Mark Twain - Tom Sawyer & Huckleberry Finn (Der Hörverlag)

  • Ich habe mir gerade das neue Hoerverlag/Deutschlandradio Hoerspiel "Mark Twain - Tom Sawyer + Huckleberry Finn" angehoert. Hier werden die beiden Buecher von Mark Twain ueber die Abenteuer der beiden bekannten Jungen vom Mississippi als Hoerspiel auf 5 CDs erzaehlt. Also selten habe ich ein Hoerspiel gehoert, das von dem Tempo so schwankt. Das Teil kommt in 5 CDs. Die erste CD ist flott erzaehlt und umfasst die Handlung des Buches "Tom Sawyer". Die CD ist absolut klasse. Super Sprecher, super passende Musik (!), klasse Skript und tolle Inszinierung. Vielleicht die beste Hoerspielfassung dieses Stoffes.


    Die restlichen 4 CDs umfassen die Geschichte "Huckelberry Finn". Und da habe ich mich schon gefragt, warum man fuer das erste der beiden Buecher nur eine CD braucht und dann 4 fuer das zweite Mark Twain Buch ueber die beiden Jungen. Und da hakt es dann auch. Waehrend die "Huckelberry Finn" Geschichte auf CD 2 um Jim's Flucht zwar noch ganz interessant anfaengt und auf CD 5 mit seiner Befreiung wieder ein wenig an Fahrt zunimmt, sind die mittleren beiden CDs viel zu langatmig und langweilig erzaehlt. Die Sprecher und Musik sind wiederum klasse, aber die CDs haette man auf die Haelfte kuerzen koennen und die Finn Geschichte auf 2 CDs anstatt 4 CDs zusammenfassen koennen. Die Geschichte mit dem Koenig und dem Herzog und das lange zitieren von Shakespeare Zitaten sind voellig belanglos und langatmig erzaehlt worden und haette nun in dieser Laenge nicht wirklich sein muessen. Da haette ein guter Schnitt Wunder getan. Schade, da wurde eine grosse Chance vertan. Die erste CD werde ich wohl noch einige male hoeren, aber die CDs 2-5 werden wohl in meinem Regal verstauben. Schade.


    Fuer Hoerer des politisch korrekten sollte man sagen, dass hier originalgetreu das Wort "Nigger Jim" benutzt wird. Das hoert sich auf den ersten "Blick" hart und schrecklich an, das traegt aber meiner Meinung zur Dramaturgie bei und zeigt dem Hoerer wie die Leute damals gedacht haben. Das harte Wort ist deshalb nicht abwertent dramatisch benutzt, sondern um (im Sinne des Autors) die Aussage gegen die Sklaverei zu staerken. Sehr gut gemacht. Saetze wie "mehr kann man von einem Nigger auch nicht erwarten" zeigen die rassistischen Denkweisen der Personen aus den Tagen. Gut das diese Tage vorbei sind. Die Grundaussage des Buches "Huckelberry Finn" gegen die Sklaverei wird auch gut deutlich und es wird schoen gezeigt, wie die Hauptpersonen im Laufe der Geschichte durch die Erfahrung mit Jim sich gegen die Sklaverei wenden. Gut gemacht.


    Bewertung:


    CD 1 - "Tom Sawyer" : Sehr gut
    CD 2-5 - "Huckelberry Finn" : Befriedigend

  • Ich gehe mal davon aus, dass Du das Hörspiel meinst. Soweit ich weiß war dies eine Neuübersetzung eines Gesamtwerkes, nicht zweier einzelner Bücher und von daher wirkte das Hörspiel für mich wie aus einem Guss:


    Tom Sawyer und Huckleberry Finn (Kostja Ullmann und Patrick Güldenberg) sind die besten Freunde und sie haben allerlei Unsinn im Kopf. Sie lassen sich kein Abenteuer entgehen, sei es noch so gefährlich. Das bringt Toms Tante Polly (Verena von Behr) natürlich zur Verzweiflung, wenn die beiden Lausebengel sich mal wieder Hals über Kopf in neue Abenteuer stürzen. Das kann auch mal ganz schnell gefährlich werden, wenn sie sich mit den falschen Leuten einlassen, was gar nicht mal so unwahrscheinlich ist. Ganoven, zwielichtige Gestalten, Schatzsucher, Schauspieler, Scharlatane und eine ganze Menge weiterer Gesellen, auf die die beiden Freunde treffen, langweilig wird es für sie nie!


