Ivar Leon Menger - Der Prinzessin (Lauscherlounge)

  • Was ist das? Ein alter Mann (Wolfgang Kaven) als Prinzessin verkleidet? Dazu noch ein gelber Walkman und diese Erscheinung nähert sich der Bushaltstelle und damit auch Fabian (Patrick Bach), der auf den Bus wartet. Was will diese seltsame Erscheinung von ihm? Ein Fremder (David Nathan) nimmt in einem Beichtstuhl platz, doch wird ihm der Dekan (Franz-Josef Steffens) die Beichte überhaupt abnehmen können oder wollen, denn bei dem Fremden handelt es sich um einen Mörder! Zahnarztbesuche sind nicht für jeden Patienten Routine und schon gar nicht für Timo (Jan-David Rönfeldt), der eigentlich nur zu einer Kontrolluntersuchung wollte. Heike (Kristina Pauls) wird anscheinend von einem Verrückten verfolgt, sie zieht um, doch damit begibt sie sich keineswegs in Sicherheit!


    - Meinung -


    Vier Geschichte wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, doch eines haben sie gemeinsam, denn nichts ist, wie es zu sein scheint und die Enden überraschen in allen Fällen. Ivar Leon Menger, der auch für Die Dr3i - Hotel Luxury End verantwortlich war, hat vier finstere und böse Stories geschrieben, die es wirklich in sich haben und restlos überzeugen können. Packend, teilweise gruselig und einfach starke Unterhaltung. Wer es derber mag, der wird an diesen Kurzgeschichten sehr viel Freude haben, "Der Prinzessin" ist nichts für schwache Nerven.


    Mein lieber Schwan, was für tolle Sprecher und es hat mich besonders gefreut, dass Ivar Leon Menger und Jan-David Rönfeldt, der hier auch mitspricht, es möglich gemacht haben, dass Wolfgang Kaven endlich mal eine vernünftige Rolle bekommt und nicht immer nur 08/15-Sätze als Erzähler bei TKKG rausrotzen muss. Als Prinzessin ist er schlicht und ergreifend einfach nur genial, doch damit nicht genug. Es gibt da noch das "Duell" zwischen Franz-Josef Steffens und David Nathan und wer hätte gedacht, dass es mal zu einer derartigen Konstellation kommen würde? Ebenfalls erstklassig sind die Auftritte von Thomas Karallus und Jens Wawrczeck, die die Professionen des Zahnarztes und des Hausmeisters ein wenig ad absurdum führen. Kristiane Pauls dürfte hier wohl ihr Debüt gegeben haben, mir sagt ihr Name jedenfalls nichts, aber ihr Auftritt ist ebenfalls hervorragend. Doch man muss auch zugeben, dass hier generell einfach nur super gearbeitet worden ist, JEDER Sprecher hat sich voll reingehängt und sein Bestes gegeben.


    Die Musik wurde dezent eingearbeitet, Geräusche und Effekte stehen im Vordergrund und die Atmosphäre ist stets passend, wenn nicht sogar perfekt. Am besten gefiel sie mir in der titelgebenden Story, dort hatte man das Gefühl, als würde man direkt zwischen den beiden handelnden Charakteren sitzen und das war nicht gerade sehr angenehm. Ebenfalls eine ware "Atmo-Bombe" ist die Geschichte um den Fremden, hier hat der Hörer auch einen Platz im Beichtstuhl gebucht. Eine grandiose Untermalung und das über die volle Distanz!


    Ein ganz klares Muss für alle, die es gerne schwarz und böse mögen. Ivar Leon Mengers Kurzgeschichtensammlung ist inhaltlich sehr stark und produktionstechnisch auch ein Volltreffer. Die technische Seite wird von Jan-David Rönfeldt gemeistert, der sein Handwerk versteht und was die beiden gezaubert haben ist ohne jeden Zweifel eine ganz klare Empfehlung wert. Jetzt muss man Oliver Rohrbeck nur noch die Möglichkeit geben, dass er mit der Lauscherlounge noch mehr dieser Perlen veröffentlich kann, ein großer Gewinn für die Hörspielwelt!


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  • Klappentext:
    Mitten in der Nacht wartet Fabian alleine an einer einsamen Haltestelle auf den Bus. Plötzlich hört er es im Wald knacken und eine seltsame Gestalt taucht zwischen den Bäumen auf: ein alter Mann in einem rosa Tüllkleidchen, mit einen goldenen Krönchen auf dem Kopf...


