Beiträge von brudervomweber

    Was übrig bleibt? Ich darf mir erlauben, Dich (und auch Sebastian Weber nebenbei), auf diesen Beitrag von mir hinweisen:


    Sind Hörspiele mit Hirn nicht erwünscht?


    Der ist mir nicht entgangen. Das ist aber eine ganz anderen Liga von Anspruch, und auch ein anderer Markt. Das sind Hörspiele, die man als kommerzielle Produktionen kaum finden wird, die es dank Rundfunkbeitrag aber weiterhin geben wird, auch, wenn auf dem kommerziellen Sektor irgendwann nur noch die Zombies durchs Internat wanken. Ich denke ferner, dass bei diesen Titeln die Tatsache, dass es sich um ein Hörspiel handelt, für die Käufer eher nebensächlich ist. Da wird das Hörspiel aus der Radioperspektive gesehen, also nicht als Kinderkram, sondern als anspruchsvolle Unterhaltung, die im Einklang mit ihrem Inhalt steht, also als Kultur, und die Käuferschaft solcher Hörspiele ist eine grundsätzlich andere als die, die Larry Brent oder Lady Bedfort kauft und hört.


    Kein kommerzielles Label würde sich dem Risiko ausliefern wollen, einen Goethe, einen Shakespeare, Mann, Walser, Lenz, Dürrenmatt, Bernhard, Handtke und wie sie alle heißen zu vertonen, weil die Absatzchancen auf dem "eigenen" Markt gefährlich klein sind, und der andere Markt, auf dem diese Produkte "gehen" könnten, über die Herkunft des Labels die Nase rümpft. Wenn da nicht als Hersteller der WDR, SWR, BR, Deutschlandradio Kultur o. ä. draufsteht, dann kann das ja schonmal nichts sein. Beim Kauf greift eine unterschiedliche Erwartungshaltung, je nachdem, ob der MacBeth nun vom Hörverlag, von Europa oder der R&B Company angeboten würde.


    Um es ganz krass zu sagen: Beim kommerziellen Hörspielfan sind solche Hörspiele mit Hirn glaube ich eher weniger erwünscht. Wobei ich durchaus auch vermute, dass es bei vielen "kulturaffinen" Kunden beim Kaufen bleibt, und diese High Brow-Hörspiele in vielen Fällen das Schicksal der Commedia dell'arte im Fall deiner Eltern teilen. Da reicht es - wie oft ja auch bei Büchern - manch einem, es zu haben, statt es gehört zu haben. ;)

    Ursprünglich ging es ja um die Frage, inwiefern Anspruch (a.k.a. Hirn) und Unterhaltung gegenbegrifflich zu betrachten sind.


    Hat etwas, das nicht auf unterstem Aufmerksamkeitsniveau gehört und "mitgenommen" werden kann, am Markt deshalb keine Chance, weil (Verallgemeinerung) "der Hörspielhörer" sich die Mühe nicht (länger) macht, mehr als 10% Aufmerksamkeit beim Hören zu investieren?


    Oder anders: Sind Hörspiele mit besagtem Hirn nicht erwünscht?


    Ich würde hier auch gar nicht behaupten wollen, dass z. B. Amadeus total anspruchsvoll ist. Die Folgen kann man (die richtige Reihenfolge vorausgesetzt :P ) auch mit halber Kraft weghören. Nichtsdestotrotz denke ich, dass jede Folge auch für zweite und auch weitere Hördurchläufe noch Dinge bereithält, die man neu entdecken kann oder die zum Nachdenken anregen, und die es bei der im Regelfall sehr flachen Narration einer x-ten Serien-Folge nach dem Schema F eben nicht zu erleben gibt. Bei letzteren mag es den einen oder anderen "campy moment" geben, der ungewollt geil und/oder kultig ist und neuerliches Hören lohnenswert macht, aber normalerweise hat sich die Sache mit dem ersten Hören erledigt. Weil: Keine Zeit, sich das nochmal anzuhören, es muss was Neues her, bei dem aber bitte alles beim alten sein soll.


    Ich denke, man kann das eingangs erwähnte Hirn in diesem Fall weniger als Indiz für Intelligenz verstehen (die ja ohnehin subjektiv ist), sondern als Bereitschaft zum Aufmerksamen Hören.


    Und dann lautet die Frage eigentlich: Aufmerksames Hören, ist das nicht erwünscht?


