Okay, sehen wir es mal positiv: Die Tatsache, dass ich was über die neue Folge der "drei ???" schreiben kann, bedeutet, die Geschichte ist im Gegensatz zu vielen Folgen zuvor nachvollziehbar. Man wacht nicht zum Gelächter am Ende und zur Schlussmusik aus der trance der Gewohnheit auf und denkt sich: "Okay, worum ging es jetzt eigentlich?"
Die Story in aller Kürze: Peter findet vor seinem neuen Fitnessstudio einen alten Walkman, der anscheinend direkt neben seinem Fahrrad verloren gegangen ist. Beim Abhören der Kassette im Walkman bricht die Musi plötzlich ab und die drei Detektive werden Ohrenzeugen einer Entführung, die das Opfer geistessgegenwärtig aufgezeichnet hat. Sie eilen ins Fitnessstufio, wo ihnen der Besitzer die Eigentümerin des auffälligen alten Walkmans beschreiben kann. mehr noch: Er hat sogar ihre Handynummer. Justus ruft die Nummer an und es meldet sich ein Mexikaner aus Tijuana. Die drei Detektive fahren kurzentschlosen nach Tijuana und von dort weiter zu einer abgelegenen Hütte. Dort finden sie drei Puppen mit Sprachaufnahmefunktion, auf denen das Entführungsopfer Bianca eine verschlüsselte Nachricht hinterlassen hat. Sie wird angeblich in einem Motel in Santa Monica gefangen gehalten. Also fahren die "drei Fragezeichen" zurück nach Kalifornien. Die "flüsternden Puppe" nehmen sie als Beweismaterial mit. Dumm nur, dass sie kurz hinter der Grenze der Puppen beraubt werden. Aber Justus hat natürlich vorgesorgt.
Die Geschichte folgt also in vielerlei Hinsicht bekannten Mustern. Nachdem zum Beispiel jahrzehntelang kein Bezug zwischen den einzelnen Folgen bestehen durfte, kommt heute praktisch keine Folge mehr ohne Anspielungen auf früher aus. Also befindet sich auf der Kassette im Walkman das Lied "In the Middle of the Night" und es gibt auch wieder einen kräftigen Schuss dessen, was man wohlwollend "Selbstironie" nennen könnte, wenn sich Peter und Bob dagegen verwahren, sich am Ende einen langen Monolog anhören zu müssen.
Und damit die "drei Fragezeichen" nicht auf die Möglichkeiten moderner Kommunikation zurückgreifen können, werden sie wieder mal sprichwörtlich irgendwo in die Pampa geschckt, wo es keinen Handyempfang gibt, dafür aber riesige Spinnen, vor denen Peter Angst hat, weswegen er schreit und jammert und wimmert. Das finden in seiner Vorhersehbarkeit und Übertriebenheit allenfalls Kinder noch lustig.
Mit gutem Willen kann man sich die Szene in der dunklen Hütte im mexikanischen Niemandsland noch einigermaßen gespenstisch visualisieren: Verdreckte Zimmer und als einzige Lichtquelle ein flackerndes Feuerzeug, das schnell zu heißt wird, um es anzufassen, dazu eine riesige Spinne in einem Waschbecken ... Das Problem ist indes: Die "drei Fragezeichen" sind in dieser Hütte allein, also haben die Szenen was von "Big Brother": Man hört im Grunde genommen drei Jungs dabei zu, wie sie nichts zu tun haben, außer die Schlafstätten unter sich aufzuteilen und sich einer Spinne zu entledigen. Dieser Vorgang wird denn auch in epischer Breite erzählt. Außerdem kommt ein Mann, rüttelt an der Tür, geht wieder und pinkelt an einen Kaktus. Das ist Action ohne Ende. Außerdem macht ein Mann Pipi. Urkomisch.
Aber nein, Peter hat ja zuvor noch ostentativ erwähnt, dass Spinnen ob ihres hervorragenden Orientierungssinns oft zu ihrem frühern Unterschlupf zurück finden. Also kommt dem an den Kaktus pinkelnden Mann die Funktion zu, den Eimer umzutreten, unter dem die aus dem Haus gebrachte Riesenspinne gefangen ist. Und Spinne krabbelt im Sinne der Story prompt in die Hütte zurück und unter Peters Bett, wo sie den Bewegungssensor einer der Puppen auslöst, die daraufhin zu flüstern beginnt.
Und das ist der Moment, an dem die Geschichte (wieder mal) in sich zusammenstürzt. Es wird - Stichwort z.B. "Panik im Park" - immer wieder versucht, Fälle zu konstruieren, die darin bestehen, dass den "drei ???" ein unwiderstehliches Rätsel präsentiert wird, welches sie dazu bringt, im Sinne der Schurken dieses und jenes zu tun. Und noch keiner dieser Fälle hat funktioniert, weil es in diesen Konstrukten immer mindestens einen Punkt gibt, an dem es reiner Zufall ist, dass es so läuft wie geplant.
In diesm Fall bedeutet das, "... und die flüsternden Puppen" steht und fällt damit, dass eine Spinne den Sensor auslöst, der eine Puppe zum Flüstern bringt. Aber was nun, wenn Spinni keine Lust gehabt hätte, ins Haus zurück zu krabbeln? Oder keinen Bock, unters Bett zu kriechen? Was nun also, wenn den "drei ???" die in einem Fahrradkorb und unter dem Bett liegenden Puppn nie aufgefallen wären?
So bleibt als Fazit, dass es sich um eine Story handelt, die in ihrer Geradlinigkeit und der Betonung auf Ortswechseln durchaus an alte Originalfolgen erinnert, aber eben auch nicht mehr Stoff bietet als diese. Sprich, die Geschichte wäre wie früher in maximal 40 Minuten zu erzählen. Und das, was heute an Zeit über ist, wird nicht etwa darauf verwendet, Logikfehler auszumerzen sondern auf Cola-Schlürfen, Keksmampfen und Männer, die an Kakteen urinieren.
Wer zudem leidlich aufmerksam ist, dem wird auffallen, dass unter den Sprecherrollen keine Bianca aufgeführt ist, es das Entführungsopfer also nicht gibt. Wer sich ferner überlegt, warum die Geschichte diesmal ausgerechnet in Mexiko spielt satt in den einsamen Weiten, die auch Kalifornien zu genüge zu bieten hat, der wird recht schnell darauf kommen, was es mit diesem Fall auf sich hat.