Sally Nicholls - Wie man unsterblich wird (WDR / Igel Records)

  • Wie man unsterblich wird

    von Karlheinz Koinegg nach Sally Nicholls


    Produktion: WDR 2009 / Igel Records
    Regie: Angeli Backhausen
    Musik: Andreas und Matthias Hornschuh
    Dauer: 78 Min.



    [AMAZON]3893532609[/AMAZON]


    Mit:
    Sam: Kai Hogenacker
    Felix: Patrick Mölleken
    Mum: Gabriela Maria Schmeide
    Dad: Heinrich Schmieder
    Kayeigh: Felicitas Stern
    Ella: Mariann Schneider
    Mrs. Willis: Anja Niederfahrenhorst
    Felix' Mum: Sybille Jaqueline Schedwill
    Annie: Hella von Sinnen
    Granny: Sigrid Bode
    Dr. Bill: Roland Jankowski
    und Hans-Rolf Fuchs, Karlheinz Tafel und Kerstin Thielemann


    Mein Name ist Sam.
    Ich bin elf Jahre alt.
    Ich sammle Geschichten und interessante Tatsachen.
    Wenn du das hier liest, bin ich vermutlich schon tot.


    Sam ist krank und weiß, wie es um ihn steht. Aber er verzweifelt nicht, sondern beschließt, die Zeit zu nutzen: Er stellt Fragen, die er früher nicht gestellt hat. Wieso Gott Kinder krank werden lässt zum Beispiel. Oder ob die Welt noch da sein wird, wenn es ihn vielleicht nicht mehr gibt. Die erstaunlichen Antworten, die Sam findet, seine Erkenntnisse über sich und die Welt, schreibt er in sein Tagebuch. Darin hält er auch die Wünsche fest, die er noch hat: ein Mädchen küssen, ein berühmter Forscher werden, einen Weltrekord aufstellen oder in einem Luftschiff fahren. Wie er es schafft, sich seine Wünsche auf höchst originelle Art und Weise zu erfüllen, davon erzählt dieses ebenso erschütternde wie ermutigende Hörspiel.




    Mit erst 23 Jahren schrieb Sally Nicholls den Roman, der dieser Hörspielproduktion zu Grunde liegt. Eine Geschichte über das Sterben, die berührt, aber ohne Kitsch und Pathos erzählt wird. Trotz des Themas, ist sie nicht sonderlich emotional - zumindest nicht in dem Umfang, wie man es erwartet hätte. Das liegt daran, dass die Schwierigkeit im Umgang mit dem Thema hier eher bei den Erwachsenen liegt und die Protagonisten hingegen, mit ihrem Bewusstsein, sterben zu müssen, recht unbefangen umgehen.
    Auch wenn bei Sam und Felix mal die Wut und Ratlosigkeit ihres Schicksals packt, sie finden einen Weg und lernen die Zeit, die Ihnen bleibt, zu nutzen.


    Die Hörspielumsetzung ist gelungen. Das Skript stammt von Karlheinz Koinegg, der auch hier wieder sein Können unter Beweis stellt und eine tadellose Adaption des Werkes vorlegt.
    Aber auch die Produktion an sich überzeugt. Dem Team um Regisseurin Angeli Backhausen gelingt eine überzeugende Vorstellung. Diese bindet die einzelnen guten Komponenten zu einem gelungen Hörspiel zusammen.
    Eine dieser Elemente ist das Sprecherensemble. Hauptaugenmerk liegt dabei insbesondere auf Kai Hogenacker, der die Rolle des Sam spricht - und diese Aufgabe erstklassig meistert. Sein Talent ist unüberhörbar und es würde mich sehr wundern, wenn man von ihm in den kommenden Jahren nicht noch viel mehr hören würde. Hervorheben möchte ich noch Heinrich Schmieder, der mir als Vater von Sam sehr gut gefallen hat.


    Das restliche Ensemble agiert gut und solide, allerdings gelingt es nicht jedem, seiner Rolle genügend Persönlichkeit mitzugeben. Sie funktionieren als Figur, sind aber oft austauschbar und eher farblos.


    Für stimmungsvolle Musik sorgt das Duo Andreas und Matthias Hornschuh, die man vielleicht vom WDR-Radiotatort kennt, die aber auch schon ein eigenes Hörspiel erstellt haben. Ihnen gelingt es, die Geschichte angemessen zu untermalen. Auch hier fehlt jede Übertreibung und Gefühlsduselei - an der Untermalung gibt es insoweit nichts zu mäkeln.



