Hard Case Crime - Abschied ohne Küsse (argon)

  • Joe Hope ist am Boden zerstört, sein Leben macht keinen Sinn mehr, denn seine Tochter ist tot. Wurde sie ermordet? Alles deutet darauf hin und nun will der Geldeintreiber den Mörder seiner Tochter finden, doch da gibt es ein Problem, denn er gerät selber in den Verdacht der Täter zu sein. Kann er die Anschuldigungen widerlegen und den wahren Täter finden und der Polizei übergeben? Joe macht sich auf, um seine Tochter zu rächen!


    - Meinung -


    Allan Guthries Pulp-Kracher ist nichts für schwache Nerven, denn hier geht es richtig zur Sache. Harte Action, derbe Sprüche, toughe Kerle und Bräute und mittendrin ein verzweifelter Mann auf einem Rachefeldzug. Inhaltlich ist das hier natürlich kein literarisches Meisterwerk, aber das erwartet auch niemand, der Hard Case Crime kauft. Hier setzt man eher auf Gewalt, Sex und Drogen und das gibt es hier im Überfluss und wer es ein paar Nummern härter mag und das eine oder andere Schimpfwort abkann, der sich von Guthries Werk gut unterhalten fühlen.


    Reiner Schöne ist wieder der Erzähler und eine bessere Wahl hätten die Macher schlicht und ergreifend nicht treffen können. Seit Sin City ist das hier das perfekte Genre für Schöne, denn er verlieh schon dem beinharten "Marv" (gespielt von Mickey Rourke) den perfekten Klang, bei diesen pulpigen Crimestories kann sich seine rauhe Stimme gnadenlos austoben, doch das wird nicht auf Biegen und Brechen gemacht. Reiner Schöne versucht auch die weiblichen Charaktere mit passender Betonung zu sprechen, was ihm weitestgehend gelingt, das ist für einen Mann mit seiner Stimme natürlich kein einfaches Unterfangen. Insgesamt kann man mit seiner Darbietung aber mehr als zufrieden sein, er bietet eine starke Vorstellung.


    Untermalung gibt es hier keine, aber dank der spannenden Story und der hervorragenden Leistung Schönes, kommt diese Produktion auch mühelos ohne zusätzliche Musiken oder sogar Geräusche aus. Klar, ein paar Stück aus der damaligen Zeit hätten nicht geschadet, aber es geht auch so ohne Probleme.


    Der zweite Eintrag innerhalb dieser Serie überzeugt voll und ganz und kommt sogar eine Spur härter als der Vorgänger daher. Darauf sollte man sich aber auch einstellen, wenn man sich den Kauf dieses Hörbuchs vorgenommen hat. Ich kann diesen Pulp-Kracher jedenfalls volld und ganz empfehlen, denn hier wird beinharte Unterhaltung geboten.


    Amazon.de

  • Einmal das Wort "Pulp-Fiction" bei Wikipedia nachgeschlagen, findet sich dort schnell die wenig schöne Umschreibung "Schundliteratur". Das klingt zunächst mal recht wenig einladend. Warum sollte man sich ausgerechnet solch ein Hörbuch antun?


    Die Antwort gibt es hier!


    Argument Nummer eins: Reiner Schöne. Einigen ist der Name vielleicht nicht ganz unbekannt. Ein recht vielseitiges Talent in Schauspielerei, Synchronkunst und zu diesem beiden gehört natürlich auch die die Kunst des Erzählens. Man kennt ihn unter anderem als die deutsche Stimme von Darth Vader (Episode III) oder von Mickey Rourke in Sin City.
    Es mag vielleicht eine Menge anderer Stimmen geben, die sich ebenfalls wunderbar zum Gesicht dieser Geschichte fügen würden, Rainer Schöne erscheint mir nach dem Hören allerdings die sprichwörtliche Faust aufs Auge zu sein. Nicht nur die Stimme, auch der ganze Rest passt. Vortrefflich schafft er es nämlich Leben in die Geschichte und Figuren zu bringen.


    Argument Nummer zwei: Das lockere Sprachniveau, das sich alles andere als auf hohem Niveau bewegt und damit wunderbar zum gewählten Milieu passt. Hier geht es nicht um ein Verbrechen in hochbetuchten Kreis, sondern im kriminellen Grenzbereich. Dadurch ergibt sich ganz automatisch eine Leichtigkeit im Erzählfluss, die sich als sehr angenehm darstellt - vor allem dann, wenn man in erster Linie packende und unterhaltsame Krimikst erwartet. Argument Nummer drei: Die Story selbst. Letztlich aber vielleicht das schwächste der drei. Die Geschichte ist vieles, aber nicht sonderlich "schundig". Rasch wird man von der Thematik mitgerissen und sieht sich zusammen mit der Hauptfigur in einer reichlich unschönen Situationen - nämlich unter Mordverdacht. Ab einem gewissem Punkt ist zwar recht vorhersehbar, wer hinter dem ganzen steckt, das warum treibt einen aber weiterhin an. Und dazu gesellen sich dann noch diverse weitere Überraschungen, insbesondere am Ende kommt es nochmals knüppeldick und es ist nicht übertrieben von regelrecht nervenzerfetzender Spannung zu sprechen. Keine Musik- oder Effektuntermalung. Somit eine reine Lesung.


    Fazit: 4 CDs, die mir ordentlich Spaß bereitet haben. Manche Krimis kommen eher bieder daher, manche sind regelrechte Langweiler, manche leben allein vom Bodycount. Dieser setzt von der ersten Minute an auf eine interessante Hauptfigur, die sich urplötzlich in einer auf gut deutsch vollkommen beschissenen Situation wiederfindet und diese bis zum Ende begleitet. Vielleicht literarisch nicht mit höchstem Anspruch, aber bestens unterhaltend. Insbesondere wegen der vorzüglichen Erzählerleistung Rainer Schönes.