Inhalt laut Klappentext:
Mit einer flotten Bühnenshow präsentiert die erfolgreiche Modedesignerin Sally Samson ihre neue Kollektion. Bei der Westernmode passiert es: Ein Model bricht, von einem Schuss getroffen, zusammen. Ein kaltblütiger Anschlag? Wem war die junge Frau im Weg? Oder war es ein Ablenkungsmanöver? Gibt es eine Verbindung zwischen dem Schuss und den geraubten Entwürfen aus Sally Samsons Tresor? Für Justus, Peter und Bob, die drei erfolgreichen Detektive aus Rocky Beach, gibt es nur eine Möglichkeit, dem Täter auf die Spur zu kommen: Sie müssen sich als Model bewerben.
Sprecher:
Matthias Fuchs (Erzähler), Oliver Rohrbeck (Justus Jonas), Jens Wawrczeck (Peter Shaw), Andreas Fröhlich (Bob Andrews), Oliver Reinhardt (Alan), Cornelia Meinhardt (Sally Samson), Samira Chanfir (Sofie Samson), Tim Wieck (John Davis), Hans Sievers (Homer Washington), Hansi Jochmann (Dr. Harris), Klaus-Peter Kaehler (Taxifahrer), Micaela Kreißler (Brenda), Holger Mahlich (Cotta), Jona Mues (Junge)
Die Geschichte:
Justus, Peter und Bob sind zu Gast bei der ersten Modenschau ihres ehemaligen Mitschülers Alan Manley. Prompt werden sie Zeuge, wie eines der Models niedergeschossen wird. Bei dem Opfer handelt es sich um Sofie Samson, der Halbschwester von Alans Chefin, der Modeschöpferin Sally Samson. Dieser wurden, wie sich bald herausstellt, in der Aufregung um den Anschlag obendrein auch noch die Entwürfe für eine neue Kollektion gestohlen. Alan gibt den drei Detektiven den Auftrag, den Fall zu untersuchen, verhält sich in der Folgezeit aber alles andere als kooperativ. Zwar verschafft er den "drei ???" noch ein Gespräch mit Sally Samson, doch sein Verhalten danach ist höchst undurchsichtig. So ruft er zum Beispiel anonym bei Inspektor Cotta an, um seinen Konkurrenten Michele Trentini anzuschwärzen, und verpasst Justus eine Backpfeife, als dieser (darüber) mit ihm reden will. Die anschließende Verfolgungsjagd endet just vor der Haustür von ... Michele Trentini. Noch dazu ist die angeschossene Sofie Samson nach überstandener Operation plötzlich spurlos verschwunden.
Meinung:
Fast möchte man Autorin Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer zurufen: "Na also, es geht doch!". Denn nach der Katastrophenfolge "Späte Rache" ist "Schüsse aus dem Dunkel" eine Steigerung um mehrere tausend Prozent. Positivester Aspekt: Die drei Detektive arbeiten zusammen wie in guten alten Zeiten. Justus ist Chef des Trios, ohne seine Freunde herablassend zu behandeln, er ist der kluge Kopf, ohne auf der anderen Seite weltfremd zu sein. Peter ist nicht der Stotterer, Angsthase und Dummkopf, dessen Fragen ständig als Vorlagen für Justus' Erklärungen herhalten müssen, und Bob ist nicht die wechselnd koalierende Zicke. Der eine kombiniert dies, dem anderen fällt das auf, nie steht einer dumm da. Die drei Detektive spielen sich in dieser Episode wunderschön die Bälle zu – und ihre Sprecher gleich mit, denn denen merkt man den Spaß an der Arbeit deutlich an.
Die Geschichte richtet sich dabei trotz des eigentlich brutalen Verbrechens wohl eher an die jüngeren Hörer und wartet entsprechend mit einigen Albernheiten ("Heilige Kontaktlinse!") und plakativer Bildsprache ("Der Laufsteg durchzog den dunklen Raum wie ein Laserstrahl") auf. Auch Alans verschlüsselte Botschaft an Inspektor Cotta ist letztlich im wahrsten Sinne des Wortes ein Kinderspiel, das die jüngere Klientel zum Mitraten animieren soll. Und natürlich wäre "Schüsse im Dunkeln" keine BJHW-Geschichte, wenn die Autorin nicht den Verstoß gegen Konventionen pflegen würde und wenn sie nicht noch eine Botschaft hätte, die sie wie üblich nicht eben subtil verpackt. Und so bekommt eben Justus den Job als Model und nicht der Sportler Peter, und so ist "Schüsse aus dem Dunkel" am Ende auch ein Eifersuchtsdrama um gleich zwei gleichgeschlechtliche Paare. Allerdings ist das des Guten vielleicht insofern etwas zu viel, als damit andererseits auch wieder Klischees (schwule Modeschöpfer/lesbische Modeschöpferin) bedient werden.
Auch der Schluss der Geschichte könnte sicherlich besser sein, denn erstens kommen die "drei ???" dem bewaffneten Täter mit körperlicher Gewalt bei (was noch in jeder ???-Folge ein suboptimales Ende war), zweitens gerät der Justus-Monolog arg lang und drittens verfällt die Autorin wieder in ihre Untugend, das eine Motiv zu viel unterbringen zu wollen.
Dennoch: Das Casting hat heute wieder eine ungeahnte Aktualität, Tim Wieck mit seinem amerikanischen Akzent wirkt wie eine Vision von Bruce Darnell und die Geschichte ist wohltuend geradlinig. Hinzu kommt, dass die Folge solide produziert und gut besetzt ist. Die Qualität der Musik ist schwankend. Sie reicht von "groovy, jazzy, funky" bis hin zu den hinlänglich bekannten überstrapazierten Füllstücken, macht aber zum Glück nie die Atmosphäre kaputt.
Fazit:
Die Geschichte ist einfach und gut oder gut, weil einfach, und in mancherlei Hinsicht ist "Schüsse aus dem Dunkeln" sogar eine Rückkehr zu den Wurzeln. Die Welt der Mode ist hier im Prinzip nur Kulisse. Die Autorin widersteht der Versuchung, weiter in die Thematik einzutauchen als unbedingt nötig – ohnehin müsste man sich fragen, ob es Stretchkleider jemals zu irgendeiner Zeit auf irgendeinen Laufsteg dieser Welt geschafft haben -, und verzichtet mithin auf den bei ihr sonst üblichen Versuch der Wissensvermittlung. Das Ergebnis ist eine Folge mit weniger unterfütternden Fakten und weniger Details, die aber trotzdem oder deswegen nicht weniger Atmosphäre und Flair hat, sondern im Gegenteil mehr – weil schlicht mehr Raum dafür bleibt. Weniger Fakten bedeutet außerdem – so garstig das nun auch klingen mag – weniger Fakten, die falsch sein können.
Die Art und Weise der Annäherung an das jüngere Publikum ist sicherlich Geschmackssache, und sich Justus als Gewinner eines Model-Castings vorzustellen, erfordert Phantasie. Das aber kann man letztlich von jedem (guten) ???-Fall sagen. Note 3.