    Hört man Hörspiele, um sie zu hören?
    Oder hört man sie, um nicht Nichts zu hören?


    Ist das Hörspiel, das Radio, die ständige Beschallung der moderne Schutz des Menschen vor dem horror vacui, vor der Leere, dem Nichts, der Abwesenheit eines jeden Geräuschs, außer dem eigenen Atem und dem eigenen Herzschlag, die einen in Panik versetzen, weil man der eigenen Körpermaschine lauscht, deren Zerbrechlichkeit und Endlichkeit man sich plötzlich bewusst wird. Hauptsache Rauschen, und wenn es die Spülmaschine ist? Oder irgendsoein Hörspiel?


    Da kommt dann natürlich wieder das Stress-Argument. Man hört Hörspiele zum "Runterkommen", zum "Chillen", zur "Entspannung". Dazu passt es nicht, wenn der biologische Prozessor auf Hochtouren arbeiten muss, um ein vermeintlich total komplexes, ausschließlich für Schachgroßmeister ansatzweise entschlüsselbares Hörspiel hören zu können.


    Und dieser Reflex zum "Och nee, bitte nicht jetzt!" zweifellos vorhanden. Unabhängig vom Hörspiel selbst. Beim Müll runtertragen fängt es an. Und beim Kauf eines Hörspiels hat dieser Urinstinkt auch die Finger im Spiel. Da reicht schon der Titel, um ihn auszulösen. Freud? Öh, Psychoanalyse!? Lassen wir mal lieber. Amadeus? Argh, Klassik, sicherlich ein dröger Furz, vermutlich sterbenslangweilig, höchstwahrscheinlich Kunstkacke, oder alles zusammen.


    Natürlich muss es jederzeit auch etwas Leichtes sein (dürfen), keine Frage. Aber dass das Lamento über die Verflachung der Geschichten (zumindest in den Foren) und Hörspiele nach ewiggleichem Muster einem spürbaren Desinteresse gegenüber denjenigen Hörspielen, Serien oder Reihen gegenübersteht, in denen eine wie auch immer abwechslungsreiche Berg- und Talfahrt geboten wird, ist irgendwie eigentümlich.


    Und um darauf zurückzukommen, dass die Label sich bei den Hörern beschwerten, dass ihre ach so tollen Kreativexplosionen nicht gekauft würden, ihr Ärsche: Die Rechnung zahlt am Ende nicht das Label, das irgendwann aufhören wird, solche Produkte zu lancieren. Die Rechnung zahlt der Hörer, der diese Produkte nicht mehr bekommen wird.


    Und um Snows Ansicht aufzugreifen, "dass insbesondere der Groschenkram dafür sorgt, dass das Medium sich nicht so richtig aus der Nische befreien kann": Die Tatsache, dass man, wenn man einen Blick über den Tellerrand des Hörspiel-Kinderkrams wirft, gleich von der schieren Masse des Groschenkrams geblendet wird, der zwar nicht für Kinder, aber durchaus für die kindlichen Gemüter Erwachsener produziert wird, sorgt definitiv nicht dafür, dass Hörspiel (im kommerziellen Bereich) als ein erwachsenes, ernstzunehmendes Medium wahrgenommen wird, welches man konsumieren kann, ohne selbst im Bekanntenkreis als Kindskopf abgestempelt zu werden. Das ist dann nicht so etwas wie eine "dirty pleasure", das ist einfach nur peinlich. Und die paar Produkte, die als Leuchttürme aus diesem tosenden Meer des "Schunds" (wie meine Mutter immer zu Groschengrusel zu sagen pflegte) herausstehen, werden nur als Irrlichter wahrgenommen.


    Würde ich mal so sagen.

    Das meinst Du jetzt nicht ernst, oder?


    Stimmt, in der Zahlenreihenfolge kommt ja nach der 1 auch direkt die 7, wie konnte ich das nur vergessen. :rolleyes: Es ist nun mal eine Serie, mit fortlaufender Handlung, keine Reihe.


    Das ist ja fast so, als würde man sich bei Gabriel Burns beschweren, dass man die Folge 7 nicht kapiert, weil man die direkt nach der 1 hört. Oder wenn man bei einer TV-Serie mit fortlaufender Handlung nach der ersten Folge direkt die 7. schaut, weil...ja, warum eigentlich? Weil man die günstig geschossen hat oder weil sie gerade auf der DVD so angesteuert wurde. Verdammte Axt aber auch, was erlaubt sich diese Serie?

