Radio:Tipp
des Teams der Hörspiel-Freunde
Im "Radio:Tipp" empfiehlt das Team der Hörspiel-Freunde Radiohörspiele,
die in den nächsten Tagen gesendet werden.
Die Empfehlung für den
26.11.2010:
Ab 23:05 Uhr sendet
das Hörspiel
Paradies
von A. L. Kennedy
Produktion: MDR/NDR 2008
Regie: Irene Schuck
Länge: 73 Min.
Mit:
Hannah: Inga Busch
Robert: Matthias Brandt
Simon, Hannahs Bruder: Christian Koerner
Fusselkopf und Gregory: Sven Plate
die Mutter: Elke Domhardt
Vater und Quäkerbart: Thomas Just
Pfleger, Christ 1 und Christ 2: Andreas Keller
Tom und Leichenwäscher 2: Henning Peker
Ehefrau: Conny Wolter
Schaffner: Gerald Schaale
Barkeeper, im Zug: Hans Diehl
Bobby, Stammgast: Martin Olbertz
Zugenthusiast, Zugreisender: Helmut Stange
Seekuh, Zugreisende: Ursula Karusseit
Mrs. Anderson und Puppenfrau: Danne Hoffmann
Kind: Elisabeth Treichel
Pastor: Martin Seifert
Sprecher: Oliver Schwesig
Hannah Luckraft ist Schottin, sechsunddreißig, kinderlos und - wie sie es sieht - eine kühne und begnadete Alkoholikerin. Als sie den Zahnarzt Robert Gardener kennenlernt, verheiratet, eine Tochter, und ebenfalls Trinker, experimentieren sie zwar mit Abstinenzphasen, doch ohne die Weihen der Spirituosen verliert das Leben jeden Glanz. Um dem Krankenhaus zu entgehen - sie ist gefallen und hat sich das Gesicht aufgeschlagen -, sucht Hannah Unterschlupf in der Familie ihres Bruders, der Arzt ist. Er bringt sie zur Entziehung in die Clear Spring Clinic im Westen Kanadas. Nach acht Tagen scheinbar gutwilligen Patientendaseins, gelingt es ihr, sich Geld zu beschaffen und zu fliehen; sie kehrt auf dem Umweg über Budapest nach London zurück. Die Gegenwartshandlung setzt ein, als sie im Frühstücksraum eines schäbigen Hotels versucht, die Orientierung zurückzugewinnen: Das Benehmen eines der Gäste lässt darauf schließen, dass sie letzte Nacht mit ihm geschlafen hat. Anhaltspunkte dafür, wer der Mensch sein könnte, mit dessen Kreditkarte sie bezahlt, hat sie allerdings keine. Und trotzdem: immerhin trinkt sie den Whiskey aus dem Zahnputzbecher und nicht aus der Flasche. - In ihrer Lieblingsbar begegnet sie Robert wieder, der ihr vorwirft, plötzlich verschwunden zu sein, und die Beziehung beenden und zu seiner Familie zurückkehren will. Mehrere verzweifelte Anläufe, Robert zurückzugewinnen, schlagen fehl, bis sie zu der Überzeugung gelangt, Robert sei zum Entzug in ihrer alten Klinik in Kanada. Sie verhökert ihren spärlichen Besitz und macht sich auf die Reise zu ihm. Im Panorama-Wagen des Trans-Canada-Express auf dem Weg von Montreal nach Westen findet sie endgültig nicht mehr in die Wirklichkeit zurück, bis sie in der Clear Spring Clinic wieder zu Bewusstsein kommt. Sie ist wieder da, oder immer noch.
Immer ist sie sich wie im Paradies vorgekommen, wenn sie durch eine pittoreske Landschaft fuhr, die Haut ihres Geliebten spürte oder den Whiskey auf ihrer Zunge. Doch nie war dieser Zustand von Dauer, kaum zusammengesetzt voller Phantasie und Intelligenz, zerspringt das Bild wieder in tausend Splitter. Das Paradies und die Hölle, Glück und Verzweiflung liegen zu dicht beieinander.