    "Wie man unsterblich wird" ist auch als Hörspiel eine empfehlenswerte Geschichte, die den Tod thematisiert, ohne dabei auf emotionale Effekte zu setzen. Sicherlich wird man die eine oder andere Träne wegdrücken, aber letztlich hält das positive Gefühl aus der Geschichte heraus, die Trauer in Grenzen.
    Es ist nicht traurig, sondern schön traurig.



    meine Wertung: + + + +




    Die Ursendung dieses Hörspiels läuft in zwei Teilen an den beiden Osterfeiertagen, 12. und 13.04. jeweils um 14:05 Uhr auf WDR 5. Die Produktion erscheint in den nächsten Tagen bei Igel Records

  • Sam (Kai Hogenacker) ist schwer krank und niemand weiß so genau, wie lange der Junge noch zu leben hat. Das gilt auch für seinen besten Freund Felix (Patrick Mölleken), doch das hält die beiden nicht davon ab noch jede Menge Spaß zu haben und Unsinn zu machen. Sam hat eine Idee, er will noch einige Dinge erleben, bevor es mit ihm zu Ende geht. Er will einen Weltrekord aufstellen, einen ganz gruseligen Horrorfilm sehen, rauchen und trinken, eine Freundin haben und einfach ein richtiger Teenager sein. Wird ihm dies alles auch gelingen? Jede Minute zählt...


    - Meinung -


    Ein herzergreifende Geschichte, die Sally Nicholls geschrieben hat, nämlich über krebskranke Kinder und wie sie das Leben sehen, wie ihre Gefühlswelt aussieht und wie sie das Beste aus der restlichen Lebensspanne machen wollen. Dabei wird aber glücklicherweise nicht mit der Brechstange auf die Tränendüse eingedroschen, sondern es wird echtes Gefühlskino geboten, dass kaum ein Auge trocken lassen wird und auch ich musste mehrmals ein paar Tränen wegdrücken. Ohne zu viel verraten zu wollen, aber die Schicksale von Felix und Sam gehen einem schon sehr nahe. Die 77 Minuten Spielzeit vergehen aber auch wie im Flug und man fiebert mit den Kindern mit und man macht selber eine wahre Gefühlsachterbahn durch, denn die Geschichte ist spannend, lustig, traurig und schrecklich schön.


    Die Regie von Angeli Backhausen ist klasse und sie holt wirklich alles aus der Sprecherriege raus und das muss auch so sein, wenn das Hörspiel authentisch und glaubwürdig wirken will. Da dies der Fall ist kann man Frau Backhausen somit auch eine gute Arbeit attestieren und den Sprecherinnen und Sprechern natürlich auch. Das meiste Lob dürfen Kai Hogenacker und Patrick Mölleken einstreichen, denn für zwei junge Sprecher ist das wirklich erstklassig, was die beiden hier abliefern. Dich gefolgt von Sams "Hörspieleltern" Gabriele Schmeide und Heinrich Schmieder, die ebenfalls sehr stark agieren und Schmieder und Hogenacker zeichnen sich für eine wahnsinnig emotionale Szene aus, die es in sich hat. Mit Anja Niederfahrenhorst und Hella von Sinnen sind noch zwei weitere bekannte Stimmen dabei, doch der Bekanntheitsgrad an sich sagt hier gar nichts aus, denn bis in die kleinste Nebenrolle wird hier bestens gearbeitet.


    Die Untermalung ist hier ein unglaublich wichtiges Element und da haben Andreas und Matthias Hornschuh alles richtig gemacht. Viel wird mit der Akustikgitarre gearbeitet und das transportiert die doch recht traurige Stimmung noch ein wenig mehr, ohne aber pathetisch zu wirken. Somit wird in diesem Bereich ebenfalls eine großartige Arbeit geleistet, dazu die passenden Geräusche, mehr braucht es nicht.


    Ein rundum starkes und gelungenes Hörspiel, das ich mir sicherlich noch öfters anhören werde. Schön traurig, traurig schön, das kann man drehen wie man will, unterm Strich überwiegt aber sicherlich die Schönheit dieser Produktion. Ein Werk, das man definitiv gehört haben soll, auch wenn der Aufhänger an sich kein schöner ist. Eine starke Produktion von Karlheinz Koinegg und Birgitt Kollmann!


    [AMAZON]3893532609[/AMAZON]

  • Inhalt:
    "Ich heiße Sam. Ich bin elf Jahre alt. Ich sammle Geschichten und interessante Tatsachen. Wenn du das hier liest, bin ich vermutlich tot." - Sam ist krank und weiß, wie es um ihn steht. Aber er verzweifelt nicht, sondern beschließt, die Zeit zu nutzen: Er stellt Fragen, die er früher nicht gestellt hat, zum Beispiel, ob die Welt noch da sein wird, wenn es ihn vielleicht nicht mehr gibt. Die Antworten schreibt er in sein Buch. Und in diesem Buch hält er auch seine Wünsche fest: Ein berühmter Forscher werden, einen Weltrekord aufstellen, eine Freundin haben... Ob und wie Sam sich seine Träume erfüllt, davon erzählt dieses bewegende, aber auch komische und ermutigende Hörspiel.