    :uglylol: Ich sag einfach mal: Danke.

    Diese Naricht werden wohl alle GGX Unterstützer bekommen haben...


    Was sie ja nicht notwendig zu einer öffentlichen Nachricht macht.
    Ich sehe das genauso wie Schallfilm - wenigstens den betreffenden Absatz, auf den sich Marco Göllner bezieht, hätte man ausklammern können.


    Insbesondere, wenn aktuell noch Dinge vor Gericht zu klären sind, leistet man ihm durch die Veröffentlichung eventuell einen Bärendienst.
    Auch wenn er sich hier ja zugegeben nur sehr vage und sehr zahm äußert ... .

    Ich weiß aber nicht, ob die Folge komplett ist. War da nicht irgendwas mit einer kürzeren Promofassung?


    Exakt, diese Promo-CD war - weil ja Promotion und nicht Geschenk - etwa zwei Drittel der ersten Partitur lang, also ein umfänglicher Appetizer, mit dem man sich gründlich den Bauch vollschlagen konnte und einen recht guten Einblick in das gewinnt, was man sich mit AMADEUS anschafft, und wenn man dann noch nicht genug hatte ... kaufen!? :lolz:


    Wenn in diesen unentschlossenen Zeiten dieser Höreindruck und allenthalben freundliche Besprechungen dennoch nicht ausreichen sollten, eine Kaufentscheidung zu treffen, findet man auf dem YouTube-Kanal des Hörplaneten auch noch die Zweidrittelhörproben der Partituren 2 und 3 ... aber dann ist auch gut! :P


    Im übrigen finde ich natürlich den Vorsatz, sich 2014 auf AMADEUS einzulassen, sehr begrüßenswert.

    Folge 66 hat mir gar nicht gefallen. Als Hörer ist man kaum in die Ermittlungen eingebunden und erfährt erst am Ende ala Holmes die Fakten. Das macht leider nicht Lady Bedfort aus und ich war schnell gelangweilt von der Folge. Auch klingen zwei Sprecher recht ähnlich, schade das sowas im Vorfeld nicht vermieden wurde.


    Die Bedfort 66 hatte ich gerade auch beim --- tadaaa! ---- Bügeln an und muss mal widersprechen. Ich habe eine sehr pfiffige Folge gehört, deren Tonfall außerordentlich amüsant geraten ist.


    Was die Ähnlichkeit der Stimmen angeht, kann ich den Tadel etwas nachvollziehen, fand es aber selber nicht so wirklich gravierend. Und dass man am Ende "holmesmäßig" aufgeklärt wird, fand ich gerade nicht: es ist aufgrund der Fülle von Perspektiven, die man mitbekommt, eigentlich leicht möglich, sich seinen eigenen Reim auf das Geschehen zu machen ... ein Gutteil der Auflösung dämmerte mir dann doch zum Ende hin und wurde in der finalen Konfrontation bestätigt, aber mit einer zusätzlichen Volte versehen, die für mich nicht unbedingt hätte sein müssen, aber in Ordnung geht. Lady Bedforts und Professor Portmans unfreiwilliger Ausflug ins Verbrecherfach jedenfalls gerät zwischenzeitlich wirklich sehr komisch, vor allem in der Buchhandlung, und wird dann tatsächlich dramaturgisch noch sehr geschickt aufgegriffen und zugespitzt.


    Mein Fazit: Eine kurzweilige, gefällig konstruierte und amüsante Folge.

    Um den Kreis nicht unerwidert und dessen Urheber nicht an der Wand zu lassen:


    Es wird wenigstens 4 Folgen AMADEUS per anno geben, und ob ich das nun nebenberuflich mache oder nicht, spielt dabei aber mal gar keine Rolle. Gut Ding will allerdings bekanntermaßen Weile haben.


    Wobei weniger als 4 Folgen in der Tat zu wenig wären, um die angefixten Hörer bei der Stange zu halten, aber andererseits kann eine zu hohe Veröffentlichungsfrequenz auch dazu führen, dass die Folgen erst einmal ungekauft in den Regalen liegen bleiben. Ich denke, mit den besagten vorerst geplanten 4 Folgen im Jahr haben wir da für AMADEUS vorläufig ein gutes Mittel gefunden.


