Heute nachmittag startet die Wiederholung der 18. Folge von den Grandauers (sh. vorheriges Posting).
Heute abend (20.20 Uhr, DLF) gibt es dann das Hörspiel des Monats April, das imo allerdings zu gewollt ist:
Tod eines Praktikanten
Autor: René Pollesch
Produktion: DLR 2007
Regie: René Pollesch
Länge: 54 Min.
Mit : Inga Busch, Christine Groß, Nina Kronjäger
"Das ist doch kein Leben. DAS IST DOCH KEIN LEBEN!" Ja genau. Knapp zehn Jahre sind vergangen, seit HEIDI HOH ihre Verzweiflung in den Äther geschrieen hat. In der Zwischenzeit haben sich die Verhältnisse nicht gebessert. Im Gegenteil.
"Ich will das hier nicht aus Liebe machen! Und wenn ich mich so umsehe, dann wird mir klar, ich kann das auch nicht wegen Geld machen. Also weshalb mach' ich das dann?" Die un(ter)bezahlten Praktikanten in ihren prekären Arbeitsverhältnissen mit der Hoffnung auf den Traumjob sind ratlos. Es gibt da jetzt eine Petition im Netz und eine Anhörung im Bundestag. Aber wer spricht denn dann eigentlich für wen? Und vor allem - was bleibt dabei im Dunkeln?
Expertenmeinung: Hörspiel des Monats April 2007, Begründung der Jury der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste:
"Pollesch macht kurzen Prozess und schlägt die Medienwelt mit ihren eigenen Waffen. 41 Minuten genügen dem Zeitpulsmesser, um ihre Phrasen durch den Shredder zu jagen. Manche Sätze kriegt sein zynisches Sperrfeuer aber nicht klein: »Ich bin doch grundsätzlich aufgefordert, so zu kommunizieren wie ich kommuniziert werde, sonst versteht kein Schwein was.« Oder:»Das Geld wäre so schön, wenn da nicht dieser abgeschmackte Kapitalismus wäre, der immer nur Liebe will.« Sätze wie »Gorillas, die wir nicht vergessen werden.«
Polleschs Hörspiel handelt davon, dass Lügen wichtiger sind als die Wahrheit, weil wir in Wahrheit alle belogen werden wollen. Es gibt einen glitzernden Strudel falscher Glücksversprechen, aber keinen Plot: »Du bist immer im Vorteil, du erzählst dir nichts.« Der Praktikant wird konsequenterweise gar nicht dargestellt, er ist von Anfang an tot. Die Frage nach dem »wirklich gelebten Leben« löst sich in hektischer Rede und Widerrede der drei Frauenstimmen auf. Alles ist gleich gültig in einer Welt, in der Angst nicht mehr Bedeutung hat als die Bestellung von 30 Plasmafernsehern im Internet.
Die ARD-Hörspieljury empfiehlt dem Deutschlandfunk, das Hörspiel gleich zweimal hintereinander zu senden, um Polleschs rasant-surrealistischen Wörterschwurbel bei den Rezipienten nachhaltig wirken zu lassen."
Meine Meinung:
Tja, gut gemeint, ist nicht gut gemacht bzw. ein ausgezeichnetes Hörspiel, ist noch lange kein empfehlenswertes Hörspiel. Sicherlich kann man hier in punkto Innovation und künstlerischem Anspruch einiges an Pluspunkten sehen. Ich vermute jedoch, dass die meisten Hörer mit Poleschs Darstellungsform ihre Schwierigkeiten haben werden.
Das ständige Geschwafel, in dem sich die Inhalte gut zu verstecken wissen, ist leider einfach zu nervig, selbst wenn man es nach rund vierzig Minuten ausgestanden hat.
Schade, denn Polleschs künstlerische Absichten sind durchaus beachtenswert. Doch mit dieser Umsetzung kann er diese nicht wirklich gut promoten.
Meine Wertung: - -
Ab 23.00 Uhr gibt es dann bei EinsLive ein Hörspiel, dass zwar nicht ganz meinen Geschmack trifft, dass aber durchaus seine Fans finden dürfte:
Punkt
Autor: Dennis Cooper
Produktion: WDR 2003
Regie: Thomas Wolfertz
Länge: 54 Min
Mit:
Bastian Trost, Florian von Manteuffel, Il Yung Kim, Lars Rudolph, Jens Wawrczeck, Philip Brammer, Oliver Brod, Stefan Schuster
Sie sind jung, unwiderstehlich schön und ähneln einander auf fatale Weise. In Gestalt verschiedener Jungen geistert das immer gleiche Bild des "cute boy" durch den Endlos-Loop dieser düsteren Geschichte.
Es beginnt in der Ödnis der amerikanischen Provinz: Mit Crystal Speed und Satanismus wollen sich Leon und Nate ans Ziel ihrer Wünsche katapultieren. Das Opfer ihrer sadistischen Begierden wird ein taubstummer Junge, der Nate bestürzend ähnlich sieht - auf dieselbe unheimliche Weise, in der Nate wiederum einem Jungen gleicht, von dessen Selbstmord ein Snuff-Video im Internet kursiert. Aber auch dieser scheint nur ein Doppelgänger zu sein ...
In einem Spiegelkabinett der Identitäten und Obsessionen werden die Gesichter, Körper und Namen austauschbar. Was bleibt, ist die unstillbare Sehnsucht nach absoluter Hingabe, die sowohl Sex als auch Tod bedeuten kann.
Meine Meinung:
Ein Stück, bei dem ich nicht so richtig weiß, was ich davon halten soll. Zum einem unglaublich atmosphärisch und fesselnd, zum anderen viel zu wirr strukturiert. Der letzte Aspekt verhindert daher auch eine generelle Empfehlung. Der erste Punkt jedoch ist allerdings auch so stark ausgeprägt, dass sich sicherlich nicht gerade wenige für diese Produktion richtig begeistern könnte. "Punkt" hat insofern das Zeug zum Kulthörspiel.
Meine Wertung: + +