    Story:
    Für die Hörspieladaption des Buches von Sally Nicholls zeigt sich Karlheinz Koinegg verantwortlich und was er aus diesem äußerst rührenden Werk schafft, ist ein grandioses Hörspielskript, das nur wenige kaltlassen dürfte und sehr unter die Haut geht. In diesem Hörspiel geht es um einen kleinen Jungen, Sam, der mit seinen elf Jahren aufgrund von Krebs bereits im Sterben liegt. Sein letzter Wunsch, genauer gesagt seine letzten fünf Wünsche, stehen für ihn im Mittelpunkt seines Lebens und für ihn ist der Tod kein Ende, sondern nur die Rückkehr "zu der Zeit vor unserer Geburt". In Ansätzen höchst philosophisch und über weite Strecken einfach nur gute Laune bereitend, schaffen es die Autorin Nicholls und der Bearbeiter Koinegg Lebensmotivation zu verschaffen und jeder Zuhörer sollte sich ein Beispiel von dieser imaginativen Geschichte nehmen. Mal unfreiwillig komisch, mal höchst emotional, mal eher emotional verdeckt, versuchen Sam und sein Freund Felix, der ebenfalls krebskrank ist, die letzten Hürden ihres Lebens zu nehmen und dem Tod zu trotzen, ja weiterhin größte Freude an ihrem Leben zu haben. Als einer der beiden Akteure verstirbt, steigt die Motivation des anderen noch viel größer und die Charakterzüge, die ohnehin schon sehr schön dargestellt werden, erhalten weitere Elemente, was diesem Hörspiel eine anrührende Schönheit verleiht. An der Umsetzung gibt es nicht viel auszusetzen, dieser Debütroman der Londonerin Sally Nicholls weiß mit den diversesten Facetten zu überzeugen und lässt hoffen, dass viele weitere schöne Umsetzungen ihrer Bücher folgen werden.


    Sprecher:
    Das Hauptaugenmerk des Hörspiels liegt auf den Gefühlen und inneren Konflikten, die die Krebserkrankungen der beiden Hauptakteure mit sich bringen und so werden auch die Sprecher der beiden Jungen, zum einen Kai Hogenacker als Sam und zum anderen Patrick Mölleken als Felix, gefordert. Mölleken, bekannt aus unterschiedlichen TV- und Rundfunkproduktionen unter anderem der Alarm für Cobra 11-Serie, weiß dabei genauso wie sein Kollege, der unter anderem bereits einen Auftritt beim "Spiel der Könige" zu Buche stehen hat, die innere Aufgewühltheit seines Charakters darzustellen und in den mal ruhigen, mal chaotischen Momenten zu glänzen. WDR-Produktionen schaffen es allgemein häufig, den idealen Sprechern die richtigen Rollen zu besetzen und so können auch die Nebensprecher für wichtige Momente innerhalb des Hörspiels sorgen. Unter anderem hervorzuheben ist dort Sybille Jacqueline Schedwill, die oftmals ihren Sohn in die negative Bahn bewegen möchte, diesen damit indirekt allerdings stärkt und die Geschichte damit vorantreibt. Desweiteren mit von der Partie sind unter anderem Hella von Sinnen, Roland Jankowsky, Gabriela Maria Schmeide, Heinrich Schmieder, Felicitas Stein, Mariann Schneider, Anja Niederfahrenhorst, Sigrid Bode, Hans-Rolf Fuchs, Karlheinz Tafel und Kerstin Thielemann - eine insgesamt außerordentlich gute Sprecherriege!


    Musik und Effekte:
    Passend zum Hörspiel setzen die Musikbearbeiter Andreas und Matthias Hornschuh auf ruhige, dezente Musiken, die die Emotionen der beiden Hauptcharaktere betonen und insgesamt eher im Hintergrund bleiben, was diesem sentimentalen Stück genau den richtigen Touch verleiht. Aufgrund der oftmals im Krankenhaus spielenden Kulisse sind eher nachdenkliche Stücke die richtige Wahl und so hat man dort keinerlei Fehler begangen. Auch die Effekte verhalten sich eher ruhig, vielmehr lässt man die Stimmen der Sprecher auf den Hörer wirken und das ist genau das richtige Rezept für diese äußerst gelungene Untermalung!


    Fazit:
    In allen Belangen kann dieses Hörspiel des WDR überzeugen und es macht einfach Freude, dem emotional-melancholischen Werk 80 Minuten lang zuzuhören. Wer sich auf Gefühle einlassen kann, bekommt hier ein klasse Hörspiel serviert, das in den obersten Sphären mitmischt und das Prädikat "sehr gut" in allen Bereichen der Bewertung verdient hat!


    Note 1