    Amélie hat sich damals fast selbst überholt, die Käufer kamen mit den Veröffentlichungen nicht nach, manch einer hat erst nach Einstellung der Serie mit Folge 8 überhaupt erfahren, dass es sie gab. Also wurde nach dem breiten Start von AMADEUS mit drei Partituren und zwei halbwegs zügig nachgelegten weiteren Folgen diesmal ein wenig Tempo rausgenommen, um einfach auch den festzustellenden Realitäten Rechnung zu tragen, dass nicht jeder sofort die Serie und nicht jeder sofort alle Folgen kauft.


    Ein plötzliches Aus mittendrin ohne einen ordentlichen Abschluss wird es wie vom Hörplanet versprochen nicht geben, allein schon, weil Dennis und Michael ja auch einen Abschluss haben wollen :D, und da ich aktuell die Partitur 10 schreibe, die definitiv nichts mit einem Aus von Amadeus zu tun hat, wird es ebenso definitiv erst einmal weitergehen.

    Vorfreude kommt trotzdem nicht auch. Warum auch? Gibt es da einen Zwang? :D


    In Kürze gibt es den.


    Das Gesetz ist aber im Bundesrat noch im Vermittlungsausschuss, mit einer Freigabe ist nach der Sommerpause zu rechnen, also noch in dieser Legislaturperiode. Es wird zwischen CDU und FDP auf der einen und der SPD, den Grünen und der Linken auf der anderen Seite noch darum gerungen, ob die Begeisterung nun bei Edgar Wallace von Dreamland oder Edgar Wallace vom Hörplaneten aufkommen muss (oder bei beiden, wovon nach derzeitigem Stand auszugehen ist), aber wie es auch kommt - wenn die Vorfreude nicht aufkommen sollte, kann das mit Gefängnis nicht unter zwei Jahren bestraft werden ...
    :uglylol:

    Vermutlich ist das ganze sogar, auch unter Kompromissgesichtspunkten die Hörbarkeit betreffend, die vernünftigste Form der Umsetzung.


    So sehe ich das auch. Schön jedenfalls, dass du noch einmal ein Ohr hineingeworfen hast, und dass dir offenbar ja doch das eine oder andere an der Folge gefallen hat.

    Übrigens muß ich ansonsten noch mal weiteres positive am Hörspiel betonen, sonst bekommen meinen Äußerungen womöglich einen zu negativen Touch : Technisch absolut Top, auch die Sprecher allesamt Profis.


    Das kann ich aus meiner subjektiven Warte nur unterschreiben, insbesondere die Sprecher in allen drei Folgen machen großartige Arbeit, allen voran Tim Knauer, der als Amadeus wirklich eine Wucht ist.

    es ist einfach mal eine andere art von hauptperson, nach all den depressiven, gehetzten, geschundenen, verunsicherten helden mal ein wohltuender farbfleck im hörspielbereich.


    Jedenfalls ist er eine Figur, die nicht wirklich tragisch gebrochen ist, und verunsichert schonmal überhaupt gar nicht - jedenfalls nicht lange. :D Seine Hauptfiguren etwas zu hetzen, zu schinden und zu deprimieren ist sicherlich beizeiten durchaus angezeigt, aber beim Herr Mozart muss man sich da schon ordentlich ins Zeug legen, damit das was bringt.

    ich finde die kritik einigermaßen unverständlich und kann sie nicht wirklich nachvollziehen. aber egal, mir hats wirklich ausgesprochen gut gefallen, weiter so und mehr davon, aber bitte flott!


    Bis zur Veröffentlichung der Partitur 4 im Februar ist zwar noch ein bisschen hin, aber die 5 ist ebenfalls bereits im Kasten, die 6 geschrieben und die 7 in Arbeit. Es kömmt also was.

    Mir gefällt die Serie, nach "Ordensschwester Amelie" die meiner Meinung nach beste Serie aus dem Hause Hörplanet.

    Die Reihenfolge kann mir in dem Fall sogar halbwegs gleich sein, das ist für mich so rum oder so rum erfreulich zu hören. :D

    Letztlich ist es natürlich dein subjektiver Höreindruck, wenn du mit dem zugegebenen Kompromiss, der hier (wie ganz richtig vermutet) aufgrund der besseren Verständlichkeit (und damit Zugänglichkeit) gemacht wurde, deine Probleme hast - ich werde einen Teufel tun, dir deine persönliche Erfahrung wegdiskutieren zu wollen. Meine Meinung ist nur, dass ein neusprachlich produziertes Hörspiel, das behauptet, vor zweihundert Jahren zu spielen, doch ein wenig neben der Spur wäre.


