Punktown
Autor: Jeffrey Thomas
Regie: Günter Merlau
Eine Megacity, deren eigentlicher Name Paxton ist, befindet sich auf dem Fernen Planeten Oasis.
Ein Moloch, ein modernes Sodom und Gomorrha, schmutzig, dreckig.
Eine Freak-Show der besonderen Art, da neben den Menschen auch unzählige andere Rassen in Punktown leben.
Ein Ausgangspunkt, der einem teilweise nicht unbekannt vorkommt.
Gab es da nicht mal die Cyberpunk-Ära?
Korrekt. Vieles scheint daran zu erinnern, doch kehren wir zunächst zu dem neusten Werk aus dem Hause Lausch zurück.
Beginnen möchte ich mit der Aufmachung.
In einem edlen und sehr stabilen Digipack findet man 3 CDs.
Pro CD erwartet den Hörer eine Geschichte.
Als erstes fallen die brillanten Illustrationen von Marc Robitzky ins Auge, welche thematisch auch an Cyberpunk-Szenarien und vielleicht entfernt an H.R. Giger erinnern.
Dieses stimmt den Hörer auf eine dystopische Grundstimmung ein.
Die Geschichten im Einzelnen:
CD 1:
Die Bibliothek der Leiden
Erzähler/Mac Diaz Bernd Hölscher
Knickers Jürgen Holdorf
Mutter Diaz Elga Schütz
Alter Mann Helmut Gentsch
Arzt Günter Merlau
Altenpflegerin Heiker Schrötter
Ärztin Simona Pahl
Ein Profiler mit einem implantierten Gedächtnischip betritt einen bizarren Tatort.
Abgeschlagene Köpfe, nackte Leichen, welche ab dem Hals aufwärts in einer sich unter der Decke befindlichen, zähen Flüssigkeit stecken.
Seine Mutter in einem lebenserhaltenden Sarg dahinvegetierend.
Erinnerungen, die durch das Implantat, jederzeit abrufbar sind, wie ein Dateiordner mit Bildern auf dem PC oder Mac.
Die Frage nach dem Sinn des implantierten Chips und einem Leben ohne diesen.
CD 2:
Alles aus Liebe
Erzählerin/ Nimbus Simona Pahl
Erzähler/ Teal Martin Schleiß
Onkel Jürgen Holdorf
Chase Power Helmut Gentsch
Darik Stuul Michael Prelle
Mechaniker Günter Merlau
Ein junges Künstlerpaar steckt in finanziellen Problemen und baut auf die letzte Hoffnung, welche ein neues, lebendes Kunstwerk darstellt.
Der Erfolg bringt das finanzielle Glück, doch sind wir in Punktown - der Ort an dem man für jedes Glück viel Leid erhält.
CD 3:
Total vertiert:
Erzähler/Yu Jan Spitzer
Russet Gerrit Schmidt-Foß
Choom-Mann Bernd Hölscher
Drei Polizisten wollen einen ausserirdischen Tierhändler in Gewahrsam nehmen.
Der Einsatz geht schief, der Undercover-Agent scheint tot und mit ihm der einzige Augenzeuge, der in dieser Freak-Show den Verdächtigen hätte beschreiben können.
Bonus-Geschichte als Download:
Hydra
Alle: Dietmar Wunder
Die Andere: Simona Pahl
Wenn Du in Punktown zu den Reichen gehörst und alles besitzt. Was reizt Dich noch an diesem Ort. Vielleicht wie es sich anfühlt, einen Menschen zu töten. Und was macht man, wenn einmal nicht reicht und man nicht belangt werden will? Richtig! Man klont sich - und zwar direkt 8 Mal!
Wo fängt man an und wo hört man auf?
Ich beginne mal mit Lausch:
Sensationeller Start in 2006
Etablierung in 2007
Und nun in 2008? Dazu gleich mehr, denn zunächst:
Jeffrey Thomas:
Der Autor (Jahrgang 1957) hat mit Punktown ein facettenreiches Werk geschaffen, welches einen sehr hohen Erkennungswert besitzt.
Man fühl sich an viele Autoren, wie Philip K. Dick oder Ray Bradbury, im positiven Sinne erinnert. Gleichzeitig haben die Szenarien einen Classic-Noir-Touch oder eben auch die Elemente, welche die Cyberpunk-Ära prägten.
Nun haben sich die außergewöhnlichen und bizarren Geschichten mit den künstlerischen Fähigkeiten von Günter Merlau vereinigt und durch die entstandene Synergie hat Lausch erneut etwas geschaffen, was es in dieser Form noch nicht gab.
Manche werden sagen, es sei eine Lesung mit Hörspielelementen andere szenische Lesung. Lausch selbst nennt es Hörstück.
Ich nenne es Hörspiel - Next Level. Oder HÖR-SPIEL.
Die Verschmelzung der verschiedenen Elemente führt dazu, dass sich diese Produktion weit von einer normalen Hörproduktion bewegt. Es ist ein sehr anspruchsvolles Niveau, welches durch die permanente Musik von Günter Merlau noch eine ganz besondere Farbe erhält.
Auch thematisch haben die Geschichten etwas gemeinsames. Aus meiner Sicht wurden hier verschiedene Ansätze zum Thema Leben gewählt.
Und auch hier wird die synergetische Energie durch Merlau/Thomas dem Hörer mit einer unterschwelligen Intensität in das Gehör transportiert. Denn etwas ist bei Punktown, seinen bizarren Geschichten und all seiner Surrealität schon fast erschreckend:
Der Bezug zu unserem realen Leben ist in nahezu jedem Moment herstellbar.
Kraftvolle Geschichten mit exzellenten Sprechern und Schauspielern präsentieren Audiounterhaltung auf einem neuen, sehr hohem Niveau.
Vielleicht spricht diese Form der Hörkunst nicht jeden an, trotzdem kann und darf ich Punktown uneingeschränkt empfehlen.
Die (bislang) beste Produktion aus dem Hause Lausch!