Amadeus von Hörplanet - Partitur 01 - Wolferl

  • Hat das schon jemand gehört ?


    Ich persönlich weiß noch nicht abschließend, wie ich das Hörspiel finden soll. Positiv finde die Idee, ausgerechnet Mozart als eine Art "Ermittler" im Kreis seltsamer Geschehnisse einzusetzen. Die Geschichte an sich ist eine solide Mysterie-Grusel-Story, die gut unterhalten konnte.


    Weniger begeistert hat mich der Charakter der Figur Amadeus' . Irgendwie seltsam zynisch-musiknerdig, und mit zu viel herumalberei im Umgang mit seinem Arzt-Freund und anderen. Ich hatte mir da eher eine etwas bodenständigere Figur vorgestellt. Und diese untermischung Österreichischer Ausdrucksformen wirkt in einem ansonsten komplett hochdeutschen Hörspiel auch ein wenig fehl am Platz. Da hätte man entweder (bis auf Namen von Personen) ganz drauf verzichten sollen oder alle Personen in leicht österreichischen Dialekt sprechen lassen sollen.


    Ich lass' bei Gelegenheit mal Partitur 02 auf mich wirken, mal schauen, welchen Eindruck diese hinterlässt.

    "Glaub nicht, ich sei verrückt, Eliot – viele haben merkwürdigere Abneigungen als diese."

  • Wo genau ist das denn der Fall?
    Ich meine das mit der "Untermischung österreichischer Ausdrucksformen".


    So auf Anhieb erinnere ich mich daran, das der Kutscher "Schwager" heißt. Oder die Wirtin, die "bittschön" sagt. Oder der eine Kutscher, der beim "scheissen" starb (zwar ist der Ausdruck selbstverständlich auch in D gängig, würde aber wohl bei so "gesitteten" Protagonisten so nicht verwendet werden) . Für weiteres müßte ich noch mal reinhören, aber man hat halt offensichtlich versucht, das ganze akustisch hier und da zu "österreichisieren", während es sich ansonsten um ein strikt hochdeutsches Hörspiel handelt.

    "Glaub nicht, ich sei verrückt, Eliot – viele haben merkwürdigere Abneigungen als diese."

  • Eigentlich wird gar nicht versucht, die Sprache zu verösterreichern. Was versucht wird, ist, eine Sprache des ausgehenden 18ten Jahrhunderts zu emulieren, die nun stellenweise etwas gestelzter daherkommt als unser heutiges Sprechen und stellenweise auch ein anderes Vokabular hat. Alle mit österreichischem Akzent parlieren zu lassen, ist schlechterdings unmöglich, wenn man nicht mit Österreichern aufnimmt. Und über ein gelegentliches "Bittschön" wird die Welt auch nicht untergehen. Hoffe ich jedenfalls, aber wenn dem so ist, dann sehen wir das ja am kommenden Freitag.


    Der "Schwager" im übrigen ist ja auch nichts spezifisch Österreichisches, ebensowenig wie zum Beispiel das "Häußgen", auf dem es dem Gangleder ans Leben geht, und das "Scheissen" ... da dir die Figur des Amadeus und sein sehr anzügliches Sprechen offenbar etwas aufgesetzt erscheint, rate ich zur Lektüre einiger Briefe, vielleicht der berühmten Bäsle-Briefe des jungen Herrn Mozart, in welcher dieser "gesittete Protagonist" unter anderem schreibt:


    "Nun muß ich schliessen, wie es auch so ist, denn ich bin noch nicht angezogen, und wir essen iezt gleich, damit wir hernach wieder scheissen, wie es auch so ist;" :D

  • Was versucht wird, ist, eine Sprache des ausgehenden 18ten Jahrhunderts zu emulieren, die nun stellenweise etwas gestelzter daherkommt als unser heutiges Sprechen und stellenweise auch ein anderes Vokabular hat.