    Und dass eines, das tatsächlich den Sprachgebrauch der Altvorderen im Munde führt, schlechterdings für den zeitgenössischen Hörer unhörbar wäre - und immerhin soll AMADEUS ja nicht nur eine kleine Schar von Hörern erreichen, sondern durchaus auch ein großeres Publikum finden (und hoffentlich unterhalten). Ganz davon abgesehen, dass es keinerlei Sprachaufnahmen aus jener Epoche gibt und man zurückgeworfen ist auf das, was an schriftlicher Korrespondenz erhalten ist - und dass Schriftsprache und gesprochene Sprache zwei verschiedene Paar Schuhe sind, dürfte damals wie heute eine Binsenweisheit gewesen sein. Wobei ich gerade bei den Mozartischen Briefen durchaus das Gefühl habe, dass der Wolferl hier sehr authentisch sich selbst vom Munde abgeschrieben hat.


    Da ich die beiden von dir erwähnten Beispiele nicht kenne, kann ich dazu keine Meinung abgeben. Ich denke aber, dass hier ein sehr vertretbarer und guter Kompromiss gefunden wurde - und dass es in Österreich eben Semmeln sind, und man nicht von Rundstücken oder Brötchen spricht, ist einfach eine konsequente Folge des Settings, und keine Anbiederei ans Österreichische oder ein bemühtes Nachahmen einer anderweitig hier nicht gepflegten Mundart.


    Dass dir zudem der Amadeus als zynisch aufstößt, ist ebenfalls ein subjektiver Eindruck, den ich nicht widerlegen kann. Ich allerdings sehe ihn nicht als einen Zyniker, wohl aber als jemandem, dem die eigenen Befindlichkeiten und Launen näher sind als die anderer Leute. Und dass er ein enfant terrible, ein Trinker und Zecher, ein hyperaktives kleines Männlein war, dass hibbelig und plappernd auch gegenüber Höhergestellten seinem eigenen Kompass folgend ungehörige Dinge von sich gab (sehr zum Missfallen seines durchaus ja Obrigkeitshörigen oder zumindest stark opportunistisch handelnden Vaters Leopold), ist nun einmal tradiert.


    Grundsätzlich stellt sich mir an dieser Stelle aber die Frage, ob auch andere Hörer der ersten (oder der ersten drei) Folge(n) das ebenso sehen. Sicherlich ist dieser Amadeus kein unmittelbar angenehmer Charakter, aber gerade das macht für mich seinen Reiz aus. Er ist auch gewiss kein lupereiner Sympathieträger, und wenn man als "den berühmten Mozart" einen in sich ruhenden, kontrollierten und abgeklärten Menschen musikalischen Genies erwartet hat, dass wird man von diesem flatterhaften und selbstverliebten Amadeus sicherlich zunächst einmal irritiert sein. Zu behaupten, der historische Mozart sei genauso gewesen, geht sicherlich zu weit, aber dass der gute Amadé alles andere als ein konsensfähiger, würdevoller Musikprofessor war, ist denke ich inzwischen von den Musikhistorikern klar belegt.


    Was mich interessieren würde: Gab es sonst noch Irritationen?
    Oder hat der Amadeus vielleicht sogar irgendwo einen Nerv getroffen und stößt - unvollkommen wie er ist - auf Zustimmung und Sympathie?


    Aber man wird sehen, Hörspiele einer Reihe entwickeln sich ja auch, ebenso gewöhnt man sich an vieles, und das war ja erst der erste Teil des ganzen.

    So ist es. Und ich denke, dass der Mozart als ein Küken von gerade mal 25 Jahren sicherlich noch ein paar manieren lernen kann ... nur ob er es wird, steht auf einem anderen Blatt. :D

    Eigentlich wird gar nicht versucht, die Sprache zu verösterreichern. Was versucht wird, ist, eine Sprache des ausgehenden 18ten Jahrhunderts zu emulieren, die nun stellenweise etwas gestelzter daherkommt als unser heutiges Sprechen und stellenweise auch ein anderes Vokabular hat. Alle mit österreichischem Akzent parlieren zu lassen, ist schlechterdings unmöglich, wenn man nicht mit Österreichern aufnimmt. Und über ein gelegentliches "Bittschön" wird die Welt auch nicht untergehen. Hoffe ich jedenfalls, aber wenn dem so ist, dann sehen wir das ja am kommenden Freitag.


