cherusker
    Fazit: Gut. Ich hoere mir morgen den zweiten Teil an. Hoffentlich ist dort der Akzent besser und konstanter und hoffentlich gibt man Poiret mehr Eigenstaendigkeit gegenueber seinem beruehmten Literaturfreund. Wenn dann die Geschichten abwechslungsreich und logisch bleiben, koennte das eine gute Serie werden.


    Das wird sie mit der zweiten Folge leider auch nicht, siehe hier.