Titania Special - Fröhliche Weihachten, Mr. Scrooge!

  • Die Weihnachtsfeiertage liegen gerade hinter uns, aber dieses Review veröffentliche ich trotzdem noch hier, denn am 1. Weihnachtstag habe ich endlich das Hörspiel "Fröhliche Weihnachten, Mr. Scrooge!" von Titania Medien gehört, welches schon seit längerem auf meiner Liste stand. Die Geschichte dürte bekannt sein - trotzdem hier noch einmal


    DIE STORY


    Heiliger Abend, 1843 in London: Ebenezer Scrooge ist ein alter, verhasster Geschäftsmann, der niemandem gegenüber eine Spur von Mitgefühl zeigt. Für seinen Neffen, der ihm, wie jedes Jahr, "Fröhliche Weinachten" wünscht, hat er nur ein verächtliches "Humbug!" übrig, seinen Buchhalter, Bob Cratchit, bezahlt er viel zu wenig, so der er kaum seine Familie ernähren und Medikamente für seinen kranken Sohn Tiny Tim besorgen kann und die Anfrage zweiter Gentleman nach "Spenden für die Armen und Bedürftigen" lehnt er mit der zynischen Bemerkung ab, ob es denn keine "Gefängnisse und Arbeitshäuser" gäbe, wo die Ärmsten der Armen sich hinwenden können. Kurzum: Scrooge ist ein Ekel! Doch dann erhält er in eben dieser Nacht Besuch von seinem ehemaligen Geschäftspartner Jacob Marley. Das wäre nichts besonders, doch Marley ist schon seit sieben Jahren tot und erscheint ihm als Geist in Ketten. Er kündigt an, dass er auch so enden wird, wenn er nicht sein Leben ändert. Außerdem teilt er Scrooge mit, dass er noch in dieser Nacht Besuch von drei Geistern erhält - den Geist der vergangenen, der gegenwärtigen und der zukünftigen Weihnacht. Scrooge hält das alles für "Humbug!", doch dann taucht der erste Geist auf und nimmt Scrooge mit auf eine Reise in seine Vergangenheit... (Mehr will ich mal nicht verraten, falls doch noch jemand hier ist, der die Geschichte noch nicht kennt)


    DIE SPRECHER


    Christian Rode spricht Ebenezer Scrooge und er spricht ihn gut. Am Anfang voller Bosheit und Verachtung und am Ende... Herbert Schäfer ist als Bob Cratchit zu hören und überzeugt ebenfalls. Daneben hören wir unter anderem noch Daniela Hoffman (Deutsche Stimme von Julia Roberts) als Cratchits Ehefrau Annie, Friedrich Schönfelder als Erzähler und als Geist der vergangenen Weihnacht (in beiden Rollen macht er eine gute Figur), Peer Augustinski (Robin Williams) als Geist der gegenwärtigen Weihnacht, Jürg Löw (Erzähler von "Point Whitmark") als Jacob Marley. Regina Lemnitz (Whoopie Goldberg) als Mrs. Fezziwig und viele andere.


    Doch wirft man einen Blick in die Sprecherliste, fällt einen auf, dass nicht wenige Sprecher Doppel- oder gar Dreifach-Rollen übernommen haben. Friedrich Schönfelder spricht, wie schon erähnt, die Rolle der Erzählers und des Geistes der vergangenen Weihnacht, Lucas Mertens als Tiny Tim, Strassenjunge und Scrooge als Junge, Theresa Mertens als Martha Cratchit und Fanny Scrooge (der Schwester von Ebenezer), Alexander Doering als Neffe Fred und Junger Mr. Scrooge und Heinz Ostermann als Geist der zukünfigen Weihnacht (dem eigens für das Hörspiel einige Worte in den Mund gelegt wurden, da er sowohl in der Buchvorlage als auch in den diversen Verfilmungen bisher stumm geblieben ist, was für ein Hörspiel aber wohl weniger geeignet wäre) und William Fezziwig, dem ehemaligen Lehrherren des jungen Scrooge. Aber auch wenn die ein oder andere Doppelbesetzung kurzzeitig irritiert - als richtig störend habe ich sie nicht empfunden. Man muss sicher auch bedenken, dass das Hörspiel von 2004 ist und Titania damals noch ziemlich am Anfang stand und sich sicher nicht für jede kleinste Rolle einen anderen Sprecher in Studio holen konnte. Und da alle ihre Sache gut machen (bis auf manchmal recht seltsam wirkende Zwischenlaute wie "Ah", "Oh" oder "Hmmm", die zwar ganz natürlich sind, aber doch etwas seltsam wirken und unfreiwillig an "Die drei ???" erinnern, wohl aber mehr der Regie zuzurechnen sind), gibt es hier dennoch kein Grund zur Klage.


    MUSIK UND EFFEKTE


    Auch hier gibt es keinen Grund zur Klage. Beides wirkt zwar teils etwas sparsam, aber immer passend und die Atmosphäre unterstreichend.


    FAZIT


    Egal, ob man die Geschichte kennt oder nicht - eine Empfehlung ist diese Hörspielfassung auf jeden Fall wert. Und das sie trotz der 120 Minuten Länge nicht langweilt, dafür sorgen schon die guten Sprecher, auch wenn manche Doppelbesetzung kurzzeitig irritiert. Auch nicht störend ist, dass einige Kleinigkeiten an der Geschichte verändert wurden. So begegnen Scrooge die Geister bei sich zu Hause, als er schon im Nachthemd im Bett liegt, und nicht im Büro. Das der Geist der zukünfigen Weihnacht eine Sprechrolle bekommen hat, ist für ein Hörspiel natürlich logisch, auch wenn es sicher andere Möglichkeiten gegeben hätte, dies zu bewerkstelligen (Erzähler oder "Selbstgespräch" von Scrooge - aber ob das so toll gewesen wäre?). Auffällig ist auch, dass alle drei Geister hier männlich sind, während zumindest in den Verfilmungen der Geist der vergangenen Weihnacht weiblich war - in der Originalgeschichte wird, meiner Erinnerung nach, aber gar kein Geschlecht erwähnt.


    Das alles sind aber nur Kleinigkeiten und stören den Hörgenuss auf keinen Fall. Deshalb gibt es von mir für dieses Hörspiel eine gute 2!


    Und mit Sicherheit landet es auch im nächsten Jahr wieder im CD-Player...


    PS: Einen kleinen Fehler gibt es auch auf dem Cover. Die Geschichte spielt 1843 in London. Im Hintergrund sind sowohl der "Big Ben" als auch die "Tower Bridge" zu sehen. Beide Bauwerke existierten aber zur damaligen Zeit noch gar nicht...