Gruselkabinett Folge 26: Théophile Gautier - Die liebende Tote

  • Der junge Romuald verliebt sich während der Zeremonie zur Priesterweihe in eine attraktive Persönlichkeit, deren Stimme, die er zu vernehmen meint, ihn von seinem Vorhaben abzubringen sucht. Als er sich Gott verspricht bereut er dies sogleich und ist geschockt von die Reaktion seiner Angebeteten.


    Ein Jahr später, als Pfarrer in einem kleinen Ort, wird er zu einer Sterbenden gerufen, um ihr die letzte Ölung zu spenden. Als er eintrifft ist diese jedoch bereits verstorben und so übernimmt er die Nachtwache. Dabei bemerkt er, dass die Verstorbene seine Liebe in persona ist und erweckt sie versehentlich zu neuem Leben.


    Diese Geschichte verspricht die erotische Seite des weiblichen Vampirs aufzuzeigen. So bedeutend diese Geschichte in der Chronik der Vampirgeschichten sein mag, hinkt sie dennoch gewaltig solchen Meisterwerken wie Carmilla der Vampir hinterher. Auch erreicht sie nicht dramatische Verbundenheit von Sterblichem und Vampir aufzuzeigen wie in Die Familie des Vampirs.
    Zu keiner Zeit scheint die Vampirin, vom jungen Priester Romuald zu neuem Leben erweckt, für ihn eine Gefahr zu sein. Vielmehr zeigt sich eine gefühlvolle Untote, die ihre tödliche Gier ihres Geliebten wegen betrauert. Durch diese Tatsache baut sich kaum Spannung auf. Das Opfer kann sich selbst nicht helfen, zumindest kommt es nicht dazu, da dessen Beichtvater, Abbé Serapion, ihn nach all seinen Warnungen schlussendlich endgültig aufklärt, indem er das Grab der seit Jahrhunderten verstorbenen Vampirin offenbart.
    Den Schluss bildet ein furchtbar unspektakuläres Finale, bei dem der Vampir mit bekannten Mitteln vernichtet wird.


    Zu Gute halten kann man der Geschichte lediglich die angenehme Erzählart, bei der Romuald im hohen Alter seine Geschichte als Warnung vor den Versuchungen des Teufels einem jungen Mönch erzählt.


    Bei der Coverillustration wurde die Schlüsselszene zum Motiv gewählt und der Priester Romuald dargestellt, wie sich das Klischee einen Mönch oder Priester vorstellt. Wobei ich mich angesichts des Alters des Mannes frage, ob er sich tatsächlich den Schädel immer entsprechend rasierte oder er an einem genetischem Defekt oder schneller Alterung litt.


    Titania Medien präsentiert auch bei diesem Hörspiel ein großes Geschick bei der Wahl der Sprecher zu den einzelnen Rollen. Ein Highlight ist sicherlich Sabine Arnhold als verführerische Vampirin und Julien Haggège als junger Romuald. Kasper Eichel als kratziger alter Romuald passt ebenfalls sehr gut, doch hätte ich mir als Erzähler lieber eine weniger kratzige Stimme gewünscht.
    Ein "Hörfang" bildet Thorsten Michaelis, der einen Diener der Vampirin spricht. Dabei tritt er als Pendant zum jungen Romuald auf: kräftige, zielbewusste und selbstsichere Auftritte, die zugleich ein gewisses Unwohlsein, eine unterschwellige Gefahr, beim Hörer zu erwecken scheinen.


    Wie zu erwarten passt die Musik- und Soundkulisse hervorragend. Sie schaffen wiedereinmal eine Atmosphäre, die zwar die Geschichte nicht retten kann, somit jedoch absolut keinen Grund geben das Hörspiel vorzeitig Abzubrechen.


    Titania Medien geht konsequent den Weg weiter mehr oder weniger bekannte klassische Stoffe zu adaptieren. Dabei entsteht ein umfassendes Bild der literaturgeschichtlichen Entwicklung von Figuren wie dem des Vampirs. Leider weisen dabei einige frühe Werke wie dieses für die heutige Zeit weniger dramatische Augenblicke auf als zum Beispiel der einige Jahrzehnte später von Bram Stroker verfasste Roman Dracula.



    Der Sammler freut sich somit über ein umfassendes Bild, der Gelegenheitshörer hingegen sollte lieber zu anderen Folgen aus der Gruselkabinett-Serie greifen.

  • Romuald (Kaspar Eichel) erzählt die Geschichte, wie er als junger Priester (Julien Haggége) eine Tote liebte, nämlich eine gewisse Clarimonde (Sabine Arnhold). Wie kann es sein, dass eine Tote wieder lebendig wird und sich der Romuald so sehr in sie verlieben kann und sozusagen abhängig von ihr wird? Romuald merkt erst spät, was für ein schreckliches Geheimnis Clarimonde vor ihm verbirgt. Ist es vielleicht sogar schon zu spät?


    - Meinung -


    Théophile Gautiers Werk erinnert in gewisser Weise an "Die Blutbaronin", besitzt aber dennoch ausreichend Eigenständigkeit, um inhaltlich zu überzeugen und die Spannung zu wahren. Mit einer Spielzeit von 57 Minuten kann man sofort davon ausgehen, dass es hier absolut keine Längen gibt, die knappe Stunde ist optimal. Die Story ist spannend und unterhaltsam, sie präsentiert einen guten Schuss Erotik und insgesamt ist sie wohlig-schaurig, wie man es von dieser Serie kennt.


    Was man ebenfalls von ihr kennt, sind die hervorragenden Besetzungen. Die Hauptrolle teilen sich Kaspar Eichel und Julien Haggége und beide machen einen tollen Job, was aber auch nicht anders von ihnen zu erwarten war. Eichel bringt den alten, erfahrenen Romuald toll rüber, Haggége spielt voller Inbrunst und hochmotiviert den jungen Romuald. Doch auch insgesamt ist die Besetzung traumhaft und vollgepackt mit bekannten Sprechern und Sprecherinnen. Wenn man Namen wie Christian Rode, Torsten Michaelis, Frank Schaff, David Turba, Sabine Arnhold hört, dann kann man sich schon denken, was für tolle Leistungen hier präsentiert werden. Hier muss man ein dickes Lob an die komplette Besetzung und an die Regie in Form von Marc Gruppe und Stephan Bosenius aussprechen.


    Musikalisch ebenfalls ausgezeichnet, die Untermalung könnte passender nicht sein. Die schaurige Atmosphäre, die man von dieser Serie kennt, lebt hier auf und ich hatte nicht selten das Gefühl, dass zwar auch das richtige Flair des 19. Jahrhunderts aufkommt, aber die Produktion wie eine Verfilmung aus den 50ern oder 60ern wirkt. Mir hat es jedenfalls sehr gefallen, so können auch gerne zukünftige Folgen klingen.


    Eine durch und durch gelungene Folge, die ich jedem Freund dieser Serie ans Herz legen und empfehlen kann. Fans von düster-schauriger Romantik und dezentem Grusel werden hier voll und ganz auf ihre Kosten kommen.


    Amazon.de