    Der "Schwager" im übrigen ist ja auch nichts spezifisch Österreichisches, ebensowenig wie zum Beispiel das "Häußgen", auf dem es dem Gangleder ans Leben geht, und das "Scheissen" ... da dir die Figur des Amadeus und sein sehr anzügliches Sprechen offenbar etwas aufgesetzt erscheint, rate ich zur Lektüre einiger Briefe, vielleicht der berühmten Bäsle-Briefe des jungen Herrn Mozart, in welcher dieser "gesittete Protagonist" unter anderem schreibt:


    "Nun muß ich schliessen, wie es auch so ist, denn ich bin noch nicht angezogen, und wir essen iezt gleich, damit wir hernach wieder scheissen, wie es auch so ist;" :D

    Wenn ein Hörspiel schlecht produziert ist, die Dialoge hölzern geschrieben und noch hölzerner gesprochen, eine Narration konfus zusammengesetzt und ein dramaturgischer Knieschuss ist, die Geräusche unecht und die Musik hinmarodiert, dann kann man sich da nichts schönhören. Immer vorausgesetzt natürlich, dass man derlei Defizite überhaupt zu erkennen vermag.


    Bestenfalls kann sich ein schlechtes Hörspiel zu einem vortrefflichen Trash entwickeln, wenn man es in den richtigen Stimmung (wieder)hört.


    Aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass man ein gutes Hörspiel auch in der falschen Stimmung hören und deshalb wenigstens mal gerade nichts damit anfangen kann. Das ist mir bei Hörspielen zugegeben bislang eher selten passiert (wobei ich recht häufig Kinderhörspiele höre[n muss] und mir diese durchaus Spaß machen können, wenn ich den richtigen Stimmungsmodus "kindliches Gemüt" einschalte - Monika Häuschen kann einem schon gründlich auf den Senkel gehen, muss es aber absolut nicht ^^ ), aber bei Filmen habe ich das schon häufiger erlebt - ein für mich schlagendes Beispiel ist "Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford" - beim ersten Mal habe ich nach etwa einer Stunde die Waffen gestreckt, weil ich müde war und dieser Film mich nur immer noch müder machte - inzwischen muss ich sagen, dass ich mich glücklich schätze, dem Film eine zweite Chance geben zu haben, er ist ein Juwel - zwar elegisch und melancholisch bis dorthinaus, aber in der richtigen Stimmung gesehen einfach großartig. So etwas fällt dann aber eher in die Kategorie "Urteil revidiert".


    Wenn wir also einmal annehmen wollen, dass es so etwas wie (objektiv) schlecht gemachte Hörspiele gibt, dann hört man sich die in hundert Jahren nicht schön, so man funktionstüchtige Ohren hat und der Alkoholgehalt im Blut nicht nennenswert über 1 Promill liegt.

    Natürlich kann man ein gutes oder schlechtes Skript erkennen, da müssen wir uns gar nichts vormachen, aber es ging ja um die Beurteilung durch Fans oder bin ich auf dem falschen Dampfer?

    Keine Ahnung, ob du auf dem falschen Dampfer bist, aber dein Schiff fährt nach Nirgendwo - aber wenn es wirklich darum gehen soll, wie Fans das wahrhaftige Original-Skript beurteilen, bevor es vertont wurde, kannst du den thread genausogut schließen.


    Ein fertiges Hörspiel hat Form und Inhalt - zur Form gehört die gesamte Vertonung., also Musik, Sprecher, Hintergrundgeräusche, der Szenen- und Dialogschnitt, also alles, was dem nackten Skript an hörspielspezifischem hinzugefügt wurde, um es hörbar zu machen, um Atmosphäre zu schaffen, um es von der Vorlage in eine Bügel- oder Einschlafhilfe zu verwandeln ... :P Aber der Inhalt, also das WAS gesprochen wird, nicht wie es gesprochen wurde, die Authentizität und Verständlichkeit der Dialoge, Sprachwitz, die Handlungsverläufe bzw. Komplexität der Handlung, die Tiefe oder "Echtheit" der Figuren, das sind Elemente, die das Skript grundlegend liefert und die im Rahmen einer Produktion gut oder schlecht umgesetzt werden können heißt: im Rahmen einer Produktion durch die Form optimiert oder durch eine schludrige Umsetzung auch verschlechtert werden können.