    Story:
    Geboten kriegt man mit diesem Hörspiel eine Sammlung von vier kurzen, voneinander unabhängigen, Geschichten, die in einem Hörspiel zusammengefasst sind. Bemerkenswert ist, dass die erste Geschichte mit dem Titel „Der Fremde“ zu Beginn des Hörspiels begonnen wird, dann allerdings vor Beendigung durch die drei restlichen unterbrochen wird und somit praktisch die Rahmenhandlung des Gesamthörspiels darstellt.
    In jedem der vier Abschnitte agieren zwei Personen im Dialog miteinander und man kann mit gutem Gewissen sagen, dass (bis auf die letzte) keine der Szenen genauso zu erwarten war, wie sie abläuft.
    Desweiteren sollte man ruhige Nerven für das Hören besitzen, denn theoretisch wären alle vier Situationen genauso im Alltagleben eines jeden vorstellbar und sollten somit zum Nachdenken anregen – genau das macht für mich einen guten Thriller aus. Gänsehaut ist bei „Der Prinzessin“ vorprogrammiert.
    Einziger Kritkpunkt bleibt bei mir, dass man eventuell eine der vier Geschichten hätte weglassen können, denn spätestens am Ende des dritten Abschnitts lässt sich doch das Schema des Unerwarteten erkennen und auf eine erneute Wendung ist man dort bereits eingestellt. Trotzdem kriegt man höchste Dialogkunst geboten und wünscht sich in naher Zukunft mehr davon!


    Sprecher:
    Der eigentliche Höhepunkt dieses Hörspiels erwartet den gebannten Zuhörer aber bei der Auswahl der Sprecher.
    Katja Brügger als nahezu emotionslose Erzählerin verschafft eine starke Atmosphäre, denn so kommen die unerwarteten Momente noch stärker zur Entfaltung. In der ersten der vier Geschichten agieren Franz-Josef Steffens als Dekan und David Nathan in der Rolle eines scheinbar sündigen Fremden, der den perfekt gesprochenen Geistlichen um Vergebung bittet. Beide legen die Messlatte für die darauffolgenden Akteure gewaltig hoch, das ist einfach große Klasse.
    In der zweiten Geschichte sprechen Wolfgang Kaven in der Rolle der Prinzessin und Patrick Bach, der bereits Gastrollen bei den DR3I hatte und Fans von Herr der Ringe als deutscher Sprecher von Samweis Gamdschie bekannt sein dürfte, als Fabian mit und auch diese beiden vermögen nicht zu enttäuschen und gleichen leistungsmäßig Steffens und Nathan.
    Auf diese tollen Sprecher folgen im späteren Verlauf dann noch Marco Kröger, Jan-David Rönfeldt, Thomas Karallus, Kristina Pauls, Jens Wawrczeck und Ursula Sieg, von denen sich keiner Fehltritte erlaubt. Hut ab vor diesen Sprecherleistungen.


    Musik und Effekte:
    Da in diesem Hörspiel viel Wert auf die Dialoge zwischen den handelnden Akteuren gelegt wird, bleiben die Effekte zumeist im Schatten eben dieser und kommen nur an den jeweiligen Enden der Szenen zum Tragen. Dies ist allerdings nicht mit dem Fakt einer schwachen Untermalung gleichzusetzen – das ist es nämlich ganz und gar nicht. Ruhige, stimmungsvoll untermalende Geräusche und überbrückende Musiken fügen sich in das gute Gesamtbild des Hörspiels ein. Wer sich mit Thrillern anfreunden kann, wird das auch mit dieser technischen Seite tun.


    Fazit:
    Unter dem Strich ist „Der Prinzessin“ sicherlich keine Kost für jedermann und sollte Thriller-Freunden vorenthalten bleiben, was auch bereits die Altersempfehlung (ab 16 Jahren) auf dem Cover deutlich macht. Überragend ist die Sprecherleistung, an der es nichts auszusetzen gibt, und die stimmungsvolle Untermalung. Zur Höchstpunktzahl waren diese 4 Kurzgeschichten nach meinem Geschmack eine zu viel, nichtsdestotrotz vergebe ich ein „sehr gut“ für „Der Prinzessin“.



    13 / 15 Punkten
    05 / 05 Sternen


    Das Hörspiel ist Franz-Josef Steffens gewidmet!