Schattenreich Nr. 4 - Nachthauch (Lübbe Audio)

  • Christian (Alexander Scheer) findet heraus, dass weit mehr hinter den sogenannten "Titanen" steckt, zu denen er selber gehört und er erfährt, dass sich zwei rivalisierende Mächte bekämpfen. Zu welcher Seite gehört er? Welches Ziel verfolgen beide Parteien? Christian muss sich fragen, wer noch seine Freunde sind und wie er Antworten auf seine Fragen bekommen kann. Seine Reise ins Unbekannte geht weiter...


    - Meinung -


    So langsam macht es "klick" und die Antworten trudeln ein bzw. der Hörer kann ahnen in welche Richtung es geht. Ägypten ist immer prominenter vertreten, Namen wie Horus und Isis fallen und die Lage spitzt sich weiter zu. Innerhalb der nächsten Folgen dürfte es zum Finale kommen und der Hörer dürfte wissen, worum es geht. Es ist aber schon ziemlich spannend, wie Christian, mit dem man richtig mitfiebert, hinter die Rätsel kommt und langsam an Durchblick gewinnt. Als Hörer versetzt man sich in ihn hinein und je mehr er erfährt, desto mehr erfährt man selber logischerweise auch. Die Spannung der vorherigen Folgen konnte man sich also erhalten und alle schrägen und undurchsichtigen Charaktere sind auch wieder mit von der Partie, inhaltlich also eine weitere Hetzjagd zwischen Traum und Wachzustand.


    Sprechertechnisch großes Kino, wie man es von STIL kennt. Alexander Scheer, der in Sachen Hörspiele eigentlich eher ein "no name" ist, wird von Folge zu Folge besser und er schafft es bereits jetzt die Last einer Hauptrolle auf seinen Schultern zu tragen. Die weiblichen Hauptrollen werden von Anna Thalbach und Anne Moll gesprochen, die sich auch hinter niemandem verstecken müssen und gerade in Anne Molls Fall ist es so, dass ihr eine Rolle in einem Hörspiel besser zu Gesicht steht, als der Part der Erzählerin in einem Hörbuch. Sie kann hier schauspielern und das tut nicht nur ihr gut, sondern auch dem Hörer, der eine ansprechende Leistung serviert bekommt. In den Nebenrollen wird ebenfalls mächtig geklotzt und mit Namen nicht gegeizt. Oliver Rohrbeck, Kaspar Eichel, Gerrit Schmidt-Foss, Daniela Hoffmann, allesamt Hochkaräter und Profis ihrer Zunft. Wirklich eine beeindruckte Besetzung, die auch dementsprechend beeindruckend und motiviert arbeitet. Eine feine Angelegenheit!


    Musik, Musik, Musik! Natürlich der düsteren Sorte und auch wenn hier der Sonic Seducer sicherlich seine Finger mit im Spiel hat, so wird hier nicht einfach nur sinnloses "product placement" betrieben, sondern gezielt gearbeitet. Die Sounds schaffen es entweder selber genug Atmosphäre zu erzeugen oder sie komplimentieren die bereits bestehende Stimmung. In der Hinsicht wurde in diesem Bereich ganze Arbeit geleistet.


    Die qualitative Steigerung setzt sich fort und der Inhalt nimmt größere Ausmaße an, die Serie wird epischer, die Handlung wird in großen Bildern gemalt. Ausserdem werden immer wieder ein paar Antworten geliefert und der Abschluss steht kurz bevor. Für Freunde der düsteren Unterhaltung mit Mystery-Einschlag absolut hörenswert!

  • Christian hat in der Villa Scholl eine seltsame Sternenkarte entdeckt, auf der neben dem Auge des Horus auch das Symbol eines Leuchtturms zu finden ist. Bei seinen Nachforschungen findet er schnell heraus, dass der Leuchtturm auf einer nahegelegenen Insel steht. Was genau verbirgt sich hinter der Konstellation auf der Sternenkarte? Ein Hinweis auf altägyptische Geheimnisse? Bei seiner Suche gerät er immer weiter in einen Strudel dramatischer Geschehnisse...


    Die von Christian in der Villa Scholl entdeckten Sternenkarte dient hier als das antreibende Element. Doch einer wirklich klaren Linie folgt die Handlung trotzdem nicht, obgleich es zu Anfang durchaus den Anschein erweckt. Es gibt allerlei recht harte Sprünge und einiges wirkt auch ziemlich aus dem Zusammenhang gerissen. Exemplarisch sei die Entführung Christians erwähnt. Diese gibt hier eigentlich nur Rätsel auf und ziemlich kurios wird es vor allem dann, als plötzlich auch noch Tina Müller in dieser Situation wie aus dem nichts in Erscheinung tritt. So hat man es auf der einen Seite zwar mit einem hartem Trip - einer wilden Mischung aus Realität, Traum- und Gedankenwelt - zu tun, welcher auch ziemlich stark umgesetzt wird, auf der anderen Seite gibt es aber immer wieder Elemente, die nicht recht ins Bild passen wollen und so einen etwas faden Beigeschmack hinterlassen. Letzteres war zwar zu Anfang der Serie deutlich ausgeprägter und hatte da schon fast ein wenig den Eindruck des wilden zusammenkleistern von düsteren Szenen, was so hier sicherlich nicht der Fall ist. Der Zugang gelingt aber dennoch nur bedingt, vor allem da zu vieles noch in der Luft hängt und man bisweilen das Gefühl hat, dass ab und an logische Verkettungen zugunsten des mysteriösen Faktors geopfert werden. Vielleicht mag sich das zu einem späteren Zeitpunkt tatsächlich noch ändern, aber momentan bleibt so nur ein zwiegespaltener Eindruck zurück:
    Einerseits eine atemberaubende und zu keinem Zeitpunkt langweilige Umsetzung. So gelingt es irgendwie dennoch immer wieder Neugier zu wecken. Andererseits würde ich mir doch bisweilen etwas mehr an inhaltlicher Substanz wünschen. Momentan ist da einfach noch zu vieles schlicht und ergreifend wirr.


    Erneut lastet viel auf Alexander Scheers Schultern und irgendwie hat man das Gefühl, dass er immer besser wird. Dazu die bekannten Nebenfiguren wie die undurchsichtige Reporterin Tina Müller (gesprochen von Anna Thalbach), die Polizistin Alexa Voss (Anne Moll), Dr. Bruno Schwab (Volker Brandt) oder Adrian Bloch (Norman Matt). Gelungene Leistungen, auch wenn mir die Charaktere allesamt eine Spur zu geheimnisvoll erscheinen. Zudem hat man noch bekannte Leute wie Oliver Rohrbeck, Kaspar Eichel und Gerrit Schmidt-Foss an Bord. Da kann eigentlich nichts schief gehen und das tut es auch nicht.


    Bei der Musik stützt man sich weiterhin auf die Mischung aus Gothic-Stücken von Szene-Bands wie Secret Discovery, In Extremo oder Qntal und Kutna Hora zum einem und Orchestermusik des Berliner Filmorchesters und Kammerchors zum anderen. Diese Mischung gefällt mir zunehmend richtig gut, vor allem, da die Gothic-Stücke zumeist sehr passend ins Geschehen integriert werden (sei es z.B. als Radio- oder Partymusik). Zum Serienkonzept passt es ja ohnehin allemal.
    Die Effekte sind erstklassig, wie man es von STIL nicht anders kennt. Tolle Bearbeitung.


    Fazit: Genial umgesetzt, aber letztlich doch eine sehr spezielle Thematik, zu der man wohl einfach den richtigen Draht haben muss, der mir scheinbar ein wenig zu fehlen scheint. Zumindest stellt sich die ganz große Begeisterung nach wie vor nicht ein. Offene Fragen - nicht nur, was das große Ganze anbelangt - bleiben jede Menge. So ist dieses Hörspiel eine Gratwanderung, wobei man sich für meinen Geschmack etwas zu sehr der mysteriösen Seite zuwendet. Wer aber Spaß an einem düsterem Trip, eine Mixtour aus Realität und Traum hat, der kann hier durchaus zugreifen, denn die Umsetzung zieht einen absolu in ihren Bann. Aber Vorsicht: Am Ende erwartet einen hier ein böser Cliffhanger.


    Note 2