    Aber dass da ein Skript ist, und dass man dem eine Qualität zu- oder abschreiben kann, steht für mich außer Frage.

    Dann müsste man wohl auch noch die Vorlage kennen und da geht es ja auch schon los, dass die wenigsten(?) sich dafür interessieren, sondern einfach nur für die Hörspielfassung interessieren.

    Dass man eine Vorlage kennen muss, um die Qualität eines Skriptes bewerten zu können, halte ich für falsch. Dass die Kenntnis einer Vorlage aber einen weiteren Anhaltspunkt für die Qualität der Umsetzung im Hörspielskript liefert ist für mich im Gegenzug überhaupt nicht wegzudiskutieren.


    Wie zum Beispiel Sven Stricker den Herr Lehmann von Sven Regener in Hörspielform gebracht hat (ja, ich weiß, uralt, aber trotzdem immer noch gut), wie dort innerer Monolog und äußerer Dialog (naja, auch die halbe Zeit Monolog ;) ) ineinandergreifen, spricht für eine spezifische Qualität des Skripts. Das merkt man auch, wenn man das Hörspiel hört, ohne die Vorlage zu kennen, aber wenn man die Vorlage kennt, weiß man die Kreativität hinter dieser Umsetzung um so höher zu schätzen. Natürlich hinkt dieses Beispiel insofern, als hier auch die Form natürlich ihren wesentlichen Anteil an der gelungenen Umsetzung dieser inhaltlichen Facette hat, aber grundlegend ist die Komposition der Sprechtexte im Skript konzipiert worden und daher auch ein wesentliches Qualitätsmerkmal dieser Adaption.


    Wenn man natürlich sagt, solange der Fan nicht weiß, wie sich das Papier anfühlt, auf dem Skript gedruckt wurde, und wie die Tinte schmeckt, mit der es gedruckt wurde, kann er sich keine Meinung erlauben, dann kann sich das wirklich keiner erlauben. Aber wozu sollte man dann überhaupt so einen Thread aufmachen - und DRY hat es ja nun auch definitiv nicht so gemeint. Also her mit den Meinungen!

    Ich frage mich ernsthaft, ob man das überhaupt irgendwie beurteilen kann bzw. WIE kann man das beurteilen?

    Natürlich kann man das beurteilen, im Studio wird ja nicht das gesamte Skript auf den Kopf gestellt.


    Natürlich werden durch Regie und Sprecher während der Aufnahmen und auch im Schnitt noch Änderungen vorgenommen, bestimmte Stellen, die sich im Skript gut lasen, klingen plötzlich nicht mehr so gut, bestimmte Takes können nicht verwendet werden, man muss improvisieren, sowohl am Mikro als auch am Schnittpult.


    Aber grundsätzlich ist ein Skript das narrative Rückgrat einer Hörspiel-Produktion. Hölzerne Dialoge können nicht durch Improvisation im Studio vollkommen wettgemacht werden, eine hanebüchene Handlung kann man nicht zu einem total plausiblen Logikwunder umschneiden.


    Wenn jemand jetzt ernsthaft behaupten will, dass ein Skript durch ein fertiges Hörspiel nicht mehr durchscheint und die Qualität der Leistung eines Autoren/Lektoren-Teams nicht mehr erkennbar ist, können die Autoren ja einpacken. Dann kann man auch einen Beipackzettel für Fieberzäpfchen nehmen, Improvisation und Schnitt machen daraus schon noch einen Hörspielklassiker. :D

    Aber dein Einwand stimmt schon, eigentlich geht es eher um komplett ausgekoppelte Serien. Gut, vielleicht wäre das der Fall mit einer ganzen Serie von Hintergrundgeschichten zu den diversen Charakteren der Fragezeichen? :D

    Was dann ja eigentlich eine Reihe wäre ;) ... und im Grunde keine schlechte Idee.


    Aber das Problem mit Spin-Off = Serie hatte ich mit diesem Thread bislang auch. Eine Folge aus der Sicht einer Nebenfigur zu machen funktioniert meines Erachtens auch innerhalb der Serie, aus der besgater Charakter stammt, gut - wenn das Serienkonzept flexibel genug ist, einen solchen Perspektivwechsel zu verkraften. Bei den ??? wäre das also eher nicht denkbar.


    Aber eine richtige Serie als Ableger einer realexistierenden Hörspiel-Serie will mir aktuell auch nicht als lohnenswert einfallen. :whistling: