Lasst die Kadaver bräunen

  • Falls heute abend noch jemand Lust auf eine unterhaltsame Radioursendung hat. 1Live hätte heute ab 23.00 Uhr folgendes im Angebot:


    Lasst die Kadaver bräunen
    von Jean-Patrick Manchette und Jean-Pierre Bastid


    Produktion: WDR 2008
    Regie: Silke Hildebrandt
    Bearbeitung: Silke Hildebrandt
    Länge: 47 Min.


    Mit: Marion Breckwoldt, Sylvester Groth, Max Simonischek, Götz Schulte, Andreas Grothgar, Sebastian Kromberg, Martin Meincke, Tanja Schleiff, Camilla Renschke, Jörg Dippe, Wolfgang Rüter, Reinhard Schulert, Thomas Krümme


    Luce, exzentrische Malerin und Anarchistin, hat in einem halbverfallenen Weiler in Südfrankreich einen Kreis aus Künstlern und Bohemiens um sich versammelt. Darunter auch drei Gangster, die in der Nähe einen gepanzerten Geldtransporter überfallen haben. Der abgeschiedene Ort und die antibürgerliche Kommune erscheinen ihnen als ideales Versteck für sich und ihre Beute. Doch die Gesellschaft zieht die Aufmerksamkeit der Polizei auf sich. Denn eine der anwesenden Frauen ist mit ihrem Kind auf der Flucht vor ihrem Ehemann, der sie wegen "Kindesentziehung" suchen lässt. Die Dorf-Gendarmerie wittert hier ihren großen Fang - ohne zu ahnen, dass sich weit größere Fische auf dem Anwesen verstecken. Als zwei Polizisten auf dem Hof auftauchen, beginnt ein blutiger Showdown.


    Der erste Kriminalroman von Jean-Patrick Manchette, dem Begründer des "Neo-Polar" - der französischen Antwort auf den amerikanischen hard-boiled Krimi.



    Jean-Patrick Manchette, geboren 1942 in Marseille, arbeitete auch als Übersetzer, Journalist und Drehbuchautor. Viele seiner Bücher wurden verfilmt. Manchette starb 1995 in Paris.


    Jean-Pierre Bastid, geboren 1937 in Montreuil, Frankreich. Er ist Film- und Fernsehregisseur und Schriftsteller. Neben zahlreichen Romanen und Filmen hat er auch Theaterstücke veröffentlicht.




    Eine actionreiche Geschichte ohne große Schnörkel. Der Plot ist zwar sehr gradlinig, hat aber eine nette Grundidee, die von Silke Hildebrandt auch mit ordentlich Tempo für den Funk eingerichtet wurde. Der Fokus liegt hier klar auf der Hinführung auf das dicke Finale, dass dann prägnant, aber vielleicht etwas zu kurz geraten ist.


    Die Umsetzung überzeugt weitestgehend. Die Sprecher sind gut gewählt und erfüllen ihre Rollen mit sehr viel Leben, was viel zur Glaubwürdigkeit der Geschichte beiträgt. Auch die akustische Auskleidung durch die Geräuschkulisse ist sehr nachvollziehbar. Störend sind nur die ständigen Zeitansagen, die nicht über die Handlung gelegt wurden, sondern komplett eigentständig sind und den Hörer jedesmal aus der Geschichte reißen.


    Wenn ich es richtig sehe, ist es ja nicht nur Manchettes Debüt als Autor, sondern auch Silke Hildebrandts erste Radioproduktion. Der Einstand ist jedenfalls gelungen, auch wenn das ein oder andere Quentchen noch kommen könnte.



    Wer temporeiche Geschichten ohne sperrige Wendungen mag, sollte hier ein Ohr riskieren.


    Meine Wertung: + + +