Um das mal spaßeshalber aufzudröseln, wie es sich für mich beim "Knochenmann" darstellt:
1) Bob macht ein Praktikum in einem hundert Jahre alten Theater, in dessen Heizungskeller offenbar auch ein Teil der Werkstätten untergebracht ist. Zudem gibt es dort mehrere alte Gänge/Tunnel nach draußen.
Ich nehme an, die Gänge entdeckt Bob in der Buchvorlage schon am Anfang und erzählt Justus und Peter davon. Im Hörspiel erwähnt er die Entdeckung irgendwann gegen Ende en passant, was natürlich wesentlich "hingebogener" wirkt, als damit in die Geschichte einzusteigen.
2) Der Intendant des Theaters veranstaltet ein Rätsel, für dessen Lösung er 10.000 Dollar auslobt. Daraus ergibt sich ganz klassisch eine ???-typische Schnitzeljagd samt Vermittlung von ein wenig Bildung.
Allerdings ist das Rätsel eine abgekartete Sache zwischen dem Theaterintendanten und seinem Starschauspieler, die rein der Publicity dienen soll. Beide kommen am Ende damit durch.
3) Es gibt Erdbeben. Das ist insofern relevant, als dadurch zuvor verschüttete Dinge überhaupt erst entdeckt werden und die Ereignisse ins Rollen kommen. Außerdem entkommt die entführte Maya (siehe unten) erst dadurch aus ihrem Gefängnis. Obendrein soll wohl über der ganzen Folge die unheilvolle Atmosphäre einer stets drohenden Naturkatastrophe schweben - bis hin zu Warnungen, das berüchtige "Big One" könne bevorstehen. Die anscheinend höchst offizielle Warnung des kalifornichen Katastrophenschutzes vor einem größeren oder sogar richtig verheerenden Erdbeben gibt Muzzy im Hörspiel mal eben unter "Ferner liefen" am Handy durch. Nix ist mit unheilvoller Naturkatastrophenatmosphäre.
4) Theatermitarbeiterin Maya wird entführt. Die drei ??? suchen natürlich nach ihr. Fortan weiß man nie so recht, lösen sie nun das Rätsel des Theaterintendanten Prettyman oder suchen sie Maya. Sie tun letzten Endes im munteren Wechsel und überschneidend beides, was das Hörspiel dezent verwirrend macht.
Maya ihrerseits legt - Klassiker! - eine Fährte. Da diese größtenteils aus dem Zettel mit Prettymans Rätsel besteht, wird ein Zusammenhang suggeriert, den es nicht gibt. Storytechnisch clever.
5) Zugleich verliert aber auch Mayas Kidnapper bei der Entführung ein wertvolles Schmuckstück - warum auch immer er das bei diesem Unterfangen bei sich hat. Das Schmuckstück scheint also Teil der von Maya gelegten Fährte zu sein, ist es aber nicht. Storytechnisch erneut clever, aber schon hart an der Grenze von "too much", wenn man es noch nachvollziehbar auflösen will.
Um nicht erkannt zu werden, verkleidet sich Mayas Entführer zudem als Hyäne aus "König der Löwen". Das Kostüm hat er aus dem Theaterfundus, was bedeutet, der Täter stammt aus dem Umfeld des Theaters.
Warum sich der Entführer Justus und Peter in seinem Hyänenkostüm zeigt, bleibt wiederum völlig offen. Es ist letztlich nur ein weiterer inszenierter Holzweg: Entlaufene Hyäne/Spinner im Hyänenkostüm in Rocky Beach. Unterm Strich also grenzwertig albern.
6) Das gefundene Schmuckstück wiederum führt die ??? - durchaus logisch - zu einem Juwelier. Dieser erkennt darin einen Teil einer vor langer Zeit geraubten Kollektion. Verdächtiger bei diesem Raub war der Schauspieler Burgess.
Nach 45 Minuten Spielzeit ist also mit der Figur Burgess auf einmal noch ein Ball in der Luft, die allmählich dünn wird.
Burgess, so wird sich später herausstellen, war auch am Theater engagiert. So deutet letztlich immer mehr auf das Theater hin.
7) Die drei ??? kehren immer wieder ins Theater zurück. Mal stoßen sie dort auf Teile der Lösung von Prettymans vermeintlichem Rätsel, mal auf Hyänenkostüme, Sandhäufchen, Theaterdolche mit versenkbarer Klinge oder einen Zahn.
Der Zahn entpuppt sich als echt. Er stammt von Burgess, dessen Gerippe in einem der Gänge liegt, die aus dem Theater hinausführen. Wie Burgess dorthin gekommen ist, wie er umgekommen ist und warum er die geraubten Juwelen bei sich hatte - all das bleibt ungeklärt.
Maya jedenfalls, so stellt sich heraus, wurde entführt, um aus dem Weg zu sein, bis die Bösewichte mit Burgess' Beute verschwinden können.
So. Das ist aus meiner Sicht die Geschichte, die sich bei genauer Betrachtung tatsächlich zusammenfügt.
Es gibt allerdings so viele Personen, dass am Ende noch nicht mal Platz ist für Mayas Entführer. Das halte ich für eine konzeptionell falsche Entscheidung.
Auch endet die Geschichte irgendwie abrupt nach einem Messerangriff auf Justus. Man kann sich zwar denken, dass ihm nichts passiert, schließlich ist er Justus und der Theaterdolch für "Romeo und Julia" wurde vorher schon auffällig-unauffällig erwähnt, aber trotzdem: Einfach so Schnitt und dann Erklärdialog, die Erste, das geht zumindest eleganter.
Es scheint einfach wahnsinnig viel Story selbst für 80 Minuten Spielzeit zu sein - bzw. anders ausgedrückt: Sie haben es wieder mal nicht gut verstanden, die Vorlage so auszudünnen und zu kürzen, dass sie ein in sich stimmiges Hörspiel ergibt. Die Figuren werden buchstäblich nur durch die Kulissen geschoben, haben oft nur ein paar Sätze und sind mithin nicht präsent. Meist wird über sie geredet, aber die Personen selbst treten kaum in Erscheinung. Onkel Titus und Tante Mathilda hätte es in dieser Folge nicht gebraucht, andere Figuren dafür umso mehr.
Und auch nicht zum ersten Mal ist es so, dass 45, 50 Minuten recht kleinteilig erzählt wird. Danach wirkt es, als wäre jemandem aufgefallen, dass sie aus dem Kreuz kommen müssen, es wird zehn Minuten hektisch ein Ende gebastelt und dann gibt es noch mal 15 Minuten nachträgliches Lückenfüllen.
Korff als Juwelier nuschelt tatsächlich ziemlich. Außerdem gibt es noch so ein angedeutetes Gaycoding zwischen Maya und Muzzy; jedenfalls heißt es von Maya zwischenzeitlich mal, sie "stehe nicht auf romantische Typen" und später nennt die stets besorgte Muzzy sie "Schatz". Ganz am Ende erfährt man aber wiederum, dass Maya mit einem Mann ausgeht - mit irgendwem vom Theater, der auch mal in der Geschichte vorkam und sogar mehrere Sätze gesagt hat, den und die man aber bis dahin schon wieder vergessen hat.
Es passt irgendwie zu dieser verworrenen Geschichte, dass das irgendwie überflüssig ist bzw. man sich fragt, ist das nun eine Art Dogwhistle dafür, dass Maya bi ist, oder noch eine Nebelkerze oder eine Provokation in Richtung all derer, die bei sowas sofort auf Zinne sind, nur um dann am Ende unschuldig sagen zu können: "Was wollt ihr denn? Sie geht doch mit einem Mann aus!"