    Mag sein, aber der "mix" ist etwas gewöhnungsbedürftig, zumal das ganze ja, vermutlich aus Gründen der verständlichkeit, nicht konsequent durchgezogen wird, sondern eben nur sporadisch. Ich persönlich würde es als weniger holprig empfinden, wenn man darauf ganz verzichten würde.
    Als Beispiel, wie "gestelzte" Sprache gleichzeitig in den zeitlich Kontext passt und trotzdem noch sehr hörbar bleibt, fällt mir Spontan die Szene in "Dorian Hunter" ein, als die Hauptperson in Gestalt des Nicolas de Conde Asmodis beschwört und sich eine Koversation ergibt. Als Negativbeispiel wiederum, wie rückwärts gewandte Sprache den Hörgenuss total verderben kann, fällt mit "Edgar Allen Poe's "Der entwendete Brief" in der Version vom Ascolto-Verlag ein. Ich habe es bis jetzt drei mal versucht das Hörspiel ganz zu hören, bin aber jedes mal eingeschlafen ;)


    Alle mit österreichischem Akzent parlieren zu lassen, ist schlechterdings unmöglich, wenn man nicht mit Österreichern aufnimmt.

    Das allerdings habe ich mir auch schon gedacht.


    Der "Schwager" im übrigen ist ja auch nichts spezifisch Österreichisches, ebensowenig wie zum Beispiel das "Häußgen", auf dem es dem Gangleder ans Leben geht, und das "Scheissen" ... da dir die Figur des Amadeus und sein sehr anzügliches Sprechen offenbar etwas aufgesetzt erscheint, rate ich zur Lektüre einiger Briefe, vielleicht der berühmten Bäsle-Briefe des jungen Herrn Mozart, in welcher dieser "gesittete Protagonist" unter anderem schreibt:


    "Nun muß ich schliessen, wie es auch so ist, denn ich bin noch nicht angezogen, und wir essen iezt gleich, damit wir hernach wieder scheissen, wie es auch so ist;" :D


    Nun ja, wie ich oben schon andeutete ist es zum einen fraglich, ob es bei einem Hörspiel hilfreich ist, sich zu sehr an der historisch korrekten Sprache zu orientieren. Zum anderen ist mein Hauptproblem mit der Figur des Amadeus auch nicht die aufgesetzte Sprache, sondern eher sein leicht zynisch-sprunghafter Charakter. Das erschwert ein wenig die Identifikation mit ihm als Heldenfigur der Handlung ;)


    Aber man wird sehen, Hörspiele einer Reihe entwickeln sich ja auch, ebenso gewöhnt man sich an vieles, und das war ja erst der erste Teil des ganzen.

    "Glaub nicht, ich sei verrückt, Eliot – viele haben merkwürdigere Abneigungen als diese."

  • Letztlich ist es natürlich dein subjektiver Höreindruck, wenn du mit dem zugegebenen Kompromiss, der hier (wie ganz richtig vermutet) aufgrund der besseren Verständlichkeit (und damit Zugänglichkeit) gemacht wurde, deine Probleme hast - ich werde einen Teufel tun, dir deine persönliche Erfahrung wegdiskutieren zu wollen. Meine Meinung ist nur, dass ein neusprachlich produziertes Hörspiel, das behauptet, vor zweihundert Jahren zu spielen, doch ein wenig neben der Spur wäre.


    Und dass eines, das tatsächlich den Sprachgebrauch der Altvorderen im Munde führt, schlechterdings für den zeitgenössischen Hörer unhörbar wäre - und immerhin soll AMADEUS ja nicht nur eine kleine Schar von Hörern erreichen, sondern durchaus auch ein großeres Publikum finden (und hoffentlich unterhalten). Ganz davon abgesehen, dass es keinerlei Sprachaufnahmen aus jener Epoche gibt und man zurückgeworfen ist auf das, was an schriftlicher Korrespondenz erhalten ist - und dass Schriftsprache und gesprochene Sprache zwei verschiedene Paar Schuhe sind, dürfte damals wie heute eine Binsenweisheit gewesen sein. Wobei ich gerade bei den Mozartischen Briefen durchaus das Gefühl habe, dass der Wolferl hier sehr authentisch sich selbst vom Munde abgeschrieben hat.


    Da ich die beiden von dir erwähnten Beispiele nicht kenne, kann ich dazu keine Meinung abgeben. Ich denke aber, dass hier ein sehr vertretbarer und guter Kompromiss gefunden wurde - und dass es in Österreich eben Semmeln sind, und man nicht von Rundstücken oder Brötchen spricht, ist einfach eine konsequente Folge des Settings, und keine Anbiederei ans Österreichische oder ein bemühtes Nachahmen einer anderweitig hier nicht gepflegten Mundart.