    - Meinung -


    Eine neue Übersetzung von Mark Twains Klassiker, den wohl jeder kennen dürfte und ich muss sagen, dass ich diese Adaption wirklich grandios finde, es könnte sich hier durchaus um die bisher beste handeln. Andreas Nohls Übersetzung kommt übrigens absolut ungeschönt daher, was man vor allem daran festmachen kann, dass hier die Schwarzen durchweg als "Nigger" bezeichnet werden. Daran muss man sich erstmal gewöhnen, aber auf der anderen Seite kommt das authentischer und härter rüber, denn ich gehe mal davon aus, dass die Schwarzen damals auch stets so abwertend bezeichnet und angesprochen worden sind. Aber auch sonst kommt Nohls Übersetzung frischer und schwungvoller rüber und trotz des Alters der Geschichte, wirkt diese absolut nicht angestaubt oder langweilig. Die Abenteuer von Tom Sawyer und Huck Finn sind auch heutzutage immer noch eine durchweg mal spannende, mal amüsante Angelegenheit, die selbst bei einer Spielzeit von satten 355 Minuten nie langweilig wirkt und von Anfang bis Ende wunderbar unterhält. Eine moderne Adaption für das 21. Jahrhundert, die aber gleichzeitig dem Geist der Ur-Fassung gerecht wird und trotzdem auch heutzutage noch rundum gefallen dürfte.


    Die Story wird auch von einer grandiosen Riege bestens rübergebracht, ein prominenter Sprecher jagt den nächsten, ein wahres Stimmfest wird geboten und die Hauptrollen werden von frischen und unverbrauchten Leuten gesprochen. Kostja Ullmann und Patrick Güldenberg sind ein tolles Duo, die mit viel Herzblut, großem Einsatz und deutlich hörbarer Leidenschaft Tom Sawyer und Huckleberry Finn in Szene setzen. Ulrich Noethen ist hier die "deutsche Stimme" von Mark Twain, der wiederum von Rik DeLisle gesprochen wird. Diesen Kniff finde ich schlicht und ergreifend genial, wenn sich die Charaktere an den Autor wenden, der seinen Text englisch wiedergibt und Noethen "übersetzt" dann, grandios. Dazu dann noch die weiteren Rollen, die von einer Heerschar toller Sprecher und Stimmen dargeboten werden, unter anderem Reiner Schöne, Leslie Malton, Friedhelm Ptok, Siemen Rühaak, Nina Weniger, Gerd Wameling, Michael Rotschopf und vielen, vielen weiteren, die Bearbeiter und Regisseur Alexander Schuhmacher zu Höchstleistungen bringt.


    Dazu dann auch noch eine phänomenale Untermalung, die in mir das Verlangen nach einer Soundtrack-CD ausgelöst hat und die Band "The Ambrosius Stompers" ist daran schuld. Mir fällt es schwer, hier die passenden Worte zu finden, die Musiken sind einfach so toll und sorgen für die perfekte Atmosphäre, so gut kam der Mississippi und sein Umfeld wohl noch nie rüber. Hervorragende Musike, dazu eine schöne Geräuschkulisse, hier klingt einfach alles sensationell und und somit wird auch in diesem Bereich mächtig was geboten.


    Ein grandioses Hörspiel, eine neue und frische Adaption von Twains Klassiker und ich kann diese Produktion einfach nur wärmstens und mit deutlichem Nachdruck empfehlen. Dies könnte sogar DIE Umsetzung des Stoffes sein und wer da nicht zugreift, der lässt sich was entgehen! Tom Sawyer und Huckleberry Finn klangen noch nie so gut!


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