    Dass dir zudem der Amadeus als zynisch aufstößt, ist ebenfalls ein subjektiver Eindruck, den ich nicht widerlegen kann. Ich allerdings sehe ihn nicht als einen Zyniker, wohl aber als jemandem, dem die eigenen Befindlichkeiten und Launen näher sind als die anderer Leute. Und dass er ein enfant terrible, ein Trinker und Zecher, ein hyperaktives kleines Männlein war, dass hibbelig und plappernd auch gegenüber Höhergestellten seinem eigenen Kompass folgend ungehörige Dinge von sich gab (sehr zum Missfallen seines durchaus ja Obrigkeitshörigen oder zumindest stark opportunistisch handelnden Vaters Leopold), ist nun einmal tradiert.


    Grundsätzlich stellt sich mir an dieser Stelle aber die Frage, ob auch andere Hörer der ersten (oder der ersten drei) Folge(n) das ebenso sehen. Sicherlich ist dieser Amadeus kein unmittelbar angenehmer Charakter, aber gerade das macht für mich seinen Reiz aus. Er ist auch gewiss kein lupereiner Sympathieträger, und wenn man als "den berühmten Mozart" einen in sich ruhenden, kontrollierten und abgeklärten Menschen musikalischen Genies erwartet hat, dass wird man von diesem flatterhaften und selbstverliebten Amadeus sicherlich zunächst einmal irritiert sein. Zu behaupten, der historische Mozart sei genauso gewesen, geht sicherlich zu weit, aber dass der gute Amadé alles andere als ein konsensfähiger, würdevoller Musikprofessor war, ist denke ich inzwischen von den Musikhistorikern klar belegt.


    Was mich interessieren würde: Gab es sonst noch Irritationen?
    Oder hat der Amadeus vielleicht sogar irgendwo einen Nerv getroffen und stößt - unvollkommen wie er ist - auf Zustimmung und Sympathie?


    Aber man wird sehen, Hörspiele einer Reihe entwickeln sich ja auch, ebenso gewöhnt man sich an vieles, und das war ja erst der erste Teil des ganzen.

    So ist es. Und ich denke, dass der Mozart als ein Küken von gerade mal 25 Jahren sicherlich noch ein paar manieren lernen kann ... nur ob er es wird, steht auf einem anderen Blatt. :D

  • Ich habe gestern begonnen, das Hörspiel bewußt noch einmal zu hören, und muß meinen Eindruck bezüglich des österreichischen etwas revidieren : Man hat nicht versucht, das Hörspiel zu "östereichisieren" , sondern, wie ich später schon schrieb, der Mix zwischen damaliger Sprache in Satzbau und Begrifflichkeiten einerseits und lupenreinem hochdeutsch und gegenwärtiger, ganz "normaler" Konversation andererseits wirkt tlw. etwas zu Gegensätzlich. Zusätzlich scheint das ganze auch noch sehr von der jeweiligen Person abzuhängen. Während z.B. Dr. Resch auch in der heutigen Zeit sprachlich kaum auffallen würde, spielt gerade Mozart sehr mit der Sprache und kommt diesbezüglich recht aristokratisch rüber.
    Andererseits kommt das aber wiederum der Art, wie sein Charakter im Hörspiel angelegt ist sehr entgegen. Und nicht zuletzt ist das, damals wie heute, sicherlich auch eine Frage des Berufsstandes. Mozart als Vollblutkünstler geht mit der Sprache verständlicher Weise anders um als Dr. Resch, der als Arzt generell ein bodenständiger Typ ist. Da ist es natürlich nur logisch, dies auch in den Sprachgebrauch einfließen zu lassen. Vermutlich ist das ganze sogar, auch unter Kompromissgesichtspunkten die Hörbarkeit betreffend, die vernünftigste Form der Umsetzung.

    Er ist auch gewiss kein lupereiner Sympathiträger, und wenn man als "den berühmten Mozart" einen in sich ruhenden, kontrollierten und abgeklärten Menschen musikalischen Genies erwartet hat, dass wird man von diesem flatterhaften und selbstverliebten Amadeus sicherlich zunächst einmal irritiert sein.

    Genau so gings mir ;) Zumal Amadeus ja nur eine von zwei Hauptpersonen ist, manchmal nehme ich sogar seinen Freund, den Arzt Dr. Resch als eigentliche Hauptperson wahr.


    Übrigens muß ich ansonsten noch mal weiteres positive am Hörspiel betonen, sonst bekommen meinen Äußerungen womöglich einen zu negativen Touch : Technisch absolut Top, auch die Sprecher allesamt Profis.

    "Glaub nicht, ich sei verrückt, Eliot – viele haben merkwürdigere Abneigungen als diese."

  • ich finde herrn mozart äußerst amüsant. vielleicht etwas selbstverliebt, aber charmant und voller esprit, und ja im grunde seines herzens ein guter kerl. aber so sind sie halt, die genies...gerade das wesen mozarts hat mir besonders gut gefallen, es macht einfach spaß, ihm zuzuhören. es ist einfach mal eine andere art von hauptperson, nach all den depressiven, gehetzten, geschundenen, verunsicherten helden mal ein wohltuender farbfleck im hörspielbereich.


    ich kann auch an der verwendeten sprache nichts negatives finden, ich mag es, dass hier nicht so getan wird, als spiele alles in der neuzeit. es wurde ja auch schon erläutert, warum man hier natürlich einen kompromiss finden muss, so what? und dass bestimmte begriffe eingeflochten werden, finde ich sogar positiv, macht es doch deutlich, wo die handlung spielt. ich finde die kritik einigermaßen unverständlich und kann sie nicht wirklich nachvollziehen. aber egal, mir hats wirklich ausgesprochen gut gefallen, weiter so und mehr davon, aber bitte flott!

    The gods have never bothered much about judging the souls of the dead, and so people only go to hell if that's where they believe, in their deepest heart, that they deserve to go. Which they won't do if they don't know about it. This explains why it is so important to shoot missionaries on sight.

  • Vermutlich ist das ganze sogar, auch unter Kompromissgesichtspunkten die Hörbarkeit betreffend, die vernünftigste Form der Umsetzung.


    So sehe ich das auch. Schön jedenfalls, dass du noch einmal ein Ohr hineingeworfen hast, und dass dir offenbar ja doch das eine oder andere an der Folge gefallen hat.

    Übrigens muß ich ansonsten noch mal weiteres positive am Hörspiel betonen, sonst bekommen meinen Äußerungen womöglich einen zu negativen Touch : Technisch absolut Top, auch die Sprecher allesamt Profis.


    Das kann ich aus meiner subjektiven Warte nur unterschreiben, insbesondere die Sprecher in allen drei Folgen machen großartige Arbeit, allen voran Tim Knauer, der als Amadeus wirklich eine Wucht ist.

    es ist einfach mal eine andere art von hauptperson, nach all den depressiven, gehetzten, geschundenen, verunsicherten helden mal ein wohltuender farbfleck im hörspielbereich.


    Jedenfalls ist er eine Figur, die nicht wirklich tragisch gebrochen ist, und verunsichert schonmal überhaupt gar nicht - jedenfalls nicht lange. :D Seine Hauptfiguren etwas zu hetzen, zu schinden und zu deprimieren ist sicherlich beizeiten durchaus angezeigt, aber beim Herr Mozart muss man sich da schon ordentlich ins Zeug legen, damit das was bringt.

    ich finde die kritik einigermaßen unverständlich und kann sie nicht wirklich nachvollziehen. aber egal, mir hats wirklich ausgesprochen gut gefallen, weiter so und mehr davon, aber bitte flott!


    Bis zur Veröffentlichung der Partitur 4 im Februar ist zwar noch ein bisschen hin, aber die 5 ist ebenfalls bereits im Kasten, die 6 geschrieben und die 7 in Arbeit. Es kömmt also was.

    Mir gefällt die Serie, nach "Ordensschwester Amelie" die meiner Meinung nach beste Serie aus dem Hause Hörplanet.

    Die Reihenfolge kann mir in dem Fall sogar halbwegs gleich sein, das ist für mich so rum oder so rum erfreulich zu hören. :D